15. Streiche und andere Gemeinheiten Teil 2

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Draußen schüttete es in Strömen und der Wind peitschte ununterbrochen gegen die Fenster. Es war vier Uhr morgens und Alec war endlich mit seinem Philosophie-Aufsatz fertig geworden.
Er hatte lange darüber gegrübelt, über wen er schreiben sollte. Alec entschied sich letztlich für den einzigartigen und unvergesslichen Physiker Stephen Hawking. Ein Mann, gefangen in seiner eigenen Hülle aus Schmerz und Bewegungslosigkeit. Selbst seine Stimme wurde ihm im Laufe seiner Krankheit genommen. Dennoch gehörte er zu den Menschen unserer Zeit, die mit Hilfe ihrer außergewöhnlichen Gedanken und anerkannten Theorien die Welt der Wissenschaft auf den Kopf gestellt und maßgeblich geprägt haben.
Das erste Buch, das Alec damals von Hawking gelesen hatte, war 'Das Universum in der Nussschale'. Er hatte es an einem einzigen Tag verschlungen, obwohl es mit fünfzehn nicht gerade zu der üblichen Teenager Lektüre gehörte. Am darauffolgenden Tag lieh sich Alec 'Eine kurze Geschichte der Zeit', ein weiteres Meisterwerk von Hawking, aus der Stadtbibliothek aus.
Und jetzt diente dieses Genie Alec als Vorlage für seine Philosophie Hausaufgabe. Um sich entsprechend in Stimmung zu bringen, hatte sich Alec gestern nach dem Abendessen noch die Verfilmung 'Die Entdeckung der Unendlichkeit' auf Netflix angesehen, in dem das Leben und Wirken von Hawking durch den talentierten Edie Redmayne dargestellt wurde. Seinen Aufsatz schloss Alec mit seinem Lieblingszitat ab:

"Erinnert euch daran, nach oben in die Sterne zu blicken und nicht nach unten auf eure Füße! Versucht, dem, was ihr seht, Sinn zu geben, und fragt euch, was das Universum existieren lässt. Seid neugierig. Wie schwierig das Leben auch erscheinen mag, es gibt immer etwas, was ihr tun könnt und worin ihr erfolgreich sein könnt."
Stephen Hawking

Die Wirkung des Koffeins ließ allmählich nach und Alecs Müdigkeit machte sich wieder bemerkbar. Seine Augen waren gerötet und tränten, er zitterte leicht und sein Gähnen ging ununterbrochen. Wenigstens hatte er gestern nach der Schule noch drei Stunden auf der Couch schlafen können, bis ein mysteriöser Glockenwecker auf dem Couchtisch ihn unsanft geweckt hatte. Wer zum Teufel hatte noch einen Glockenwecker? Er wusste genau, wer dafür verantwortlich war. Bane. Irgendwann würde er..
Bevor Alec sich jedoch weiter über Magnus aufregen konnte, vibrierte sein Handy.
Neugierig griff er nach seinem Smartphone.

4.05 Uhr - Neue Nachricht von Jace :

J: Hey Alec, was meinst du, wie genau Mrs. Roberts das mit den 3000 Wörtern nimmt?

A: Ich denke sie meinte es genauso.
Wieviel hast du denn geschafft?

J : 850.

A: Jace, die Schule beginnt in drei Stunden..

J: Ich weiß, aber ich hab echt keine Ahnung, was ich schreiben soll und Philosophie ist nicht wirklich mein Ding.

A: Wen hast du denn als Vorbild genommen?

J: Captain Kirk.

A: Im Ernst?

J: Ja, wieso?

A: Ich weiß nicht, ob Mrs. Roberts diese Art von Vorbild meinte..

A: Ich finde ihn cool, er ist schließlich der Kommandant der Sternenflotte USS Enterprise.

A: 🙄

J: Wen hast du genommen?

A: Stephen Hawking

J: ? 🤔

A: Der Physiker?

J: Ist das dieser Krüppel mit der Cyborg Stimme?

A: So hätte ich das wohl nie formuliert, aber ja..

J: Damit kann Captain Kirk wohl nicht mithalten?

A: Es geht nicht ums Mithalten, eher um reale Personen.

J: Verdammt. Was mache ich denn jetzt?

A: Ich hab noch etwas Zeit, schick mir deinen Aufsatz einfach per Mail und ich lese mal drüber. Wir haben ja erst in der fünften Stunde Philosophie, das verschafft uns etwas Zeit. Vielleicht kann ich noch was retten.

J: Wirklich?

A: Klar, wofür hat man Freunde?

J: Hast echt was gut bei mir, Alec.
Soll ich dich nachher von zu Hause abholen?

A: Das wäre großartig, bei uns gießt es in Strömen.

J: Ja, bei uns auch. Bis später.

A: Bis dann.

Das einzig Gute daran, dass Alec nicht schlief, war, dass er sich morgens in aller Seelenruhe fertig machen konnte, da alle anderen noch schliefen.
Alec ging ins Badezimmer und regelte die Wassertemperatur in der Dusche auf warm und schlüpfte dann hinein. Er würde nie die Menschen verstehen, die morgens erstmal eine kalte Dusche nahmen. Sicherlich würde es helfen, der Müdigkeit zu trotzen, aber er entschied sich lieber für eine warme, wohltuende Dusche und einen starken Kaffee.

Genussvoll hatte er seine Augen geschlossen und griff blindlings nach dem Duschgel. Er verteilte es großzügig auf seiner Handfläche und rieb sich sanft damit ein. Ein bekannter wohltuender Duft stieg ihm in die Nase. Süßlich, aber nicht aufdringlich und trotzdem männlich. Es roch irgendwie nach.. Magnus. Verwirrt öffnete er die Augen und starrte auf die Tube mit dem Duschgel: 'Taylor Of Old Bond Street - Sandelholz'. Es gehörte Magnus. Fuck. Jetzt roch er wie er. Nicht, dass er schlecht roch, ganz im Gegenteil, musste Alec zugeben. Trotzdem war Magnus der Feind und sein Duschbad zu benutzen und seinen Duft anzunehmen, glich einer Kapitulation. Doch dieses eine Mal musste er sich wohl seinem Schicksal fügen..

"Fuck, Magnus, was soll das?" rief Alec geschockt.
"Ich muss pinkeln." murmelte Magnus verschlafen, als er unangekündigt das Badezimmer betrat. Alec hatte sich geschockt mit dem Gesicht zur Wand gedreht, so dass er Magnus jetzt sein Hinterteil präsentierte, was auch nicht wirklich besser war. Glücklicherweise war die Duschwand aus Glas leicht beschlagen, so dass Alec etwas geschützt vor ungewollten Blicken war.
"Dann geh gefälligst woanders." motzte Alec.
"Ich denke ja nicht dran, das ist schließlich auch mein Badezimmer. "
"Das allerdings gerade belegt ist."
"Wer duscht denn um halb fünf Uhr morgens?"
"Wie es aussieht, war das bis jetzt die einzige Zeit des Tages, wo es mir möglich war, dieses Badezimmer zu benutzen, da du und Izzy es ja ständig beschlagnahmt."
"Du hättest auch einfach mal was sagen können, Lightwood. Aber ich vergaß, du wirfst ja lieber anderen Bälle ins Gesicht."
"War ja klar, dass du jetzt damit kommst."
Augenblicklich hörte Alec einen plätschernen Strahl.
"Was zum Teufel tust du?"
"Wonach hört es sich denn an? Ich hab doch gesagt, ich muss pinkeln."
"Ich glaub es einfach nicht.. "
"Jetzt stell dich nicht so an, Alexander."
Kurze Zeit später hörte Alec erst das Rauschen der Klospülung, dann den Lauf des Wasserhahns und schließlich das Öffnen der Badezimmertür. Erleichtert atmete er auf.
Magnus blieb einen Moment länger als nötig im Türrahmen stehen, bevor er die Tür zu seinem Zimmer wieder schloss.
Alec lehnte seine Stirn gegen die kühlen Wandfliesen, seine Atmung ging unregelmäßig. Was war bloß mit ihm los? Er stellte den Temperaturregler der Dusche nun auf kalt und ließ zitternd das Wasser seinen Rücken hinablaufen.

Magnus hatte sich dicht an Alecs Rücken gepresst und sog nun seinen Geruch hörbar ein. Alec war gerade dabei, sich einen Thermobecher mit Kaffee für die Schule vorzubereiten, als er vor Schreck die Hälfte daneben schüttete.
"Fuck. Was zum Teufel soll das?"
"Dasselbe könnte ich dich fragen. Du riechst extrem gut, besser gesagt, du riechst wie ich." gab Magnus skeptisch zu. Langsam reckte er sich zu Alecs Ohr und flüsterte: „Ich rieche den Geruch von Sandelholz meterweit und ich weiß, dass du nicht der Sandelholz-Typ bist, Lightwood."
Alec spürte die Gänsehaut auf seinem ganzen Körper. Er drehte sich widerwillig zu Magnus um und blickte in funkelnde karamell farbene Augen. „Es war ein Versehen. Ich habe dein Duschbad mit meinem verwechselt. Reg dich ab, kommt ganz sicher nie wieder vor."
"Ein Versehen, so so. Du meinst so ein Versehen, wie in meiner Bettwäsche zu schlafen.."
Alec schluckte schwer und hielt es für das Beste, nicht darauf einzugehen und antwortete stattdessen mit einem genervten Augenrollen.
"Oh bitte entschuldigen Sie, wenn ich Sie langweile, Mr. Lightwood, aber ich bin es langsam leid, meine Sachen mit Ihnen zu teilen. Wenn du schon beschließt, mir nachzueifern, dann-"
"Bist du fertig?" unterbrach ihn Alec kühl.
"Fast. Ich finde, es fehlt noch der letzte Schliff." Magnus kam Alecs Gesicht gefährlich nahe.
"Tut mir leid, aber ich spreche kein kryptisch." antwortete Alec verwirrt.
"Ist auch nicht nötig. Es ist amüsanter, wenn du es hautnah miterlebst.."

Another Malec Story - Modern FamilyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt