12. White Party Teil 2

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Der Alkohol hatte seine Wirkung nicht verfehlt. Alec konnte sich nicht erinnern, wieviel Zeit vergangen war, als er endlich merkte, dass er auf dem Tisch tanzte. Wieso tat er das? Er tanzte nicht. Niemals. Schon gar nicht auf Tischen. Und wer war die Tussi, die sich an ihm rieb? Um sie herum gröhlten die Partygäste und prosteten Alec lautstark zu. Er sprang vom Tisch und ging in die Küche zurück. Wo war schon wieder seine Flasche? Magnus Bane stand plötzlich neben ihm und stützte sich mit einem Arm an der Kücheninsel ab. Alec starrte auf seine Hand.
„Du schuldest mir noch was, Alexander," sagte Magnus. Alec zog seine Augenbrauen fragend zusammen. „Ich kann mich nicht erinnern, mir Geld von dir geliehen zu haben." brabbelte er wirr.
Magnus lachte leise. „Du weißt, dass ich das nicht meine. Du schuldest mir noch einen Kuss."
Alec schluckte schwer und wurde wieder schlagartig an das Szenario im Badezimmer erinnert. Hatte der Typ ihm wohl auch was geschuldet? Alec schüttelte benommen den Kopf. Er wollte das Ganze doch vergessen. „Da kannst du lange warten, Bane." erwiderte er kurz angebunden und kehrte Magnus den Rücken zu. Er musste hier schleunigst raus. Alec hatte plötzlich das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen. Er flüchtete in den Flur und schaute sich hilflos um.
Auf einmal stand Magnus vor ihm und versperrte Alec den Weg. Wie machte dieser Typ das immer? Alec war verwirrt. Alles drehte sich. Er wollte sich an Magnus vorbei drängen, doch dieser ließ ihn nicht durch.
„Einen Kuss, Alexander. Zwei Lippen, die innig aufeinander treffen. Du weißt doch wie das geht, oder?"
„Natürlich weiß ich das!" fauchte Alec. Seine Augen verengten sich. „Und nenn' mich nicht so!"
„Hmm.." Magnus legte sich eine Hand an sein Kinn als würde er überlegen. „Du hast Recht. Ich wollte dich ja Feigling nennen."
„Ich bin kein Feigling!" motzte Alec.
„Dann beweis' es und küss' mich!"
„Ich hab doch überhaupt nicht mitgespielt!"
„Ich hab doch überhaupt nicht mitgespielt," äffte Magnus ihn nach. „Feigling, sag' ich doch!"
„Fick dich, Bane!" fauchte Alec und kam Magnus Gesicht gefährlich nahe.
Magnus lachte nur hämisch. „Gut gekontert, Feigling."
Alecs Gesicht wurde tiefrot vor Wut. Er holte tief Luft und beschloss, dass er es auf den Alkohol schieben würde, wenn ihm jetzt die Hand ausrutschte. Doch bevor er sein Vorhaben in die Tat umsetzen konnte, hörte er die Stimme seiner Schwester. "Alec, das reicht!" befahl sie und schob ihn rückwärts.
Sie legte ihm sanft die Hände auf die Brust und betrachtete ihn besorgt. „Was ist denn los mit dir?"
„Was mit mir los ist? Er hat angefangen!"
„Er hat angefangen," äffte Magnus erneut.
„Was bist du? Ein verfickter Papagei?" schrie Alec und wollte sich an Izzy vorbeidrängen, denn seine Hand zuckte unkontrolliert. Doch Izzy blieb standhaft und hielt Alec im Zaum. Magnus bewegte seine Arme in einer Hühnchengeste, was Alec nur noch wütender machte.
„Genug!" schrie Izzy. „Ihr beide!" Sie schaute wütend zwischen ihrem Bruder und ihrem Stiefbruder hin und her, die sich beide anfunkelten.
„Alec, du hattest genug." Bevor er etwas erwidern konnte, hatte sie ihn in das kleine Gästebad neben der Treppe geschoben. Das Bad war nur mit einer Toilette und einem Waschbecken ausgestattet. Unsanft schob Izzy Alec weiter, bis er sich auf den geschlossenen Toilettendeckel setzte und sein Gesicht in seinen Händen vergrub. Magnus lehnte neugierig in der Tür.
„Sag' du mir nicht, wann ich genug ha-" Alec konnte nicht weitersprechen. Er riss seine Augen auf, beugte sich über das kleine Waschbecken und übergab sich in einem Strahl hinein. Izzy starrte ihn entsetzt an, während Magnus laut auflachte und dann neben sein Ohr hauchte: „Weißt du was, Feigling? Ich nehme den Kuss lieber ein anderes Mal!"
„Hau' ab, Magnus!" schrie Izzy ihn an und er verkrümelte sich grinsend.

Alec sackte leicht zusammen und stöhnte, doch Izzy fing ihn ab. Simon eilte herbei und gemeinsam schafften sie ihn nach oben in sein Zimmer. Simon half Izzy, den halb bewusstlosen Alec bis auf seine Boxershorts auszuziehen und ihn dann zuzudecken. Alec drehte sich weg und schloss erleichtert die Augen. Izzy schloss leise die Tür hinter und fand sich nun allein mit Simon im Flur wieder. „Danke, Simon."
„Das war doch selbstverständlich."
„Nein, war es nicht. Du bist wirklich ein guter Freund für Alec."
Simon lächelte unbeholfen. „Sehr gerne."
Izzy betrachtete Simon neugierig. Er wurde nervös und begann, zu zappeln. „W-was ist?" fragte er stotternd. Sie lächelte sanft und tippte ihm auf die Wange. „Du hast da so ein süßes Grübchen, wenn du lachst." Damit ging sie einfach die Treppe wieder runter und ließ einen verdatterten Simon mit seiner Hand an der Wange stehen.

Unten angekommen traf sie auf Magnus. „Wo ist denn unser Kotzbrocken?" fragte dieser und lachte. Isabelle war nicht nach Scherzen zumute. „Mags, es reicht. Ich weiß, ihr könnt euch nicht ausstehen, aber hör' auf, ihn zu provozieren." fuhr sie ihn an.
„Mensch, Izzy! Ich hab doch nur ein bisschen Spaß gemacht!" schleimte er.
„Es war aber nicht mehr lustig!"
„Okay, okay," beschwichtigend hob er die Hände. „Geht es ihm denn jetzt wieder besser?"
„Ja, wir haben ihn in sein Bett gebracht. Er schläft jetzt. Ich lege mich auch bald hin. Drei Nächte hintereinander sind echt hart."
„Oh, Süße," sagte Magnus und legte den Arm
um sie. „Du hast noch keine Ferien hier verbracht." Er knuddelte sie liebevoll und Izzy musste unwillkürlich lachen.

Eine Stunde später waren nur noch wenige betrunkene Gestalten im Haus unterwegs. Izzy war, kurz nachdem sie Alec ins Bett verfrachtet hatte, auch in ihrem Zimmer verschwunden. Magnus ging langsam nach oben und versuchte, nicht über leere Bierflaschen zu stolpern. Auf dem Sessel vor seinem Treppenabsatz saß ein besoffener Typ in kurzer weißer Hose und offenem weißen Hemd.
„Alles klar, Mann?" fragte Magnus ihn.
„Müüüde," lallte der Typ.
Magnus hob eine Augenbraue und half dem Typen dann hoch. „Dann wollen wir mal sehen, ob wir ein Schlafplätzchen für dich finden." sagte er, während sie zu zweit die Treppe nach oben gingen.

Oben vor dem Badezimmer sagte Magnus: „Du kannst dort in diesem Zimmer schlafen. Allerdings ist die Heizung kaputt und läuft auf voller Tour."
„Im Sommer?" lallte der Typ.
„Ja, ist eine lange Geschichte. Man kann da nur in Boxershorts pennen."
Ohne lange nachzufragen, zog der Typ sich langsam aus. Magnus hob netterweise seine Klamotten auf und schob ihn dann leise durch die Tür. Der Typ legte sich ins Bett, zog die Decke über sich und pennte sofort ein.

Dass eine andere Gestalt neben ihm sich rastlos bewegte, bemerkte er in seinem Zustand gar nicht. Magnus hingegen nahm die Klamotten des Typen und ließ erst die Hose und weiter zur Tür hin noch das Hemd fallen. Mit einem teuflischen Grinsen zog er die Tür hinter sich zu. Alec würde auf jeden Fall ein interessantes Erwachen haben.

Another Malec Story - Modern FamilyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt