58. Tiefe Abgründe Teil 2

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Oben schob Alec seinen Stuhl vor seine Zimmertür, er musste Adam unbedingt nach dem Schlüssel fragen. Die Badezimmertür schloss er ab und legte sich auf sein Bett.
Seine Brust schmerzte. Er konnte Magnus beim Abendessen nicht einmal ansehen, es tat einfach zu weh. Dann noch sein Geruch und seine Stimme..
Tief atmend schloss er die Augen und spürte schon, wie eine Träne aus seinem Augenwinkel quoll.

Ein Klopfen an seiner Zimmertür ließ ihn hochschrecken, dann versuchte jemand, die Tür zu öffnen, doch der Stuhl tat seinen Dienst.
„Alexander?" hörte er von der anderen Seite gedämpft.
Alec legte sich wieder zurück auf sein Bett und betete, dass Magnus einfach nur ging.
Es schien, als hätte er seine Gebete erhört, denn kurze Zeit später ließ das Klappen von Magnus' Tür darauf schließen, dass dieser gegangen war.

Wieder klopfte es, dieses Mal an seiner Badezimmertür. Alec verkrampfte sich augenblicklich, reagierte jedoch nicht.
„Alexander, können wir bitte reden?" fragte Magnus von der anderen Seite.
Alec kniff seine Augen zusammen und dachte seine Antwort nur. ‚Es gibt nichts zu reden.'
„Es tut mir leid, ich war ein richtiges Arschloch."
‚Das warst du wirklich.'
„Und was ich gesagt habe, das habe ich nicht so gemeint."
Alec biss sich auf die Zunge, denn gern hätte er Magnus jetzt doch geantwortet. ‚Doch, du meinst immer, was du sagst.'
Stille hinter der Tür.
„Alexander, bitte." Magnus' Stimme klang gedämpft und schwach, als müsse er mit den Tränen kämpfen.

Alec nahm sein Kissen und legte es sich über die Ohren. Er konnte das nicht hören. Er wollte das nicht hören. Er wollte einfach nur, dass Magnus ihn in Ruhe ließ.

Magnus klopfte fast zwanzig Minuten an die Badezimmertür zu Alecs Zimmer, doch er bekam keine Antwort. Verzweifelt fuhr er sich durch die Haare. Er wollte doch nur mit ihm reden und ihn um Entschuldigung bitten.
Betrübt ging er in sein Zimmer zurück und ließ sich auf sein Bett fallen.

Nun klopfte es an seiner Zimmertür. „Magnus?" hörte er Izzys Stimme.
Schnell wischte er sich über die Wangen, um nicht allzu verquollen auszusehen. „Ja, komm' rein." rief er und streckte sich möglichst lässig auf dem Bett aus.
Izzy kam mit einem verwunderten Gesichtsausdruck in sein Zimmer.
„Was ist los, Isabelle?" fragte Magnus und klopfte auf sein Bett, um ihr anzudeuten, dass sie sich setzen sollte.
Izzy ließ sich im Schneidersitz auf seinem Bett nieder und fragte: „Wieso hat Alec seine Tür verrammelt?"
„Hat er das?" fragte Magnus gespielt ahnungslos.
„Ja, scheint, dass er einen Stuhl vor die Tür gestellt hat."
„Naja, vielleicht möchte er einfach seine Ruhe haben. Schließlich ging es ihm nicht gut."
„Ist denn seine Tür zum Bad auch zu?" fragte Izzy und wollte schon aufspringen, um nachzusehen, doch Magnus hielt sie am Arm fest.
„Isabelle, wenn er seine Tür nicht öffnet, ist es vielleicht gerade keine gute Idee, sich durch's Bad reinzuschleichen. Außerdem kann er diese Tür abschließen, immerhin ist es ein Badezimmer."
Izzy lehnte sich wieder zurück und kaute nachdenklich auf ihrer Lippe. „Vermutlich hast du recht."
„Natürlich habe ich recht."

Izzy schreckte zusammen, als wäre ihr gerade etwas Wichtiges eingefallen und drehte sich zu Magnus. „Was war das vorhin?"
Magnus schaute sie fragend an. „Was jetzt genau?"
„Die Lüge."
„Welche Lüge?"
„Magnus, verarsch mich nicht. Wieso hast du gesagt, Alec hätte dich nach Hause gefahren?"
„Ach.. das."
„Ja.. das! Warum hast du nicht die Wahrheit erzählt?"
Betreten starrte Magnus auf seine Bettdecke. „Naja, dann hätte ich alles erzählen müssen."
„Mit alles meinst du wohl diese miese Aktion auf dem Turm?"
„Ja.." gestand er.
„Magnus, das war wirklich unterste Schublade. Selbst für dich. Alec hat wirklich schlimme Höhenangst, wusstest du das nicht?"
„Nein, woher denn?"
„Ich dachte, er hätte dir das mal erzählt. Immerhin habt ihr in letzter Zeit so viel zusammen rumgehangen.."
„Ich wusste es wirklich nicht, Isabelle."
Nachdenklich beobachte sie Magnus und seufzte schwer.
„Okay, ich glaube dir. Und was war dann hier zu Hause?"
„Was meinst du?"
„Ihr müsst euch doch noch gesehen haben. Simon meinte, an Alecs Auto war noch Licht an, also saß er vermutlich noch drin, als ihr ankamt."
Magnus kratzte sich am Hinterkopf.
„Nein, war er nicht." log er.
„Er hatte vergessen, das Licht an seinem Auto auszumachen?"
„Scheint so.."
„Und wieso konnte er dann heute früh wegfahren? Wäre dann nicht die Batterie leer?"
„Ich hab das Licht ausgemacht. Mir fiel es auf und dann habe ich es ausgemacht."
Izzy sah Magnus skeptisch an. Sie fühlte ganz stark, dass Magnus ihr nicht die Wahrheit sagte, aber sie wusste einfach nicht, warum.
„Und ihr habt euch nicht mehr gesehen?"
Magnus rollte mit den Augen. „Wird das jetzt hier ein Verhör?" fragte er jetzt genervt.
Izzy seufzte. „Tut mir leid, Magnus. Ich dachte nur, ihr hättet das hinter euch."
„Was?"
„Na, dieses Wer-hat-den-Größeren oder was auch immer ihr da vorher für ein Konkurrenzding am Laufen hattet."

Magnus musste sich kurz ein Grinsen verkneifen.
Sicherlich hatten Alec und er sich einige Streiche geliefert, aber zumindest für Magnus ging es nie um Konkurrenz und wer den Größeren von beiden hatte, war ihm herzlich egal. Er fand auf jeden Fall, dass Alexander den Schöneren hatte.
Dieser Gedanke löste ein erneutes Stechen in seiner Brust aus, denn ihm wurde schmerzlich bewusst, dass Alexander nach seiner Aktion von gestern Abend jeglichen Kontakt zu Magnus vermied.

„Hörst du mir überhaupt zu, Magnus?" riss Izzy ihn zurück in die Realität.
„Tut mir leid, Izzy. Also.. alles. Ich war ein richtiges Arschloch und ich will mich auch gar nicht damit raus reden, dass ich zu viel getrunken hatte."
Izzy sah ihn wütend, aber zugleich mitfühlend an. „Was war denn los mit dir? Wieso bist du überhaupt wieder so gemein zu ihm gewesen?"
Magnus seufzte und zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung."
Doch er wusste es ganz genau. Nur konnte er mit Izzy nicht darüber reden, denn das hätte bedeutet, seine und Alexanders Beziehung zu offenbaren. Wenn diese überhaupt noch existierte..

„Mensch, Magnus. Entschuldige dich bei ihm und mach solchen Mist nicht nochmal." sagte Izzy ermahnend, umarmte ihn aber schließlich.
Magnus schluckte schwer und kämpfte mit den Tränen. Er wünschte, es wäre so einfach. Doch irgendetwas sagte ihm, dass es genau das nicht werden würde.

Izzy wünschte Magnus eine gute Nacht und ging nach unten in die Küche. Sie trank noch ein Glas Wasser und sagte Maryse und Adam, die gemeinsam auf dem Sofa saßen, noch gute Nacht.
„Alles okay mit Alec?" fragte Maryse.
„Ich denke, er schläft. Ich wollte ihn nicht wecken." sagte Izzy und machte sich wieder auf den Weg in ihr Zimmer.
Im Flur auf der Kommode lag Alecs Kamera. Er musste sie heute Abend dort liegen gelassen haben, nachdem er zurückkam.
Neugierig schaute Izzy die Kamera an und sah, dass der Film darin voll war.

Lächelnd nahm sie die Kamera mit in ihr Zimmer und suchte im Internet, ob es in der Nähe einen Laden gab, der die Bilder entwickeln konnte.

Another Malec Story - Modern FamilyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt