37. Familienausflug Teil 3

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Kichernd und immer noch nackt liefen Magnus und Alec zu ihrem Zelt zurück. Alec fühlte sich regelrecht berauscht nach dem Nacktbaden im See.
Es war verboten und aufregend gewesen und außerdem war Magnus da. Magnus, der ihn vergnügt mit Wasser bespritzte und ausgelassen lachte. Alec hielt kurz inne und stellte fest, dass er sich zum ersten Mal richtig gut fühlte, seit sie nach L.A. gezogen waren.
„Was ist los?" hatte Magnus ihn gefragt.
Alec musste lächeln und sagte nur: „Nichts."
„Du siehst aber nicht aus wie nichts."
„Ich fühle mich einfach nur richtig gut."
Magnus lächelte nun auch und schwamm zu ihm herüber. „Das freut mich, Alexander. Ich mag dich in glücklich am liebsten."
Alec war froh, dass es dunkel war und Magnus nicht sehen konnte, dass er rot wurde. Er war nie jemand gewesen, der gut mit Komplimenten umgehen konnte.
Stattdessen hatte er Magnus verschmitzt angegrinst und ihn dann mit einer riesigen Welle Wasser bespritzt, was eine weitere Schlacht auslöste.

Nun krochen sie in ihr Zelt und trockneten sich ab. Beide zogen sich Boxershorts und T-Shirts an und legten sich auf ihre Schlafsäcke. Alec schaute an die Zeltdecke und starrte gedankenverloren vor sich hin.
„Bist du müde?" fragte Magnus leise.
Alec schüttelte den Kopf, obwohl Magnus es nicht sehen konnte. „Nein, du?"
„Nicht wirklich." seufzte Magnus.
„Wie.." begann Alec, doch unterbrach sich selbst.
„Was?"
„Ach nichts."
Magnus stützte sich auf seinen Arm und sah zu Alec rüber. „Was ist, Alexander?"
„Schon gut."
Entnervt rollte Magnus mit den Augen und rutschte zu ihm auf seinen Schlafsack.
„Was machst du?"
„Ich komme näher, dann scheinst du besser sprechen zu können." antwortete Magnus schlicht und legte sich nun dicht neben Alec auf den Rücken. Er nahm Alecs Hand, zog sie auf seinen Bauch und strich sanft mit seinen Fingern darüber.
„Wie kommst du darauf?"
„Ich denke, ich habe dich einfach schon gut durchschaut."
Alec lachte leise. „Tust du das?"
„Ja. Und du hast etwas auf dem Herzen, also sprich doch einfach mit mir. Dieses verschwiegene Ich-Hab-Nichts-Gehabe steht dir nicht."
Alec seufzte und grübelte kurz. „Wie war dein erstes Mal?" fragte er schließlich leise.
„Mit einer Frau oder einem Mann?"
„Beides?"
Magnus überlegte kurz. „Also, mein erstes Mal überhaupt war mit einer Frau. Camille, wie du dir sicher denken kannst. Es war fantastisch. Ich war fünfzehn, hatte Hormonüberschuss und nach zwei Minuten war alles vorbei." grinste er.
Alec grinste ebenfalls.
„Aber das wurde besser mit der Zeit. Ich bin jetzt schon bei vier Minuten." witzelte Magnus und Alec lachte.
„Mein erstes Mal mit einem Mann war mit Will. Es war ganz anders. Aufregend und sehr.. intim. Das hatte ich mit Camille nie wirklich."
„Warst du.. naja.. also.."
„Was? Top oder Bottom?"
„Nennt man das so?"
„Oh, Alexander. Du hast noch einiges zu lernen."
„Tut mir leid."
„Das war nicht negativ gemeint. Ich finde das sehr spannend. Ich mag beides. Es gibt manche Männer, die mögen nur das eine oder das andere. Aber ich mag beides. Geben und nehmen."
Alec antwortete nicht.
„Bei Will war ich nur Bottom. Es war schmerzhaft am Anfang, wir hatten keine Ahnung, was wir taten. Aber nach einigen Recherchen wussten wir besser Bescheid und es wurde mit jedem Mal schöner."
Alec kaute grüblerisch auf seiner Unterlippe.
„Will wollte nie Bottom sein, ich habe ja schon gesagt, dass ich für ihn nur eine Art Experiment war. Für mich war das anders und ich habe mich ihm vollends hingegeben." Magnus seufzte leise. „Danach war ich immer nur Top. Die anderen.. Angebote, die ich bekam, waren mehr als fein damit."

Eine Weile sagten beide nichts und hingen ihren Gedanken nach. Magnus zeichnete die Linien auf Alecs Hand nach.
„Und du?"
„Ich? Weder noch."
Im Dunkeln rollte Magnus mit den Augen. „Das dachte ich mir fast, nachdem du bis vor einem Monat noch homophob warst. Aber hast du mal mit einer Frau geschlafen?"
Alec räusperte sich verlegen. „Ja." antwortete er nur.
„Aha." machte Magnus.
„Sie hieß Helen. Wir waren auf der gleichen Schule in Boston. Ich war sechzehn und es hat sich auf einer Party ergeben."
„Wie war es?"
„Es war ganz schön, eigentlich. Ich mochte sie, aber wir waren nicht zusammen oder so. Ich denke, ich wollte einfach wissen, wie es ist. Ihr schien es ähnlich zu gehen. Es war warm und weich und schön."
„Und danach?"
„Keine Ahnung, hat sich nicht wieder ergeben."
„Alexander, willst du mir sagen, dass du noch nie richtig verliebt warst?"
Alec überlegte kurz. „Ich denke nicht. Ist das denn schlimm? Wenn ich mir anschaue, wie schwach verliebte Menschen sind, wie verletzlich und dem anderen ausgeliefert, dann bin ich ganz froh, dass mir das erspart bleibt."
„So siehst du das?"
Alec zuckte mit den Schultern. „Ich habe es bei meinen Eltern gesehen. Und wenn ich mir deine Geschichte anhöre, klingt das auch nicht nach einem Happy End." Er wusste nicht, was er weiter dazu sagen sollte.
„Weißt du, es war nicht nur schlecht. Ganz im Gegenteil. Es war wunderschön, mit Camille am Anfang und auch mit Will. Dass es vorbei ging und wehtat, gehört vielleicht einfach dazu. Aber ich möchte einfach daran glauben, dass ich es nochmal erleben darf. Nur ohne das schreckliche Ende. Und darum bin ich einfach vorsichtiger, auf wen ich mich einlasse." sagte Magnus schließlich.

Alec sah im Dunkeln zu ihm, Magnus schaute nach oben und streichelte weiter seine Hand. Aber ließ Magnus sich nicht gerade auf ihn ein?
Bevor Alec den Gedanken weiterverfolgen konnte, fragte Magnus: „Und mit einem Mann?"
„Was? Ich hab dir doch gesagt, dass ich noch nie.."
„Ja, das weiß ich. Aber wenn du es dir vorstellst."
„Keine Ahnung, hab ich noch nicht."
„Oh bitte! Du willst mir erzählen, dass du noch nicht daran gedacht hast, mit mir zu schlafen?"
Alec musste lachen, manchmal war Magnus einfach unmöglich. „Wie kann jemand so arrogant sein?"
„Arrogant? Ich nenne das selbstbewusst!"
Alec sagte nichts. Er hatte tatsächlich bislang nie weiter gedacht als bis dahin, was er mit Magnus bereits getan hatte. Irgendwie kam es ihm immer noch merkwürdig vor, verboten.
Magnus streichelte weiterhin seine Hand und murmelte: „Also, ich habe daran gedacht."
Alec schluckte. Plötzlich wurde ihm warm, wie immer, wenn Magnus' Stimme diesen Klang annahm.
Doch innerlich wurde er panisch. Was, wenn er das gar nicht wollte? Was, wenn er Magnus' Vorstellungen nicht erfüllen konnte? Konnte es nicht einfach so bleiben, wie es jetzt war?

Magnus schien seine Nervosität zu spüren. Er hielt seine Hand fest in seinen warmen, weichen Händen. „Keine Angst, Alexander. Ich falle dich nachts nicht an. Ich werde nichts tun, was du nicht möchtest. Wenn es dir zu viel ist, sag es einfach, ja? Ich weiß, das ist alles neu für dich und du scheinst eine Heidenangst davor zu haben. Das ist okay. Wir machen das, was du möchtest. Und wenn du nicht mehr willst, werde ich das auch akzeptieren."

Alec konnte nichts sagen. Wenn er nicht mehr wollte, dann würde Magnus es akzeptieren. Was sollte das heißen? Dass es ihm egal war, wenn sie aufhörten? Wäre es Alec egal, wenn sie aufhörten? Er traute sich nicht, sich selbst diese Frage zu stellen. Er wusste die Antwort auch so und das war es, was ihm die meiste Angst machte. Es wäre ihm nicht egal. Magnus war ihm schon lange nicht mehr egal.

Magnus schien zu merken, dass die Stimmung eine unangenehme Richtung einzuschlagen schien und wechselte zum vorigen Thema zurück.
„Stellst du dir denn überhaupt irgendwas vor?"
Alec wand sich auf dem Schlafsack. Irgendwie war ihm das unangenehm. Außerdem befürchtete er, gleich wieder hart zu werden, wenn er anfing, darüber nachzudenken.
Magnus seufzte. „Du machst es einem aber auch wirklich nicht leicht, Alexander." In seiner Stimme schwang Enttäuschung mit.
„Doch.. schon.." gab Alec zu. „Ich bin nur nicht so gut darin, darüber zu reden." Er schluckte. Wenigstens war es dunkel, sein Kopf war bestimmt tiefrot. Außerdem wurde es schon wieder so heiß hier drinnen. „Du kannst das viel besser."
„Was? Reden?"
„Ja, das vorhin auf dem Steg.." Alec war noch immer verlegen.. und jetzt auch wieder hart.
„Ja?"
„Das war mit Abstand das Heißeste, was ich je gehört habe. Ich kann nicht glauben, dass.."
Magnus grinste ein bisschen stolz. „Dass du nur von meinen Worten gekommen bist?"
„Ja," gab Alec zu. „Die Vorstellung an die Dinge, die du gesagt hast.."
„Oh, Alexander.." seufzte Magnus. „Das war alles die Wahrheit. Und ich wüsste so gern, was in deinem Kopf vorgeht."
„Aber ich kann nicht so gut darüber reden.. ich weiß nicht, wie.." stammelte Alec.
„Dann zeig' es mir," hauchte Magnus, legte Alecs Hand auf seinen Schritt und ließ ihn so spüren, dass auch ihn diese Unterhaltung alles andere als kalt ließ.

Another Malec Story - Modern FamilyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt