Es war Samstagabend und Alec lag auf seinem Bett. Er hatte nun seit einer Woche nicht mehr geschlafen. Maximal gedöst und vielleicht zwanzig Minuten im Unterricht gepennt, bis Jace ihn anstieß. Seine Augen waren blutunterlaufen und ihm war ständig kalt. Draußen war schönstes Sommerwetter, doch wenn er keinen Pulli trug, zitterte er unkontrolliert. Nur Cola, Kaffee und Coffeintabletten, die er sich heimlich in der Apotheke besorgt hatte, ließen ihn tagsüber halbwegs funktionieren.
Mehr als einmal hatten Izzy und seine Mutter ihn gefragt, ob alles okay wäre. Er hatte sich damit herausgeredet, dass er wohl eine Grippe bekäme. Er hörte Magnus im Badezimmer duschen und probierte, seine Tür zu öffnen. Sie war von innen verschlossen. So wie jedes Mal seit dem Instagrampost von Camille.Wenn Alec die Situation vorher schon schrecklich fand, war sie jetzt unerträglich für ihn. Für die Streiche konnte er nichts. Doch das hier hatte er selbst verbockt. Und Magnus wollte ihm einfach nicht zuhören. Alec konnte Izzy nicht als Boten ausnutzen, das wäre nicht fair und außerdem wusste er, dass es in dieser Sache nur ihn und Magnus etwas anging.
Vor zwei Tagen hatte er sich sogar dazu durchgerungen, einen Brief an Magnus zu schreiben und ihn unter seiner Tür hindurch geschoben. Hätte er seine Handynummer gehabt, wäre es wohl einfacher für ihn gewesen. Er kam sich dabei furchtbar armselig vor, doch die Abweisung von Magnus und die Art, wie er ihn ansah - wenn er ihn überhaupt ansah - bereiteten ihm körperliche Schmerzen. Er wollte es nicht zugeben, doch er war tatsächlich verzweifelt.
Also hatte er alles aufgeschrieben. Wie wütend er gewesen war, dass Magnus ihm nicht geglaubt hatte. Dass seine Nachricht an Camille eine Kurzzschlusshandlung gewesen war. Dass Camille ein furchtbarer Mensch ist. Dass es ihm wirklich leid tut. Dass er wollte, dass Magnus ihm verzeiht. Ja, er hatte tatsächlich um Verzeihung gebeten.
Nachts war er ins Bad geschlichen und hatte den Umschlag unter der Tür durchgeschoben.Mitten in der Nacht, er hatte die ganze Zeit Musik gehört und betrübt aus dem Fenster gestarrt, stand er völlig übermüdet auf. Als er ins Bad kam, fand er in der Toilette Aschereste. Aschereste und ein Stück des Umschlags. Magnus hatte seinen Brief im Umschlag verbrannt. Er hatte ihn nicht mal geöffnet.
Mit brennenden Augen hatte Alec die Reste heruntergespült und war dann leise zurück in sein Zimmer gegangen.
Er war wütend. Wütend über seine eigene Dummheit. Wütend über seine Machtlosigkeit, die Sache wieder gerade zu biegen. Wütend auf Magnus, weil er so stur war. Wütend auf sich selbst, weil er ständig an Magnus dachte.Draußen dämmerte es langsam und Alec schaute zu seiner Tür zum Badezimmer. Er musste ohnehin zur Toilette. Die Tür war nicht verschlossen, also ging er hinein.
Er wusch sich die Hände und plötzlich hatte er eine Idee. Er öffnete seine Tür und schloss sie dann laut wieder, blieb jedoch im Badezimmer. Dann setzte er sich auf den Boden, lehnte seinen Rücken an die Badewanne, über deren Rand Magnus' Handtuch hing, und wartete.
Das Handtuch roch unverwechselbar nach Magnus. Ohne darüber nachzudenken, legte Alec seinen Kopf darauf und sog den Duft tief ein. Er schloss die Augen und atmete einfach nur. Innerhalb von einer Minute hatte Magnus' Geruch ihn in den Schlaf getragen.Etwa eine halbe Stunde später ging Magnus' Badezimmertür auf. Alec schreckte hoch und sah sich orientierungslos um. Magnus, nur in T-Shirt und Boxershorts, sah ihn und wollte bereits seine Tür wieder schließen, doch Alec rief: „Magnus, bitte warte!" Magnus starrte ihn feindselig an, seine Blicke trafen Alec wie Speere.
„Bitte! Lass' mich es doch wenigstens erklären." begann Alec.
„Was willst du erklären, Alexander?" fauchte Magnus. Er war offenbar sehr aufgebracht, seine Brust hob und senkte sich schnell. „Dass du dich hinter meinem Rücken mit meiner Exfreundin triffst, um mir eins reinzuwürgen? Dass ich gut genug dafür bin, dir unter der Dusche einen runterzuholen, aber du dir zu fein bist, mich auch nur zu berühren? Ach stimmt, ich vergaß! Du bist ja nicht schwul! Du bist ja durch und durch hetero. Nur nachts ändert sich das manchmal, oder Alexander?" Seine Stimme tropfte förmlich wie Gift.
„Du bist und bleibst ein Feigling!"Alec starrte ihn an, als hätte Magnus ihm gerade eine Ohrfeige verpasst. Seine Unterlippe zitterte und seine Augen füllten sich mit Tränen. So hatte er das noch nie gesehen. Er hatte sich nie in Magnus' Lage versetzt, wie es ihm bei der ganzen Sache ging. Magnus hatte Recht. Er war ein Feigling. Er stützte seine Ellbogen auf die Knie und fuhr sich zitternd durch die Haare.
„Es tut mir so leid, Magnus." flüsterte er. Seine Stimme war belegt von dem festen Kloß in seinem Hals, der sich nicht runterschlucken lassen wollte.
Magnus sagte nichts, sondern funkelte ihn nur hasserfüllt an.
„Ich wollte das alles nicht.. ich hatte keine Ahnung.."
„Oh bitte!" fuhr ihm Magnus ins Wort. „Du wusstest, dass Camille ein rotes Tuch für mich ist. Und bei der erstbesten Gelegenheit triffst du dich auf ein Date mit ihr? Wir beide wissen, dass du das nur meinetwegen getan hast. Du brauchst gar nicht versuchen, es abzustreiten!"
„Das tue ich doch auch gar nicht!" schrie Alec nun zurück. „Aber du lässt mich ja nicht mal erklären! Ja, ich war sauer! Ja, ich habe mich mit ihr getroffen! Aber in dem Moment, wo sie vor mir stand, wusste ich, dass es dumm und falsch von mir war!"
Magnus schwieg und starrte ihn wortlos an.
„Sie ist ein furchtbarer Mensch und ich wusste nichts von dem Foto. Sie hat so schlecht über dich gesprochen und ich habe ihr eine Abfuhr verpasst. Ich wollte dich damit nicht verletzen, Magnus. Ich wusste nicht mal, dass sie deine Exfreundin ist. Ich war einfach nur so wütend, dass du mir nicht geglaubt hast und mich ignoriert hast." Alec zitterte nun am ganzen Körper und Tränen liefen ihm über die Wangen. Er wollte nicht heulen, er wollte keine Schwäche zeigen, aber er konnte einfach nicht mehr. Trotzig wischte er sich mit dem Ärmel das Gesicht ab.„Was hat dir gefehlt, Alexander? Unsere nächtlichen ‚Treffen'? Oder dass ich dir in der Dusche einen runterhole?"
Noch eine verbale Ohrfeige. Beschämt sah Alec auf den Boden. Er schniefte leise. „So war es nie." flüsterte er leise. „Ich.. ich wollte nicht, dass du dich ausgenutzt fühlst. Ich.. ich weiß doch nur nicht, wie.." Langsam stand er auf. Ein Schluchzen entglitt ihm, doch es war ihm egal. Er war schon so weit gegangen, er war einfach leer. „Für mich ist das alles neu. Ich wollte nichts falsch machen.." Alec ging zu seiner Tür und sagte: „Vergiss' es einfach, Magnus. Es tut mir leid, ich wollte das alles nicht. Vergiss' einfach, was zwischen uns war. Ich lasse dich ab jetzt in Ruhe."
Damit schloss er die Tür leise hinter sich, legte sich in sein Bett und ließ seinen Tränen nun freien Lauf.
Sein Körper zitterte und er schluchzte hemmungslos, doch er konnte sich einfach nicht mehr kontrollieren.Kurze Zeit später öffnete sich leise die Tür zum Badezimmer. Alec drehte sich nicht um, er starrte nur zur Wand und schluchzte noch immer. Still legte sich Magnus hinter ihn und deckte sie beide zu. Er legte seinen Arm um Alec, zog ihn fest an sich, sagte aber kein Wort. Alec spürte nur Magnus' warmen Atem in seinem Nacken und seinen Duft, der ihn umhüllte.
Kurz darauf schlief er tief und fest.
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Another Malec Story - Modern Family
Fanfiction[ABGESCHLOSSEN] Nachdem seine Mutter beschließt, zu ihrem neuen Verlobten nach Los Angeles zu ziehen, sieht Alec sich selbst plötzlich in einer modernen Patchwork-Familie. Während seine extrovertierte Schwester Isabelle sich schnell in der neuen Kon...