43. Happy Birthday Teil 2

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Das Taxi stoppte mit quietschenden Reifen vor Magnus' Zuhause. Die letzten Meter vom Gehweg zur Wohnungstür war er gerannt. Es schüttete immer noch in Strömen und der Wind schlug ihm wie eine Peitsche ins Gesicht.
Aus dem Wohnzimmer drang gedimmtes Licht, als Magnus seine feuchte Regenjacke an die Garderobe im Flur hängte.
Alexander lag schlafend auf der Couch, Magnus' Fleece-Decke im Arm.
Es war bereits kurz nach zehn Uhr abends und die anderen waren vermutlich schon ins Bett gegangen, sie mussten morgen schließlich alle früh raus. Seufzend ließ sich Magnus vor der Couch nieder und betrachtete mit traurigem Blick seinen friedlich schlafenden Alexander. Er konnte nicht anders, als seine Hand durch Alecs verwuscheltes Haar gleiten zu lassen.
"Es tut mir so leid, Alexander." flüsterte Magnus kaum hörbar.
"Magnus." murmelte Alec vor sich hin, die Augen immer noch geschlossen.
"Mmmhhh. Schlaf weiter."
Plötzlich schreckte Alec mit aufgerissenen Augen hoch. „Magnus! "
"Ja. Ich bin's immer noch." kicherte Magnus.
Alec rieb sich verschlafen die Augen und gähnte dabei ausgedehnt. „Tut mir leid, ich wollte wach bleiben, aber ich bin irgendwie eingenickt." sagte er mit rauer Stimme.
"Du bist der Letzte, der sich entschuldigen muss.." murmelte Magnus. „Ich wollte schon viel früher hier sein, aber auf dem Flughafen war die Hölle los und ein Taxi zu bekommen war auch ein Akt höchster Kunst. Ich hätte mich fast mit jemanden geprügelt."
"Was?! Warum hast du nicht angerufen?" fragte Alec entsetzt.
„Es war schon spät und ich wollte euch keine Umstände machen."
Alec seufzte nur als Antwort.
"Alexander, es tut mir wirklich leid, dass ich deinen Geburtstag verpasst habe. Ich hatte mir den Tag wirklich anders vorgestellt."
"Ich auch, aber genau gesehen hast du ihn noch nicht verpasst, ich habe noch.. 106 Minuten Geburtstag." stellte Alec lächelnd fest als er Magnus Handgelenk umfasste, um die Uhrzeit auf dessen Armbanduhr zu prüfen.
"Wenn das so ist.. sollten wir die verbleibene Zeit sinnvoll nutzen.." grinste Magnus nun verschmitzt.

"Hast du denn dein Geschenk schon ausgepackt?"
"Nein, ich wollte warten bis du da bist. Mom sagte, du warst ganz aufgeregt und gespannt auf meine Reaktion, wenn ich es auspacke." Alec kratzte sich verlegen am Hinterkopf.
"War ja klar, dass sie es dir erzählt. Diese Information war eigentlich streng vertraulich." grummelte Magnus.
"Ich fand es sehr süß." gab Alec zu.
Mit verdutzter Mine betrachtete Magnus Alexander.
"Was?"
"Hat Alexander Lightwood wirklich gerade etwas als süß bezeichnet?" kicherte Magnus.
"Warum nicht?"
"Packst du jetzt endlich dein Geschenk aus oder muss ich dich zwingen?" seufzte Magnus kopfschüttelnd.
"Wenn du zwingen sagst, meinst du..?"
"Grrr. Pack es endlich aus, Alexander." drängelte Magnus ungeduldig.
"Okay, okay."
Alec lachte herzlich und griff nach dem Päckchen auf dem kleinen Beistelltisch.
Eigentlich wollte er Magnus nicht unnötig quälen, aber er sah so putzig aus, wenn er ungeduldig wurde. Ganz langsam band er die silberfarbene Schleife auf und spürte Magnus' eindringlichen Blick.
"Alexander Gideon Lightwood." keuchte Magnus.
Alec stockte der Atem.
"Woher kennst du meinen zweiten Vornamen?" fragte er erstaunt.
"Ich habe da so meine Quellen.." grinste nun Magnus.

"Magnus." Mit großen Augen blickte Alec ihn fragend an.
"Naja, du hattest neulich erzählt, dass deine Kamera beim Umzug kaputt gegangen sei und sie dir viel bedeutet, weil sie von deinem Opa ist.. Außerdem würde ich gern mal ein paar Fotos von dir sehen."
"Magnus, ich weiß nicht was ich sagen soll.. " flüsterte Alec und starrte auf seine Kamera.
Magnus konnte Alexanders Reaktion nicht richtig deuten und ihn überkam leichte Panik. „Oh Gott, Alexander, war das okay? Ich habe Maryse gefragt, ob sie weiß, wo sie ist und wir haben die ganzen Umzugskartons in der Garage durchwühlt. Tut mir leid, ich wusste nicht.."
Bevor Magnus seinen Satz zu Ende sprechen konnte, hatte ihm Alec den Zeigefinger auf die Lippen gepresst.
Magnus' Atmung setzte für einen Moment aus und er blickte in Alexanders leuchtend blaue Augen.
"Magnus. Das ist das schönste Geschenk, das du mir hättest machen können." In Alecs Augen hatten sich Tränen der Freude gesammelt.
"Wirklich?" nuschelte Magnus gegen Alecs Finger.
"Wirklich." Alec lächelte und er war froh, dass auch Magnus hin und wieder nervös wurde. „Dankeschön."
Magnus lehnte seine Stirn an Alecs und atmete erleichtert aus. Er war so nervös gewesen und hatte diesen Moment etliche Male in seinem Kopf durchgespielt. Es war nicht nur irgendein Geschenk, es war Magnus' erstes Geschenk an Alec und es sollte von Herzen kommen. Er wollte ihm zeigen, dass Alec ihm sehr wichtig war und er sich wirklich für ihn interessierte.

Magnus spürte Alecs weiche Hand an seiner Wange und eine starke Gänsehaut breitete sich schlagartig auf seinem ganzen Körper aus. Alexanders volle Lippen waren nur noch Millimeter von seinen entfernt. Wie oft hatte er in den letzten Wochen von ihnen geträumt, von dem Gefühl, endlich diese wunderbaren Lippen auf seinen zu spüren? Magnus konnte seinen Herzschlag wild in seiner Brust hämmern hören.
Ein letzter Blick in Alexanders Augen und er verlor sich gänzlich in ihnen. Er sah so viele Emotionen, dass es Magnus förmlich überwältigte. Alexander lächelte liebevoll und lehnte sich dann leicht vor, um seine weichen und warmen Lippen auf Magnus' zu legen. Ganz sanft, ohne Hektik und mit so viel Gefühl, dass es Magnus' Herz noch schneller schlagen ließ. Dieser Kuss war völlig gegensätzlich zu ihrem ersten Kuss am See gewesen, der damals wohl unter den seltsamsten Beweggründen geschehen war. Magnus hatte diesen Moment zwischen ihnen nicht nur ersehnt, sondern auch gefürchtet, denn nun gab es für ihn kein Zurück mehr. Magnus hatte zwar jetzt schon zu viele Gefühle zugelassen, aber dieser Kuss würde sein Schicksal endgültig besiegeln.

Ihm entkam ein entzückendes Geräusch, das Alec zum Lächeln brachte. Magnus' Gesicht war kühl von draußen und er roch nach Regen. Seine feuchten Haarsträhnen kitzelten an Alexanders Stirn, während er ihn zärtlich küsste. Magnus lehnte sich leicht nach vorn, seine Hände wanderten zu Alecs Hüften und seufzend stimmte er in den Kuss mit ein. Sanft bewegte er seine Lippen gegen Alecs, die so unglaublich weich waren. Genüsslich saugte Magnus an Alecs Oberlippe und öffnete seinen Mund weiter, um mehr von Alec zu spüren und zu kosten. Er schmeckte Zitrone und etwas, das einfach Alexander sein musste, denn Magnus konnte nicht genug davon bekommen. Alecs Hand war von Magnus' Wange runter auf dessen Brust gewandert, direkt über sein Herz, es schlug genauso ungezähmt wie sein eigenes. Alexander unterbrach den Kuss kurz, um seine Stirn an Magnus' zu lehnen.
Seine Wangen glühten förmlich und er spürte das wilde Kribbeln in seinem Bauch. So fühlte es sich also an..
"Wenn du wüsstest, wie oft ich mir diesen Moment vorgestellt habe.." gab Magnus stockend zu.
"Nicht mehr als ich es getan habe. Ich war nur so unsicher.." flüsterte Alec.
"So wie ich. Ich wollte dich nicht drängen, du solltest den Moment bestimmen." erklärte Magnus. „Es ist.. war, schließlich dein erster richtiger Kuss mit.."
"Einem Mann." ergänzte Alec.
"Ja."
Ein liebevolles Lächeln schlich sich wieder auf Alecs Lippen. „Danke, dass du gewartet hast."
"Ich finde, das Warten hat sich gelohnt." strahlte nun Magnus.
"Finde ich auch."
Magnus gab Alec einen kurzen zarten Kuss, bevor er sich erhob und ihm seine Hand entgegenstreckte.
"Wollen wir nach oben gehen?"
Alec nickte noch völlig benommen und nahm Magnus' weiche Hand, die ihn in sein Zimmer führte.

Another Malec Story - Modern FamilyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt