7. Disney-Party

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Jace hatte den Dreh beim Lasertag erstaunlich schnell raus. Alec nahm an, dass Simon sich gehörig ärgerte, ihm überhaupt die Regeln erklärt zu haben. Sobald es um sportliche Betätigung ging, stellte Jace alle in den Schatten. Instinktiv verinnerlichte er die richtigen Bewegungsabläufe und flitzte wie ein Profi durch die Halle, während er Alec und Simon gnadenlos abballerte. Dabei lachte er wie ein Irrer und steckte die anderen beiden, die fix und fertig waren, einfach mit an.

Nachdem sie drei Stunden mit Lasertag zugebracht hatten, gingen sie noch ins Diner, um einen Burger zu essen. Während sie so entspannt dort saßen, merkte Alec, wie ihm fast die Augen zu fielen. Die schlaflosen Nächte zollten allmählich ihren Tribut. Er schaffte noch nicht mal seinen Burger und konnte Jace' und Simons Unterhaltung kaum noch folgen.
„... oder, Alec?" fragte ihn Simon.
Überfordert schüttelte Alec den Kopf. „Entschuldige, was hast du gesagt?"
„Bist du okay, Alec?" fragte Simon nun besorgt.
Alec rieb sich die Augen. „Ja, ich hab die Woche nur kaum geschlafen. Ich denke, die Umstellung macht mir noch zu schaffen."
„Du siehst auch echt müde aus," stellte Simon fest.
„Wisst ihr, was ich immer mache, wenn ich müde bin?" teilte Jace euphorisch mit. „Ich schlafe."
Alec lachte und klopfte ihm freundschaftlich auf die Schulter. „Danke, Mann. Ich denke, das probiere ich mal aus."

Eine halbe Stunde später hielt Jace' Auto vor Alecs Haus. Aus allen Fenstern schien Licht und dröhnende Musik war bis auf die Straße zu hören. Auf der Veranda waren zwei verschlungene Körper zu sehen. Simon und Jace schauten interessiert und sehnsüchtig zum Haus, aber Alec gähnte mittlerweile so intensiv, dass sie es nicht wagten, ihn noch einmal nach einer Einladung für die Party zu fragen. Alec verabschiedete sich von seinen Freunden und stieg dann, erneut gähnend, aus.

Als er die Tür zum Haus aufdrückte, schlug ihm schwüle, nach Alkohol stinkende Luft entgegen. Offenbar stand irgendwer an die Tür gelehnt, was Alec den Eintritt erheblich erschwerte.
„Hey!" motzte der Typ, der eben noch an der Tür gelehnt hatte, ihn an. „Du darfst hier gar nicht rein, du bist nicht passend gekleidet."
Alec ignorierte ihn gekonnt und drückte sich zwischen den vielen Leuten hindurch. Einige Gesichter kamen ihm irgendwie bekannt vor, aber da er ohnehin kein Menschenfreund war, kannte er keinen von ihnen mit Namen. Offenbar hatten Isabelle und Magnus sich für eine Mottoparty entschieden, denn alle sahen irgendwie aus wie Leute aus Disney-Filmen.

Ein Typ hatte tatsächlich ein komplettes Donald Duck-Kostüm an, während er Bier durch das Loch unterhalb des Schnabels durch einen Strohhalm trank. Er kam vorbei an Eisköniginnen, Cinderellas, Peter Pans, einem merkwürdigen Typen, der sich mit einem Gummiband zwei Löffel an den Kopf geklemmt hatte und ein Post It mit der Aufschrift ‚Goofy' auf seinem Shirt, einem anderen, der sich Maui-Tattoos auf seinen schmächtigen, blassen Körper gemalt hatte und allerhand anderer merkwürdiger Gestalten.
Am Treppenabsatz angekommen, schaute Alec ins Wohnzimmer und sein Blick fiel auf Magnus. Magnus Bane in einer goldenen Aladin-Hose, samt Turban, einer passenden lila Weste und ansonsten freiem Oberkörper. Magnus Bane auf den Boden knieend, einen Schlauch in seinem Mund während ein - sollte das Deedle Dee von den dicken Zwillingen von Alice im Wunderland sein? - Typ über ihm auf dem Tisch stand und Bier aus einem Fass in den Trichter kippte. Um sie herum feuerten die Leute ihn enthusiastisch an. „Magnus! Magnus! Magnus!" während dieser einen Teil des Bieres tatsächlich schluckte, der Rest jedoch auch über seinen Oberkörper und schließlich auf den Teppich lief und dort versickerte.

Angewidert schüttelte Alec den Kopf und stapfte nach oben. Hier war es glücklicherweise nicht mehr ganz so eng, rechts und links standen knutschende und fummelnde Paare. Vor dem Treppenaufgang in die oberste Etage, wo sein und Magnus' Zimmer lagen, war Flatterband angebracht. Na, wenigstens hatte Izzy sich daran gehalten. Alec stieg darüber und ging schnurstracks auf sein Zimmer zu, er konnte es kaum erwarten, sich in sein Bett fallen zu lassen.
Er öffnete die Tür und sah zwei stöhnende Gestalten auf seinem Bett.
„Raus hier, hier ist besetzt." stöhnte der Typ, der auf einer Tussi im gelben Kleid lag und Alec seinen nackten Hintern entgegen streckte. Er schaute nicht mal auf.
Alec wusste nicht, ob er zuerst schreien oder kotzen sollte. Er entschied sich für die erste Option.
„Geht's noch?" schrie er, während er in sein Zimmer stürmte und den Typen an der Schulter von seinem Bett zog. „Das ist mein verdammtes Zimmer! Ihr habt hier nichts verloren! Verpisst euch und fickt gefälligst woanders!!"
Die Tussi kreischte auf und versuchte, sich zu bedecken. Der Typ zog verdutzt seine Boxershorts hoch und sammelte hastig grüne Strumpfhosen vom Boden auf. Anschließend  rannten beide geschockt aus dem Zimmer.

Alec stürmte hinterher und polterte die Treppe hinunter. Er schaute sich wild um und erkannte Izzy sofort an ihrem knallroten Lippenstift. Sie trug Minimausohren und ein knappes, enges rotes Kleid mit weißen Punkten.
„Isabelle!" schrie Alec.
„Hey, Brüderchen," lallte seine Schwester und wollte ihn umarmen. „Voll toll, dass du auch mit uns feiern willst."
„Will ich nicht, Iz. Wieso ficken Belle und Peter Pan in meinem Bett?"
Izzy schwankte und schaute verwirrt. „Wer?"
„Da haben es zwei in meinem Bett getrieben! Du hast versprochen, dass die oberste Etage gesperrt ist!"
„Ist sie doch auch. Mags hat Fl-Flatterband angebracht."
„Das war ja super hilfreich! Und wieso ist mein Zimmer nicht abgeschlossen?"
„Nur Mags kann sein Zimmer abschließen, Dummerchen," beim letzten Wort versuchte sie, ihm auf die Nase zu tippen, verfehlte diese allerdings und stach ihm fast ins Auge. Entnervt hielt Alec ihr Handgelenk fest. „Soll das heißen, nur er kann das?"
„Hab ich das nicht grad gesagt?" wunderte sich Izzy und kratzte sich am Kopf.

Ohne ein weiteres Wort stürmte Alec wieder nach oben. Mit seiner Schwester im betrunkenen Zustand zu reden, machte ohnehin keinen Sinn. Er probierte die Tür von Magnus' Zimmer. Verschlossen.
Dann ging er in sein Zimmer und stellte seinen Stuhl mit der Lehne unter die Türklinke, damit diese nicht mehr von außen geöffnet werden konnte. Er ging ins Badezimmer, wühlte in den Schubladen und fand eine verpackte Zahnbürste, denn seine lag ja noch in Isabelles Bad und er würde dieses Zimmer heute nicht mehr verlassen. Er putzte sich die Zähne, zog seine Hose aus und wollte nur noch ins Bett.

Gerade als er sich auf sein Bett fallen lassen wollte, kam die Erinnerung zurück, was kurz zuvor darin vor sich gegangen war. Er schaltete das Licht ein und zog mit spitzen Fingern die Bettdecke zur Seite. Auf der Bettdecke und dem Laken war verdächtige feuchte Flecken zu sehen. Igitt. Ratlos stand Alec vor seinem Bett. Er konnte so unmöglich schlafen. Er schaute sich um und suchte verzweifelt nach einer Lösung, er wollte doch einfach nur schlafen und seine Ruhe. Sein Blick fiel ins Badezimmer und auf die gegenüberliegende Tür. Vielleicht...

In Windeseile hatte er sein Zimmer und das Bad durchquert und probierte die Badezimmertür zu Magnus' Zimmer. Offen. Hervorragend. Kurzerhand ging er durch das dunkle Zimmer zu einem großen Bett, das dort stand. Er zog das Laken samt Bettzeug herunter, schleifte alles in sein Zimmer und zog dann sein Bett auf die gleiche Weise ab. Die ‚befleckte' Bettwäsche brachte er zurück in das andere Zimmer und warf es achtlos auf's Bett.
Er breitete Magnus' Bettzeug auf seinem eigenen Bett aus und legte sich hinein. Es roch irgendwie.. angenehm frisch. Naja, so lange wie der Typ immer im Bad brauchte, war er zumindest sauber, sollte man meinen. Und bevor er darüber nachdenken konnte, wie er den Geruch noch genauer definieren konnte, war Alec schon tief und fest eingeschlafen.

Another Malec Story - Modern FamilyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt