Kapitel 7

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Und was ich da sehe beziehungsweise höre, hätte ich lieber nicht gehört.

Jin

Jackson und Co stehen im Kreis um Namjoon herum. Erst dachte ich, dass sie ihn wieder verprügeln würden, aber sie stehen nur um ihn herum und wenn er versucht wegzugehen, drücken sie ihn zurück gegen die Wand.

Alleine das finde ich schon Schlimm genug. Das ist ja Freiheitsberaubung oder so etwas in der Art, aber dann auch noch mit gefühlsverletzenden Wörtern jemanden konfrontieren, ist doppelt so schlimm.

Zum Glück wurde ich von denen noch nicht entdeckt und könnte theoretisch einfach wieder abhauen. Aber die Eomma in mir sagt mal wieder, dass ich hier bleiben soll.

"Na? Namjoonielein, ich habe dich ja lange nicht mehr lächeln gesehen. Ich mache mir ja solche Sorgen. Geht es dir nicht gut? Wirst du etwa gemobbt?  Liegt das etwa an uns?", die Stimme von, ich glaube, Mark trieft vor Ironie.

"Ist doch auch sowieso besser so. Ich meine, niemand will seine bescheuerten Grübchen sehen. Du müsstest dir die echt mal wegmachen lassen. Sieht nicht hübsch aus. Weißt du das?", Jackson spricht mit so viel  Verachtung in der Stimme, dass man denken könnte, Namjoon hätte seine Mutter oder seinen Hund umgebracht.

"Selbst das würde nicht helfen, um ihn hübscher zu machen."

"Ihn mag eh keiner. Der Neue mit den rosa Haaren, meinst du, mag er dich? Mhhh, ich sehe ihn hier nirgendwo."

"Ich glaube, es ist eher so, dass unser Freund ihn nicht mag. Ich habe doch genau gesehen, wie du vor ihm weggerannt bist. Hat der dir etwa Angst gemacht? Musst du jetzt heuli heuli machen?"

"Was meint ihr, er könnte doch mal wieder unsere Hausaufgaben machen."

"Das ist eine sehr gute Idee. Daran habe ich auch schon gedacht.", Jackson holt einen Zettel heraus. "Hier sind alle Hausaufgaben von uns für diese und nächste Woche. Wehe, sie sind nicht rechtzeitig fertig und komm diesmal aber nicht wieder auf die Idee, die Hausaufgaben nur einmal zu machen und dann jeweils abzuschreiben. Denn sonst weißt du, was passiert. Du hast es ja gestern am eigenen Leib erfahren."

Die Schulglocke klingelt. Jackson und Co werfen Namjoon noch einen letzten mahnenden Blick zu und hauen einfach ab. Ist das deren Ernst?!

Namjoon rutscht an der Wand herunter und blickt auf den Zettel, auf dem die Hausaufgaben stehen.

Ein Schluchzer. Er tut mir so leid. So wie es aussieht, ist er ein häufiges Mobbingopfer.

Ich trete hinter meinem Versteck hervor und klopfe leicht gegen den Holzrahmen der Tür, um auf mich aufmerksam zu machen.

Namjoon schreckt sofort hoch und wischt sich beim Aufstehen über die Augen. Sofort kommt wieder sein Pocerface zum Vorschein.

"Hey", spreche ich ihn an. "Ich habe mitbekommen, was Jackson und die Anderen zu dir gesagt haben. Auch neulich die Prügelei habe ich mitbekommen."

"Was willst du von mir?" "Ich will dir helfen. Du musst das mit Jack-" "Ich brauche keine Hilfe, danke.", Namjoon möchte an mir vorbeigehen, aber ich versperre ihm den Weg.

"Wirst du es machen?" "Was?" "Die Anderen bei der Polizei melden, oder der Schulleitung Bescheid geben?" "Nein! Warum sollte ich? Und jetzt las mich gehen.", er drückt mich nach hinten.

Also wehren könnte er sich theoretisch schon gegen Jackson, denn er ist recht stark.

"Namjoon, warte!" "Lass mich in Ruhe, gib dich nicht mit mir ab und vor allen Dingen, hilf mir nicht. Ich brauche keine Hilfe. Mein Leben ist schön so. Ich will es so haben, wie es jetzt ist. Also lass mich in Ruhe."

Ich weiß, dass er lügt. Man merkt es an seiner Art und Weise.

Namjoon

"Mein Leben ist schön so. Ich will es so haben, wie es jetzt ist. Also lass mich in Ruhe.", ohne ihm noch einen Blick zu würdigen, gehe ich raus.

Ich weiß, ich habe gelogen, aber ich will nicht, dass es noch mal passiert. Ich will nicht, dass es Jin genauso wie mir ergehen muss.

Vor meinem Klassenraum bleibe ich stehen und klopfe. Ein "Herein" ertönt und ich trete in die Klasse.

"Namjoon, warum bist du zu spät?", Mr Jo sieht mich fragend an. "Persönliche Angelegenheiten", im Grunde ist das noch nicht einmal gelogen. "Nun gut. Das nächste Mal warten die bitte bis nach meinem Unterricht.", ich nicke und setze mich auf meinen Platz ganz hinten rechts. Ich sitze wie immer seit fünf Jahren alleine.

Da ich das ganze Thema in Mathe eh kann, schweifen meine Gedanken zu Jin.

Es tut mir irgendwie schon leid, dass ich ihn ständig so anfahre. Er scheint ja eigentlich ganz nett zu sein und wie lieb er mich gestern gefragt hat, wo das Sekretariat ist, aber wenn man das Mobbingopfer der Schule ist, lässt man besser keinen an sich ran. Das könnte nur beschissen für die andere Person enden.

Ich hatte mich ja inzwischen an das Mobbing und die Prügeleien gewöhnt. Kein Wunder, wenn das seit sieben Jahren Alltag ist.

"So, wer kann mir sagen, was die Lösung ist?", dieser Satz reißt mich sofort aus den Gedanken.

Ich überfliege die Tafel und hebe sofort und als Einziger meine Hand.

Ich weiß, in all den Büchern, Filmen, etc. wird immer beschrieben, dass das Opfer keine Aufmerksamkeit auf sich ziehen will und so weiter. Aber ganz ehrlich? Ich lasse mir von solchen Idioten nicht mein Zeugnis vermiesen. Ich möchte später studieren und da brauche ich ein gutes Zeugnis.

Okay, vielleicht bin ich dank ihnen auch überhaupt so gut in der Schule, weil wenn du keine Freunde hast, lernst du halt. Und wenn du zu viel Zeit hast, lernst du halt alles vor.

"Namjoon" "Das Ergebnis ist 465,7." "Exakt"

"Streber", höre ich von der Klasse aus allen Richtungen zu mir flüstern. Auch "Klugscheißer" und "Lehrerliebling" sind dabei.

Mich trifft das nicht. Erstens höre ich das jeden Tag bestimmt 100 mal und zweitens das mit dem Streber stimmt sogar. Ich würde mich sogar selber so betiteln.

-♡-

Hallöleee~

Es hat so weh getan, dieses Kapitel zu schreiben. ㅠㅠ

Joonie tut mir so leid...

Tschüsseliii🙈💕

The unloved boy | NamjinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt