3: Der Albtraum

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Lijana:
Erleichtert atmete ich durch, nachdem dieser Marvin endlich aufhörte zu reden, da Herr Harmsen ihn ermahnt hatte, dass er sich auf den Unterricht konzentrieren sollte. Ich war glaub ich noch nie so froh gewesen, dass mein Lehrer meinen Sitznachbar ermahnt hatte aufzuhören zu reden. Marvin sagte fortan, kein einziges Wort mehr in der Doppelstunde. So konnte ich mich auf den Unterricht konzentrieren und musste nicht mehr krampfhaft versuchen ihn zu ignorieren. Ich war erleichtert, dass ich dem Stoff gut folgen konnte. Am Ende der Stunde verließ ich mit einem guten Gefühl das Klassenzimmer zur Pause. Ich hatte mich mehrmals gemeldet und hatte richtige Antworten zum Unterricht beigetragen. Herr Harmsen schien förmlich beeindruckt gewesen zu sein. Etwas triumphierend fand ich, dass ich diese Abby einmal verbessert hatte, was diese förmlich genervt hatte. Ich war natürlich kein bisschen schadenfroh. Ich holte mein Buch mit Isländischen Vokabeln aus dem Rucksack und suchte einen ruhigen Ort auf, um die Pause sinnvoll zu nutzen. Ich setzte mich auf den Boden und begann zu lernen. Ich liebte es neue Sprachen zu lernen. Mich faszinierte es einfach etwas über andere Kulturen zu lernen. Meine Fähigkeit mir Dinge die ich lese, schnell merken zu können, erleichterte das Ganze. Ich erinnerte mich daran, dass ich als ich gerade einmal sechs Jahre alt war unbedingt Deutsch lernen wollte, weil wir in Bayern zum Wandern im Urlaub waren und ich unbedingt wissen wollte, was die für eine Sprache sprechen. Magnus hatte mir damals erklärt, dass das Deutsch war. Danach hatte mich der Ehrgeiz gepackt. Mittlerweile sprach ich Deutsch, Dänisch und Englisch fließend. Spanisch, Französisch, Italienisch, Schwedisch und Norwegisch beherrschte ich so, dass ich mich mit Einheimischen unterhalten konnte. Also so die Standardsachen, die man im Urlaub brauchte. Aktuell lernte ich isländisch, da mir mein Vater nach meinem Unfall versprochen hatte, dass wir nach Island fliegen werden, wenn ich wieder fit bin. Der Flug für die Sommerferien war bereits gebucht. Ich könnte am liebsten gleich schon losfliegen. Auf einmal wurde meine Ruhe gestört. Ich sah von meinem Buch auf und sah wie diese Abby, Moritz und der Junge, der neben den beiden saß, an mir vorbeiliefen und mich so seltsam anschauten. Ich spürte, wie ich wieder nervöser wurde. Ich wusste nicht wieso, aber irgendwie hatte ich Angst vor ihnen. Sie waren dieses typische Bild aus den ganzen High School Filmen. Ich war ein gefundenes Fressen für die drei. Ich hoffte einfach, dass sie weitergehen würden, doch dann blieb diese Abby direkt vor mir stehen. Ihr Aufsatz von ihren High Heels stand nur wenige Meter von meinem linken Fuß entfernt. Ich spürte wie sich mein Körper anspannte. „Sie dürften auf keinen Fall merken, dass ich eine Prothese trug", schoss es mir durch den Kopf. „Guckt mal, ist das nicht die Neue", wand sie sich lachend an ihre Begleitung. „Stimmt, wie hieß sie nochmal, Lijaka", äffte ihr Freund nach und legte erneut demonstrativ seinen Arm um sie. „Lijana", verbesserte ich sie. „Sie kann sprechen", staunte der Dritte im Bunde und die Drei fingen laut an zu lachen. Ich ignorierte das Gelächter einfach und vertiefte mich wieder in mein Buch. Großer Fehler! „Was hast du denn da?", Abby beugte sich zu mir nach unten, sodass ihr Parfüm mich förmlich einhüllte. Ich fragte mich ob sie sich morgens eine Parfümflasche überleerte. Angewidert rümpfte ich die Nase und klappte das Buch zu. Ich griff nach meiner Tasche und stand auf. Natürlich kam ich dabei mal wieder leicht ins Straucheln. Die Arschlöcher fanden das natürlich sehr lustig und machten sich förmlich über mich lustig. Ich war froh, dass gerade der Gong ertönte und hoffte, sie würden sich wieder verziehen. Fehlanzeige! Die Drei stellten sich mir schön in den Weg. „Lasst mich durch", fauchte ich genervt. „Wir wollen uns doch nur mit dir unterhalten", meinte Abby und legte ihre Fake Lächeln auf. Ich wunderte mich, dass sie überhaupt noch Lächeln konnte, bei den Kilogramm Makeup, welches in ihrem Gesicht klatschte. Ich versuchte es erneut, dass sie nachgeben und den Weg frei machen. Doch sich lachten einfach nur wieder los. „Ich muss zum Unterricht", erklärte ich ihnen. „Ach so eine kleine Streberin", grinste Moritz. „Nur weil bei dir, wo normalerweise ein Gehirn sitzt, sich bei dir nur Luft befindet, solltest du aufhören, andere deswegen runterzumachen", konterte ich. Ich stellte jedoch heraus, dass es keine gute Idee war, sich mit ihnen anzulegen. Wieso hatte ich überhaupt etwas gesagt? Wieso bin ich nicht einfach gleich abgehauen? Ich nutzte den Moment, in welchen die Drei sich über meinen Kommentar lustig machten und wollte an den Drei vorbeigehen, dabei rutschte mir jedoch das Buch aus der Hand. Moritz hob dieses auf und las laut den Buchtitel vor. Mittlerweile hatten sich die anderen aus der Klasse auch wieder auf dem Gang versammelt und betrachtete das Geschehen. „Gib es wieder her", fauchte ich und versuchte es ihm aus der Hand zu reißen. „Wer lernt bitte freiwillig eine Sprache, die kein Schwein spricht", lachte der andere Junge. Daraufhin fingen die anderen aus der Klasse auch an zu Lachen. „Jetzt gib das Buch wieder her", forderte ich und funkelte sie wütend an. „Guck mal die Kleine wird aggressiv", grinste Moritz dieses Arschloch. Nur blöd, dass er fast zwei Köpfe größer und mindestens doppelt so stark war wie ich. Wie bekomme ich jetzt bitte mein Buch wieder. „Hier hast du dein Schwuchtelbuch wieder", grinste er und hielt es mir hin. Natürlich zog er es gleich wieder weg und die anderen lachten sich kaputt, weil ich auf seinen Trick reingefallen war. Gleich am ersten Schultag machten sie mir das Leben zur Hölle, wie soll das weitergehen? Mir war es eigentlich egal, was die anderen über mich dachten, ich wollte eigentlich einfach nur meine Ruhe haben. „Lasst sie in Ruhe", hörte ich nun wieder die vertraute Stimme von Marvin, der neben mir aufgetaucht war. „Guck mal, der Schwuchtel verteidigt sie auch noch", kreischte Abby los. „Willst du mir jetzt etwa deine genialen Boxkünste zeigen", belächelte Moritz den Versuch von Marvin mich zu verteidigen. Ich nutze die Gelegenheit und riss ihm das Buch aus der Hand. „Geht doch", kommentierte ich und wollte gerade an ihm vorbeilaufen, da stellte mir diese Tussi ein Bein. Hätte ich zwei gesunde Beine gehabt, hätte ich mich ohne Probleme vor dem Fallen retten können. Doch mein Leben meinte es ja anders mit mir. Mein künstliches Kniegelenk knickte weg und ich verlor das Gleichgewicht und flog vor allen auf die Fresse. Ein leichter Schmerz durchfuhr meinen Ellenbogen auf welchen ich etwas unglücklich gefallen war. Natürlich lachten alle andern um mich sich die Lunge aus der Brust. „Selbst zum Laufen ist sie unfähig", hörte ich Abby lachen. Während die Wut sich in mir ausbreitete, spürte ich wie mir auch die Tränen hochkamen. „Hast du dir wehgetan?", hörte ich Marvins Stimme, der sich zu mir runterbeugte und mir seine Hand entgegenstreckte. Wahrscheinlich wäre es schlauer gewesen, seine Hilfe anzunehmen, doch wie bereits gesagt, ich hasste es Hilfe anzunehmen, weil ich mich dann immer so abhängig fühlte. Ich versuchte mich aus eigener Kraft wieder auf die Füße zu bringen, doch jeder der eine Prothese trug wusste wie schwer es war, aufzustehen. Ich kam erneut aus dem Gleichgewicht und wäre beinahe wieder gestürzt, hätte mich Marvin nicht aufgefangen. „Hoppla", kommentierte er meine Unfähigkeit. Ich hätte mich wohl lieber entschuldigen sollen, doch da ich spürte, wie mir die Tränen in die Augen stiegen und ich nicht wollte, dass die anderen sahen, dass ich kurz vor dem Heulen war. Ich drehte mich ohne ein Danke um und rannte davon. „Lijana", hörte ich Marvins besorgte Stimme mir hinterherrufen, während das Gelächter der anderen alles übertönte. Doch ich drehte mich erst gar nicht mehr um, sondern lief einfach weiter. Ich glaub ich war noch nie so schnell eine Treppe hinuntergelaufen. Meine Füße trugen mich förmlich. Ich riss die schwere Eingangstür auf und stürmte ins Freie. Die eiskalte Luft wehte mir entgegen. Ich hatte meine Jacke im Klassenraum vergessen! Da ich jedoch keine Lust hatte, nochmal zurück in dieses Klassenzimmer zu gehen, rannte ich einfach davon. Das mein Handy sich in der Jackentasche befand, war mir in diesem Moment egal. Die Tränen rollten mir über die Wange und gefrierten an meiner Wange fest, während ich versuchte so schnell wie möglich von diesem Ort der Hölle zu entkommen. Ich lief orientierungslos durch die Straßen Kiels. Ich wusste nicht wo ich mich befand, wie viel Uhr es war und wie ich verdammt nochmal zu der Halle kam, in welcher meine Brüder trainierten. Ich lief einfach die Straße nach unten in der Hoffnung irgendwo jemanden zu finden, den ich nach dem Weg fragen könnte. Doch Fehlanzeige! Irgendwie lief hier keine Menschenseele auf der Straße umher, zu dieser Uhrzeit. Mittlerweile war mir eiskalt und ich hatte da Gefühl, wenn ich nicht bald irgendwo etwas finden würde, wo ich mich wieder aufwärmen könnte, dass ich hier noch erfrieren werde. Ich hatte aber zwei Optionen. Wieder zurückgehen, oder weiterzulaufen. Da für mich Variante eins keine Option war, hatte ich keine andere Wahl, als die Kälte zu ertragen. In diesem Moment war die Kälte mir lieber als das warme Schulgebäude, in welchem sich alle gegen mich verschworen hatten. Ich lief also weiter. Auf einmal stand vor mir das Auto von Niklas. Ich erkannte es von weitem. Meine Rettung! Mittlerweile türmte sich vor mich ein großer weißer Neubau auf, auf wessen Hauswand, das große THW Kiel Zeichen gezeichnet war. Ich hatte es gefunden. Ich sah anhand der Schuhspuren im Schnee, wohin die beiden gelaufen sein mussten und folgten diesen, bis ich vor einer Tür stand. „Zutritt verboten!"; stand groß auf dieser Tür. Normalerweise würde ich solche Türen nicht einfach öffnen, doch jetzt war es ein Notfall. Ich riss die Tür auf. Der Geruch von frischer Wandfarbe und warme Luft wehte mir entgegen. Ich klopfte den Schnee von meinen Schuhen und betrat neugierig den Raum. Es war ein langer Gang, der mich irgendwie an den Kabinengang von der neuen Trainingshalle in Kopenhagen erinnerte.
Auf einmal kam alles wieder hoch. Die Gefühle. Der Drang. Das Verlangen. Der Wunsch endlich wieder diesen Ball in meinen Händen zu halten zu können. Wieso hasst mich mein Leben so? Was habe ich falsch gemacht? Während ich dagegen ankämpfte nicht wieder in Tränen auszubrechen, war ich direkt vor einer Tür zum Stehen gekommen. Ich hörte das Geräusch von Handballschuhen, die auf dem Hallenboden quietschten. Das Geräusch, wenn der Ball gegen die Latten donnerte. Die Rufe und Spielzüge der Jungs. Das ein oder andere Mal hörte ich sogar die Stimmen von Niklas oder Magnus heraus. Ich war unzweifelhaft richtig! Doch auf einmal hatte mich der Mut verlassen! Ich war nicht bereit dafür dort reinzugehen. Ich hatte mir geschworen nie wieder ein Handballfeld beziehungsweise allein eine Handballhalle zu betreten. Das eine davon hatte ich bereits gebrochen und spürte bereits, dass es keine gute Idee gewesen ist. Der Schmerz in meiner Brust breitete sich wieder aus. Es fühlte sich wieder an wie kurz nach meiner Diagnose. Kurz nach der Amputation! Der Schock, der alle Hoffnung zerplatzen ließ! Gefolgt von diesem stechendem Schmerz, der sich wie ein Nagel in mein Herz bohrte und ein Loch in dieses bohrte. Ein Loch, das bis jetzt nicht mehr geheilt war. Ein Loch, das für immer bleiben wird. Eine alte Wunde für die Ewigkeit! Ein Teil von meinem Herzen, das für immer verloren sein wird. Doch in diesem Moment würde eine Person die Tür öffnen, die mein ganzes Leben von einem Moment auf den anderen auf den Kopf stellen.

Hoffe das Kapitel hat euch gefallen 🥰❤️. So heute mal etwas früher, hab jetzt nämlich gerade Zeit, weil wir gerade zu meiner Oma fahren😂🥰. Hatte gerade wieder Fahrstunde und durfte rückwärts Einparken🥰👌. Heute lief es gut, deswegen bin ich gerade auch happy😂😂🥰🥰.

Liegt vielleicht daran, dass am Mittwoch Disse und gestern Kiel gespielt hat😂🤪🥰😍. Disse hat zwar nur Abwehr gespielt, aber einen super Job gemacht🥰😍. Und Kiel hat ja gestern gewonnen🥰🙈. Wem ist auch der neue Sponsor aufgefallen😂🤪🤦🏼‍♀️?

Wer will auch wieder Frühling😍😂? Heute ist es voll warm, generell das Wochenende, aber nächste Woche soll wieder Schnee kommen😫🤯.

Euch noch einen schönen Tag ich mach jetzt erstmal Mathe Hausaufgaben und dann schreib ich an meinem Kapitel weiter😂🤪😉.

Until I met youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt