Franz:
Vorsichtig warf ich nochmal einen Blick zu Philipp rüber, der sich in seinem Bett eingerollt hatte und tief und fest schlief. Leise warf ich meine Bettdecke zur Seite und stand auf. Ich streifte mir schnell eine Hose und einen Hoodie über, bevor ich dann meine Winterjacke von der Garderobe nahm und auf Zehenspitzen Richtung Tür schlich. „Was willst du?", ließ mich Philipps Stimme zu Eis erstarren. Wie versteinert stand ich wenige Zentimeter von der Tür entfernt und wagte einen Blick zurück zum Bett. Ich atmete erleichtert auf, als ich feststellte, dass er im Schlaf geredet hatte. Ich versicherte mich nochmals, dass er wirklich schlief, bevor ich dann so leise wie möglich das Hotelzimmer verließ. Auf dem Flur war es stockdunkel. Nur die Notbeleuchtung war noch an, sodass man den Weg leicht erahnen konnte. Vorsichtig und mit klopfendem Herz schlich ich mich den Gang entlang. Immer wieder blieb ich stehen und lauschte vorsichtshalber. Wenn ich erwischt werde, bin ich am Arsch. Doch dieses Risiko nahm ich in Kauf. Ich konnte es kaum erwarten, Magnus endlich mal wieder zu sehen. Es waren zwar gerade einmal ein paar Tage seit der WM, aber es fühlte sich wie eine Ewigkeit an. Ich hätte niemals gedacht, dass eine Person das Leben von einem selbst so beeinflussen konnte. Ich war so unglaublich glücklich, dass wir uns damals auf der Toilette begegnet sind. Wer weiß, ob wir jemals ins Gespräch gekommen wären, hätte er mir die Tür nicht ins Gesicht geschlagen. Vorsichtig öffnete ich die Glastür zum Treppenhaus, die quietschte. Erschrocken fuhr ich zusammen und ein eiskalter Schauer lief mir über den Rücken. Mein Herz hämmerte gegen meinen Brustkorb, sodass ich Angst hatte, Andre Haber könnte wegen meinem Herzschlag aufwachen, weil er denkt, es wäre ein Erdbeben. Ich entschied mich schnell weiterzulaufen, bevor womöglich wirklich noch jemand wach wurde. Ich flüchtete ins Treppenhaus und lief mit einem breiten Grinsen die Treppe nach unten. Mir raste das Adrenalin durch die Adern. Ich genoss diesen Kick. Mittlerweile war ich im Erdgeschoss angekommen und lief unauffällig vorbei am Nachtportier, der gerade telefonierte. Ich gelang durch die große Eingangstür nach draußen ins Freie. Ein eisiger Wind wehte mir entgegen, weswegen ich mich in meine Winterjacke verkroch. Ich lief diese Straße hinunter. Ich hatte die restliche Fahrt genutzt mir den Weg einzuprägen. Die Straßen waren leer. Kein einziger Mensch war unterwegs. Noch irgendein Auto. Es war totenstill. So still, dass es bereits beängstigend war. Nur der dumpfe Schein der Straßenlaternen, brachte etwas Lebendigkeit in die Stadt. Ich fühlte mich als wäre ich alleine auf dieser Welt. Da ich diese Stille und Einsamkeit mittlerweile irgendwie unheimlich fand, vergrößerte ich meine Schritte. Am Ende der Straße konnte ich bereits die großen Buchstaben des Hotelnamens erkennen, die hellbeleuchtet waren, sodass man es kaum übersehen konnte. JE näher ich den Lichtern kam, desto nervöser wurde ich. Wie würde es sein, wenn wir uns wiedersehen? Wie sollen mir uns begrüßen? Sollte ich ihn umarmen? Auf einmal fühlte ich mich voll unvorbereitet und spürte die Unsicherheit, die in mir hochkam. Sollte ich umdrehen? Auch wenn mir die Sache etwas unwohl war, sagte mein Herz, dass ich ihn unbedingt sehen muss, Ich hatte es bereits bis hierher geschafft. Dann würde ich den Rest auch schon irgendwie auf die Reihe bringen. Hoffentlich merkt er nicht wie nervös ich bin. Mein Herz begann wieder schneller zu schlagen. In letzter Zeit begann es immer mal wieder aus dem Nichts wie verrückt zu schlagen. Meistens in Verbindung damit, dass ich an Magnus denken musste. Ich wusste bereits seit meinem fünfzehnten Lebensjahr, dass ich nicht auf Frauen stehe. Außer meinen Freunden und meinen Eltern, wusste dies jedoch niemand. Ich hatte in den letzten Tagen oft überlegt, was Magnus dazu sagen würde. Würde er überhaupt noch mit mir befreundet sein wollen? Wenn du jetzt nicht dorthin gehst, wirst du nie wissen, ob er vielleicht nicht doch etwas für dich empfindet! Ich hatte den Entschluss gefasst jetzt weiterzugehen. Ich lief die Straße hinunter und steuerte auf den Eingang zu. Auf einer Bank saß bereits eine Person, die auf irgendjemand zu warten schien. Ist das Magnus? Oder sitze ich jetzt in der Falle. Ich spürte wie mein Herz schneller zu schlagen begann und Angst in mir hochstieg. Doch dann ließ mich seine vertraute Stimme erleichtert aufatmen. „Da bist du ja", begrüßte er mich und stand von der Bank auf und lief auf mich zu. „Ich wollte gerade nachfragen, wo du bleibst", erklärte er. Zu meinem Erstaunen wirkte er nicht so verunsichert wie sonst. Kein bisschen Nervosität spürte ich, während mein Herz in meinem Brustkorb Samba tanzte. „Sorry, ich hab fast einen Herzinfarkt bekommen, weil Philipp im Schlaf plötzlich losgeredet hat", entschuldigte ich mich für meine kleine Verspätung. Daraufhin lachte Magnus los. Sein Lachen war einfach so ehrlich und herzlich zugleich. Er stand einige Zentimeter von mir entfernt und die Laternen ließen seine blauen Augen leuchten. „Wollen wir vielleicht eine Runde gehen?", schlug ich vor, um die doch etwas angespannte Situation etwas aufzulockern. Magnus stimmte sofort zu. „Nicht das uns noch ein schlafwandelnder Alfred Gislason über den Weg läuft", gluckste dieser los. Ich konnte nicht verhindernd, dass ich dieses Bild von Alfred mit Schlafmaske und Schlafanzug vor mir sehe, wie er orientierungslos aus dem Hotel läuft. „NA ganz toll! Dieses Bild werde ich nicht mehr los. Ich werde ihm nicht mehr gegenüber treten können ohne loslachen zu müssen", beschwerte ich mich, während wir uns in Bewegung setzten und zu zweit die leeren Gassen entlangliefen. „Ich wette er denkt selbst im Schlaf über Handball nach", grinste Magnus. Ich schüttelte lachend den Kopf. „Vermutlich hast du Recht", lachte ich. „Manchmal würde ich echt gerne wissen, was andere Leute so träumen", überlegte Magnus laut. Mittlerweile hatte sich die Situation aufgelockert und es fühlte sich an, als würden wir telefonieren. Nur noch besser, weil er direkt neben mir lief. Ich musste mich echt Bemühen mit seinen großen Schritten mitzuhalten. Während er einen Schritt machte, musste ich zwei drei kleinere schnell machen. Magnus blickte amüsiert auf mich herab. Er war ungewöhnlich groß für einen Außenspieler. Doch genau seine Größe, machte ihn in manchen Situationen zu einem Weltklasse Außenspieler. „Du kannst ruhig sagen, wenn ich zu schnell laufe", lachte er und verlangsamte seine Schritte. Ich atmete erleichtert auf. Wenn ich so weiter durch die Straßen gehetzt wäre, wäre ich nach ein paar Minuten wahrscheinlich fix und fertig gewesen. Mittlerweile waren wir an einem kleinen Park angekommen. Auch hier wirkte alles wie ausgestorben. Was ist das hier nur für ein Nachtleben? Entweder es gab hier einfach keine guten Plätze zum feiern, oder wir befinden uns einfach am falschen Ort. Doch ich war froh, dass wir beiden ungestört waren. „Mit Lijana ist es auch immer dasselbe, sie will nie zugeben, dass ich ihr zu schnell laufe und versucht dann verzweifelt mitzuhalten", erklärte Magnus kopfschüttelnd. Immer wenn er von seiner Schwester brach, war da dieses leuchten in seinen Augen. Er schien eine wirklich enge Bindung zu ihr zu haben. Ich hatte mir immer einen Bruder oder eine Schwester gewünscht. Doch ich bin eben als Einzelkind groß geworden. „Ich hätte auch gerne Geschwister", seufzte ich. „Manchmal ist es auch gut, keine Geschwister zu haben", warf Magnus ein. Wir waren irgendwie automatisch stehen geblieben. Suchend schaute ich mich nach einer Bank oder anderweitigen Sitzgelegenheiten um, doch weit und breit war keine zu sehen. Achselzuckend setzte ich mich kurzentschlossen ins Gras, welches erstaunlicherweise nicht nass war. „Komm", forderte ich Magnus auf und klopfte neben mir aufs Gras. Etwas zögerlich setzte sich Magnus neben mich und winkelte die Beine an. Er seufzte. „Du machst dir Sorgen um sie", erriet ich. Er schaute mich fassungslos an. „Woher weißt du das?", wollte Magnus wissen. „Sieht man an deinem Blick", antwortete ich und visierte ihn mit meinen Augen. Wir saßen eng beieinander. Meine Schulter streifte seine, als ich mich etwas umsetzte. Sofort bahnte sich ein Kribbeln über meinen gesamten Arm und hinterließ dort ein Kribbeln. „Sie ist halt ganz alleine", seufzte er. Irgendwie musste ich daran denken, wie ich als Jugendlicher auch oft alleine Zuhause gewesen bin, wenn meine Eltern Arbeiten waren. Ich bin immer zehn Kilometer mit dem Rad zur Halle gefahren. Im Winter musste ich immer den Bus nehmen. Ich hatte viel Zeit für den Sport geopfert, doch im Nachhinein hatte es sich ausgezahlt. „Ich war früher oft allein", antwortete ich und Magnus warf mir einen mitleidigen Blick zu. „Deine Eltern haben viel gearbeitet?", erkannte er. Ich nickte. „Meine hatten auch viel zu tun in der Firma, aber dadurch, dass wir zu dritt waren, waren wir nie wirklich alleine", erzählte dieser. Es muss schön seine Geschwister zu haben, mit denen man alles teilen konnte. „Wir haben aber auch viel scheiße angestellt", erinnerte er sich lachend. Ich forderte ihn auf lustige Geschichten zu erzählen. Eindeutig am lustigsten war die Geschichte, in welcher Magnus vom Baum auf das Trampolin springen wollte, welches direkt vor dem Pool stand. Jedoch war das Trampolin von den Sprüngen davor etwas rutschig und Magnus ist ausgerutscht und hatte den Pool verfehlt und war in der Hecke links neben dem Pool gelandet. Dabei hatte er sich den Arm gebrochen und seine Eltern war danach stinksauer auf die beiden Jungs gewesen, weil sie eigentlich auf Lijana hätten aufpassen sollen. Am Ende lagen wir lachend nebeneinander im Glas. „Jetzt bist du dran", rang Magnus nach Luft. „Warte ich muss mal überlegen", entschuldigte ich mich. In meinem Gedanken überlegte ich fieberhaft nach einer lustigen Geschichte. „Ach ja: Ich hatte mal in der neunten Klasse so eine Phase in der ich total fasziniert von Sternenbildern und dem Nachthimmel gewesen bin. Ich hab auf einmal freiwillig unter freiem Himmel übernachtet, damit ich eine Sternschnuppe sehen kann. Hab ich leider nicht", begann ich zu erzählen. Ich hatte mich mit dem linken Arm im Gras abgestützt und schaute Magnus direkt in die Augen, der aufmerksam zuhörte. „Wir waren in Rom im Urlaub und waren halt abends noch Pizza Essen und auf dem Weg nach Hause zurück zu unserem Hotel, war ich mal wieder so begeistert von den Sternbildern, dass ich nur an den Himmel geschaut habe, anstatt dorthin wohin ich gelaufen bin. Am Ende bin ich voll gegen ein Straßenschild gerannt", berichtete ich. Magnus prustete los und ich stieg auch mit ein. Einige Minuten lang lachten wir einfach nur wieder und hatten echt Mühe uns irgendwie wieder zu beruhigen. Nachdem ich mich einigermaßen wieder gefangen hatte ließ ich mich ins Gras fallen und schaute nach oben zum Himmel. „Ich hab noch nie eine Sternschnuppe gesehen", seufzte Magnus. „Ich irgendwann schon, nachdem ich wirklich bis spät in die Nacht im Garten gelegen bin und Sterne beobachtet habe. Das war generell so eine Phase wo ich ziemlich viel alleine gewesen bin", gestand ich. Bisher hatte ich noch nie mit jemanden darüber gesprochen, weshalb ich mich damals von allen so abgewendet hatte. Es hatte alles damit zu tun, dass ich damals mir meiner Homosexualität bewusst geworden bin. „Wurdest du gemobbt oder wieso?", wollte Magnus wissen. Ich schüttelte den Kopf. „Ich hab mich irgendwie nicht gefühlt, als würde ich nicht dazugehören. Alle hatten meine Freunde hatten ihre Freundinnen und ich hab einfach nichts empfunden", antwortete ich. Es fiel mir immer schwer darüber zu sprechen, obwohl mittlerweile akzeptiert hatte, dass ich nun eben schwul bin. „Die Phase hatte ich auch", gestand Magnus. Was? Hat er gerade zugegeben, dass er auch schwul ist? Nein! Garantiert nicht! Das hätte ich doch bemerkt oder? Außerdem hat er bestimmt eine Freundin. Ehrlich gesagt hatten wir noch nie über dieses Thema gesprochen. „Kennst du noch Sternbilder?", erkundigte sich Magnus, der sich mittlerweile neben mich ins Gras gelegt hatte. Seine Schulter berührte dabei dauerhaft meine und sein Kopf lag nur wenige Zentimeter von mir entfernt. Wir beide hatten den Blick zu Himmel gerichtet. „Siehst du dort", ich zeigte nach oben. Magnus folgte meinem Blick und nickte sobald er das Bild gefunden hatte. „Das ist Orion, den kann man ganz leicht an den drei Sternen erkennen, die sozusagen einen Gürtel darstellen, erklärte ich ihm. „Ok, das einzig was ich kenne sind Kleiner und großer Wagen", lachte Magnus. „Ich kann auch nicht alle, aber die wichtigsten", erklärte ich. „Und was ist das dümmste Sternbild?2, fragte der Däne neugierig. „Der chemische Ofen", antwortete ich. „Bitte was? Sowas gibt es", prustete Magnus los und ich musste ihm mehrmals versichern, dass es den wirklich gab. Doch wie er genau aussah und wo man ihn sehen konnte wusste ich nicht. Ich zeigte ihm noch einige leichte Sternbilder, wie die Zwillinge oder das Wintersechseck. Wir waren so beschäftigt, dass wir komplett vergaßen wie spät es ist. Was wir nicht ahnten, dass unsere Abwesenheit bereits bemerkt wurde.....Hoffe das Kapitel hat euch gefallen 🥰🙈. Ich möchte mich entschuldigen, dass ich gestern Abend kein Kapitel mehr hochgeladen hab, aber ich hab etwas die Zeit vergessen und dann war es bereits 22:30 Uhr und ich hätte nicht wirklich was produktives auf die Reihe gebracht😂🙈. _Dajana_Bilyk_ 🥰👌 auf jeden Fall Wiederholungsbedarf🥰🙈.
Ich werde versuchen heute Abend ein Kapitel hochzuladen, wenn ich es nicht wieder vergesse😂🤦🏼♀️. So ich muss mich dann fertig machen für die Schule👌🥴. Juhu🙈! Freude hält sich in Grenzen😂🤪!
Frag für heute, weil mir keine andere auf die Schnelle einfällt:
Wie lange habt ihr heute Schule😂🤪?
Bis 13 Uhr weil Nachmittag ausfällt😂🤪, aber ich werde erst gegen 15:30 zuhause sein, weil ich gleich nach der Schule Auto fahren darf juhu😂🙈.So ich muss jetzt wirklich los sonst verpasse ich den Bus😂!
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Until I met you
FanficSchicksal- vielleicht war es Schicksal, oder sie war einfach zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort? Diese Frage hat sich die 16-Jährige Lijana seit dem Unfall vor einem Jahr, der ihr ganzes Leben auf den Haufen geworfen hat, häufig gestellt. Doch...