7: Morgendliche Dusche

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Niklas:
Gähnend streckte ich mich und schaltete meinen Wecker, der neben meinem Bett stand auf. Normalerweise fiel es mir leicht morgens aus dem Bett zu kommen, doch heute steckten mir die Geschehnisse vom gestrigen Tag noch in den Knochen. Da ich jedoch aufstehen musste, warf ich die Bettdecke seufzend beiseite und tapste verschlafen Richtung Badezimmer. Beinahe wäre ich gegen die Tür gelaufen. Heute war ich alles andere als wach. Ich hatte eine halbe Stunde Zeit, bis ich Lijana aus dem Bett werfen musste. Da ich mich heute etwas unwohl fühlte, endschied ich mich schnell eine kalte Dusche zu nehmen. Gute zehn Minuten später stand ich schließlich hellwach und wieder gut gelaunt im Badezimmer. Kurz darauf klopfte es an die Tür und Lijana steckte ihren Kopf ins Badezimmer. Überrascht, dass sie selbstständig aufgestanden ist, schaute ich in ihre Richtung. „Kann ich?", fragte sie und gähnte. Ich nickte und räumte das Badezimmer. „Was willst du zum Frühstück?", erkundigte ich mich, bevor ich mich aus dem Staub machte. „Müsli und ganz viel Schwarztee", gähnte sie. Ich lachte und verschwand kopfschüttelnd nach unten. Als ich an Magnus Zimmer vorbeilief überlegte ich, ob ich ihn wecken sollte. Doch er war bereits alt genug um sich einen Wecker zu stellen, damit er rechtzeitig fertig ist. Er sollte mal lernen etwas Verantwortung zu übernehmen. Deswegen ging ich nach unten und richtete den Frühstückstisch. Einige Minuten später kam Lijana die Treppe nach unten und schaute sich suchend um. „Magnus schläft noch?", schätzte sie. „Ja und von mir aus kannst du ihn gerne aus dem Bett werfen, weil er morgen auch früh raus muss, wenn wir nach Göppingen reisen", erlaubte ich ihr und begann genervt Kaffee zu kochen. „Eimer Wasser?", fragte sie mich nach Erlaubnis und grinste frech. „Ich weiß von nichts", erteilte ich ihr inoffiziell die Erlaubnis. Lijana schnaubte sich einen Putzeimer und verschwand breitgrinsend nach oben. Ich stellte den Kaffee auf den Esstisch und lief nach oben, da ich das Spektakel irgendwie nicht verpassen wollte. Gerade kam meine kleine Schwester mit einem Eimer Wasser wieder. „Soll ich das wirklich machen?", fragte ich skeptisch. „Wer nicht will hat Pech gehabt", erklärte ich ihr. „Aber was wenn er sauer ist", zweifelte sie. „Er wird wenn dann auf mich sauer sein", beruhigte ich sie. Sie seufzte und wir betraten beiden zusammen Magnus Zimmer. Es war dunkel und man hörte nur Magnus friedliches Schnarchen. Ich steuerte aufs Fenster zu und öffnete den Rollladen. Magnus grummelte irgendwas nicht Verständliches und vergrub seinen Kopf unter dem Kopfkissen. Ich nickte Lijana zu. Diese zögerte nicht lange und leerte Magnus den Eimer über. Ruckartig fuhr dieser aus dem Schlaf hoch und schaute uns geschockt an. Sein Blick war einfach genial! Lijana krümmte sich vor Lachen und ich spürte wie meine Brust sich leicht erwärmte. Sie lachte wieder. Wie sehr hatte ich es vermisst. Auch ich konnte mir das Lachen einfach nicht mehr verkneifen. Magnus schaute wie ein begossener Pudel uns mit fassungslosem Blick entgegen. „Sagt mal habt ihr sie nicht mehr alle", fauchte er und wischte sich das Wasser aus dem Gesicht. „Mein ganzes Bett schwimmt", stellte er wütend fest. Lijana hatte sich immer noch nicht beruhigt und kassierte jetzt von Magnus einen wütenden Blick. „Na warte", drohte dieser und warf seine Bettdecke beiseite. Kreischend flüchtete Lijana aus seinem Zimmer. Magnus zögerte nicht lange und rannte ihr hinterher. Doch weit kam er nicht, weil ihm der Türrahmen ein Strich durch die Rechnung machte. Fluchend hüpfte er nun wie ein Flamingo im Flur auf und ab, während Lijana sich vor Lachen auf dem Boden kugelte. Ich konnte nicht anders als zu schmunzeln. Endlich lachte sie wieder. Wenn man dafür Magnus mit einem Eimer Wasser wecken musste, nahm ich das in Kauf. Das schönste Geschenk an diesem Morgen war, sie wieder Lachen zu sehen. Nachdem sich alle wieder beruhigt hatten verschwand Magnus genervt im Badezimmer, während Lijana und ich uns an den Frühstücktisch setzten und bereits anfingen zu essen, da sie in einer halben Stunde los musste. Sie hatte darauf bestanden mit dem Bus zu fahren. Auch wenn mir nicht ganz wohl bei der Sache war, wollte ich ihr nicht verbieten allein zur Schule zu fahren. Ich wusste, dass sie das Gefühl brauchte selbstständig zu sein.

Lijana:
Erleichtert atmete ich durch nachdem ich mich endlich von Magnus und Niklas verabschieden konnte. Manchmal waren die beiden etwas überfürsorglich. Ich lief die Straße hinunter zur Bushaltestelle, wie Niklas mir den Weg beschrieben hatte. Von weitem konnte ich bereits das Bushaltestellenschild erkennen. Ich stellte mich zu den anderen Jugendlichen, die wie ich auf den Schulbus warteten und verfluchte mich dafür, gestern die Jacke und mein Handy im Klassenzimmer gelassen zu haben. Nun stand ich hier einsam rum und wusste nicht was ich machen sollte. Zum Glück fuhr gerade der Bus vor. Ich überprüfte die Linie. 16! Wie Niklas gesagt hatte und stieg ein. Ich setzte mich in einen der freien zweier und schaute gedankenverloren aus dem Fenster. In meinem Bauch machte sich ein leicht mulmiges Gefühl breit. Ich hatte Angst davor wieder das Klassenzimmer betreten zu müssen. Was wenn sie sich wieder über mich lustig machen? Ich hatte mir aber vorgenommen, für Niklas und Magnus stark zu sein. Ich wollte nicht wieder wie ein Schwächling heulend in der Trainingshalle auftauchen müssen. Heute werde ich es durchziehen! Außerdem sollte ich den Einstieg nicht verpassen, wenn ich mein Abitur schaffen wollte. Automatisch schweiften meine Gedanken wieder ab. Ich sah seine kastanienbraunen Augen vor mir. Sein etwas schüchternes Lächeln. Gisli! Irgendwas an ihm hatte eine anziehende Wirkung auf mich. Ich wusste nicht was? War es seine fröhliche Art oder die Tatsache, dass er mich behandelt hatte, als wäre ich normal. Ich vermutete, dass alle aus Niklas und Magnus Mannschaft von meinem Unfall und meiner Behinderung wussten, doch er hatte kein einziges Mal komisch geschaut. Nein, er hatte mich als normale Person behandelt. Am bezauberndsten fand ich sein Lachen. Es war so ehrlich. Irgendwie wünschte ich mir ihn wieder zu sehen. Aber ich bezweifelte, dass er überhaupt noch etwas mit mir zutun haben wollte, nach der Aktion gestern. Er wird mich jetzt genau wie die anderen für schwach halten. Ich seufzte laut auf und verdrängte den Gedanken an meinen Nervenzusammenbruch gestern vor der Halle. Der Bus hielt gerade an einer Haltestelle und kleine Schulkinder stürmten schreiend in den Bus. Ich stellte mir so oft die Frage, wie man morgens nur schon so wach sein kann. Für mich etwas total unverständliches. Auf einmal fiel mein Blick auf eine Person, die dem Trubel folgend den Bus betrat und sich wenige Meter von mir entfernt an eine der Haltestangen stellte, da kein Platz mehr zur Verfügung stand. Moritz. Ich schluckte. Ich hoffe er erkennt mich nicht. Ich schaute aus dem Fenster und ignorierte seine Anwesenheit. Ich wollte mich so unauffällig wie möglich verhalten, damit sie erst gar keinen Grund mehr haben über mich herziehen zu müssen. "Moin! Ich darf doch", riss mich einige Sekunden später ein bekannte Stimme aus den Gedanken. Ich zuckte erschrocken zusammen und blickte in die braunen Augen von Marvin. Ich räumte meine Tasche vom Sitz und rutschte ans Fenster durch. Ich wollte nicht unfreundlich sein. "Nur so. Ich hab deine Jacke in meinen Spind gesperrt, damit einer der Idioten nicht auf die Idee kommt irgendwas dummes damit anzustellen", erklärte er mir und zwinkerte mir zu. Er hatte was getan? Wieso tut er sowas? Warum ist er so nett zu mir? Er kennt mich nicht? Und außerdem war ich gestern nicht gerade nett zu ihm gewesen. "Danke", antwortete ich und atmete erleichtert auf. "Kein Ding", lächelte Marvin zurück. Wow, er antwortete mal nur mit zwei Worten. Was ist los mit ihm? "Du warst gestern nicht im Bus oder?", fragte er mich. Ich schüttelte den Kopf. "Wusste ich es doch", bestätigte er seine Vermutung. "Seit wann wohnst du jetzt hier in Kiel?", fragte er mich weiter aus und musterte mich dabei mit einem neugierigen Blick. "Heute seit einer Woche", antwortete ich. "Wieso seid ihr mitten im Schuljahr umgezogen?", wunderte er sich. Ich zuckte mit den Schultern. Wieso bin ich erst jetzt gewechselt? Ich wusste es selbst nicht. Vermutlich lag es daran, dass ich im Sommer noch nicht in der Lage gewesen bin, mit nach Kiel zu kommen. "War eine spontane Entscheidung", antwortete ich schließlich. "Also du müsstest nicht umziehen, du wolltest hier freiwillig her?", fragte er erstaunt. Ich nickte. Ok, was heißt freiwillig. Ich hatte schon länger mit dem Gedanken gespielt, aber am Ende haben meine Eltern die Entscheidung getroffen mich zu meinen Brüdern zu schicken. Ich seufzte und lasse mich in den Sitz fallen. "Es liegt also nicht an deiner Prothese?", fragte er nach Weile. Ich zuckte erschrocken zusammen. Er wusste davon. Woher? Wissen die anderen es auch? "Keine Sorge, die anderen ahnen nichts", meinte er und legte seine große Hand beruhigend auf meine Schulter. Doch ich war alles andere als entspannt. Was wenn die anderen doch etwas ahnten? Was wenn es so enden wird wie in meiner alten Schule? Was wenn alle mich mit ihren mitleidigen Blicken anschauen werden? Was wenn alle einen immer fragen, ob sie helfen können um einen das Gefühl geben nutzlos zu sein? "Hey, alles gut. Ich werde es niemanden sagen", versuchte Marvin auf mich einzureden. Ich wollte nicht, dass überhaupt jemand weiß. Aber woher wusste er es überhaupt? "Die anderen werden nichts merken. Keine Sorge. Mir ist es nur aufgefallen, weil meine Mutter Prothesentechnikerin ist und irgendwann bekommt man ein Auge dafür. Du läufst aber sehr flüssig", meinte er aufmunternd. "Das hat meine Physiotherapeutin auch immer gesagt", seufzte ich. "Das einzige was mir aufgefallen ist, dass du es noch nicht akzeptiert hast. Du trauerst innerlich immer noch", fuhr Marvin fort. Ist er jetzt auch noch Psychologe? Wir wurden unterbrochen, weil die Türen vom Bus aufgingen, da wir an der Schule angekommen sind. Seufzend stand ich von meinem Sitz auf und folgte Marvin aus dem Bus nach dem die anderen bereits ausgestiegen waren. "Wir haben noch zehn Minuten", prüfte Marvin. "Erinnere mich gar nicht dran", seufzte ich. "Lass die Idioten einfach reden! Irgendwann geben sie auf", riet mir Marvin. Ich folgte ihm ins Schulgebäude zu den Spinds. Er lief auf einen dunkelgrünen zu, tippte den Code ein und öffnete die Tür. "Hier", sagte er und reichte mir meine Jacke. Ich nickte dankbar und überprüfte als erstes die Jackentasche. Mein Handy befand sich noch in dieser. Ich atmete erleichtert auf. "So jetzt müssen wir zu Chemie", erinnerte er mich. "Wohin?", fragte ich orientierungslos, während ich neben ihm herlief. Irgendwie fühlte ich mich unwohl. Er wusste jetzt davon. Ich spürte wie ich wieder unsicherer beim Laufen wurde. "Zweiter Stock", antwortete Marvin. Ich stöhnte. Der Horror! "Komm mit ich weiß zufällig den Code vom Aufzug", grinste Marvin frech und zog mich mit sich mit. Er öffnete die Aufzugstür und ich lehnte mich an die Wand, während er den Knopf mit der zwei drückte. "Danke du rettest meinen Tag", bedankte ich mich erneut bei ihm. "Kein Problem", lachte er. Es war ein gutes Gefühl im obersten Stock anzukommen ohne außer Atem zu sein. Ich genoss es förmlich. "Wenn du wieder den Aufzug benötigst wende dich einfach an mich", bot er an. Ich nickte dankbar. Aber ich stellte mir immer noch die Frage, was er eigentlich von mir wollte. Mit klopfendem Herzen näherte ich mich dem Chemiesaal. Vor der Tür standen natürlich, niemand geringeres als Moritz, Abby und der, dessen Name ich immer nich nicht kannte. "Ach guckt mal, die Neue ist zurück!", meinte Moritz und zeigte in meine Richtung. Unauffällig bleiben! Kein bisschen Schwäche zeigen! Einfach normal laufen! Ich redete nun bereits auf mich selbst ein. Was wird nur aus mir? "Und der Schwuchtel hat eine Freundin gefunden", grinste sein Kumpel. "Wie süß", kommentierte Abby. "Alles ist tausend Mal besser als dich als Freund haben zu müssen", konterte Marvin und legte seinen Arm um mich. Er kam mir gerade etwas zu nahe. Ich möchte zu viel Körperkontakt nicht. Ok, beim Handball war das vorprogrammiert, aber sonst meide ich übermäßigen Körperkontakt. Ich hasste Umarmungen. Dann zog er mich mit sich mit in den Klassenraum, wo die anderen wild durcheinander redeten. Als ich den Raum betrat verstummten die Gespräche und alle Blicke lagen wieder auf mich gerichtet. Ich ignorierte die Aufmerksamkeit und lief nach hinten und setzte mich auf einen freien Platz. Marvin ließ sich neben mich auf den Stuhl fallen. "Der Blick von Moritz war genial", freute er sich. Erst jetzt dachte ich genauer über seine Worte nach. "Du warst mal mit Moritz befreundet", platzte es aus mir heraus. Er nickte. "Wir waren die besten Freunde. Bis ich bemerkt habe, dass ich Gefühle für Männer habe und zu allem Übel für ihn. Ich dachte ich könnte ihn vertrauen....", begann er zu erzählen, stoppte aber als Moritz und seine Gang hereinkam und sich vor uns hinsetzte. Natürlich nicht ohne einen abwertenden Blick in unsere Richtung zu werfen. Was ist ihr Problem? Auch wenn ich gerne wüsste was damals zwischen den beiden vorgefallen ist, musste ich mich bis zum Stundenwechsel gedulden. Ich fokussierte mich weitestgehend auf den Unterricht. Immer mal wieder schweiften meine Gedanken ab. Vielleicht ist es hier doch gar nicht so scheiße? Abgesehen von dem Trio! Aber Marvin scheint echt voll in Ordnung zu sein. Irgendwas machte ihn total sympathisch, auch wenn er viel redet. Aber es hatte sich bereits gebessert. Langsam spürte ich ein angekommen sein. Ich fühlte mich nicht mehr alleine. Es machte mir nicht mal mehr was aus, dass er mein Geheimnis kannte. Zumindest von der Prothese wusste er. Wie es geschehen ist, wusste er nicht. Vielleicht werde ich irgendwann in der Lage sein, es ihm zu erzählen, doch dafür fühlte ich mich noch nicht bereit. Ich spürte wie er mich angrinste. "Nicht einschlafen", lachte er. "Tu ich nicht ich war nur in Gedanken", verteidigte ich mich. "Noch schlimmer", prustete er und kassierte einen ermahnenden Blick von unserer Chemielehrerin. Wir warten uns einen kurzen Blick zu und mussten uns das Lachen echt verkneifen. Das kann ja noch lustig werden mit Marvin.

Hoffe das Kapitel hat euch gefallen 😂❤️. Wir sind übrigens durch München gefahren auf dem Weg nach Österreich zum Skifahren😂🙈👌. Und dort waren so viele Polizeiautos😂🙈, wegen dieser Sicherheitskonferenz 😂🙈. Und ich merke warum ich Großstädte nicht mag😂🤦🏼‍♀️. Naja jetzt sind wir endlich über der Grenze😂🙈. Marvin und Lijana😂🤪 kann da noch eine Freundschaft entstehen🤔🤪?

Ich brauch wie immer noch eine Frage😂👌🤔. Und wie immer bin ich total unkreativ😂🤦🏼‍♀️. Ach ja, habt ihr ein Lieblingsshipping?😂🥰

Ich nenne mal meine Top 3:
1. Disson😂🥰
2. Steffniko 😂👌🥰
3. Entweder Gisliv oder Maganz😂😍🥰 mal schauen wie sich das mit Franz und Magnus noch entwickelt😂🤪🥰

So ich wünsche euch ein schönes Wochenende🥰🙈.


Until I met youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt