84: Die Stadt der Liebe

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Magnus:
Ich konnte es immer noch nicht glauben, dass ich auf unserem kleinen Balkon von unserem Hotelzimmer stehe und der Eifelturm nur wenige hundert Meter von uns entfernt war. Es war ein eher kleineres Hotel, aber mit perfekter Lage und für uns beide einfach perfekt. Ich wollte schon immer mal nach Paris. Ich erinnere mich noch genau an unser Telefonat, als wir noch „nur" Freunde waren und er mich gefragt hat, wo ich unbedingt mal hinwollte. Ich hatte damals geantwortet: nach Paris aber nur mit meiner großen Liebe! Und nun war ich hier, mit ihm in der Stadt der Liebe! Ich war ihm so unfassbar dankbar. Verträumt schaute ich auf die französische Hauptstadt herab. „Wenn du deinem Bruder bereits geschrieben hättest würde er jetzt nicht dein Handy explodieren lassen", grinste Franz und reichte mir mein Handy, auf dessen Display 10 verpasste Anrufe von Niklas waren. Genervt verdrehte ich die Augen! Wieso muss er immer so anhänglich sein? Seufzend hob ich ab, während sich Franz gegen mich legte und ich meinen freien Arm um ihn schlang. „Magnus endlich! Seid ihr gut angekommen?", fragte er. „Ja sind wir", antwortete ich leicht genervt. „Gut ich muss jetzt eh los, Lijana in die Halle fahren", erklärte er. „Ja und ich hab ihm bereits gesagt, dass er euch nicht nerven soll. Viel Spaß euch!", erklang Lijanas Stimme und ich musste schmunzeln. „Ich schick dir viele Bilder versprochen", versprach ich und sie bedankte sich. „Von mir auch viel Spaß und an Franz kannst du ausrichten, dass er dich heil wieder bringen soll", schärfte Niklas ein. „Hat er selbst gehört", lachte ich und Franz versicherte es ihm, dass er auf mich aufpassen wird. „Dann euch noch viel Spaß", wünschte Niklas. „Niklas", quengelte Lijana und Niklas legte genervt auf. Sie hatte ihn im Griff! "Deine Schwester ist schon einfach besonderes, auf eine gute Art und Weise", meinte Franz kopfschüttelnd, während ich mein Handy in meine Hosentasche steckte. Ich nickte zustimmend. Ja, sie war besonders. Aber dafür liebte ich sie so sehr. Ich war froh die lebensfrohe Lijana wiederzuhaben. "So wollen wir dann eine kleine Stadttour machen?", schlug Franz vor und ich hatte nichts einzuwenden. Hand in Hand verließen wir unser kleines Hotelzimmer und folgte die Straße hinunter zum Eifelturm. "Kannst du Französisch?", fragte ich Franz. Dieser schüttelte lachend den Kopf. "Zum Glück nicht", meinte er. Na toll! Und wie sollen wir uns zurecht finden, wenn wir beide kein Wort Französisch können. "Ich hab darauf vertraut, dass du mehr als Baguette und Croissant zusammenbringst", lachte Franz. "Das kann ja lustig werden: Hätten wir Lijana halt doch mitnehmen sollen", warf ich ein. "Hätten wir, aber die hätte uns mit ihrem Französisch erschlagen, dass wir auch nicht schlauer gewesen wären, also von dem her, ist so tausend Mal besser", schmunzelte Franz und seine Hände legten sich an meine Taille und er zog mich zu sich. Vorsichtig legte er seine Lippen auf meine, die ich gierig ansaugte. Es war einfach so wunderschön. Wir konnten endlich ungestört auf der Straße herumlaufen und mussten uns keine Gedanken machen, dass uns vielleicht jemand erkennen könnte. Nein, wir konnten allen offen unsere Liebe zeigen. Manchmal wünschte ich mir, wir könnten auch durch Kiel händchenhaltend laufen. Uns vor dem Spiel in der Halle küssen. Es würde Dinge deutlich einfacher machen. Wit müssten nicht immer Angst haben, erwischt zu werden. Aber es war nun einmal so: Homosexualität hat im Sport nichts verloren. Wir würden niedergemacht werden. Dann würde ich mich lieber bis zum Ende unserer Karriere verstecken oder darauf hoffen, dass es in den nächsten Jahren vielleicht doch ein Umdenken geben wird. "Woran denkst du?", riss mich Franz nachdenkliche Stimme aus den Gedanken, während er mich mit seinen wunderschönen Augen anschaute und sein Daumen über meine Wange strich und es unmöglich machte, weiter über diese Thematik nachzudenken, weil ich mich einfach nicht mehr konzentrieren konnte. Mein Verstand wurde vollkommen meinen Gefühlen unterworfen. "Über nichts", grinste ich und legte meine Lippen wieder auf seine. Kurze Zeit später löste ich mich immer noch vollkommen benebelt, aber zufrieden von ihm und verschränkte meine Finger mit seinen, bevor wir weiter die Straße hinunter zum Eifelturm liefen. Je näher wir dem Eifelturm kamen desto überfüllter wurden die Straßen. "Die Asiaten sieht man auch überall", grinste Franz und ich boxte ihm eine. "Nicht rassistisch werden", lachend schüttelte ich den Kopf. "Das war nur eine Feststellung, ich hab nichts gegen Asiaten, ich mag Chinesen", verteidigte er sich. "Meinst du jetzt das Essen, oder muss ich mir Sorgen machen", schmollte ich. Dann lachten wir beide los. Einige Touristen schauten uns etwas seltsam an. Ob es jetzt daran lag, dass wir Händchen hielten oder einen Lachflash hatten wussten wir nicht. War mir aber ehrlich gesagt auch egal. Wir schlenderten gemütlich durch die Sträßchen schauten uns einige kleine Lädchen an und ließen die neue Kultur einfach auf uns wirken. Gegen Abend setzten wir uns an ein kleines französisches Lokal direkt am Fluss, dessen Namen ich aufgrund meiner nicht gerade guten Geographiekenntnisse nicht weiß, und ließen den Abend entspannt ausklingen. Auf dem Rückweg hielten wir am Eifelturm an und machten noch einige Bilder bei Sonnenuntergang. Wir fragten eine Touristin, die zum Glück auch Deutsch sprach, ob sie von uns beiden ein Bild machen kann. Sie lächelte uns freundlich an und nickte. Franz gab ihr sein Handy und dann stellten wir uns etwas weiter weg. Ich strahlte Franz an, während seine Hände sich an meine Taille legten und ich dann die letzten Meter überbrückte und ihn küsste. Dieses Bild werde ich nachher einfach überall als Hintergrund nehmen. Wir bedankten uns bei unserer Fotografin, die uns noch mitteilte, dass sie es schön findet, dass wir uns nicht verstecken und offen unsere Liebe zeigen. Dann verabschiedete sie sich und ging weiter. "Wenn nur alle so tolerant wären", seufzte Franz und wir schauten die Bilder an. Sie waren echt wunderschön geworden. "Man könnte meinen sie macht das beruflich", grinste Franz. "Hoffentlich war das keine Handballjournalistin und morgen landet das Bild überall im Internet", witzelte ich. "Und wenn, dann wäre es halt so. Mehr als hassen können sie uns nicht. Solange ich dich habe, hab ich alles was mich glücklich macht", flüsterte Franz und legte seine Lippen auf meine. Dieser Kuss hatte irgendwas einzigartiges an sich. Er war so intensiv. Ich spürte einfach noch stärker, wie wichtig er mir einfach geworden ist. Franz hatte Recht. Solange er an meiner Seite ist, bin ich glücklich! Nachdem die Sonne dann untergegangen war wurde es schnell frisch, weshalb wir entschieden zum Hotel zurückzugehen.

Until I met youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt