Lijana:
"Kiel-Links", hallte Dianas Stimme durch die Halle, während sie den nächsten Spielzug ansagte. Es ist Freitagabend kurz nach neunzehn Uhr in der Schulsporthalle in Altenholz -Trainingsspiel! Für mich wieder Normalität. Es ist jetzt knapp zwei Wochen her, dass ich Diana kennengelernt habe und nun bei der weiblichen A-Jugend in Altenholz spielte. Gerade machten wir ein kleines Trainingsspiel zur Vorbereitung auf das Quali-Spiel in gut einer Woche und zwei Tagen. Wie immer stand ich auf meiner gewohnten Links Außen Position und wartete darauf, dass Diana mir das Handzeichen gab, dass ich an den Kreis einlaufen soll. Die Spielzüge hatte mittlerweile bereits verankert. Die Abläufe hatte ich im Kopf. Sobald Diana kurz mit der linken Hand winkte, lief ich los und ließ mich zwischen der Halblinken-Verteidigerin in diesem Fall leider Abby und Lina in die Abwehr fallen. Natürlich meinte Abby etwas übermotiviert an meinem Trikot zu zerren, dass ich echt Angst hatte sie würde mein Dominik Klein Trikot noch zerreißen. Trotz allem gelang es den Rückraumspielerinnen mich am Kreis freizuspielen und Diana spielte um Linas Bein herum einen Bodenpass, den ich erwischte. Es war etwas ungewohnt von dieser Position zu spielen und eigentlich hasste ich den Kreis, aber ich versuchte mein bestes und drehte mich Richtung Tor und bekam dabei noch ein Schubser von Abby hinterher. Trotzdem schaffte ich es irgendwie mit etwas Glück den Ball über den Pfosten ins Tor zu katapultieren. Beim Aufprall auf den Boden wusste ich nur eins, ein neuer blauer Fleck. Mein noch vorhandenes Knie sah aus, als würde ich Zuhause verprügelt werden. Niklas macht sich mittlerweile Sorgen, dass ich mein gesundes Knie noch schrotte, aber das gehörte eben dazu und wenn man Abby als Gegenspielerin hatte konnte man froh sein, wenn man nur ein blauen Fleck davonträgt. In meinem zweiten Training kam ich mit einem blauen Auge nach Hause und Niklas ist fast durchgedreht, während ich ihm bestimmt zwanzig Mal versichert habe, dass alles in Ordnung ist. Abby spielte etwas unfair machte das aber immer so geschickt, dass Björn es nicht sah und meistens war ich ihr Opfer. Aber ich würde nicht den Schwanz einziehen. Das gehört zu diesem Sport dazu und ein blaues Knie bringt mich nicht um. Ich lief wieder zurück in die Abwehr, wo Abby bereits unvorbereitet zum dritten Mal nach einander hochstieg und wieder drei Meter übers Tor warf und ihre Nebenspielerin mittlerweile genervt die Augen verdrehte. "Wir tauschen: Abby geht auf Außen und Lijana spielt für Abby im Rückraum: Ich hasse Einzelaktionen", wütend funkelte Björn Abby an, die wütend funkelnd sich auf meine Außen Position begab, während ich zu den anderen in die Mannschaft wechselte. Ich wäre ja gerne weiterhin auf Außen geblieben, aber das mich Björn für Abby in den Rückraum lässt zeugt davon, dass er mit ihrer heutigen Spielweise absolut unzufrieden war. Etwas nervös nahm ich die Rückraum Linke Position ein und Finja unsere zweite Spielmacherin sagte den Spielzug an. Meine Aufgabe war es erst mit Finja und dann der Halb Rechten zu kreuzen und mich dann auf die Halb Rechte Position zurückfallen zu lassen und darauf zu warten, dass ich den Ball wieder bekam und dann volle Kanne auf die Abwehr drauf. Ich sah mich schon auf die Fresse fliegen. Die Eins gegen Eins Übung vorhin hatte absolut nicht funktioniert. ich lag die halbe Zeit frustriert auf den Boden, doch Björn hatte mich jedes Mal aufgemuntert und mir versucht Tipps zu geben, wie ich versuchen könnte ein besseres Gleichgewicht zu bekommen. Er war echt ein total netter und geduldiger Trainer. Nur Diana hatte es nicht immer so leicht. Den eigenen Vater als Trainer zu haben, hatte Vor und Nachteile. Konzentriert lief ich genau die Laufwege ab, auch wenn es irgendwie ungewohnt war und ich gerne wieder auf meine Außenposition wollte. Ich liebte es mehr den Ball ins Tor drehen zu können, als mich durch die Abwehr durchbeißen zu müssen. Finja spielte mir den Ball zu in den Lauf. Vor mir machte sich Diana groß, die ein Kopf größer und mindestens doppelt so durchtrainiert war wie ich. Oben drüber aus dieser Distanz unmöglich. Es funktioniert also nur Eins gegen Eins. Ich versuchte mir Gisli vorzustellen, der vor mir steht. Er war deutlich einfacher zum Austanzen, weil er mit allem anderen beschäftigt war als richtig zu verteidigen. Doch gleich bei der Täuschung rutschte meine Prothese weg und im Fallen versuchte ich den Ball mit etwas Glück auf Rechts Außen zu Hannah zu bringen. Und tatsächlich irgendwie kam er an. ich hatte heute auch ein Pech und Glück zu gleich. "Wie hast du den jetzt bitte da hingebracht?", lachend schüttelte unser Trainer den Kopf, während ich lachend mit den Schultern zuckte und Diana mich wieder auf die Beine zog. "Sie ist eben die Schwester von Niklas und Magnus, ein Landin bekommt alles hin", posaunte Diana durch die Halle. Bisher wusste niemand, dass ich die kleine Schwester der beiden war. Erschrocken und entschuldigend schaute mich Diana an, als sie realisierte was sie gerade gemacht hat. Alle schauten mich geschockt an. "Was? Ja ich bin die kleine Schwester von den beiden! Können wir weitermachen?", fragte ich etwas genervt. Sie sollen nicht so gucken. Ist ja kein Geheimnis! "Sorry", raunte mir Diana zu doch ich konnte ihr nicht böse sein. Sie wollte es ja nicht. Kann jedem mal passieren. ich war froh sie getroffen zu haben. Sie ist eine echt gute Freundin von mir geworden. Nach einer guten Viertelstunde war das Training dann schließlich auch beendet. Ich hatte zwar kein Tor aus dem Rückraum gemacht, sondern eher Pässe an den Kreis oder Außen gespielt, aber auf Tore kommt es nicht immer an. Am Ende lobte Björn unser Arrangement und entließ uns für heute ins Wochenende. Montag hieß es dann neue Runde neues Glück. Ich nahm meine Flasche und wollte gerade aus der Halle gehen, da hielt er mich noch auf. "Lija?", fragte er und ich bleib verwirrt stehen. "Im Rückraum bist du auch nicht schlecht", meinte er, "du wirst von Training besser. Ich denk es ist soweit, dass du das mal ausfüllen kannst. Wir brauchen jede Hilfe beim Qualispiel und vor allem so eine sichere Siebenmeterschützin wie dich", meinte er und reichte mir ein Antrag für Spielgenehmigung. Total unerwartet hielt ich den Zettel in der Hand. "Bring ihn einfach Montag unterschrieben mit", zwinkerte er mir zu, bevor er dann Abby nochmal zurückrief und ich den anderen in die Halle folgte. "Du bist nächstes Wochenende dabei?", grinste Diana und ich nickte fassungslos. "Wenn Niklas zustimmt", gab ich als Bedingung. "Sag ihm, wenn er dir nicht die Erlaubnis gibt, dann verbrenne ich sein Trikot", lachte Jule und zog sich ihr Landin Trikot über den Kopf und alle lachten los. "Wir können dich echt gebrauchen am Sonntag! Seit Zoe weg ist haben wir abgesehen von Abby, deren Quote vom Strich nicht gerade so berauschend ist keine sieben Meter Schützin und außerdem kann Kim auf Außen echt Entlastung gebrauchen, wenn sie sich nicht wieder verletzt", stimmte ihr Diana zu. Ausgerechnet in dem Moment als Abby reinkam und mich daraufhin wütend anfunkelte. Ich würde zu gerne wissen, was Björn ihr gesagt hat, Vermutlich nichts positives. Nachdem ich schnell duschen gewesen bin, zog ich mir was frisches an und packte meine Sachen zusammen. "Wir sehen uns Montag", verabschiedete ich mich von den anderen und umarmte Diana nochmal, bevor ich breitgrinsend den Gang Richtung Ausgang lief. Ich wollte gerade mein Handy rausholen um zu schauen. ob Niklas geschrieben hat, ob er mich abholt, dann machte sich eine Gestalt vor mir breit und ich wusste sofort wer es war. Abby! War ja klar, dass ich nicht ohne eine Drohung davonkomme! "Du hältst dich auch für die größte, weil deine Brüder erfolgreiche Handballspieler sind und du mit einem THW Spieler zusammen bist, oder?", fragte sie vorwurfsvoll. Ich wollte gerade ansetzen, um etwas zu erwidern, dann fuhr sie schon fort. "Wenn du glaubst du nimmst meine Position ein, dann hast du dich geschnitten. Ich hatte vielleicht heute nicht meinen besten Tag, aber mit dem Roboterbein schaffst du es nicht Mal in eine Frauenmannschaft. Dich will niemand haben", herabwürdigend schaute sie auf mich herab und ich musste schwerschlucken. Auch wenn ich wusste, dass sie es nur machte, weil sie eifersüchtig war, hinterließen diese Worte spuren. Trotzdem atmete ich tief durch bevor ich dann sagte: "Mir reicht meine Links Außen Position! Aber der Trainer hat das letzte Wort und der wird sich für diejenigen entscheiden, die im Team spielen und nicht alleine kämpfen so wie du. Du hast vielleicht Talent, aber Einzelkämpfer will niemand haben", entgegnete ich eiskalt und wollte an ihr vorbeigehen, da hielt sie mich an meiner Arm fest. "Süß! Gehst du dich jetzt dann bei deinem Gisli ausheulen! Denkst du wirklich du bist ihm was wert? Ich meine, so dumm kann man auch nicht sein. Ich wette deine Brüder haben da so ein Deal mit deinem Isländer laufen, dass er dir vorspielen soll, er wäre mit dir zusammen. während er heimlich eine nach dem anderen fickt. Deine Brüder wollten dich einfach nur glücklich machen, denn wer will schon freiwillig mit dir zusammen sein. Guck dich mal an! Du bist zu nichts zu gebrauchen, ein halbes Wrack. Denk mal darüber nach", grinste sie frech und ließ mich dann vollkommen versteinert im Kabinengang stehen. Die Worte schlug auf mich ein wie Ziegelsteine. Hatte sie Recht? Spielte Gisli mir das alles nur vor? Steckte er mit meinen Geschwistern unter einen Decke? Haben sie ein Deal miteinander laufen? Hab ich mich in ihm getäuscht? ich spürte wie mir die Tränen in die Augen stiegen. "Lija, alles in Ordnung?", fragte Diana, die gerade hinter mir aus der Kabine gekommen war. ich wischte mir schnell die Tränen mit dem Handrücken weg und nickte. "Alles gut", spielte ich ihr vor, "Wir sehen uns morgen", meinte ich bevor ich mich dann beeilte von hier wegzukommen. Während ich über die Sportanlage zu den Parkplätzen lief, rollten mir vereinzelnd Tränen über die Wange. Das kann nicht sein, oder? Was wenn doch? Ich wollte es nicht wahrhaben, aber es ergab alles Sinn. Woher hatte Gisli gewusst, dass ich in Dänemark bin? Woher wusste er wo unsere Eltern wusste? Sie haben mich alle hintergangen und ich dachte ich könnte ihnen vertrauen. Ich sah gerade Magnus Wagen vorfahren. Auf dem Beifahrersitz saß Franz und winkte, als er mich sah. Ich wischte die Tränen weg und stieg wortlos ein und rustchte auf die Rückbank. "Und wie war das Training?", fragte Magnus und grinste mich an, doch ich reagierte nicht, sondern starrte stumm aus dem Fenster. Gut bis zu dem Moment wo mir klar geworden ist, was für ein falsches Spiel hier läuft! Magnus versuchte es nochmal mich zu sprechen zu bekommen, doch ich schaltete weiter auf Durchzug, woraufhin er es seufzend aufgab und sich mit Franz über irgendwelche Wohnung unterhielt. So wichtig bin ich ihm also! Zum Glück dauerte die Fahrt nicht all zu lange. Magnus hatte den Wagen gerade in die Einfahrt gestellt, da war ich schon ausgestiegen und an Niklas wortlos vorbeigelaufen, der bereits die Tür geöffnet hat. "Und wie wars? Essen ist gleich fertig", verkündete er fröhlich. Doch mir war nicht nach Essen zu Mute. Ich wollte nur noch hoch in mein Zimmer alleine! "Geht", antwortete ich stumm und zog die Schuhe aus und wollte nach oben verschwinden. "Essen?", fragte Niklas verwirrt. "Kein Hunger", murmelte ich bloß und lief dann die restlichen Stufen nach oben in mein Zimmer. Ich schlug die Tür hinter mir zu, drehte den Schlüssel im Schoss um und warf mich auf mein Bett und vergrub schluchzend mein Kopf in meinem Kopfkissen. Wie konnte ich nur so blind sein? Wieso bin ich erneut auf Gisli reingefallen? Wieso muss sowas immer mir passieren? Mein Handy vibrierte. Schluchzend hob ich es hoch. Gisli stand auf dem Display! "Du kannst mich mal! Ihr alle könnt mich mal", schrie ich wütend und warf mein Handy wütend ins Eck und schluchzte laut los. Wie konnte ich mich nur so in ihm täuschen?
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Until I met you
FanficSchicksal- vielleicht war es Schicksal, oder sie war einfach zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort? Diese Frage hat sich die 16-Jährige Lijana seit dem Unfall vor einem Jahr, der ihr ganzes Leben auf den Haufen geworfen hat, häufig gestellt. Doch...