70: Ich werden niemals jemanden so lieben wie ich dich liebe

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Magnus:
In Gedanken versunken saß ich auf dem Beifahrersitz und starrte gefrustet in die Leere. Ein tiefer stechender Schmerz hatte sich durch meine Brust gezogen, während ich über die Worte von Philipp nachdachte. Sie ließen mir einfach keine Ruhe. Was wenn Philipp Recht hatte und Franz mich genauso vermisste wie ich ihn? Hatte er sich wirklich wegen mir betrunken? Tiefe Schuldgefühle machten sich in meiner Brust breit. Wieso hab ich nicht um ihn gekämpft? Er hat zwar Schluss gemacht, aber ich hab es einfach so akzeptiert. Er muss denken, dass er mir nichts bedeutet hat. Wie soll ich das bloß wieder gut machen? "Jetzt hör auf dir den Kopf darüber zu zerbrechen, was Philipp gesagt hat. Ich kann ja schon die Rauchwolken aus deinem Kopf steigen sehen", holte mich Niklas wieder zurück in die Realität. Er hatte vermutlich Recht. Mein Kopf fühlte sich an, als würde er jede Sekunde platzen können, zu viele Fragen, auf welche ich keine Antwort wusste, schwirrt dort drinnen herum. "Aber was wenn ich um ihn hätte kämpfen sollen? Er denkt bestimmt er würde mir nichts bedeuten", erklärte ich Niklas meinen aktuellen Gedankengang. Ich wollte einfach nicht wieder riskieren, dass es zu einem Streit kam, wenn ich ihm wieder Dinge verheimliche. Ich wollte ab sofort mit offenen Karten spielen. Ich hoffte er macht dasselbe dann auch bei sich. Keine Geheimnisse mehr! "Magnus jetzt hör auf dir Vorwurf zu machen. Er hat damals Schluss gemacht, nicht du. Wenn er es jetzt bereut, dann ist er selbst schuld", zeigte sich Niklas verständnislos. Aber was hatte ich erwartet. Er konnte Franz von Anfang an nicht ausstehen, obwohl er ihn kaum kannte. Aber ich wollte nicht wieder einen Streit anfangen, weswegen ich nur ein: "Ich mein ja nur", von mir gab und gedanklich wieder in meinen Fragen versank. Sollte ich ihn anschreiben? Was sollte ich machen? Ich kann nicht weiter still rumsitzen und nichts tun. Er ist in Kiel. Ich hatte nicht mehr lange Zeit. Ich muss zu ihm sofort! "Du weißt nicht zufällig wo die Leipziger übernachtet haben?", fragte ich hoffnungsvoll meinen großen Bruder und schaute ihn fliegend an. Dieser schüttelte nachdenklich den Kopf. "Selbst wenn ich es wüsste, wüsste ich nicht, ob ich es die sagen würde. Ich weiß nicht so Recht, ob ich der ganzen Sache trauen würde. Er hat dich schon einmal verletzt", warf Niklas ein und blickte weiterhin konzentriert auf den Verkehr. "Ja, weil er nicht wollte, dass wir Schwierigkeiten bekommen. Aber ist mir doch egal ob es die Fans herausfinden. Ich liebe ihn und ich kann diese Gefühle nicht länger ignorieren. Es macht mich kaputt. Filip und Lion haben es auch geschafft die Sache geheim zu halten", warf ich ein woraufhin Niklas erstmal keine weitere Antwort wusste. "Dir ist schon bewusst, was das bedeuten würde. Ihr müsstet immer aufpassen, wo genau ihr euch küsst, könnt nicht händchenhaltend durch die Stadt schlendern", warf Niklas dann nach einer Weile ein. Diesmal war ich es, der keine Antwort parat hatte. Bisher hatte ich mir darüber noch nicht wirklich Gedanken gemacht. Aber er wäre die meiste Zeit ja eh in Leipzig, also dürften wir das doch irgendwie geregelt bekommen oder? Aber war ich bereit für eine Fernbeziehung? Aber ich meine bei Rune und Stine funktioniert es auch. Wenn man sich wirklich liebt, dann kann man jede Distanz überwinden. Ich war so abgelenkt, dass ich gar nicht realisierte, dass mein Handy gerade vibrierte. Seit ich wieder ein Handy hatte, nachdem ich meins in einem Wutanfall gegen die Wand geworfen hatte, war es nur noch ein Nebenbeiobjekt geworden, Franz schrieb ja nicht mehr mit mir, weshalb ich selten auf dieses schaute. Ich vermisste seine Nachrichten so sehr. Im nachhinein bereute ich es, dass ich mein Handy gegen die Wand geworfen hatte. Zwar hatte ich immer noch meine alte Nummer, aber die Chatverläufe waren auf meinem alten Handy gespeichert, das jetzt nur noch ein Haufen Schrott war. "Willst du nicht auf dein Handy schauen?", fragte mich Niklas mit hochgezogenen Augenbrauen. "Willst du nicht mal weiterfahren?", machte ich ihn darauf aufmerksam, dass die Ampel bereits wieder grün war. Während Niklas weiterfuhr, holte ich mein Handy aus der Jackentasche. Ich vermutete, dass wieder einer aus der Mannschaft wissen will, wann morgen Training ist, weil er heute nach dem Spiel nicht zugehört hat. Doch als ich auf mein Display schaute, ließ ich vor Schreck mein Handy fallen. Stand da gerade wirklich Franz auf dem Display? Spinne ich jetzt? Gehöre ich jetzt endgültig in die Irrenanstalt? Träume ich? Ich spürte Niklas verwirrten und gleichzeitig besorgten Blick auf mir. "Ist dir nicht gut? Soll ich anhalten?", fragte mich mein Bruder besorgt. Ich wollte antworten, doch meine Kehle war wie zugeschnürt. Ich war kreidebleich wie eine Leiche. Niklas war so besorgt um mich, dass er irgendwo am Straßenrand anhielt, während das Handy immer noch auf zwischen meinen Füßen im Fußraum lag. Da ich Niklas keine Antwort auf seine Frage, was denn los sei geben konnte, griff er schließlich nach meinem Handy und drehte es um. Seinen Blick werde ich wohl so schnell nicht vergessen. Für einen Moment hatte ich echt Angst seine Augen könnten aus seinem Kopf fallen. Mit weit aufgerissen Augen starrte er mich genauso sprachlos an. "Was will der jetzt auf einmal? Hast du ihn angeschrieben?", fragte er mich woraufhin ich erst ahnungslos die Schultern zuckte und dann den Kopf schüttelte. Muss ich mich jetzt für immer per Handzeichen verständigen, oder werde ich irgendwann wieder aus meiner Schockstarre befreit? "Willst du nicht wissen, was drinnen steht?", wollte er wissen. Jetzt war er derjenige, der neugieriger war. Ich hingegen hatte Angst davor. Einerseits nagte diese Ungewissheit an mir, andererseits wollte ich es nicht wissen, aus Angst er würde mich für immer aus seinem Leben streichen wollen. Können wir nicht einfach wenigstens wieder Freunde sein? "Wenn du sie jetzt nicht öffnest, dann mach ich das", drohte Niklas und hob mir auffordernd das Handy hin. "Aber..", jammerte ich. "Willst du jetzt wissen, ob du noch eine Chance hast?", durchdringend schaute er mich an. "Du bist fies", beschwerte ich mich. Er kannte mich einfach zu gut. Ich gab immer viel zu schnell nach. Mit zitterndem Finger entsperrte ich mein Handy und drückte vorsichtig auf seine Nachricht. Jetzt würde ich wissen, was in dieser stand. Mit pochendem Herz, schweißgebadet las ich mir mehrmals die Zeilen durch und konnte einfach nicht glauben, was in dieser geschrieben stand. Veräppelte er mich gerade? Ist heute der erste April? Erlauben sich die Jungs gerade einen Spaß? Ich wollte es einfach nicht wahrhaben. "Jetzt sag, was will er?", Niklas schaute mich fragend an. Stumm hielt ich ihm das Handy vor der Nase, während ich immer wieder die Nachricht in meinem Kopf wiederholte:

Until I met youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt