58: Rückfällig

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Magnus:
Zitternd sitze ich am Seitenrand auf der Bank und schaute den anderen beim Aufwärmen zu. Immer unter der ständigen Beobachtung von Alfred oder Filip. Einer der beiden warf immer einen prüfenden Blick zu mir rüber. Das Gefühl, die ganze Zeit auf Schritt und Tritt verfolgt zu werden, machte mich verrückt. Nervös spielte ich mit meinen Händen, wobei ich immer wieder prüfend meinen Ärmel hinunterzogen. Ich hatte ständig Angst, die anderen könnten die Spuren meines gestrigen Nervenzusammenbruch bemerken könnten. Es wussten bereits genug davon, was die Sache für mich nicht einfacher machte. Ich spürte diesen innerlichen Drang es wieder tun zu wollen. Es war so ein erlösendes Gefühl gewesen, als das Blut aus meiner Haut gequollen ist und ich für einen Moment diesen stechenden Schmerz in meiner Brust, vergessen konnte. Ein Gefühl der Befreiung! Erneut spürte ich wie mich zwei Augenpaare visierten. Diesmal waren es nicht die von Alfred oder Filip, sondern die von Niklas. Auch er überwachte mich. Heute morgen hatte er die ganze Zeit neben mir am Frühstückstisch gesessen und jeden Bissen beobachtet, welchen ich von meinem Brötchen genommen habe. Er hatte mir das Brötchen förmlich durch Blicke in den Mund gezwängt. „Jungs", halte Alfreds Stimme durch die Halle und alle kamen erleichtert, dass die Übung erstmal unterbrochen ist kamen auf uns zugelaufen. Miha, ließ sich neben mich auf die Bank fallen und grinste mich breit an. „Schön, dass du wieder da bist", meinte Dule und zwinkerte mir zu. Ich war überrascht, dass kein einziger einen dummen Kommentar gelassen hat. Alle hatten mich überglücklich empfangen, als hätten sie sich wirklich Sorgen um mich gemacht und meine Anwesenheit vermisst. Während Alfred die nächsten Anweisungen gab hörte ich nur halbherzig zu und starrte gedankenverloren ins Leere. Mein Blick wanderte zu der Uhr, die an der Wand hing. Bereits 30 Minuten nach Trainingsbeginn und Gisli war noch nicht aufgetaucht? Seltsam! Normalerweise war der Isländer zuverlässig und kam so gut wie immer pünktlich. Nur einmal kam er zu spät, weil er verschlafen hatte und dann in den falschen Bus eingestiegen ist und beinahe nach Hamburg gefahren wäre.  „Wo ist eigentlich unser Zwerg?", sprach Andi meine Gedanken aus. Auch er schien die Abwesenheit des Isländers bemerkt zu haben. „Bist du blind? Ich bin hier", kam es von Miha, der mit den Armen wedelte und mir dabei eine scheuerte. Erschrocken schaute er mich an und entschuldigte sich doch ich hob nur gedankenverloren die Hand. „Ich meinte Gisli, aber gut, dass du dich bei Zwerg angesprochen fühlst", grinste Andi frech. „Er hat mir geschrieben, dass er heute nicht kommt. Aber er ist ja eh verletzt, also ist es nicht weiter tragisch, sein Reha Programm kann er auch heute Abend weitermachen", mischte sich Alfred ein, um wieder Ordnung in die Runde zu bringen. „Er ist sicher mit Lijana laufen", kam es von meinem großen Bruder. Er hatte mir versichert, dass es Lijana gut ging und sie bei Gisli übernachten wird. Trotzdem war da dieses ungute Gefühl im Bauch. Irgendwas sagte mir, dass da etwas faul sein muss. Das Quieken von Miha ließ mich wieder in die Realität zurückkehren. „Ich finde die beiden so süß.... die müssen zusammenkommen", meinte Miha aufgeregt mit leuchtenden Augen. Mein Bruder warf ihm erschrockene Blicke zu und ich war auch nicht wirklich so begeistert von Mihas Vorstellungen. „Er hat ne Freundin", warf Raffi ein und enttäuschte den kleinen Slowenen. „Wäre trotzdem süß", seufzte dieser enttäuscht. „Jungs können wir dann mal wieder", kam es leicht genervt von Alfred, der sofort wieder die Aufmerksamkeit der Jungs hatte. Während die anderen im Gespräch versunken war, schlich ich mich unauffällig aus der Halle Richtung Toiletten. Ich konnte dem Drang einfach nicht mehr wiederstehen. Der Schmerz in meiner Brust wurde stärker, ich muss was dagegen unternehmen und zwar schnell. Nervös tastete ich meine Hosentasche ab, in welcher ich eine Klinge versteckt hatte. Erleichtert stellte ich fest, dass diese immer noch dort vorzufinden war. Ich schloss die Tür hinter mir ab! Ich durfte kein Risiko eingehen. Ich musste die anderen in dem Glauben lassen mir ginge es gut. Sie sollten keinen Verdacht schieben! Wenn mich jemand erwischt, bin ich geliefert, aber sowas von. Ich klappte den Klodeckel zu und setzte mich aufs Klo. Mein Hand zitterte und ich wusste nicht, ob das was ich vorhatte zu tun, die beste Lösung ist. Doch ich konnte dem Verlangen danach einfach nicht mehr widerstehen. Auch wenn sich mein Kopf strikt dagegen sträubte es erneut zu tun. Immer wieder hallten die Worte von Lion in meinem Kopf: "Ich will nicht, dass du den gleichen Fehler machst wie ich damals!" Aber was sollte ich dann tun? Ich wollte diesen Schmerz loswerden. Ich wusste einfach keinen anderen Ausweg. Es hatte geholfen. Für einen kurzen Moment. Auch wenn es nur kurzzeitig war. Immerhin waren es ein paar Minuten, in denen ich dieses unangenehme Stechen los wurde und Franz für einen Moment vergessen konnte. Allein bei dem Gedanken an ihn, stiegen mir die Tränen ins Gesicht. Ich vermisste seine strahlend blauen Augen so sehr, die mich immer an einen geheimnisvollen Ozean erinnerten. Ich wollte diese Geheimnisse lüften. Ich wollte ihn kennenlernen. Ich wollte diese blauen Augen nie vergessen. Sie waren so einzigartig. So wunderschön. Immer mehr Tränen stiegen mir in die Augen und die Last, die sich in meiner Brust ausbreitete wurde immer schwerer. Ich spürte wieder diese Kraft, die mich zu Boden zog. Es fühlte sich an, als wäre ich am Meeresgrund gefesselt und würde vergeblich versuchen mich aus meinen Fesseln zu befreien und gegen die Angst vor dem Ertrinken ankämpfe. Es fühlte sich an als würde ich um mein Leben kämpfen. Ein tiefer Schmerz bohrte sich in meine Brust und ließ mich laut aufschluchzen. Was machte er nur mit mir? Würde dieser Schmerz jemals wieder aufhören? Müsste ich mein ganzes Leben lang mit dieser schmerzhaften Erinnerung leben? Würde ich ihn jemals wieder vergessen können? Tausend Fragen überfluteten meinen Kopf und ich wusste auf keine einzige eine Antwort. Angst und Verzweiflung stieg in mir hoch. Ich hatte Angst vor dem was kommen würde. Ich wollte so nicht mehr leben. Ich schrie nach Hilfe, doch niemand schien mich zu hören. Keiner warf mir einen Rettungsring zu. Aus eigner Verzweiflung griff meine rechte Hand zielstrebig in meine Hosentasche und zog die Klinge heraus. Zitternd hielt ich diese in meiner Hand, während ich meinen Ärmel nach oben zog und meinen linken Unterarm freilegte. Die Spuren von gestern waren noch deutlich zu sehen. Tiefe Kratzer zierten die Haut meines Unterarms. Spuren der inneren Verzweiflung! Spuren eines gebrochenen Herzes. Der erneute Hilferuf meines Herzens trieb mich dazu, die Klinge anzusetzen und den nächsten Kratzer auf meiner Haut zu hinterlassen. Schmerzverzerrt verzog ich das Gesicht, während Blut aus der frischen Wunde quoll. Der Schmerz ließ das Stechen in meinem Herz für einen kurzen Augenblick in Vergessenheit geraten. Es fühlte sich gut an. Und aus diesem kurzen Hoch wurde ein erneuter Antrieb dieses Gefühl erneut fühlen zu wollen. Den Schmerz erneut vergessen zu können. Ein Kratzer nach dem anderen bildete sich nun auf meinem Unterarm. Mittlerweile sah ich aus, als hätte ich einen gewaltigen Kampf mit einer bösartigen Katze hinter mir. Ich wollte einfach nicht aufhören, weil sich meine Sorgen für einen Moment in Luft auflösten. Also wechselte ich schließlich den Arm und wenige Zeit später hatte ich auch meinen anderen Unterarm vollkommen verunstaltet. Tiefe Kratzer zeigten die Auswirkungen meiner inneren Verzweiflung. Meiner Ratlosigkeit! Ich wusste mir nicht mehr anders zu helfen. Doch je öfter ich die Klinge angesetzt hatte, desto geringer wurde das erlösende Gefühl. Und ich spürte, dass der stechende Schmerz wieder die Oberhand erhielt. Tränen stiegen mir in die Augen, während ich fassungslos auf meine Unterarme starrte. Was hatte ich getan? Was war nur in mich gefahren? Wieso verletzte ich mich selbst? Wieso tue ich mir das ganze an? Wie tief bin ich gesungen? ich zitterte am ganzen Leib. Wie erbärmlich bin ich? Ich heule mir die Seele aus dem Leib, weil mich Franz verlassen hatte. Ich verunstaltete mich, weil mein Herz gebrochen wurde. Wieso? Wieso tat ich das ganze? Es gab Menschen, denen ging es um einiges schlechter als mir. Doch diese kämpften und ich? Ich sitze hilflos in einer Toilettenkabine und ritze mich? Was ist aus dem alten Magnus geworden? Was hatte Franz aus mir gemacht? Erschrocken erhob ich mich und blickte in den Spiegel, der über dem Waschbecken hing. ich schaute mein eigenes Spiegelbild an und erschrak. ich kannte mich selbst nicht mehr wieder. Meine Augen waren rotgeschwollen. Ich war noch dürrer geworden, als ich eh schon war. Ich sah richtig heruntergekommen aus. Jede einzelne Bewegung machte meinem Körper zu schaffen. Was war aus meiner Lebensenergie geworden? Wieso konnte ein Mensch sich innerhalb weniger Tage so krass verändern? Wieso hat keiner der Jungs irgendwas gesagt? Wieso haben sie mich ausgelacht? Ich sah hässlich aus. Wie ein abgemagertes Stück Lauch? Wieso hassten sie mich nicht alle? Wieso? Tränen gemischt mit Wut stieg in mir hoch. Ich wollte mich selbst so nicht sehen. ich konnte meinen eigenen Blick nicht ertragen. ich war kurz davor auf den Spiegel einzuschlagen, da vernahm ich eine Stimme auf dem Flur. "Magnus?", rief jemand meinen Namen. Für einen Moment hatte ich gehofft es wäre Franz. Doch sofort breitete sich tiefe Enttäuschung in mir aus. Es war Filip! Ich durfte mich nicht verraten. Blitzschnell ließ ich die Klinge in meiner Hosentasche verschwinden. Was nun? Ich durfte mich auf keinen Fall verraten! Ich musste ihnen die heile Welt vorspielen: ich wollte sie in dem glauben lassen, mir ginge es gut. Sie sollten sich um mich keine Sorgen machen müssen. Entschlossen wischte ich mir die Tränen aus dem Gesicht. ich drückte auf die Klospülung, in der Hoffnung Filip würde meinen Ablenkungsversuch schlucken. "Bist du hier drinnen?", fragte er mich und klopfte gegen die verschlossene Tür. "JA", antwortete ich mit schwacher Stimme und öffnete den Wasserhahn um mir das getrocknete Blut von den Unterarmen zu wischen. "Ich bin gleich fertig", versicherte ich ihm und ein zufriedenes okay, kam zurück. Er hatte es geschluckt. Erleichtert atmete ich auf und versuchte mich einigermaßen wieder herzurichten. Er sollte nicht sehen, dass ich geweint habe. Nach einer kurzen ZEit war ich einigermaßen zufrieden. Ein kurzer letzter prüfender Blick in den Spiegel. Ein aufgesetztes Lächeln, welches meinen eigentlich Gemütszustand überspielen sollte. Dann öffnete ich die Toilettentür, vor welcher Filip auf mich wartete. Er lächelte zufrieden und ich atmete erleichtert auf. Niemand hatte etwas gemerkt.

Hoffe das Kapitel hat euch gefallen🥰❤️! Hab es gestern nicht geschafft, weil ich auf einem Geburtstag war. Flensburg hat leider nicht gegen Berlin gewonnen, aber ohne Wiede war es von vorne herein unmöglich🤯🥴🙈. Naja jetzt kommt es am 09.06 zum Showdown🥰😍. Denkt ihr der BHC schafft die Sensation?
Ich schreib die Meisterschaft ab, erst wenn die Spiele am 09.06 abgepfiffen sind🥰👌! Außerdem im Handball ist alles möglich haben wir ja gestern gesehen, als die Eulen gegen die Löwen gewonnen haben🥰🤪! Jetzt kann die Eule noch überleben🥰👌! Weiß nicht was ich lieber will: Bietigheim oder Eulen eins von beiden eben😂🥰😍.

Until I met youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt