Lijana:
Mit zitternden Händen griff ich nach meinem Trikot, welches ich seit über einem Jahr nicht mehr getragen hatte. Die Nummer 7! Meine absolute Lieblingszahl, weil ich am 7.7 Geburtstag hatte. Ich streifte mir den vertrauten Stoff über und ein Gefühl, des wieder nach Hause Kommens breitete sich in meiner Brust aus. Wie sehr hatte ich dieses Gefühl vermisst. Ein Teil von mir war wieder zurückgekommen. Nervös lief ich zum Spiegel und band meine Haare im Pferdeschanz zusammen. Es fühlte sich wieder an wie vor dem Unfall. Wie jedes Mal vor dem Training, wenn ich nochmal einen prüfenden Blick in den Spiegel geworfen hatte. Ich vernahm ein Klopfen an der Kabinentür. „Bist du fertig?", sagte Marvin doch bevor er auf eine Antwort wartete stand er bereits in der offenen Tür. Ich war froh, dass ich bereits fertig angezogen war. „Sorry", grinste er verlegen. Ich ließ meinen Blick nochmal in Spiegel schweifen bevor ich zurück zu meinem Platz lief, die neue Prothese aus der Tasche holte und zusammen mit meiner Flasche Marvin in die Halle folgte Magnus und Niklas hatten die Zeit genutzt, bis ich fertig war um eine Runde Basketball zu spielen. Als sie sahen, dass ich fertig war kamen sie auf mich zu gelaufen. „Fast wieder die Alte", meinte Niklas und klopfte mir aufmunternd auf die Schulter, während ich mich auf die Bank setzte, um meine Prothese zu wechseln. Während ich mich fertigmachte, erkundigte ich mich bei Marvin, was wir jetzt anfangen würden. „Ziel von heute ist, dass du am Ende einmal übers Spielfeld laufen kannst ohne unserer Hilfe", erklärte er und zwinkerte mir aufmunternd zu. Im ersten Moment hörte es sich wenig an, doch ich wusste was für ein anstrengender Weg das heute wird „So bereit", grinste Marvin. Etwas zögerlich stemmte ich mich von der Bank hoch, damit ich aufstehen konnte. Dabei geriet ich leicht ins Straucheln. Hätte mich Magnus nicht festgehalten, wäre ich vermutlich auf dem Hintern gelandet. Ich fühlte mich wieder wie damals. Vor gut einem Jahr! Als ich nicht mal einen Schritt gehen konnte ohne mich an irgendetwas festzuklammern. Wo jeder Schritt eine einzige Qual war. Erst jetzt wurde mir bewusst auf was ich mich da eingelassen habe! Ich hatte gedacht, das Ganze würde einfacher gehen, weil ich bereits mit einer Prothese laufen konnte. Doch diese Prothese fühlte sich komplett anders an. So beweglich und trotzdem irgendwie instabil! Ich spürte wie mir die Tränen in die Augen stiegen. Ich war komplett verunsichert. Meine Knie fingen an zu zittern. Nicht gerade das Beste, wenn man Druck auf die Prothese bekommen sollte. Ängstlich klammerte ich mich an Magnus fest, während ich mich komplett nutzlos. Ich spürte wie Magnus beruhigende Arme sich um mich legten und mir das Gefühl gaben, dass ich nicht alleine war. „Hey, du schaffst das", sprach er mir Mut zu. Doch in mir stiegen weiter Zweifel auf. Was wenn ich es doch nicht schaffe? Was wenn das alles hier doch der falsche Weg ist? Wieso kann ich mich nicht einfach damit abfinden, dass ich nie wieder spielen kann? Sollte ich vielleicht lieber einsehen, dass ich nun einmal behindert bin? Wieso hatte ich diesen verdammten Handball in die Hand genommen? Wieso hatte ich mich auf das Duell eingelassen? Ich hätte mich einfach von dieser Welt fernhalten sollen! Ich spürte wie Marvins Hand sich auf meine Schulter legte. „Hey, komm! Kopf hoch! Das ist am Anfang normal", versuchte er mich zu beruhigen. „Ich...kann nicht", schluchzte ich. „Doch du kannst", diesmal war es Niklas, der mir versicherte, dass ich es schaffen werde. „Du musst nur an dich glauben! Es wird nicht einfach! Aber wenn du es nicht versuchst, dann kannst du es nicht schaffen", versuchte mir Marvin klarzumachen, dass ich es einfach mal versuchen sollte. Ich schluckte die Verzweiflung hinunter und wischte mir die Tränen mit dem Handrücken aus dem Gesicht. Sie hatten Recht! Ich sollte es versuchen. Auch wenn mir die ganze Sache etwas unangenehm war, dass sie mir jetzt alle zuschauen würden, war ich so froh, dass sie bei mir sind. Ich erinnerte mich auf einmal wieder daran, was meine Physiotherapeutin, damals nach dem Unfall zu mir gesagt hatte. „Du musst nur an dich glauben, dann kannst du alles schaffen!" Ich griff nach Marvins Hand und hielt mich an ihm fest. „Stell dir vor, es wäre deine Alltagsprothese", erklärte er mir. Ich nickte. „So du hältst dich jetzt an mir fest und versuchst so zu laufen wie mit deiner anderen Prothese auch", erklärte er mir. Ich nahm seine Hand und machte den ersten Schritt. „Nicht nach unten schauen", ermahnte er mich. Irgendwie konnte ich parallelen zu Damals ziehen. Früher hatte ich immer die Angewohnheit gehabt nach unten auf meine Prothese zu schauen. Es war ein automatischer Vorgang gewesen. Aus Angst jemand könnte meine Behinderung sehen. „Knie hoch! Du kannst dein Knie bewegen! Das Gelenk ist in etwas dasselbe. Der Unterschied ist, dass du unterhalb nun eine Sprungfeder hast", erklärte er mir den Unterschied zu meiner Alltagsprothese. Immer mehr Schritte schaffte ich. Ab und zu kam ich wieder ins Straucheln und klammerte mich ängstlich an Marvin fest. Doch nach einer kurzen Pause, bis ich mein Gleichgeweicht wieder gefunden hatte, konnte ich schon wieder weiter laufen. Ich merkte gar nicht wie weit ich bereits gekommen war. Ich blieb kurz stehen und drehte mich um. Erstaunt stellte ich fest, dass wir bereits das Spielfeld überquert hatten. „Hab ich...?", stammelte ich begeistert. „Ja hast du", grinste Marvin. Niklas und Magnus die am anderen Ende standen hoben den Daumen nach oben. „Brauchst du noch eine Pause, oder gehen wir zurück?", fragte mich Marvin. Ich atmete nochmal tief durch, bevor ich mich umdrehte, dann wieder Marvins Hand nahm und diesmal bereits etwas gekonnter wieder zurück lief. Wieder bei Magnus und Niklas angekommen ließ ich mich erschöpft auf die Bank fallen. Ich spürte wie meine Kondition am Arsch war. Ich hatte einen langen Weg noch vor mir, soviel stand fest. Ich trank einen kleinen Schluck aus meiner Flasche, bevor ich mich dann wieder aufrichtete. Diesmal kam ich nicht ganz so sehr ins Straucheln und konnte selbst wieder ins Gleichgewicht kommen. Langsam gewöhnte ich mich an die Prothese. Die nächste halbe Stunde lief ich immer wieder das Spielfeld auf und ab. Niklas und Magnus schauten mir währenddessen zu. Zeitweise spielten sie nebenbei etwas Basketball, dass es für sie nicht ganz so langweilig war. Ich lief gerade neben Marvin her. Mittlerweile hatte ich nur noch eine Hand leicht als Stütze. „Lijana", rief auf einmal Magnus plötzlich. Ich drehte mich ruckartig zu ihm um. In diesem Moment flog der Ball auf mich zu. Reflexartig fing ich ihn. Während Marvin, der gerade noch neben mir stand, kreischend von mir weglief. Er hatte schon die ganze Zeit so ängstlich zu Magnus und Niklas geschaut, als sie abwechselnd Körbe geworfen hatten. „Mein Herz .... Hilfe! Mach das nie wieder", wütend funkelte er Magnus an. Niklas, der neben Magnus stand, musste sich echt das Lachen verkneifen und auch ich war kurz davor, lautloszulachen. „Was?", fragte Magnus und schaute unschuldig. „Ich hab panische Angst vor Bällen", stellte Marvin klar. „Das geht?", fragte Magnus verwirrt. „Ja das geht! Hier steht der lebende Beweis", prustete Niklas. „Macht euch halt lustig", kam es beleidigt von Marvin, der sich auf die Bank setzte und auf beleidigte Leberwurst machte. „Hallo? Lässt du mich jetzt einfach hier so stehen?", fragte ich ihn. „Erst wenn du dieses gruselige Etwas wegtust", forderte er mich auf, den Ball wegzuwerfen. Kopfschüttelnd passte ich den Ball zu Magnus zurück, der gerade nicht aufgepasst hatte und den Ball an den Kopf bekam. „Genau aus diesem Grund hab ich Angst vor Bällen. Sie sind gemeingefährlich", klärte uns Marvin auf, während Magnus kurz das Gesicht verzog und dann dem Ball hinterherlief. „Ich glaub wir sollten seine Angst von Bällen therapieren, weil wie soll er dann Lijana helfen aufs Spielfeld zurückzukommen", überlegte Niklas. „Dafür seid ihr ja da: Ich zeig ihr nur wie sie wieder rennen kann, den Ball Teil übernimmt ihr", versuchte sich Marvin von seiner Angst zu drücken. „Kommst du jetzt", forderte ich ihn auf und schaute ihn flehend an. Ich stand immer noch wie versteinert an derselben Stelle. „Nur wenn du deinen Brüdern sagst, dass sie den Ball von mir weghalten soll", stellte er als Bedingung. Ich schaute einmal auffordernd in die Richtung der beiden, die etwas stöhnend nickten. Ich wusste wie gerne sie Marvin deswegen geärgert hätten. Mein Rettungsring kam wieder und ich klammerte mich gleich wieder an ihm fest. „Ich hab heute Abend Abdrücke von deinen Fingernägeln auf meinen Arm", machte er mich darauf aufmerksam, dass ich zu fest zu fasste. Die nächste halbe Stunde arbeite ich daran, wie ich alleine gehen konnte. Nach guten 90 Minuten war es dann soweit. Ich stand alleine am anderen Ende des Spielfelds, während vorne an der Eingangstür zur Halle, durch welche Marvin und ich damals ins Training geplatzt sind, meine Brüder und Marvin warteten. „Du schaffst das! Denk einfach daran, was ich dir erklärt habe. Nach oben schauen. Nicht darüber nachdenken und Knie hochziehen", gab er mir noch mal die wichtigsten Tipps auf den Weg. „Du kannst alles schaffen, wenn du daran glaubst"! Der Satz von Mel, meiner Physiotherapeutin, die mir geholfen hatte, wieder zurück ins Leben zu finden. Die mir gezeigt hat, wofür es sich lohnt zu leben. Die mir gezeigt hat, dass man alles schaffen kann, wenn man es nur genug will. Sie war nach dem Unfall eine der wichtigsten Personen für mich gewesen. Nun wartete sie nicht auf der anderen Seite, sondern die Menschen, die für mich da sind und mich auf meinem neuen Weg unterstützen. Ich setzte mich in Bewegung. Und auf einmal fühlte es sich an wie fliegen. Auf einmal ging es wie von selbst. Immer schneller wurden meine Schritte! Auf meinen Lippen bildete sich ein Lächeln. „JA , JA", kreischte Marvin und kam auf mich zu gerannt. Und auf einmal joggte ich. Zumindest ein zwei Schritte, den dann strauchelte ich verlor das Gleichgeweicht und kippte vorne über. Elegant wie ein Walross, kullerte ich mit einer Vorwärtsrolle über den Hallenboden. Ausgerechnet in dem Moment in dem die Tür aufgerissen wurde und jemand die Halle betrat. Etwas ängstlich wagte ich einen Blick nach oben und zu meinem Erschrecken standen dort: Andreas Wolff, Nikola Bilyk und zu meinem Pech auch noch Gisli. Na toll! Jetzt hält er mich für eine komplette Versagerin! „Wird das hier Turnen oder was?", fragte Andi und grinste breit. Seine typische Art. Meine Wangen glühlten, und mein Gesicht verwandelte sich immer mehr in eine Tomate. Mir war die ganze Sache komplett peinlich! „Komm", Marvin stand lachend vor mir und reichte mir seine Hand. Und auf einmal war da nicht mehr das Gefühl versagt zu haben! Behindert zu sein und deswegen versagt zu haben. Nein! Ich hatte gespürt, dass ich es konnte. Die anderen haben gesehen, dass ich vor dem Sturz gerannt bin! Ein kleiner Moment der Unaufmerksamkeit und dann bin ich eben gestolpert! Nichts tragisches! Im Leben fliegt man oft im wahrsten Sinne des Wortes auf die Fresse! Doch eins, was ich in meinem noch sehr kurzen Leben gelernt habe war, dass man immer wieder aufstehen sollte und es erneut zu versuchen. Auf einmal prustete ich los, weil ich mir vorstellte, wie das gerade eben ausgesehen haben musste! Auch wenn es peinlich gewesen ist! Na und! Soll die anderen doch denken was sie wollen! Man sollte nicht immer darauf hören, was die anderen zu einem sagen. So lange man sich selbst vertraut und sich so mag, wie man ist, dann kann niemand einen unterkriegen! Lachend griff ich nach Marvins Hand und ließ mich von ihm wieder auf die Beine ziehen. „Man Lija, jag uns doch nicht so einen Schreck ein", beschwerte sich Magnus kopfschüttelnd. Ich atmete tief durch. Einmal noch! Man sollte immer mit einem guten Ergebnis aufhören. Auf einmal stand Gisli vor mir und grinste mir entgegen. „Ist this your new one?", fragte er mich und ich nickte stolz. Ok, es war noch nicht die original. Aber eine Vorstufe, die sich bereits unglaublich gut anfühlte. Anders, aber auf eine gute Art und Weise.Hoffe das Kapitel hat euch gefallen😂🥰. Morgen ist es endlich soweit🥰🤪😍! Ich sehe die Jungs endlich wieder🥰🤪 und storytime1904 😂🥰.
Ich lass des Gerede weg und frag mich nicht was mit der Schrift los ist Hillfffeee🤪😂! _Dajana_Bilyk_ ich machte dir gerade Konkurrenz 😂🤪. Wow jetzt ist sie so faszienierend😂🤪. Ok ich lasse es lieber bevor das alles noch abstürzt 😂🤦🏼♀️. Ok ich hab keine Ahnung von Technik hier😂👌. Außerdem muss ich noch weiterschreiben also von dem her😂🤪! Schönen Abend noch😂🥰!
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Until I met you
FanfictionSchicksal- vielleicht war es Schicksal, oder sie war einfach zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort? Diese Frage hat sich die 16-Jährige Lijana seit dem Unfall vor einem Jahr, der ihr ganzes Leben auf den Haufen geworfen hat, häufig gestellt. Doch...