1: Ein chaotischer Morgen

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Lijana:
„Mit pochendem Herz hob ich den Ball vom Boden auf. Der Lärm der Trommeln des Fanclubs auf der Tribüne hallte in meinen Ohren. Während der mit Harz verschmierte Ball sich perfekt in meine Hände legte und ein angenehmes Kribbeln durch meinen Körper jagte. „Lijana", hörte ich meine Mannschaftskolleginnen rufen, die mich anfeuerten, während ich mit weichen Knien auf den sieben Meterstrich zu lief. Die gegnerische Torhüterin machte sich groß vor mir und wollte mich einschüchtern. Die sechzig Minuten des Spiels waren abgelaufen. Es war die letzte Aktion des Spiels. Es stand 23:23! Unentschieden! Ich hatte den entscheidenden Wurf, der zwischen Unentschieden oder Sieg entscheidet, in meinen Händen! Alle Hoffnungen lag in meiner Hand! Alle Blicke waren auf mich gerichtet. Ich spürte wie die Nervosität dafür sorgte, dass meine Hände leicht feucht wurden. Unbeholfen wischte ich sie an dem weißen Stoff meines Trikots ab. Die Halle begann meinen Namen zu rufen und das Adrenalin jagte durch meine Adern! Die Torhüterin warf mir bereits einen triumphierenden Blick zu. Sie spürte meine Nervosität. Doch aus dieser Nervosität wurde Wut. Ihre Arroganz ging mir bereits das ganze Spiel über auf die Nerven. Ich hatte heute kein gutes Spiel abgeliefert. Lediglich einen von vier Würfen hatte ich ihr per frechen Dreher am Fuß vorbeidrehen können. Trotzdem vertraute mein Team in mich! Ich spürte förmlich ihre Unterstützung. Als würden sie ihre Hand auf meinen Rücken legen und rufen: „Lijana du schaffst das!" Ich wagte einen kurzen Blick nach oben ins Publikum. Dort standen Niklas und Magnus. Beide hielten die Daumen gedrückt. Täuschte ich mich oder hatte mir Magnus zu gezwinkert? Ich stellte meinen linken Fuß an die Linie. Der Schiedsrichter pfiff und gab den Wurf frei. Ich visierte genau die Torhüterin. Wie wird sie reagieren? Wohin werfe ich? Heber? Dreher? Aufsetzer? Oder doch einfach direkt schön ins obere Eck am Kopf vorbeiziehen? Es gab viele Möglichkeiten zwischen welchen ich mich entscheiden musste. Ich musste in wenigen Sekunden, die richtige treffe. Das war die Herausforderung, die ich so liebte.  Ich verlagerte das Gewicht auf mein Standbein und täuschte an. Die Torhüterin zuckte nach links unten? Psychospielchen. Das direkte Duell! Torhüter gegen Schütze! Nervenkitzeln pur! Ich liebte diese Herausforderung! Wie oft hatte ich bereits Sieben Meter geworfen? Zu oft! Trotzdem war es nie dasselbe. Es wurde niemals langweilig, weil dir immer neue Herausforderungen gestellt werden. Mein Herz schlug mir bis zum Hals. Ich täuschte nochmals an, bis mal ließ ich den Ball aber bereits über meine Hand abrollen. Doch auf einmal rüttelte jemand an mir....."
„Lijana, wach auf! Wir haben verschlafen", wurde ich von einer Sekunde auf die andere aus dem Schlaf gerissen. Ich saß auf einmal senkrecht im Bett, während Niklas gerade den Rollladen von meinem Fenster öffnete. Seufzend ließ ich mich wieder zurück in mein Kopfkissen fallen. Die Enttäuschung war mir förmlich ins Gesicht geschrieben. Es war alles nur ein Traum gewesen. Ich war wieder in der Realität angekommen. In der eiskalten Wirklichkeit, die kein bisschen Mitleid mit dir hatte. „Lijana, wir müssen los! Sonst kommen wir zu spät", schrie Niklas erneut. Diesmal mit einem leicht genervten und hektischen Ton. Ich spürte wie mich die Müdigkeit einholte und meine Augen bereits wieder zufallen wollten. Ich wollte nicht aufstehen! Dann komme ich halt zu spät. Meine Motivation hielt sich in Grenzen. Ich hatte es nicht vermisst, dass frühe Aufstehen. Ich war alles andere als ein Morgenmensch. Ich hasse es früh aufstehen zu müssen. Und an Tagen wie heute fiel es mir nochmals schwerer mich aus dem Bett quälen zu können. Es war mein erster Schultag. Morgen war ich nun genau eine Woche hier in Kiel. Und heute musste ich wieder zurück in die Schule, die Schulbank drücken. Doch es war nicht mehr meine alte Schule. Mein gewohntes Umfeld. Hier kannte ich niemand und niemand wusste wer ich bin! „Lijana jetzt steh bitte auf", Niklas Stimme wurde immer flehender. Verschlafen blinzelte ich dem Licht in meinem Zimmer entgegen. Auf einmal wurde mir die Bettdecke weggerissen. Reflexartig versuchte ich meinen Prothesenstumpf zu verstecken. Ich schämte mich so dafür und wollte ihn deswegen niemanden zeigen, obwohl die beiden ihn bereits oft genug sehen mussten. Mittlerweile war ich wenigstens für den Augenblick hellwach und funkelte Niklas wütend an. Ich konnte an seinem Gesichtsausdruck erkennen, dass er es bereits bereute. Doch er überspielte seine Gefühle geschickt. „Jetzt steh auf, du Schlafmütze! Du bist ja noch fast schlimmer als Magnus", meinte Niklas kopfschüttelnd. Anscheinend hatte er für einen Moment  vergessen, dass wir verschlafen hatten und spät dran waren. Sollte mir Recht sein! „Was trödelt ihr so? Es ist gleich halb acht", kam nun Magnus ins Zimmer gestürmt, der nur eine Boxershorts trug. Seine Haare standen wild in alle Richtungen und er hatte die Zahnbürste im Mund stecken. „Was schon so spät?", kam es fassungslos  von Niklas. Da ich bereits vermutete, dass ich keine Chance mehr hatte, dass ich weiterschlafen durfte, tastete ich den Fußboden nach meiner Prothese ab. Niklas bückte sich und reichte sie mir. Wie immer verdrehte ich genervt die Augen. Ich wusste, dass er nur nett sein will. Aber ich hasste es, wenn mir jemand hilft. Es gab mir immer dieses Gefühl der Angewiesenheit. Als wäre ich von ihrer Hilfe abhängig. Verbunden mit dem Gefühl der Nutzlosigkeit. Seufzend ließ ich den Stumpf in der Prothese verschwinden und hievte mich aus dem Bett. „Ich mach schnell Frühstück und du ziehst dir mal was an", schlug Niklas vor und warf seinem jüngeren Bruder einen beurteilenden Blick zu. Ich öffnete meinen Kleiderschrank und überlegte was ich anziehen sollte. Nichts auffälliges, was schlichtes. Ich endschied mich für einen schwarzen Adidas Hoodie und eine schwarze Jeanshose. Mit einem Stapel Kleidungsstücke bepackt tapste ich verschlafen Richtung Badezimmer. Beinahe wäre ich mit Magnus zusammengeprallt, der aus dem Bad geeilt kam. „Beeil dich", rief er noch, während er sich im Laufen versuchte, die Jeanshose über den Arsch zu ziehen, dabei über seine eigenen Hosenbeine stolperte und auf die Fresse flog. Ich wollte bereits loslachen, doch dann fiel mir wieder ein. Lachen wäre ein Gefühl der Freude. Und ich war alles andere als froh! Also unterdrückte ich mir das Lachen und schloss wortlos die Badezimmertür hinter mir. Als hätte ich alle Zeit der Welt machte ich mich in Zeitlupe fertig. Ich beobachtete seelenruhig den Minutenzeiger, der auf der Badezimmeruhr langsam vorankroch. Ich war gerade dabei mir die Zähne zu putzen, als Niklas ohne Anzuklopfen ins Bad stürmte. Etwas was ich fast noch mehr hasste, als wenn mir jemand half. Ich war froh, dass ich bereits fertig umgezogen war. „Lijana jetzt beeil dich, wir müssen in drei Minuten los", drängelte er. Genervt spuckte ich das Gemisch in meinem Mund ins Waschbecken. „Jetzt los", schrie Niklas genervt. Ich warf nochmal einen prüfenden Blick in den Spiegel. Ich trug nur schlichte Wimperntusche, wie immer. Ich wollte nicht für Aufmerksamkeit sorgen. Ich wollte unauffällig bleiben. Wahrscheinlich werden mich eh allen angaffe. Guck mal das ist die Neue! Während ich auf dem Weg nach unten, welcher sich wieder wie ein halbe Ewigkeit anfühlte und für mich die reinste Qual war, verstrichen weiter einige Minuten. Niklas stand ungeduldig unten an der Treppe und drückte mir eine Tasse Schwarztee in die Hand. „Zieh dich an! Dein Toast isst du im Auto", befahl Niklas, der Magnus meine Schultasche in die Hand drückte, der bereits nach draußen vor die Tür verschwand. Ich leerte schnell die Tasse Tee nach unten, bevor ich mir meine dicke Winterjacke überwarf und in meine Schuhe schlüpfte. „Komm jetzt", hetzte mich Niklas, der in der Haustür ungeduldig wartete. Als ich an ihm vorbeilief, drückte er mir meinen Toast in die Hand und schloss die Haustür nach mir ab. Unter meinen Schuhen knarrte der Schnee. Es hatte über Nacht wieder ein paar Zentimeter geschneit. Die Freude war mir buchstäblich anzusehen. „Jetzt komm", rief Niklas, der bereits am Auto stand. „Ich kann verdammt nochmal nicht schneller bei diesem scheiß Schnee", fauchte ich ihn an. Jetzt war meine Reizschwelle übertroffen. Ich spürte wie ich gegen die Tränen ankämpfen musste. Ich fühlte mich wieder so hilflos. Niklas kam angelaufen und reichte mir seine Hand und so gelang ich dann etwas zügiger zum rettenden Auto. Wie soll das nachher nur in der Schule werden? Ich hatte Angst. Panische Angst! Niklas startete den Motor. Noch knapp eine viertel Stunde bis Unterrichtsbeginn! Das könnte knapp werden. Niklas raste durch die Straßen Kiels. Meine neue Schule war das Gymnasium Altenholz. Rund 15 Kilometer von Niklas Zuhause entfernt. Ich biss lustlos in meinen Frühstückstoast, während Niklas eine orange Ampel nach dem anderen durchfuhr. Einige sprangen bereits auf rot um. Von mir aus könnten wir auch eine rote Welle bekommen. Ich wollte dort nicht hin! Sie werden mich alle sofort mit beurteilenden Blicken anschauen. Auf einmal wünschte ich mir nur eins. Ich wollte zurück nach Kopenhagen. An meine alte Schule, wo zwar alle wussten, dass ich diesen Unfall hatte und mich behandelten als wäre ich Schwerbehindert. Doch das war mir lieber, als mehrere hundert Schüler, die mich mit ihren beurteilenden Blicken verfolgen werden und sofort einen Makel an mir finden werden. Ihnen wird es sofort auffallen. Sie werden mich alle auslachen. Mit quietschenden Reifen bog Niklas um die Ecke und brachte den Wagen direkt vor dem Pausenhof zum Stehen. Einen hoffenden Blick warf ich auf die Uhr. 7:58! Noch zwei Minuten bis Unterrichtsbeginn! Während ich gedankenverloren meine neue Schule musterte, öffnete Niklas die Autotür. „Lijana kommst du?", forderte er mich auf. Seufzend stieg ich aus dem Auto und war erleichtert, dass der Pausenhof geräumt wurde. Magnus reichte mir meine Schultasche. „Du schaffst das", meinte Niklas optimistisch. „Die sind bestimmt alle voll nett", sprach mir Magnus auch Mut zu. Ich hatte oft genug Filme über High Schools gesehen. Gymnasien werden nicht anders sein. Die Schwachen und Außenseiter werden runtergemacht von den Coolen und Starken. „Jetzt geh sonst kommst du noch zu spät", schickte mich mein größer Bruder weg und machte eine Bewegung Richtung Schulgebäude. Sollte ich wirklich? Ich warf den beiden einen skeptischen Blick zu. „Klassenzimmer 1.23", erinnerte mich Niklas. Erster Stock! Ich seufzte. Bis Unterrichtsbeginn werde ich es nicht mehr schaffen. Es gongte gerade! Gleich an meinem ersten Tag werde ich zu spät kommen. Das wird einen schönen Eindruck hinterlassen. Jetzt bereute ich es so getrödelt zu haben. Ich setzte mich in Bewegung. Einige Meter vor der Eingangstür drehte ich mich nochmal um. Niklas und Magnus zeigten mir beide einen motivierenden Daumen nach oben. Sie glaubten an mich! Was wenn es doch nicht so schlimm wird? Ich atmete tief durch, bevor ich die schwere Eingangstür öffnete. Das war sie nun. Meine neue Schule! Mein neuer Lebensabschnitt. Mein Neuanfang! Mit klopfenden Herz und zitternden Händen lief ich den Gang entlang zu meinem neuen Klassenzimmer! Etwas Neugier hatte sich geweckt? Wie würden meine neuen Klassenkammeraden sein? Werden sie mich akzeptieren? Ich quälte mich die Stufen nach oben in den ersten Stock. Am Ende des Ganges da war es dann. Raum 1.23! Ich atmete tief durch, bevor ich dann mit der Faust leise gegen die Tür klopfte. „Herein", sagte eine Stimme. Jetzt gab es kein Zurück mehr. Ich atmete nochmal tief durch, sammelte meinen ganzen Mut zusammen und öffnete die Tür. Doch was mich erwartete, war der reinste Albtraum!

Hoffe das Kapitel hat euch gefallen🥰😂❤️! Am Donnerstag geht es endlich wieder los mit der Bundesliga🥰🥰😍😍. Dann spielt Kiel auswärts in Göppingen und ich kann mich ihnen ganz nah fühlen weil sie nur 200 km von mir entfernt sind😂👌😍🥰. Kann es kaum mehr erwarten, dass die Liga wieder losgeht😂🤪🥰🥰😍😍. Und ich kann es kaum erwarten, dass endlich der 21.03 ist😂🤦🏼‍♀️. Aber naja, bis dahin dauert es noch etwas😔😂. Morgen ist wieder Montag😫🥴. Früh aufstehen🥴😂👌. Nicht gerade motiviert🥴😂🤦🏼‍♀️. Aber immerhin hab ich zwei Stunden früher aus😂👌🥰. Immerhin etwas😂🤪😉. Muss morgen ein Referat über den Studiengang Journalismus halten😂🥰. Ich könnte mir sogar vorstellen Journalismus zu studieren😂🤦🏼‍♀️, aber wenn ich ehrlich bin hab ich noch keine Ahnung, was ich nach der Schule machen soll🥴🥴😔😔😫😫.

Die Frage heute:
Wisst ihr schon was ihr nach der Schule machen wollt? Irgendwelche Traumberufe?
Ich hab keine Ahnung😂🤦🏼‍♀️. Ich kann immerhin einige Sachen bereits ausschließen, aber irgendwie einen Plan hab ich nicht wirklich😂🤦🏼‍♀️.

Naja ich geh dann mal schlafen 😂🤪👌. Gute Nacht😂❤️.


Until I met youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt