Alfred:
Fassungslos schaute ich zwischen Videowürfel und Spielfeld hin und her. Es war vorbei. Wir hatten verloren mit einem Tor! Magnus lag noch immer im Sechs Meter Kreis, während die Göppinger vor Freude wie kleine Kinder über das Spielfeld hüpften. Die Fans sind komplett aus dem Häuschen und feiern ihre Heimmannschaft. Niko war zu Magnus gelaufen und bückte sich besorgt zu diesem hinab, der zu tiefst enttäuscht auf dem Hallenboden saß und von den anderen getröstet werden müssen. Heute war einfach nicht sein Tag gewesen. Ich machte ihm keinen Vorwurf. Es hätte jedem anderen passieren können, dass er den entscheidenden Wurf verwirft. Ich spürte wie die Enttäuschung in mir hochkam. Die Niederlage war ein heftiger Rückschlag im Meisterschaftsrennen. Flensburg war nun sechs Punkte entfernt. Filip kam auf mich zu und klopfte mir aufmunternd auf die Schulter. Die Enttäuschung war uns allen ins Gesicht geschrieben. Irgendwie sollte es einfach nicht sein. Es war uns nie gelungen uns entscheiden absetzen zu können. Wir hätten dieses Spiel gewinnen müssen. Seufzend beobachtete ich wie die anderen alle zu Magnus liefen und ihm versichern, dass es nicht seine Schuld gewesen ist, sondern das sie alle zusammen verloren haben. Doch der junge Däne sah aus, als würde er im nächsten Moment am liebsten gleich losheulen. Ich wusste nicht was mit dem sonst so pflichtbewussten Dänen in letzter Zeit los ist. Er wirkte immer etwas abgelenkt durch was auch immer. Er war nicht immer ganz bei der Sache. Oft in Gedanken versunken. Ich wollte eigentlich, dass er mit der letzten Aktion mit einem positiven Gefühl vom Platz geht. Ich hätte den Spielzug auch über Niclas spielen können, doch ich wollte Magnus die Chance geben seine Fehler gutzumachen. Vielleicht hatte ich auch einen Fehler gemacht. Während sich die Jungs beim Publikum für die Unterstützung bedankten und dann mit gesenkten Köpfen in den Katakomben verschwanden, wurde ich von Sky angesprochen, ob ich ein Interview geben würde. Auch wenn ich nicht wirklich Lust hatte, musste das eben gemacht werden. Das waren die nicht schönen Aufgaben als Trainer. Nach einer Lage den Journalisten erklären zu dürfen, woran es gelegen ist. Ich lief also mit einem gemischten Gefühl den Journalisten hinterher und ließ mich verkabeln. „Herr Alfred Gislason", sprach mich der Reporter an. Ich zwang ein Lächeln auf und blickte in die Kamera. „Sie haben heute unerwartet mit ihrer Mannschaft in Göppingen verloren. Woran hat es gelegen?", stellte er seine Frage. „Also wir wussten von Anfang an, dass es hier in Göppingen nicht leicht wird und wir ein gutes Spiel abliefern müssen, um hier die zwei Punkte mitzunehmen. Das ganze Spiel über war es ein recht ausgeglichenes Spiel gewesen. Insgesamt bin ich mit dem Auftreten meiner Mannschaft zufrieden. Sie haben bis zur letzten Sekunde gekämpft. Das wir einige freie Chancen nicht genutzt haben war am Ende wohl unser Genickbruch", analysierte ich grob das Spiel. „Kommen wir auf die letzte Aktion zu sprechen: Wieso haben sie den letzten Angriff über Magnus gespielt, obwohl er heute nicht gerade einen guten Tag hatte? Er hat davor bereits drei freie verworfen", wollte der Reporter nun wissen. Ich seufzte einmal, bevor ich fortfuhr. „Natürlich bin ich mit Magnus Leistung heute nicht zufrieden. Heute war einfach nicht sein Tag, dass passiert jedem Weltklassespieler mal. Normalerweise macht er solche Würfe im Schlaf, aber heute war bei ihm irgendwie der Wurm drin. Wegen der letzten Aktion mach ich ihm keine Vorwürfe. Jeder andere hätte ihn auch verwerfen können. Warum ich ihn werfen gelassen habe? Weil er einer unserer sicheren Schützen ist. Ich wollte ihm nochmal eine Chance geben", erklärte ich meine Entscheidung. „Und was halten sie davon, dass ein paar ihrer Spieler sich nachts aus dem Hotel schleichen?", stellte er eine Frage auf die ich einfach nicht vorbereitet gewesen bin. Verwirrt schaute ich den Journalist an. „Es liegen uns Informationen vor, dass sich gestern einer ihrer Spieler mit einem anderen Spieler nachts getroffen hat", erklärte dieser. „Davon weiß ich nichts! Und ich vertraue meinen Spieler soweit, dass sie kein Spiel auf die leichte Schulter nehmen und sich an die Regeln halten", antwortete ich. „Ok, dann danke und gute Heimreise", wünschte der Journalist. Ich nickte nochmal, bevor ich etwas betäubt Richtung Kabine lief. "Es liegen uns Informationen vor, dass sich gestern einer ihrer Spieler mit einem anderen Spieler nachts getroffen hat." Diesen Satz wurde ich einfach nicht los. Anfangs hatte ich es einfach nicht glauben wollen, doch je länger ich darüber nachdachte, desto unsicher wurde ich mir. Was wenn sich doch einer aus dem Hotel geschlichen hat? Aber wer? Ich konnte es einfach nicht glauben. „Was ist?", Filips besorgte Stimme ließ mich zusammenzucken. Ich erklärte ihm die Situation. Filip schaute mich genauso fassungslos an wie ich ihn. „Das glaub ich nicht", stammelte er. „Aber was wenn doch?", überlegte ich. „Wir sollten auf jeden Fall mal mit den Jungs reden. Dann wird sich die Sache schon klären", meinte Filip und sein Vorschlag klang vernünftig. Doch mittlerweile spürte ich wie die Wut in mir aufstieg. Ich fühlte mich hintergangen. Ich gab den Jungs so viele Freiheiten. Es gab dieses zwei drei Regeln, an die sie sich halten sollen. Und trotzdem müssen sich diese missachten! Ich war stinksauer. Ich war einer, der vieles durchgehen ließ. Ich war im Laufe der Jahre in solchen Sachen entspannter geworden. Ich hab im Laufe der Zeit bemerkt, dass ich in manchen Dingen lockerer werden muss. Den Jungs mehr Freiheiten geben. Doch in einer Sache kannte ich keine Lockerheit. Schlaf! Jeder Profisportler muss ausgeschlafen sein. Schlaf ist der wichtigste Schlüssel zum Erfolg. Deswegen war ich gerade so wütend auf die Jungs. Wer auch immer dieser jemand gewesen ist, ich werde ihn ausfündig machen und das wird Konsequenzen haben. Ich folgte Filip in die Kabine, wo alle mit hängenden Köpfen auf ihren Plätzen saßen. Magnus saß frustriert in der Ecke den Blick auf sein Smartphone gerichtet. Sein Bruder schien zu überlegen, ob er sich zu ihm setzen soll und ihn trösten sollte. Ich musste es jetzt einfach wissen. „Wer von euch hat sich gestern aus dem Hotel geschlichen?", konfrontierte ich die Jungs direkt.
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Until I met you
FanficSchicksal- vielleicht war es Schicksal, oder sie war einfach zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort? Diese Frage hat sich die 16-Jährige Lijana seit dem Unfall vor einem Jahr, der ihr ganzes Leben auf den Haufen geworfen hat, häufig gestellt. Doch...