54: Rückschläge

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Lijana:
Gelangweilt sitze ich neben Marwin im Biologie Unterricht und zähle die Minuten bis endlich der erlösende Gong ertönt. Normalerweise fand ich Biologie echt spannend vor allem, weil zur Zeit Genetik als Thema hatten und mich das ganze echt interessiert. Doch heute konnte ich einfach keine Motivation aufbringen. Gedanklich war ich die ganze Zeit abwesend, weil ich die ganze Zeit an Magnus denken musste. Jedes Mal wenn ich einen erneuten Versuch startete mich auf den Unterricht zu konzentrieren, schweiften m meine Gedanken erneut ab. Ich machte mir echt Sorgen um ihn. Er hat seit Tagen kein einziges Wort mit uns geredet und war seit nach dem Spiel nicht mehr aus seinem Zimmer gekommen. Niklas wollte mir auch nicht mehr sagen, dass Magnus Liebeskummer hatte und die beiden sich gestritten haben. Ich wollte verdammt nochmals wissen was mit Magnus los ist. Wie soll ich ihn denn sonst helfen? Marwin spürte, dass ich heute keinen guten Tag hatte. Immer wieder versuchte er mich mit schlechten Witzen, die mich normalerweise immer zum Lachen bringen aufzuheitern. Doch ohne Erfolg! Mir war einfach nicht zum Lachen zu Mute. Ich spürte, dass es Magnus schlecht ging, doch ich wusste nicht wie ich ihn helfen konnte. Diese Tatsache trieb mich noch in den Wahnsinn! Mein Blick fiel auf die Uhr: 13:50! Noch fünf Minuten dann war das Klassenzimmer hocken für heute beendet. Dann muss ich noch zwei Stunden Sport hinter mich bringen und dann würde ich endlich nach Hause können zu Magnus! Endlich ertönte der erlösende Gong und ich beeilte mich meine Sachen zusammenzupacken, bevor ich dann zusammen mit Marvin Richtung Sporthalle verschwand. Heute war der erste Tag an dem ich offiziell wieder am Sportunterricht teilnehmen wollte. Ich hatte mich am Wochenende noch so auf diesen Tag gefreut. In der Halle hab ich Gisli deswegen das Ohr weggeredet. Und jetzt? Jetzt hatte ich absolut keine Lust! Meine Motivation war verflogen! Meine Ängste und Zweifel kontrollierten mich wieder! Was wenn einer etwas bemerkt. Zwar hatten Abby und ihre Gang in letzter Zeit etwas die Motivation daran verloren über mich abzulästern, trotzdem warf sie mir immer noch diese wütenden Blick zu seitdem ich sie damals im sieben Meter Duell besiegt hatte. Ich traute dem Schein-Friede nicht so ganz über den Weg. Die Vereinbarung damals war ja gewesen, dass sie mich in Ruhe lassen, aber ich zweifelte daran, dass sie sich daran halten werden. „Jetzt komm, etwas mehr Motivation! Wir lassen uns heute wieder mit Bällen abwerfen", versuchte es Marvin auf seien ironische Art und Weise mich aufzuheitern. Doch ich konnte kein einziges Stückchen Motivation aus meinen Körper kitzeln. „Komm", Marvin zog mich in eine der Kabinen, wo sonst niemand aus der Klasse sich umzog. Das gute: Wir mussten und nicht bei den anderen umziehen und hatten unsere Kabine für uns! Eigentlich war diese für die weibliche B Jugend der TSG Kronshagen reserviert, aber die würden hier jetzt eh nicht aufkreuzen. Nachdem wir uns umgezogen hatten, machten wir uns auf den Weg nach unten zu den anderen in die Halle. Die ganze Zeit spielte ich nervös mit meinen Händen. Obwohl ich eine lange Sporthose trug, hatte ich Angst, jemand könnte merken, dass ich eine Prothese trug. Ich hatte eigentlich gedacht ich hätte diese Angst überwunden, aber irgendwie hatte ich mich wohl darin getäuscht. Ich wollte nicht das es alle in der Schule wissen. An meiner alten Schule gab es dann genau zwei Varianten: Die einen die mich ausgelacht haben und die anderen die mich mitleidig angeschaut haben, als wäre ich schwerstbehindert. Marvin und Gisli waren die einzigen gewesen, die mich behandelt haben wie ein normalen Menschen und nicht wie ein rohes Ei. Bei dem Gedanke an Gisli huschte mir ein Lächeln über die Lippe. Marvins „Ohoh, du denkst schon wieder an ihn", geflöte riss mich aus meinen Gedanken. Mein bester Freund grinste mich frech an. Er hatte mittlerweile Gefallen daran gefunden mich wegen Gisli aufzuziehen. Genervt verdrehte ich die Augen. „Ich erzähl dir nichts mehr", stöhnte ich genervt und boxte ihm beleidigt gegen die Schulter. Der Moment, in den ich kurze Zeit abgelenkt und nicht an Magnus denken musste, wurde davon unterbrochen, dass Abby in seinen aufreizenden bauchfreien Shirt die Turnhalle betrat und sie natürlich von allen Junge angestarrt wurde. Selbst Marvin! Doch er fügte schnell einen seine blöden Kommentare dazu: „Ich will ihre Möpse nicht durch die ganze Halle rollen sehen." Abby hatte das ganze gehört und warf mir einen wütenden Blick zu, obwohl Marvin sich über die ausgelassen hatte. Ich seufzte genervt und spürte bereits wieder die Wut in mir. Unser Sportlehrer ließ sich dann auch endlich blicken und verkündete stolz, dass wir zum Aufwärmen Basketball spielen werden. Marvin mit seiner Ballangst schaute mich bereits ängstlich an. Wir wurden in vier Mannschaften aufgeteilt die immer fünf gegen fünf gegeneinander spielen würden. Da die ganze Halle frei war könnten wir uns schön verteilen. Ich spürte auf einmal die Motivation doch Sport zu machen. Es war mein erster richtiger Sportunterricht seit dem Unfall. Das Adrenalin jagte mir durch die Adern und ein vorfreudiges Kribbeln breitete sich in mit aus.! Marvin und ich waren auch noch glücklicherweise in einem Team. Nur das blöde. Wir durften ausgerechnet gegen Moritz und Abby spielen. Volltreffer! War ja klar! Abby funkelte mich bereits rachsüchtig an, während ich immer motivierter wurde ihr erneut zu bewiesen, dass ich besser bin, auch wenn es diesmal Basketball war. Herr Zaundeck eröffnete das Spiel und einer aus meiner Mannschaft er hieß glaub Janik fischte sich den Ball und spielte ihn mir zu, da ich mich bereits freigelaufen hatte. Suchend schaute ich mich nach einem freien Mitspieler um und passte den Ball weiter zu Marvin der ihn etwas ängstlich entgegennahm. Moritz kannte seinen ehemaligen besten Freund und schlug ihn gekonnt den Ball weg. Ich rannte schnell zurück Richtung Korb um den Gegentreffer zu verhindern. Doch vergeblich! 2-0! Fängt ja schon super an. Abby grinste mich überheblich an. Na warte, der zeig ich es! Erneut bekam ich den Ball zugespielt von Janik, doch diesmal auf höhe der dreier Linie! Ich versuchte einfach mein Glück und versuchte den Korb zu treffen. Und Bingo! Ich hätte es nicht verlernt. Ich bekam von unserem Sportlehrer ein Lob und einen eiskalten neidischen Blick von Abby. Ein triumphierendes Gefühl breitete sich in meiner Brust aus. Das Spiel verlief weiter unauffällig. Es ging hin und her. Es stand aktuell 13:10 für uns! „Noch eine Minute", rief Herr Zaundeck durch die Halle. Gerade hatten die anderen den Ball und Moritz lief auf mich zu. Er wollte mich angeberisch austanzen, doch er rechnete nicht mit meiner Schnelligkeit. Blitzschnell fischte ich ihm den Ball heraus und eilte davon Richtung Korb. Ich spürte wie Abby dicht hinter mir war. Ich wollte gerade abwerfen, da spürte ich einen Stoß von hinten. Ich verlor das Gleichgewicht und landete unelegant mit einer Vorwärtsrolle, weil ich über meine eigenen Beine gestolpert bin auf dem Hosenboden. Na toll! Doch zu allem Pech, war dabei mein Hosenbein nach oben gerutscht und alle könnten meine Prothese sehen. Rot wie eine Tomate und ängstlich zitternd zog ich das Hosenbein wieder hinunter und hoffte es hatte niemand bemerkt. Doch zu meinem Übel, lachte Abby los: „Guck mal sie ist ein halber Roboter!" Und die meisten lachten daraufhin mit. Ich fühlte mich an meine alte Schule zurückversetzt. Ich sah sie alle mit lachenden Finger auf mich zeigen. Ich spürte wie Tränen in meine Augen stiegen. Ich rappelte nicht schnell auf und schaute stur zu Boden. Ich wollte nicht, dass jemand meine Träne sehen konnte. Ich musste hier raus. Blitzschnell war ich aufgesprungen und aus der Halle gestürmt. Ich rannte die Treppen nach oben, an der Umkleidekabine vorbei nach draußen. Ich musste weg von hier. Ich lief orientierungslos durch die Gegend und überlegte wohin ich gehen sollte. Kurzentschlossen zückte ich mein Handy und wählte Gislis Nummer. Ich brauchte jetzt einfach jemanden zum Reden. Da Niklas mit Magnus bereits genug um die Ohren hatte entschied ich mich den Isländer anzurufen und zu fragen, ob ich bei ihm vorbeischauen kann.

Until I met youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt