6: „Bist du noch wach?"

1K 27 19
                                    

Magnus:
Gedankenverloren liege ich in meinem Bett und starre Löcher an meine Zimmer Decke. Ich wurde den Gedanken einfach nicht los, dass wir mit der Abmachung vielleicht doch einen Fehler gemacht haben. Was wenn wir alles nur noch schlimmer machen? Andererseits wollte ich sie nicht gehen lassen. Ich will es mir gar nicht vorstellen, wie es wieder ohne sie sein wird. Während Niklas die Distanz bereits gewohnt gewesen war, hatte sie mir die letzten Monate enorm gefehlt. Ich wurde ruckartig von meinem Handy aus den Gedanken gerissen, welches aufleuchtete. Seufzend drehte ich mich zur Seite und fischte mein Handy vom Nachttischchen. „Bist du noch wach?", lautete die Nachricht von Franz. Automatisch bildete sich ein Lächeln auf meinen Lippen. Ich konnte immer noch nicht begreifen, dass sich aus so einer ersten Begegnung letztendlich mehr entwickeln konnte. Ich wusste zwar nicht wirklich was das eigentlich zwischen uns ist, aber ich wollte es mir gar nicht mehr ausmalen, wie es ohne ihn wäre. Und das obwohl unsere erste Begegnung gerade einmal neun Tage her ist.

Flashback 26.01.2019:
Ich entschuldigte mich und verließ den Gemeinschaftsraum, um kurz auf die Toilette zu verschwinden. Gedankenverloren lief ich den Hotelflur entlang Richtung Gemeinschaftstoilette, da ich keine Lust hatte in den dritten Stock zu meinem Zimmer zu laufen. Bei dem Gedanken an das morgige Finalspiel musste ich grinsen. Ich konnte es immer noch nicht wirklich fassen, dass wir morgen um den WM Titel spielen werden. Ich war so in meiner Traumwelt versunken, dass ich ruckartig die Toilettentüre aufriss. „Fuck", kam einen Stöhnen von der anderen Seite und ich zuckte erschrocken zusammen. Geschockt sah ich wie sich ein deutscher Spieler vor mir mit schmerzverzerrtem Gesicht krümmte. Ich hab ihm jetzt nicht wirklich die Tür ins Gesicht geschlagen? Ich war geschockt. Was sollte ich jetzt machen? War er verletzt? Doch in diesem Moment fing mein gegenüber lautstark an zu lachen. Ich war verwirrt. Auf meinen verwirrten Gesichtsausdruck hin, fing er noch lauter an zu Lachen. „Alles gut" schnappte er nach Luft. Ich atmete erleichtert auf. Die Schlagzeile „Magnus Landin knockt deutschen Gegner mit der Toilettentür aus", musste ich nicht mehr befürchten. „Alles gut mir geht es gut. Wird vielleicht eine kleine Beule werden mehr nicht, aber das gehört ja bei uns zum Beruf dazu", meinte dieser und grinste mich an. Erst jetzt konnte ich sein Gesicht sehen. Er hatte blonde Haare und strahlend blaue Augen und lächelte mich an. Er war etwas kleiner als ich und strahlte, obwohl ich ihm gerade die Tür ins Gesicht geschlagen hatte. Irgendwoher kam er mir bekannt vor. „Hey, ich bin übrigens Franz", stellte er sich schließlich vor. Jetzt hatte ich ihn erkannt. Franz Semper, Halb Rechts von Leipzig. „Magnus", sagte ich nun endlich auch etwas. „Buh jetzt bin ich aber erleichtert ich dachte schon du hättest vor lauter Schreck das Sprechen verlernt", grinste er. „Sorry nochmal wegen", entschuldigte ich und zeigte auf die Tür. „Ich werde es überleben", meinte dieser und klopfte mir auf die Schulter. Ich war froh, dass er es so mit Humor nahm. Hätte ich jemand anderem die Tür ins Gesicht geschlagen wäre dieser womöglich ausgerastet. Doch er nahm es mit Humor. „Ist ja auch etwas meine Schuld. Wer ist auch so dumm und stellt sich direkt hinter die Tür", lachte dieser über sich selbst. Ich wusste nicht wieso, aber irgendwas machte ihn von Anfang an sympathisch. Sein Lächeln? Ich spürte seine blauen Augen auf mir, die mich interessiert musterten. Auf einmal spürte ich wie mein Herz schneller zu schlagen begann. Was ist jetzt los? Immer mehr verlor ich mich in seinen blauen Augen. Was ging hier vor? „So ich muss dann mal wieder, die anderen fragen sich bestimmt schon wo ich bleibe. Aber man sieht sich", verabschiedete er sich dann schließlich. Bevor er ging zwinkerte er mir noch so merkwürdig zu. Ich wusste nicht was es zu bedeuten hatte, aber irgendwie ahnte ich, dass er etwas im Schilde führte. Dann fiel die Tür ins Schloss und ich stand etwas verwirrt im Eingangsbereich der Toilette und brauchte erstmal einen Moment, um mich wieder zu sammeln. Was war das gerade? Wieso hatte mein Herz auf einmal angefangen schneller zu schlagen? Wieso hatte er mich so aus der Bahn geworfen? Ich wusste es nicht. Naja ich verdrängte den Gedanken und widmete mich dann dem eigentlich Grund wieso ich auf der Toilette verschwunden war.

Until I met youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt