Lijana:
Unsanft würde ich von dem schrillen Weck Ton meines Weckers aus dem Schlaf gerissen! Verschlafen tastete ich im Dunkeln nach diesem und versuchte mich dabei so wenig wie möglich zu bewegen. Meine Hand bekam das hinterhältige Ding zu fassen, doch er kippte um und flog vom Nachttischchen runter. Ich hatte einen Moment lang Hoffnung gehabt, er würde jetzt glücklicherweise im Eimer sein, doch nein, er klingelte fröhlich weiter. Grummelnd rollte ich mich also zur Bettkante und taste den Fußboden nach dem Schreihals ab. Wo ist dieses verdammte Ding denn bloß? Ich hatte ihn gerade gefunden und wollte mich noch etwas weiter aus dem Bett lehnen, da verlor ich das Gleichgewicht und klatschte wie ein nasser Sack auf den Fußboden. Ein kurzer Schmerz durchfuhr meine Hüfte, mit welcher ich etwas unsanft auf dem Boden aufgekommen war. Doch ich schluckte den Schmerz hinunter. Ich war es gewöhnt auf die Hüfte zu fliegen. Beziehungsweise besser gesagt, ich war es gewohnt gewesen! Denn das hier ist ja nicht irgendeine Traumwelt, in welcher alles wunderschön ist und nach Plan läuft. Nein, das ist diese hinterhältige Realität! Sofort musste ich wieder an gestern Abend denken, und meine eh nicht vorhandene Motivation jetzt aufstehen zu müssen, um in die Schule zu gehen, wurde gerade noch geringer. Wer hat etwas wie Schule überhaupt erfunden? Warum sollte ich eigentlich lernen? Mein Leben hatte doch eh keinen Sinn mehr! Ich lernte sinnlose Dinge, obwohl ich mein Leben gar nicht mehr leben wollte. Doch mein Vater sagte immer: Manchmal gibt es eben Dinge im Leben, auf welche man keine Lust hat, aber man muss dann eben die Zähne zusammenbeißen, denn in Leben bekommt man nichts geschenkt. Dass mit dem nicht geschenkt bekommen, hab ich bereits am eigenen Leib erfahren können. Einige würden jetzt sagen, mir wurde mein Leben geschenkt. Jedoch ein Leben, dass ich nie zuvor gewollt habe. Ein Leben in körperlicher Eingeschränktheit! Ich atmete tief durch. Ich hätte jetzt zwei Optionen: Streikend hier auf dem Boden liegen bleiben, der alles andere als bequem war, oder die Zähne zusammenzubeißen, aufzustehen und mich in die Schule zu schleppen. Da Variante 1 verdammt langweilig klang, denn wer will schon freiwillig 24 Stunden auf einem Fußboden herumliegen, entschied ich mich für die zweite Option. Seufzend richtete ich mich auf und knipste das Licht an. Es dauerte einige Sekunden bis sich meine Augen an das Licht gewöhnt haben und ich mich in meinem eigenen Zimmer zu Recht gefunden hatte. Ich streckte mich nach meiner Prothese, die am Bettende stand. Was folgte, war Routine für mich. Den Strumpf, der meinen Prothesenstumpf schonte, überzuziehen, bevor ich mich dann in die für mein Bein, angefertigte Plastikschale quetschte. Kurz warten und überprüfen, ob alles an der richtigen Stelle war. Dann stütze ich mich an der Bettkante ab und stand etwas wackelig auf. Ich streckte mich nochmal bevor ich dann zu meinem Schrank lief und einen prüfenden Blick über meinen Inhalt wandern ließ. Mein Blick fiel auf das blau weiße Trikot mit der Nummer 7, welches in meinem Schrank hing. KFUM Kopenhagen lauteten die Buchstaben auf der Rückseite, von meinem Jugendverein. Ich spürte wieder dieses beengende Gefühl in meiner Brust. Tränen bildeten sich in meinen Augen. Ich wünschte mir mein altes Leben zurück. Ich hatte nur einen einzigen Wunsch: Wieder Handball zu spielen! Dieser Sport war mein Leben und wird auch immer mein Leben sein! Ohne Handball fühlte ich mich nicht vollständig. Als würde ein Teil von mir fehlen. Wie gerne würde ich es mir wieder überstreifen. Doch dann schaltete sich mein Kopf wieder ein der krampfhaft versuchte jegliche Gefühle zu verdrängen. "Du musst los", sagte er mir. Ich seufzte und griff ziellos in meinen Schrank und zog ein Sweatshirt und eine Hose aus dem Schrank. Dazu noch die passende Unterwäsche und fertig! Ich schloss die Schranktür wieder. Ein letzter Blick fiel auf das Trikot, bevor ich die Tür zufallen ließ und verschlafen Richtung Badezimmer trottete. Ich wunderte mich, dass es so ruhig war. Da es mir jedoch recht war, ging ich ohne mir weiter Gedanken zu machen ins Badezimmer und machte mich fertig. Einige Minuten später stand ich vor dem Spiegel und betrachtete mich prüfend in diesem. Dicke Augenringe zeichneten mein Gesicht. Etwas voran ich mich mittlerweile gewöhnt hatte. Sie erinnerten mich immer an meine ersten Nächte nach der Amputation. Das schlimmste nach der Operation war anfangs nicht die Tatsache gewesen, dass ich nie wieder Handball spielen könnte. Nein! Das schlimmste Gefühl war, das Nichts unter der Bettdecke. Für gesunde Menschen mit zwei Beinen ist so etwas nicht nachvollziehbar. Doch erst wenn einem etwas fehlte, dann wird einem erst bewusst, wie sehr man sich an diese Sache gewöhnt hatte. Für mich war es normal gewesen mit zwei Beinen unter einer Bettdecke zu schlafen. Doch dann nach der Amputation, war dort diese Leere gewesen. Ich bin Nächte lang, schweißgebadet aus irgendwelchen Albträumen hochgeschreckt. Das war so ziemlich das schlimmste an der Amputation gewesen, mit dieser Angst fertig zu werden. Ich hab Monate lang gebraucht, dass ich wieder durchschlafen konnte. Es wird wahrscheinlich noch Jahre dauern, bis ich mich an diese Tatsache gewöhnt habe, dass dort diese Leere ist. Aber der Unterschied zwischen dieser Sache und meinem größten Traum war, dass es unmöglich sein wird, dass dort keine Leere sein wird. Mein Bein werde ich nie wiederbekommen. Aber das Handballspielen, kann ich mir wiedererarbeiten. Deswegen verstehe ich nicht, wieso Niklas und Magnus mir nicht wenigstens diese einzige Chance lassen, ein Teil von meinem alten Leben zurückzubekommen. Es gibt Dinge, die unmöglich sind und es gibt Dinge, die man möglich machen kann, wenn man es will. Dass ich keine Prothese mehr brauchen werde gehört zu den Unmöglichen, welche ich im Laufe der Zeit akzeptieren muss. Doch beim Handball sah das anders aus. Es ist theoretisch möglich, dass ich wieder spielen könnte. Wieso sollte ich dann das Mögliche nicht probieren? Was verliere ich denn bitte? Nichts! Ich kann nur gewinnen! Davon, dass ich mein Leben lang davon träume, wieder ein Handballspielfeld zu betreten, wird mein Leben auch nicht glücklich. Es heißt ja nicht umsonst: „Träume nicht dein Leben, sondern lebe deinen Traum!" Auch wenn es am Ende, eine Niederlage wird, dann kann ich wenigstens mit dem Gefühl leben, es versucht zu haben. Es nicht zu versuchen fühlt sich an, als würde man ein Spiel bereits vor dem Anpfiff absagen. Als würde ich aufgeben! Und Niklas war immer der gewesen, der mir ins Gewissen geredet hat. „Wer aufgibt, hat bereits verloren!" Und ausgerechnet er, erwartet jetzt von mir, aufzugeben! Ich spürte wie die Wut wieder in mir hochstieg. Ich musste mir erstmal eine Ladung kaltes Wasser ins Gesicht schaufeln, damit ich mich im wahrsten Sinne des Wortes wieder abkühlte. Die Wut kochte immer noch in mir, während ich mich fertig für die Schule machte. So gut es ging hatte ich die Augenringe tragiert. Zufrieden betrachtete ich mich im Spiegel. Meine hellbraunen lockigen Haare hatte ich heute ausnahmsweise mal wieder zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Seitdem Unfall gab es viele psychische Spielchen. Seit der Amputation, hatte ich mir keinen Pferdeschwanz mehr gemacht, weil ich mich dann immer wieder daran erinnert habe, wie ich in der Kabine vor einem wichtigen Spiel, vor dem Spiegel stehe und mir meine Haare zusammenbinden. Und das war nur eins dieser ganzen psychologischen Sache, welche mir mein Psychologe damals mit auf den Weg gegeben hat. Alles Tipps, die mir helfen sollten von meinem alten Leben Abschied zu nehmen. Die alte Zeit zu vergessen und ein neues Leben anzufangen. Aber mittlerweile ist mir bewusst geworden, dass ich aufgrund der ganzen Erinnerung, mein altes Leben nie vergessen kann. Es wird immer ein Teil von mir sein. All die ganzen Sachen waren ein hilfloser Versuch von mir gewesen, diese Dinge zu verdrängen. Doch im Endeffekt, waren genau diese Dinge es, die mich auf Dauer kaputt machten. Ich wollte mich nicht mehr vor meiner Vergangenheit verstecken. Nein, ich will dafür kämpfen. Kämpfen ein Teil meines alten Lebens zurückzubekommen. Doch wie mir dies gelingen wird, das ist die andere Frage. Ich brauchte einen Plan und zwar einen guten und ich wusste bereits, wer mir helfen würde: Marvin!
Eine gute halbe Stunde später sitze ich im Bus auf meinem Stammplatz und wartete ungeduldig darauf, dass der Bus endlich an Marvins Haltestelle hielt. Ich war froh gewesen, dass ich heute Morgen weder mit Niklas noch mit Magnus über dieses Thema reden musste, da beide noch schliefen. „Moin, ich hab doch für einen Moment nicht erkannt! Was soll das werden Typveränderung", riss mich Marvins wie immer gut gelaunte Stimme aus den Gedanken. Er ließ sich neben mich auf den Sitz fallen und grinste breit. Als er jedoch meinen Gesichtsausdruck sah, wusste er sofort was Sache war. „Jetzt sag nicht, deine Brüder haben das nicht erlaubt", seufzte er. Ich nickte und spürte wie mir die Tränen wieder in die Augen aufstiegen. „Wieso?", fragte er. Ich zuckte mit den Schultern und langsam rollten mir die Tränen über die Wange. Marvins Arm legte sich tröstend um mich. „Wir finden einen Weg! Ich gebe nicht auf, bevor du nicht wenigstens einmal so eine Prothese ausprobiert hast", sagte er zielstrebig und ich fand in seinen Worten Mut. Womit hatte ich ihn eigentlich verdient? „Aber wie! Ich kenn meinen Bruder. Er wird seine Meinung nicht ändern. Er hat sich gestern klar und deutlich geäußert, was er von dieser Sache hält", seufzte ich und ließ mich in meinen Sitz zurückfallen. Mein anfänglicher Optimismus aus dem Badezimmer musste wohl auf dem Weg zur Bushaltestell verloren gegangen sein. Wahrscheinlich vom Winde verweht. „Nicht so viel Optimismus auf einmal", vernahm ich Marvins ironischen Kommentar. Er konnte es auch einfach nicht lassen. Oder? Immer musste er etwas Ironisches in seiner Stimme mitschwingen lassen. Wahrscheinlich sind selbst seine Lösungswege in Mathe Klausuren ironisch. Er lebte die Ironie. „Erde an Lijana, hörst du mir eigentlich zu", riss mich seine Stimme aus den Gedanken. „Wie...Wo...Was", stammelte ich verlegen. Das ständig in Gedanken sein hatte ich irgendwie mit Magnus gemeinsam. „Wenn deine Brüder auch so abwesend sind wie du und nie zuhören, dann kann das ja was werden. Halleluja", kam es von Marvin. Und schon wieder Ironie! „Was hast du gesagt?", versuchte ich mich vom Thema Ironie abzulenken, denn so würden wir garantiert keine Lösung finden, wie wir die beiden umstimmen können. „Ich hab gesagt, dass ich wissen müsste, was deine Brüder genau als Gegenargumente aufgebracht haben, weil nur so können, wir einen Gegenangriff starten", erklärte mir Marvin. Er will mit mir jetzt aber nicht die Teile einer Debatte durchgehen oder? „Ich glaube Niklas größtest Problem ist, dass er mich davor beschützen will, dass ich mir falsche Hoffnung mache und am Ende wieder enttäuscht werde", seufzte ich. „Also Niklas war jetzt der jüngere oder ältere?", fragte Marvin. „Ältere", antwortete ich. „Stimmt logisch, weil er die Verantwortung für dich hat", überlegte er laut. „Und Magnus hat irgendwie nicht zugehört, weil er irgendwie zur Zeit mit seinen eigenen Problemen zu kämpfen hat", erklärte ich ihm. Einige Minuten lang saß Marvin grübelnd neben mir und sagte kein Wort. Die Minute fühlte sich wie eine halbe Ewigkeit. Wieso sagt er mir nicht, an was er gerade denkt? Hat er einen Plan? Und wenn ja welchen? „Ich hab es", triumphierte Marvin. Ich schaute ihn fragend an. „Wo findet man deine Geschwister?", fragte er, in dem Moment als der Bus an der Schule hielt. Wir stiegen nach dem die Menge den Bus verlassen hatten aus. Ich warf einen Blick auf die Uhr. „Die treffen sich heute um acht an der Halle zum Abschlusstraining bevor sie dann nach Göppingen fahren, weil sie morgen ein Auswärtsspiel haben", erklärte ich. „Ok, dann sollten wir jetzt los", meinte Marvin und zog mich über die Straße. „Aber die Schule", wollte ich Einspruch einlegen. „Die überlebt auch ohne uns! Außerdem reicht es, wenn wir dort zur dritten aufkreuzen", meinte dieser optimistisch. „Aber wenn Niklas erfährt, dass ich Schule schwänzen deswegen, dann wird er garantiert nicht seine Meinung ändern, sondern wird extrem wütend auf mich sein", sprudelte es aus mir aus. Ich hatte Angst vor den Konsequenzen, wenn ich wieder schwänze. „Wer sagt, dass wir schwänzen? Wir haben eben eine Mission, die wichtiger ist. Lebenswichtig", erklärte Marvin. Was hatte er vor? Ich stehe immer noch unentschlossen gegenüber von der Bushaltestelle. „Kommst du jetzt? Willst du wieder Handball spielen?", fragte mich Marvin vorwurfsvoll. Ich seufzte. Er hatte Recht! Ich wollte etwas erreichen, dann muss ich auch dafür kämpfen! „Bin dabei", stimmte ich zu. „Dann komm", meinte Marvin und zog mich die Straße entlang. An der nächsten Kreuzung blieb er stehen. „Kennst du den Weg?", fragte er mich. „Wow du bist echt der schlauste", entgegnete ich lachend. „Nach zehn Minuten frägst du mich zum ersten Mal nach dem Weg", lachte ich. „Also?", fragte Marvin. An der nächsten Straße müssen wir links glaub ich", überlegte ich und versuchte mich daran zu erinnern, wie ich das letzte Mal zur Halle gekommen bin, als ich ziellos die Straße entlang gelaufen bin. In Gedanken lief ich den ganzen Weg ab. „Nein, geradeaus", antwortete ich. „Was jetzt?", fragte Marvin. Ich zuckte ratlos mit den Schultern. „Wow", machte er sich nun über mich lustig. „Sorry, Orientierung war noch nie meine Stärke", verteidigte ich mich. „Ok, dann brauchen wir eben Hilfe. Wofür gibt es Internet", meinte Marvin und zückte sein Handy. Wenige Sekunden später hatten wir die Adresse gefunden und Google Maps leitete uns. Einige Minuten liefen wir schweigend neben einander her, während ich rätselte, was er vorhatte. „Da vorne", brach ich die Stille und zeigte auf das weiße Gebäude mit dem THW Kiel Logo. „Bingo", freute sich Marvin und packte sein Handy weg. „Was hast du eigentlich vor?", fragte ich skeptisch. „Sieh zu und lerne", meinte er, bevor er die Tür, auf welcher Zutritt verboten stand, einfach öffnete. „Was mach ich hier bloß", ging es mir durch den Kopf. Hoffentlich geht das gut!Hoffe das Kapitel hat euch gefallen 😂🥰❤️! Marvin hat schon irgendwie einen Knall oder 😂🤪👌? Beim wem hat es heute auch so gewindet?😂🤪 Mich hat es als ich mit meinem Hund auf dem Feld war fast wegeweht😂🤦🏼♀️🤪.
So ich halte mich heute etwas kurz, weil ich morgen wieder in die Schule muss und es bereits spät ist😂🤦🏼♀️. Ich sollte echt schlafen gehen, aber ich wollte noch ein Kapitel hochladen 😂❤️. So zur Info: Es wird jetzt wieder unregelmäßiger was kommen, aber ich versuche mein bestes so oft es geht zu updaten 😂🥰.
Die heutige Frage lautet:
Verfolgt ihr noch andere Sportarten außer Handball?😂🤪
Also ich schaue sehr gerne Wintersport vor allem Biathlon und Skispringen finde ich voll spannend 😂🥰😍. Zur Zeit ist ja auch Biathlon WM in Östersund und die Frauen waren heute sehr erfolgreich😂🥰😍! Hermann Gold und Dahlmeier Bronze 😂🥰😍👌!Und bei Olympia schau ich immer das was halt so kommt😂🥰🤪😍! Turnen finde ich auch sehr interessant, aber das kommt so selten im Fernseher😔😂.
So ich geh jetzt wirklich schlafen gute Nacht😂👌.
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Until I met you
FanfictionSchicksal- vielleicht war es Schicksal, oder sie war einfach zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort? Diese Frage hat sich die 16-Jährige Lijana seit dem Unfall vor einem Jahr, der ihr ganzes Leben auf den Haufen geworfen hat, häufig gestellt. Doch...