9: Privatsphäre?!

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.Alfred:
„So das reicht fürs Erste", hallte meine Stimme durch die Halle und die Jungs kamen erleichtert auf mich zugelaufen und schnappten sich ihre Trinkflaschen. „Wir sehen uns heute Abend um 19 Uhr nochmal", erinnerte ich die Jungs an die zweite Trainingseinheit. Dann packten die Jungs ihre Sachen zusammen und verließen nacheinander die Halle. Ich beobachtete derweil Magnus, der verzweifelt irgendwas suchte. Heute verhielt er sich generell so seltsam. Der sonst so ruhige und fokussierte Däne, wirkte heute komplett neben der Spur. Was ist nur los mit ihm? „Kommst du?", fragte ihn Niklas genervt und verdrehte die Augen. „Warte Magnus, komm doch nochmal kurz her", rief ich den Jungen zu mir. Erschrocken schaute er in meine Richtung, als hätte er irgendetwas ausgefressen. Filip deute derweil Niklas an, dass er in der Kabine auf seinen jüngeren Bruder warten sollte. Unsicher kam Magnus auf mich zugelaufen und schaute mich an wie ein Eichhörnchen wenn es blitzt. Was ist heute nur mit ihm los? Er wirkte so schreckhaft. Er war generell eher etwas schüchterner und zurückhalten, aber so verängstigt hatte er noch nie gewirkt, wenn ich mit ihm reden wollte. Schmunzelnd erinnerte ich mich daran, als er das erste Mal in der Halle aufgetaucht war und so schüchtern gewesen ist, dass er kaum ein Wort rausgebracht hatte. In den letzten Monaten hatte er diese Schüchternheit aber langsam ablegen können. Doch heute schien er in sein altes Muster zurückzufallen. „Setz dich", lockerte Filip geschickt die Situation auf und klopfte links neben ihm auf die Bank. Etwas verwirrt setzte sich Magnus dann neben ihn. Ich ließ mich auf seiner anderen Seite nieder und begann zu sprechen. „Wir wollen dir jetzt keine Standpauke halten. Wir wollten einfach nur mit dir reden, was denn los mit dir ist: Wir machen uns Sorgen um dich", erklärte ich ihm. Seine blauen Augen starrte stur geradeaus, als würde er unseren Blicken bewusst ausweichen. „Du weißt du kannst jeder Zeit mit uns reden: Wir reißen dir den Kopf nicht ab. Und wenn du uns nicht vertraust, dann wende dich doch an einen der Jungs, wenn dich etwas bedrückt. Wir sind alle für dich da", redete Filip auf den Jungen ein, der zögerlich nickte. Man konnte erahnen, dass ihm irgendetwas auf dem Herzen lag, er gerne darüber reden wollte, es sich aber nicht traute. „Wenn es wegen Lijana ist, dass du heute nicht wirklich bei der Sache warst, dann können wir das verstehen", versuchte ich mein Glück, ihn irgendwie zu reden zu bekommen. „Nein... ja....kann sein", stotterte der Links Außen vor sich hin. „Du musst schon klare Antworten geben, sonst können wir dir nicht helfen", erinnerte ihn Filip. Daraufhin seufzte dieser. „Ich weiß es doch selbst nicht was mit mir los ist. Vielleicht hab ich einfach nur einen schlechten Tag. Vielleicht liegt es daran, dass ich mir Sorgen um Lijana mache.. Vielleicht liegt es daran, dass ich zu wenig geschlafen habe, oder es liegt an der Person... oder wegen allem auf einmal", redete er vor sich hin und vergrub sein Gesicht unter seinen Händen. Er wirkte verzweifelt. Ich ließ mir seinen Satz noch mal durch den Kopf gehen. Bei „oder es liegt an der Person", stockte ich, Was meinte er damit? Sollte ich nochmal nachfragen? Aber ich wollte ihn auch nicht irgendwie zu sehr bedrängen. „Ich kenn das, dass manchmal es einfach alles zu viel für einen wird und man unkonzentriert ist und abgelenkt. Aber du weißt, dass wir übermorgen in Göppingen spielen und dann brauchen wir dich und zwar voll bei der Sache", schärfte ich ihm ein. Magnus nickte. „Ich weiß selbst, dass meine Leistung heute einfach nur schlecht war", murrte Magnus. Die schlechte Leistung heute im Training ging nicht spurlos an ihm vorbei. Er haderte mit sich selbst. „Kopf hoch; jeder hat mal einen schlechten Tag", sprach Filip ihm zu und klopfte ich aufmunternd auf die Schulter. „Am besten du gehst jetzt nach Hause, bekommst deinen Kopf frei. Redest mit jemanden darüber was dich beschäftigt und dann sehen wir uns heute Abend wieder und zwar konzentriert", schlug ich ihm vor. Er nickte und stand auf nahm seine Trinkflasche und wollte gerade in der Kabine verschwinden, dann hielt ich ihn nochmals zurück. „Warte kurz", bat ich ihn. Er drehte sich nochmal zu mir um und schaute mich fragend an. „Wegen Lijana, hab ich Niklas auch schon gesagt, ihr könnt sie jeder Zeit mitbringen", erlaubte ich ihm. Er nickte dankbar und verschwand dann wortlos in der Kabine. Nachdenklich schaute ich ihm hinterher. Was bedrückte ihn? Was verheimlichte er? Irgendwie wurde ich den Gedanken nicht los, dass er bewusst etwas verschwieg und zwar nicht nur vor uns, sondern vor allen. „Ich mach mir echt Sorgen um ihn. Er ist dieses typische Beispiel von ich fresse alles in mich herein und irgendwann gehe ich daran zugrunde", seufzte Filip. Ich konnte ihm Recht geben. Ich musste automatisch schmunzeln, weil er mich an jemanden erinnerte. „Was ist?", fragte mich Filip verwirrt. „Ich musste gerade nur an jemanden denken, der mich etwas an Magnus erinnert", antwortete ich kopfschüttelnd, Daraufhin hob Filip fragend eine Augenbraue. „Disse", seufzte ich. Irgendwie fehlte er. Aber ich konnte ihm leider nicht mehr die Spielanteile bieten, die er gebraucht hätte um wieder zu seiner alten Form zu finden. Er musste eindeutig zu oft Rückschläge einstecken. Persönlich war er mir echt ans Herz gewachsen, weil er so ein klasse Typ gewesen ist. Ein Typ, der gut in die Mannschaft gepasst hatte. Es war mir schwergefallen, ihn gehen zu lassen, aber für ihn war es die beste Option gewesen. Ich wünsche ihm so sehr, dass er allen beweisen kann, was wirklich in ihm steckt. „Er fehlt dir", erkannte Filip, „Manchmal. Vom Kopf ist er wie Magnus. Er hat Dinge auch oft in sich reingefressen, wollte nach außen hin stark wirken, obwohl er innerlich fast zusammengebrochen ist", berichtete ich. „Naja, dann hast du ein Teil von ihm ja immer noch hier", meinte Filip lachend. Auch ich musste wieder schmunzeln. „Ich hoffe er kann sich bis heute Abend wieder aufraffen", seufzte Filip. „Ich auch. Aber der Junge ist stärker als er wirkt. Er wird uns schon alle wieder von Sitzen reißen", schätzte ich und begann auch mein Zeug langsam zusammen zu räumen. „Ich muss dann", verabschiedete sich Filip. Ich nickte und schaute dem Tschechen hinterher, der die Halle verließ. Ich sammelte meine Unterlagen zusammen und verkroch mich in meinen neuen Videoraum. Bis heute Abend zum Videostudium musste ich mir noch einiges an Videomaterial reinziehen.

Until I met youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt