88: Finale

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Alfred:

Nervös stehe ich an der Seitenlinie. Es wird mein letztes DHB Finale als Trainer des THW Kiels sein und ich würde so gerne diesen Pokal am Ende nochmal in die Höhe stemmen dürfen. Ich war sehr zuversichtlich. Wir hatten die letzten Tage viel trainiert, waren perfekt vorbereitet. Die Mannschaften versammelten sich an der Mittellinie zum Spielergruß. Neben mir stand Filip, der nächste Saison mein Amt übernehmen wird. Auch er wirkte etwas angespannt, doch eher beeindruckt von dieser atemberaubende Kulisse. "Wie sehr ich das vermisst habe", grinste er mich an und spielte dabei auf seine Vergangenheit als Spieler beim THW Kiel an. Diese Stimmung konnte man nicht mit Worten beschreiben, man muss es selbst einmal gefühlt haben, um es verstehen zu können. "Und ich hab dich an meiner Seite vermisst", lachte ich und auch er musste grinsen. Die Jungs kamen vor Anpfiff nochmal her und wir klatschten uns alle nochmal gegenseitig an. Wir starteten mit Rune auf Links Außen für Magnus, der gestern durchgespielt hat und den ganzen Morgen etwas müde wirkte. Im Rückraum wechselte ich auch komplett durch und ließ vorerst die jungen ran. Auch Franz bekam seine ersten Einsatzzeiten im Pokalfinale. Ein kleinerJoker, den die Magdeburger wohl nicht von Anfang an erwarten werden. Ansonst blieb ich bei, Peke, Niclas und Niklas alles beim Alten. In der Abwehr kommt Bammbamm für Lukas. Diese Erfahrung war eine einzigartige für die drei Jungen, die ich ihnen geben wollte. Wir hatten Anwurf. Gebannt beobachtete ich wie Lukas den Spielzug langsam aufbaute. Er hatte sich in den Jahren sehr weiterentwickelt. Von dem Einzelspieler zu einem Teamplayer, der Ambitionen zum Spielmacher hat. Er gab Rune ein Zeichen an den Kreis zu laufen, während sie im Rückraum eine Doppelkreuzung ließen. Niko holte Franz perfekt von der Halbposition und dieser stieg hoch und netzte gleich den ersten Wurf ein. Er hatte für seine jungen Jahre echt großes Talent, welche Filip hoffentlich in den nächsten Jahren weiterfeilen kann. Grinsend zwinkerte er Magnus auf der Bank zu. Die beiden waren einfach so knuffig zusammen. Wobei ich wusste nicht wirklich wen ich süßer finden sollte. Magnus und Franz oder Filip und Lion. Oder doch Lijana und Gisli. Ach egal, sie waren einfach alle süß. Ich verdrängte den Gedanken wieder und konzentrierte mich aufs Spielfeld. Auch die Magdeburger bekamen Damgaard freigespielt und der machte dort weiter, wo er gestern aufgehört hat. Ich zeigte Franz an, dass er früher auf ihn raus gehen muss und motivierte die Jungs für den Angriff. In der dreizehnten Minute führten wir mit zwei Toren nach einem genialen Wurf von Niko an der Hüfte des Gegenspielers vorbei. Die weiße Wand jubelte und peitschte unser Team weiter an. Eins der Dinge die ich an Hamburg so liebte. Die Kurvenfanblöcke. Einfach ein unfassbares Gefühl, wenn man auf die weiße Wand gegenüber blickt. Dann schlichen sich leichte Fehler ein und mit einem 4:0 Lauf ging Magdeburg in Führung. Ich reagierte schnell und legte die grüne Karte auf den Tisch. Mit gesenkten Köpfen trotten die drei diskutierend auf mich zu. "hey Jungs! Alles in Ordnung. Wir spielen gut, die Abwehr steht gut. Nur haben wir sie durch Fehler in ihr Tempospiel eingeladen. Wir müssen die Angriffe geduldiger spielen. Den Ball laufen lassen, Kreuzungen laufen uns klare Chancen erspielen und nicht irgendwelche halbherzigen Würfe aus dem Rückraum nehmen. Steffen kommt für Franz erstmal", hielt ich meine kurze Ansprache. Dann gab ich den Jungs noch kurz Zeit zu besprechen, wie sie weitermachen wollen. Beim Rückweg zur Bank, holte ich mir Franz nochmal zu Seite und gab ihm einige Verbesserungsvorschläge. Dafür das er erst seit gut ein zwei Wochen bei uns mittrainierte war er gut gewesen. Zwei Tore bei drei Versuchen lassen sich sehen. Nur hatte er in den letzten zwei Angriffen zweimal leicht den Ball hergeschenkt, weshalb ich ihn vorerst zum Ausschnaufen auf die Bank setze, damit Filip ihm nochmal Tipps geben kann. Er nickte und rutschte nach hinten durch und setzte sich grinsend neben Magnus. ich schüttelte lachend den Kopf und verpasste den Anschlusstreffer von Rune. Eine Minute vor der Halbzeit stand es 13:13! Ich hatte einiges durchgewechselt. Nun spielte ich mit der selben Formation wie gestern im Halbfinale. Wir hatten den Ball. Und mit der Pausensirene schweißte Dule die Kugel ins Tor. 13:14 Führungstreffer, doch das Spiel ist noch lange nicht durch. Aber es tut gut mit einer knappen Führung in die Kabine zu gehen. Auf dem Weg unterhielt ich mit Filip über die weiteren Maßnahmen. Er wollte in eine drei- zwei eins Deckung wechseln in der Hoffnung, dass wir uns nach der Pause durch Ballgewinne einen Vorsprung erspielen können. Doch ich wollte die 6-0 vorerst beibehalten, weil sie in den letzten Spielminuten gut funktioniert hat. "Aber guter Ansatz", lobte ich ihn. "Wir stellen sofort um, wenn es nicht funktioniert", versprach ich ihm und er nickte zufrieden. Im Angriff sagte er mir einige Spielzüge die seiner Meinung nach gut funktioniert hat und ich nickte. In der Kabine gaben wir das ganze an die Mannschaft weiter. Es gab auch eine kleine schlechtere Nachricht. Rune hatte etwas Knieschmerzen und weil ich nichts riskieren wollte, sagte ich Magnus, dass er sich warm machen soll. Dieser nickte stumm, aber vollkommen fokussiert. "Im Angriff spielen wir vorerst so weiter, wenn wir einen leichten Vorsprung erspielt haben gegen 40 kommen dann nochmal Franz, Niko und Lukas zum Zug", versprach ich den drei Jungen. Dann ergriff Rune das Wort: "So Jungs wir gehen da jetzt raus und holen uns das Ding! Disse soll nicht umsonst hier hergeflogen sein und für Alfred holen wir nochmal das Ding", brachte er seinen Kumpel als Motivation ein. " Genau Alfred hat sich das Teil verdient", fügte Dule hinzu. "Für Alfred", schrien sie und ich war echt gerührt. Die ein oder andere Träne, dass es meine letzten 45 Minuten in einem Pokalfinale sein werden, konnte ich nicht unterdrücken. Aber erstmal das Ding holen, sentimental werden können wir noch später. Nach der Halbzeit ging unsere Taktik auf, wir konnten uns einen vier Tore Vorsprung erspielen und in der 42 Minute erhöhte Peke sogar auf fünf. Filip Idee mit der 3-2-1 war gut gewesen, denn so gelang es uns das Magdeburger Spiel zu stören und Bälle zu gewinnen. Ich begann Anfang der vierzigsten durchzuwechseln wie vereinbart. Ich ließ die Jungen ran die munter weiterspielten. Geniale Situation in der 44 Minute. Franz sah, dass Magnus auf Außen komplett frei war, stieg hoch täuschte einen Wurf an, spielte einen Diagonalpass rüber zu seinem Freund. Dieser fischte sich den Ball aus der Luft und drehte ihn genial am Torhüter vorbei. "Die werden das neue Dreamteam", hörte ich beim vorbeigehen Andi sagen, woraufhin Rune beharrte: "Es gibt nur ein Dreamteam: Disse und mich." Lachend schüttelte ich den Kopf. Die Truppe war einfach einzigartig. Sie war mir so ans Herz gewachsen. Es wird mir so schwerfallen, sie am Ende der Saison gehen lassen zu müssen. Aber es war Zeit ein Schlussstrich zu ziehen. Aber zum Abschied wäre der ein oder andere Titel noch schön. Acht Tore waren der größte Abstand. Kurz danach gab es erneut einen Einbruch im Spielfluss. Wir machten vorne Fehler, die die Grün Roten aus Niedersachsen konsequent bestraften. Nach fünf Minuten ohne Tor erlöste uns Peke in der 50.Minute mit einem Tor zum 19:25. Ich hatte nun wieder die alten Hasen gebracht, die den Pott mit ihrer Erfahrung nun nach Hause bringen sollen. Auf vier kamen die Magdeburger nochmal ran, bevor Dule dann unser achtundzwanzigste Tor erzielt und das Spiel dann mit 24:28 abgepfiffen wurde. Der Rest: Pure Freude! Ich wusste gar nicht so wirklich was hier gerade passiert ist, als Filip mir freudestrahlend in den Armen lagen und die Jungs wie kleine Kinder auf dem Spielfeld auf und ab hüpften. Gisli war von oben nach unten gestürmt und feierte mit den Jungs mit. Am Seitenrand standen Disse, Lijana und Lion und jubelten mit. Ein unfassbarer Moment. Ein Augenblick für die Ewigkeit. "THW" hallte es durch die Halle. Auf meinem Arm bildete sich Gänsehaut, Pure Glücksgefühle und Erleichterung fiel von meinen Schulter als ich jeden Einzelnen der Jungs herzlich in meine Arme nahm und mich bei ihnen bedankte. Sie haben ihn für mich geholt. In der Halle lief We are the Champions, während wir den Pokal überreicht bekamen, und Dule ihn mir als erstes in die Hand drückte und ich ihn in die Höhe stemmte. mein 19. Titel beim THW Kiel in meinem 11 Jahre. Unfassbare Momente mit dem THW Kiel gehen langsam zu Ende. Es waren nur noch wenige Monate, die ich nun entspannt genießen werde. Diese Zeit werde ich nie vergessen! Danke Kiel!

Until I met youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt