81: Zurück in der Halle

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Lijana:

-einige Tage später-

Nervös sitze ich vor dem neuen THW Kiel Trainingscenter auf einem Bordstein und wartete auf Gisli. Heute war es soweit. Heute war der Tag an welchem ich endlich wieder ein Ball in die Hand nehmen werde. Die letzten Tage war ich wieder täglich Laufen gewesen und hab auch viele verschiedene Laufübungen gemacht, um ein erstes Gefühl für meine neue Prothese zu bekommen. Die Prothese, die womöglich meinen Traum wieder Handball spielen zu könne aufleben lässt. Vor knapp zehn Minuten hatte mich Niklas von der Schule abgeholt und an der Halle rausgelassen. Er wäre so gerne dabei gewesen, doch er hatte noch irgendeinen wichtigen Medientermin, weshalb ich hier nun alleine vor der Halle saß und auf Gisli wartete, der mal wieder zu spät dran war. Auch Marvin musste passen, weil er Tanztraining hatte. Wenn man Marvin so sieht würde man nicht denken, dass er Streetdance macht. Schmunzelnd machte ich mich aus Langeweile über Gislis Unpünktlichkeit lustig. Er war eindeutig kein Deutscher, dass konnte man an seiner Unpünktlichkeit erkenne, ich hingegen könnte manchmal echt für deutsch gehalten werden, weil ich meistens überpünktlich war. So wie heute! Immerhin schien heute die Sonne. Zwar wehte ein frischer Wind, aber immerhin regnete es nicht. Mein Blick fiel auf meine Sporttasche, die neben mir auf dem Boden stand. Ich fühlte mich in der Zeit zurückversetzt, vor meinen Unfall. Da war es wieder dieses typische vorfreudige Kribbeln, wie immer, wenn ich vor der Halle auf dem Fahrradständer gesessen bin und auf meine Trainer und Mannschaftskollegen gewartet habe. Ich war immer die Erste gewesen. Ich wurde aus den Gedanken gerissen, weil ein Wagen vorfuhr. Im ersten Moment hoffte ich, dass es Gisli wäre, doch am Steuer stand Alfred, der mich erschrocken anhupte, als er mich entdeckte, weil meine Tasche halb auf der Fahrbahn lag. Erschrocken stand ich auf und stellte die Tasche an den Rand, sodass er durchfahren konnte. Kurz darauf stieg Alfred aus seinem Wagen an und begrüßte mich freundlich. "Hallo Lijana, hat man dich hier ausgesetzt oder was?", lachte er. Er wusste natürlich Bescheid sonst würde ich hier vermutlich nicht trainieren dürfen. "Ja, irgendwie schon", gab ich zu und lachte los. Auch Alfred stieg mit ein. "Niklas musste noch weg und Magnus ist mit Franz auf Wohnungssuche", erklärte ich ihm und wischte mir eine Locke aus dem Gesicht. "Ja stimmt das Interview", erinnerte sich Alfred, "Und Gisli ist mal wieder zu spät oder?", schätze er und ich nickte lachend. Anscheinend war Alfred das von dem jungen Isländer gewöhnt. "Vermutlich ruft er mich gleich an, dass er sich irgendwo verfahren hat und ich ihn bitte retten kommen soll", scherzte ich. Daraufhin lachte Alfred los. "Na gut, ich geh dann mal rein. Videoanalyse für das Spiel gegen die Eulen am Wochenende", erklärte er mir. "Na dann viel Spaß", wünschte ich und winkte. Er bot mir bereits an mit reinzukommen, doch ich lehnte ab, weil ich draußen auf Gisli warten wollte. Dann verschwand Alfred durch die große Tür. Ich war fast mit meiner Geduld am Ende, ich hasse warten und wollte Gisli bereits anrufen und fragen, wo er denn steckt, da fuhr sein Fahrrad um die Ecke auf die Halle zu. Er blieb neben mir stehen und entschuldigte sich sofort für seine Verspätung. "Sorry I'm late", und fügte gleich eine Erklärung für seine Verspätung hinzu: "Ich hab nicht gewusst, how ich soll anmachen, die Waschmaschine." Beschämt schaute er zu Boden. "Du hast eine Waschmaschine?", kam es ungläubig von mir, woraufhin mich Gisli verwirrt anschaut und er angestrengt versuchte meine Antwort zu entziffern. "Egal", grinste ich ihn an und strich ihn behutsam über die Wange, bevor ich ihm einen kurzen Begrüßungskuss aufdrückte. Und erneut würde ich angehupt! Was ist denn heute los? Erschrocken fuhren wir auseinander und schauten direkt in die Augen von Filip, der grinsend hinter dem Steuer seines Wagens saß. Peinlich! Wir brauchten einen Moment um darauf zu kommen vielleicht die Straße zu räumen. Ich schnappte mir meine Tasche und folgte Gisli der sein Rad zum Fahrradständer schob. Während ich wartete bis Gisli sein Rad abgeschlossen hat, war Filip ausgestiegen und grinste uns weiter an. „Seit wann läuft den zwischen euch was?", wollte er neugierig wissen. „Noch nicht sehr lange", gestand ich schüchtern und lächelte Gisli an, der sich durchs Haar fuhr und verlegen grinste. „Dann wünsch ich euch viel Spaß beim Trainieren. Wenn ihr was braucht einfach melden", wünschte Filip an Gisli gewandt fuhr er fort: „Und sei vorsichtig mit deiner Schulter!" Gisli führte mich den Gang entlang in die Umkleidekabine. Neugierig schaute ich mich um. "Da ist Magnus Spind", grinste ich und ließ mich vor dessen Platz auf die Bank fallen und öffnete meine Sporttasche. Gisli lief wie meistens bereits in Jogginghose rum. Da ich gerade erst aus der Schule komme, durfte ich mich erstmal umziehen. Wenn ich ehrlich bin war es mir auch etwas unangenehm mich jetzt vor Gisli umzuziehen, obwohl er ja mein Freund war. Aber irgendwie war das ganze doch noch etwas ungewohnt. Ich zog eins meiner mittlerweile zehn THW Trikots aus meiner Tasche von Dominik Klein. "Wieso du nicht hast meines?", kam es enttäuscht von Gisli und sein Blick war einfach zu süß. "Weil du mir keins geschenkt hast", konterte ich frech. Daraufhin lachte Gisli los. "Dann I think ich muss dir eins holen", meinte er und ein Grinsen bildete sich auf meinen Lippen. Während ich mich fertig umzog begutachtete Gisli meinen alten Handball und spielte in gegen die Wand. "Ich glaub Alfred ist nicht begeistert, wenn du die neue Kabine gleich demolierst", merkte ich an, woraufhin Gisli den Ball festhielt. "Der Ball ist so small", stellte er fest, weil ich nur einen zweier hatte. "Für mich ist er groß genug", lachte ich und zeigte Gisli meine Minihände. Nachdem ich mir einen Zopf gemacht habe und meine Alltagsprothese gegen meine neue eingetauscht hatte, folgte ich Gisli strahlend in die Halle. Ein aufgeregtes Kribbeln durchfuhr meinen Bauch. Ich atmete den Duft der Turnhalle ein, den ich so vermisst habe. Endlich wieder zurück auf dem Handballspielfeld. Ok noch nicht ganz, aber schrittweise werde ich mich wieder zurück arbeiten. Gisli schien bald Gefallen daran zu finden Trainer spielen zu dürfen und ließ mich erstmal die Halle auf und ablaufen. Es brauchte etwas bis ich mich an den anderen Untergrund gewöhnt habe, aber einige Minuten später lief ich problemlos das Spielfeld auf und ab. Nachdem ich mich eingelaufen hatte, stellte ich mich mit etwas Abstand gegenüber von Gisli hin und passte mit ihm den Ball hin und her. Erst jetzt fiel mir auf wie schwach meine Würfe geworden sind. Es war etwas deprimierend, dass Gisli mit seinem schlechten Arm stärker warf als ich. "No worry du wirst werden wieder die Alte", versuchte mich Gisli aufzumuntern. Ich liebte sein Englisch-Deutsch Gemisch mit Isländischem Dialekt, während er einen die ganze Zeit angrinste und Kaugummi kaute. Er muss irgendwie süchtig nach Kaugummis sein. Zumindest kam es mir so vor. "Wann spielst du eigentlich wieder?", versuchte ich mich abzulenken. "Diese Saison nicht mehr", seufzte Gisli und ich spürte diesen Schmerz in seinen Augen. Ich konnte mich komplett in ihn hineinversetzen. Er war erst im Sommer nach Kiel gekommen und hat bisher kaum gespielt, weil er anfangs von einer alten Verletzung geplagt wurde und sich dann nachdem er eine klasse WM gespielt hatte, erneut verletzt hatte. "Meine Schulter will nicht", meinte er. "Dich bekommen wir auch wieder hin und nächste Saison zeigst du ihnen einfach was in dir steckt", zwinkerte ich, woraufhin sich auf Gislis Lippen ein Lächeln bildete. Ich liebte dieses Lächeln so sehr. Nachdem wir einige Minuten den Ball hin und her gepasst haben, entschieden wir Richtungswechsel zu üben. Gisli stellte sich in Abwehrposition und ich sollte mit Hilfe eine Finte an ihm vorbeigehen. Den Ball ließen wir erstmal beiseite. Es klappte sehr durchschnittlich. Die ersten gefühlten zwanzig Versuche rutschte ich weg, was bereits früh an meinem Ehrgeiz zu nagen begann. Einige Mal warf ich den Ball wütend gegen die Wand. Gislis Geduldsschiene wurde heute sehr weit ausgedehnt. Doch er bleib ruhig und baute mich jedes Mal auf es weiter zu probieren. Irgendwann hatte mich der Ehrgeiz komplett gepackt. Ich flog hin, stand auf, wischte mir den Schweiß, der von meiner Stirn tropfte, weil es verdammt anstrengend war weg und startete einen neuen Versuch. Und je öfter ich übte des so kontrollierter wurde es. Nach mindestens hundert Versuchen, vielen blauen Flecken vom auf den Boden fliegen schaffte ich es dann endlich mit einem Wackler an Gisli vorbeizulaufen. Freudestrahlend fiel ich ihm um den Hals und strahlte mit der Sonne um die Wette. ich konnte dieses Gefühl nicht in Worte fassen. Früher war ein Wackler gegen die Hand für mich eins der einfachsten Dinge nach einem Sprungwurf gewesen und jetzt fühlte es sich an wie ein riesengroßer Schritt in die richtige Richtung. Sofort wollte ich es nochmal probieren und erneut klappte es. Gisli hüpfte wie ein durchgeknalltes Känguru auf und ab und freute sich mit mir mit. Doch ich wollte noch nicht aufhören. Ich wollte einen weiteren Schritt und schnappte mir den Ball, der an der Seitenlinie lag. Gisli schaute zwar etwas skeptisch und fragt, ob ich nicht lieber eine Pause machen möchte, doch ich war so vom Ehrgeiz gepackt, dass ich jetzt einfach nicht aufhören konnte. Nach zehn gescheiterten Versuchen, bei welchen ich entweder weggerutscht, den Ball verloren oder über den Ball geflogen bin, entschied ich mich dann doch eine Pause zu machen. Vollkommen fertig lag ich auf dem Hallenboden neben Gisli und grinste ihn an. Auch wenn es gerade noch nicht mit Ball geklappt hatte überwog die Freude über meine ersten gelungenen Versuche. "Training with you ist anstrengender than Reha", meinte Gisli lachend und trank einen großen Schluck aus seiner Flasche. Auch er war vollkommen verschwitzt. Aber mein Vater hatte immer gesagt, wenn man schwitzt hat man eine Bestätigung dafür, dass man etwas getan hat. Mein Trikot klebte an meinem Oberkörper, doch ich wollte weitermachen. Da Gisli aber erstmal noch eine Pause wollte, stellte ich mich an die Sieben Meter Linie und warf einfach ein paar Bälle aufs Tor. Irgendwann kam Gisli dann mit neu aufgeladenem Akku angesprungen und stellte sich ins Tor, hatte gegen meinen Dreher keine Chance. Genervt schaute er dem Ball hinterher. "Eins gegen Eins?", fragte ich ihn und Gisli nickte erneut und stellte sich wieder auf seine Abwehrposition. Ich nahm mir erneut den Ball und lief auf Gisli prellend zu. Kurz vor ihm machte ich einen schnellen Schritt nach links, um ihn in die falsche Richtung zu lenken. Gisli machte eine kurze Bewegung nach links und ich setzte schnell mit rechts einen Schritt an ihm vorbei. Auf meinen Lippen zeigte sich ein Grinsen, ich war an ihm vorbei. Doch Gisli klammerte sich von hinten an mich fest und ich verlor das Gleichgewicht und zog ihn mit mir mit zu Boden. Keine Sekunde später lag er lachend auf mir und schaute breitgrinsend auf mich herab. "Das war fies", beschwerte ich mich, "zwei Minuten." Gisli gluckste los und seine Teddyaugen schauten auf mich herab und visierten meine Lippen. Ich spürte wie mich dieser Blick innerlich zappeln ließ. Mein Herz pochte gegen meinen Brustkorb, aber nicht wegen der Anstrengung, sondern weil Gisli es verrückt werden lässt. In meinem Bauch kribbelte es und tausend Schmetterlinge trieben dort drinnen ihr Unwesen. "Jetzt küss mich doch endlich!", flehte ich in Gedanken. Als hätte er mich erhört überwand er die letzten Zentimeter zwischen unseren Lippen und umschloss meine. Sofort vergaß ich alles um uns herum und saugte jedes so winzige Gefühl in mich hinein. Sein anfänglich etwas vorsichtiger Kuss wurde nun immer verlangender und ich ermöglichte seiner Zunge Eintritt in meinen Mund, woraufhin seine Zunge gierig alles dort drinnen erforschte. Seine Lippen waren leicht salzig und sein verschwitzter Körper klebte an meinem, doch es störte mich nicht. Nein, ich fand es passte perfekt zum Moment. Meine Finger sind mittlerweile in seinen Haaren verschwunden und trieben dort drinnen ihr Unwesen. Unsere Lippen bewegten sich immer verlangender gegeneinander und ich spürte wie ich immer mehr die Wirklichkeit um uns herum vergaß. Ich wollte nur noch eins ihn. Mir wurde immer mehr bewusst, wie sehr ich ihn eigentlich liebte. Ich hätte nie gedacht, dass man einen Menschen so sehr lieben kann, wie ich Gisli liebe. Ich spürte au einmal, wie etwas langsam unter mein T-shirt wanderte. Ein heftiges Kribbeln durchfuhr meinen Körper und ich spürte wie ich immer mehr die Fassung verlor. Wo soll das hier hinführen? Wie weit würden wir gehen, wenn wir jetzt nicht und demnächst voneinander lösen? Ich spürte ein etwas unwohles Gefühl. Ging mir das alles etwas zu schnell? Doch bevor ich mir weiter den Kopf darüber zerbrechen konnte, wurde die Hallentür aufgerissen und ein "Ich glaube mein Schwein pfeift", gefolgt von einem "Gisli, sag mal spinnst du", hallten durch die Halle. Gisli und ich fuhren erschrocken und knallrot wie eine Tomate auseinander und schaute in den fassungslosen und verärgerten Blick von Niklas. "Ehm.. wir trainieren", stammelte Gisli verlegen vor sich hin und auch ich brauchte einen Moment um mich wieder zu sammeln. Vor uns stand die halbe Mannschaft des THW Kiels. "Ok interessantes Training", lachte Lukas und ich spürte wie ich immer roter im Gesicht wurde. Man war das peinlich! Gisli hatte sich recht schnell wieder gesammelt und rappelte sich auf und reichte mir die Hand und zog mich wieder auf die Beine. Niklas funkelte mich wütend an und ich wusste nicht so Recht was jetzt sein Problem war. Er wusste doch, dass ich mit Gisli zusammen war. Dann sollte das jetzt keine Überraschung für ihn sein. Ok, es war etwas grenzwertig, aber es ist ja nichts passiert! "ihr habt sicher sehen, Lijana und ich sind nun zusammen", meinte Gisli und grinste die anderen an. Jetzt wussten sie es eben auch.

So heute hab ich es geschafft und ich werde jetzt früh schlafen gehen, weil ich fertig bin weil ich heute mit meinen Eltern Rad fahren war und morgen früh raus muss😂🥰🤪! Hoffe das Kapitel hat euch gefallen und worauf freut ihr euch am meisten für die neue Saison?
Erstmal hoffe ich dass der Spielplan gut ist, dass ich es irgendwie managen kann zu Spielen zu fahren und einfach auf eine spannende Saison mit vielen schönen Momenten und drauf das mein Leben zurückkehrt... ich hab bereits jetzt Entzugserscheinungen 😂🥰

Dann gute Nacht🥰🤪 und bis morgen 🤪🙈

Until I met youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt