92: An die Öffentlichkeit

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Filip:

Es gibt etwas, was ich absolut nicht leiden konnte - Medientermine. Nach unserer spontanen Outingaktion haben nicht nur Lion und ich, sondern auch Magnus und Franz viele Anfragen von Journalisten bezüglich irgendwelcher Interviews und Stellungsnahmen bekommen. Seit das Video gestern im Netz hochgeladen wurde hatte sich die Sache zum Glück wieder etwas beruhigt und die Hasskommentare, die immer noch vereinzelt vorfindbar waren, wurden durch viele aufmunternden Worte von wahren Fans überdeckt. Natürlich hatte auch Sky für ein Interview auch bezüglich des nächsten anstehenden Spiels gegen auswärts in Berlin angefragt. Sie wollen einen kleinen Vorbericht drehen und die Thematik auch etwas diskutieren. Nach langer Überlegung hatten wir alle zugesagt. Ich wollte Lion eigentlich aus der Sache raushalten, aber er hat gesagt, dass er mitkommen wird und mich jetzt mit dem Schlamassel alleine lassen wird. Ich schätzte seine Unterstützung sehr, befürchtete aber, das ihn die ganze Aufmerksamkeit, die er nun bekam, etwas beängstigte. "Kann man sowas anziehen?", fragte er mich und kam durch die Tür, während ich immer noch halb tot im Bett liege. Vollkommen unmotiviert hob ich den Kopf und schaute sehr skeptisch an Lions Outfit herab. Er hat eine grüne Jenas mit einem pinken Hemd kombiniert. Ich wusste nicht mal, dass er eine grüne Hose hat. Wenn ich ehrlich bin, es sah verdammt scheiße aus. ich fühlte mich immer schlecht. wenn ich ihn verbessern musste, weil er mal wieder zwei schreckliche Farben miteinander kombinierte ohne es zu wissen. "Du kannst sagen, wenn es Kacke aussieht", kam es leicht beleidigt von ihm und er schaute sich prüfend im Spiegel an. "Ich würde keine grüne Hose nehmen! Passt absolut nicht zu pink", erklärte ich ihm und ließ verschlafenen meinen Kopf ins Kissen zurückfallen. "Ich hab eine grüne Hose?", fragte er verwundert. "Ja hast du, hat mich aber auch verwirrt. Vielleicht von deiner Uniform, was weiß ich", entgegnete ich und man konnte mir förmlich meine Begeisterung ansehen. "Etwas mehr Motivation, du Morgenmuffel", versuchte Lion meine Stimmung etwas aufzuheitern, doch meine Begeisterung hielt sich echt in Grenzen. "Ich hasse Klamotten", stöhnte Lion, während ich ihn leicht amüsiert dabei beobachtete wie er unseren Schrank durchwühlte. "Nimm doch die schwarze Hose", schlug ich vor. "Du bist echt ein Witzbold. Woher soll ich jetzt wissen, welche von den zehntausend Hose, wovon mindestens die Hälfte deine sind, jetzt schwarz ist", gefrustet ließ Lion sich aufs Bett fallen und ich spürte wie fertig ihn dieser Termin machte. Er war mit den Nerven vollkommen am Ende. "Hey", liebevoll strich ich ihm über die Wange. "Wenn es dich zu sehr belastet, kannst du auch gerne hierbleiben. Ich will dich jetzt nicht zu etwas zwingen, was du gar nicht willst", versicherte ich ihm nochmal, dass er nicht mitkommen muss. Es machte mir Angst ihn so verzweifelt zu sehen. "Ich hab gesagt ich komm mit und dann bleib ich auch bei meiner Meinung. Ich frag mich nur wie du so entspannt bleiben kannst", widersprach Lion sofort. "Gewohnheit", zwinkerte ich ihm zu bevor ich ihm kurz meine Lippen aufdrückte und dann an seinem pinken Oberteil zerrte. "Das ziehst du jetzt erstmal aus", grinste ich frech. "Filip wir haben jetzt absolut keine Zeit für sowas", ermahnend schaute er mich an, bevor ich ihm lachend in die Schulter boxte. "Woran hast du jetzt bitte gedacht?", kopfschüttelnd hievte ich mich aus dem Bett und zog Lion die Schwarze Hose aus dem Schrank. "Tauschen", beauftragte ich ihn, während ich mich wieder dem Schrank zu wand und den Schrank nach einem passenden Oberteil durchwühlte, bevor ich mir auch was passendes raussuchte. "Ich komm mir immer so unfähig vor. Ich frag mich wie das früher immer gemacht habe. Da bin ich wohl bunt wie ein Papagei durch die Gegend gelaufen", überlegte Lion, während er sich umzog. "Dafür bin ich da, Schatz", lächelte ich und drückte ihm meine Lippen nochmal auf, bevor ich mich dann auch mal fertig machte. Als wir dann kurze Zeit später im Auto auf dem Weg zum Trainingszentrum fuhren, wo das Interview stattfinden soll, kam ich auf das Thema mit den Klamotten zurück. "Als du in Barcelona mit diesem knallbunten Hawaihemd vor mir standst hab ich mir übrigens echt gedacht, was ist das für ein komischer Vogel", zog ich ihn auf. "Welches Hawaihemd?", fragte er verwirrt. "Dieses hässliche", beschrieb ich es, weil ich ihm ja schlecht die Farbe nennen konnte. "Achso, des war nicht meins. Des hab ich mir von Nico geliehen", erklärte er mir, "und übrigens die Ampel ist grün." "Hab mich schon gefragt, wo des hässliche Teil hin ist", schmollte ich und fuhr weiter, während Lion lachend den Kopf schüttelte. Nach einer halben Ewigkeit, die sich für mich aber wie viel zu schnell anfühlte, weil ich absolut keinen Bock auf diesen Termin hatte, parkte ich das Auto vor der Halle. "Du weißt schon, dass hier eigentlich Halteverbot ist", wies mich Filip daraufhin. "Kannst mir gerne einen Strafzettel streichen, aber wir haben jetzt keine Zeit umzuparken. Außerdem steht der von Sky auch falsch", konterte ich und stieg wortlos aus. "Wie kannst du nur mit einem Polizist befreundet sein, wenn du direkt vor dem Halteverbotschild parkst?", fragte ich mich. "Da steht nur Einfahrt freihalten, wenn es brennt. Siehst du hier ein Feuer? Nein. Ich hoffe einfach mal, dass unsere neue Trainingshalle nicht ausgerechnet jetzt abfackeln muss", entgegnete ich etwas genervt und verschränkte meine Hand mit seiner. Seine Besserwisserei bezüglich verkehrsgerechtem Verhalten ging mir manchmal echt auf die Nerven. Er meckert bereits wenn man in der statt 53 kmh fährt, was eh fast nie vorkommt, aber trotzdem. "Ihr seht ja begeistert aus", war das erste was Magnus sagte, als er uns sah. "Und du stehst übrigens voll im Halteverbot", wies mich nun auch noch Franz daraufhin, während Lion loskicherte. "Dann parkt ihr halt um ich geh da jetzt rein und bring das hinter mich", brummelte ich weiter. "Ach Schatz, wir machen doch nur Spaß", Lion zog mich in seine Arme, damit ich mich etwas beruhigte. War vielleicht auch gut so. ich schnaufte nochmal tief durch, bevor Magnus genauso motiviert sagte: "Bringen wir es hinter uns."

Until I met youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt