53: Manchmal hilft reden

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Niklas:
"Niklas", die eindringliche Stimme von Alfred ließ mich erschrocken zusammenzucken. Ich war bereits auf dem Weg zur Kabine gewesen, da rief mich mein Trainer nochmal zu mir zurück. Ich gab Raffi, der neben mir gelaufen ist ein Zeichen, dass ich gleich nachkomme. Alfred winkte mich zu sich und ich ließ mich neben Filip auf die Bank fallen. An seinen Blick wusste ich sofort, um wen es gehen wird. Magnus! "Du kannst dir sicherlich denken, weshalb wir nochmal mit dir reden wollen?", ergriff Alfred das Wort und ich antwortete mit einem zaghaften Lächeln. Ich spürte wieder wie ich hin und hergerissen bin. Sollte ich ihnen die Wahrheit sagen oder ihnen weiterhin vorspielen Magnus hätte sich den Magen verdorben. Doch ich wusste, dass sie bereits ahnten, dass Magnus nicht krank war. "Wir machen uns langsam echt Sorgen um Magnus! Du musst mir uns reden, damit wir dir helfen können", mischte sich nun Filip ein und seine blauen Augen visierten mich. Ein tiefer Seufzer entfuhr mir. Es hatte keinen Sinn mehr ihnen was vorspielen zu sein wollen. Nervös fuhr ich mir durchs Haar. "Ich weiß einfach nicht mehr weiter", offenbarte ich mich und spielte dabei nervös mit den Händen. Mein Blick war auf den Fußboden gerichtet. Ich spürte das Gefühl als großer Bruder versagt zu haben. Ich würde so gerne für ihn da sein. Ihn helfen können. Doch er lässt mich nicht mehr an euch ran. Es fühlte sich so an, als hätten wir uns aus den Augen verloren. Ich konnte verstehen, dass er sauer auf mich war. Aber er ließ ja nicht einmal Lijana mehr an sich heran. Ich machte mir langsam echt Sorgen um ihn. Er hat die letzten Tage nichts gegessen. Keine einziges Mal hatte er sein Zimmer verlassen. "Was ist jetzt wirklich mit Magnus?", wollte Alfred wissen und verschränkte die Arme vor der Brust. "Er kommt nicht mehr aus seinem Zimmer", antwortete ich, während ein mulmiges Gefühl sich in meinem Bauch ausbreitete. Ich spürte wie langsam die Tränen in mir hochstiegen. Die ganzen Sorgen, die ich die letzten Tage immer in mich hineingefressen hatte. Ich wollte zwar mit jemanden darüber reden, aber irgendwie hatte ich mich nicht getraut. Und jetzt? Jetzt hatte ich ihnen meine Sorgen anvertraut und eine schwere Last löste sich gerade. Trotz allem musste ich aus Verzweiflung, weil ich einfach nicht mehr weiter wusste, anfangen zu weinen. Ich! Derjenige der kaum Emotionen aus sich rausließ. Ich spürte wie Filips tröstender Arm sich um mich legte. "Ich kann verstehen, dass dir das alles zur Zeit zu viel ist! Du hast es zur Zeit auch nicht einfach", kam es von ihm. "Aber du kannst mit uns jeder Zeit reden, wenn dir das alles zu viel wird", fügte nun auch Alfred liebevoll hinzu. Nach außen wirkte er immer wie der eiskalte Isländer, doch wenn man sein wahres Inneres kannte, dann wusste man, dass er alles andere als gefühllos und kalt war. Er war so ein wundervoller Mensch, der es auch nicht immer leicht hat. Seit den letzten drei Spielzeiten ohne Meisterschaft heftig im Fokus der Kritik. Trotz allem blieb er stark! Nachdenklich raufte sich der Isländer das Haar. Manchmal würde ich so gerne wissen wollen, was in seinem Kopf so vor sich geht. Doch aktuell war ich gedanklich nur bei Magnus, während sich wieder tiefe Schuldgefühle in mir ausbreiteten. War ich ein schlechter großer Bruder? War ich der Aufgabe nicht gewachsen? Was machte ich falsch? "So kann das nicht weitergehen", seufzte Alfred, "wir brauchen Magnus." Ich nickte nachdenklich. Doch in seiner aktuellen Verfassung würde er uns wahrscheinlich nicht sonderlich hilfreich sein. Er war einfach zu sehr in Gedanken versunken. Ich wusste nicht was Franz mit ihm gemacht hatte, aber er hatte ihn verändert. Doch trotz allem wusste ich, wie sehr Franz Magnus etwas bedeutet hatte und machte mich Vorwürfe schuld daran zu sein, dass es ihm so schlecht ging. Hatte ich einen großen Fehler gemacht? Wieso musste ich immer von vorne herein Vorurteile haben? Wieso wollte ich ihn immer beschützen und anstatt das zu tun, sorgte ich dafür, dass es ihm noch schlechter ging? Aber wieso hatte Franz Schluss gemacht, wenn er ihn liebte? Diese Frage hätte ich mir in den letzten Tagen oft gestellt. Sie hatte mich tief in meine Träume verfolgt. Genauso wie die Szene, wo die beiden knutschend in der Umkleidekabine standen. Das Bild wollte einfach nicht aus meinem Kopf verschwinden. Als hätte es sich in mein Gedächtnis gedrängt, um mir immer vorwurfsvoll mitzuteilen, was für einen Fehler ich gemacht hatte. "Ich kann versuchen mal mit ihm zu reden! Ich meine, ich bin so ziemlich der einzige von uns, der ihn einigermaßen nahe steht und nachempfinden kann, wie es ihm gerade geht", überlegte Filip laut. Alfred nickte nachdenklich. Ich konnte es irgendwie immer noch nicht glauben, dass Filip tatsächlich seine Familie für einen Mann aufgegeben hatte. Ich kannte seinen Freund zwar nicht, aber irgendwie konnte ich es nicht nachvollziehen. Aber wenn er so glücklich ist, dann freue ich mich natürlich für ihn. "Ich hab auch schon überlegt, dass Lion mal mit ihm reden sollte", gestand Filip. Lion? Sein Freund? Irgendwie war ich neugierig. Irgendwie würde ich ihn schon gerne mal kennenlernen. "Aber Magnus kennt ihn halt nicht", warf Alfred ein. Ich wusste auch nicht so Recht was ich von dieser Idee halten sollte. Was sollte das bewirken? Ihm zuzusprechen, dass es ok ist schwul zu sein! Ich war immer noch der festen Überzeugung, dass Magnus gerade selbst nicht wusste wer er ist. Vermutlich ist das nur so eine Phase, dass er denkt er wäre schwul und bildet sich das ganze nur ein. Aber was wenn nicht? Was wenn er wirklich schwul ist? Dieser Gedanke wollte einfach nicht in meinen Kopf. Ich wusste nicht wieso, aber irgendwie hoffte ich insgeheim, dass es nicht so ist. Ich wollte einfach nicht, dass sich mein Bruder dieser Gefahr aussetzt. Er wird sich sein ganzes Leben lang verstecken müssen. Zumindest bis zum Ende seiner Karriere. Ist das überhaupt ein lebenswertes Leben? Ist es das Ganze wert? Er würde so oder so jemand vorspielen müssen, der er gar nicht ist. Wofür dann den ganzen Aufwand? Ich wollte ihn einfach beschützen. Vor diesem Leben! "Wir fahren jetzt einfach zu dir nach Hause und ich versuche einfach mein Glück mit ihm zu reden. So kann es nicht weitergehen! Er kann sich nicht sein Leben lang in seinen vier Wänden verkriechen! Wir müssen ihn aus diesem Loch wieder rausbekommen", kam es nach einer Weile von Filip, der daraufhin aufgesprungen war und mich auffordernd anschaute. Auch Alfred nickte und gab mir ein Zeichen, dass ich jetzt gehen dürfte. "Ok, ich geh nur noch schnell duschen", entschuldigte ich mich. Filip nickte und ich verschwand schnell in der Umkleidekabine, um mich fertig zu machen.

Eine halbe Stunde später saß ich dann im Auto auf dem Weg nach Hause dicht gefolgt von Filip, der darauf bestand, sein Glück mal zu versuchen. Ich wusste nicht was ich wirklich davon halten sollte, aber vielleicht würde es ja helfen. Mein Blick fiel auf die Uhr. Es war bereits 14 Uhr. Lijana würde um 15 Uhr Zuhause sein. Ich war etwas später erst losgekommen, weil ich es den anderen aus der Mannschaft nun auch mitgeteilt hatte, was mit Magnus los ist. Dule und Steffen wollten erst auch mitkommen, aber ich hab ihnen gesagt, dass es besser ist, wenn wir nicht in voller Besetzung bei Magnus antanzen. Ich würde ihnen Bescheid sagen, wenn Filip etwas erreicht. Ich bezweifelte, dass Magnus ihn zu sich lassen wird. Vermutlich wird er nur noch sauerer auf mich sein, weil ich es nun auch noch Filip gesagt habe. Seufzend fuhr ich die Einfahrt hoch und wartete bis Filips Wagen neben mir zum Stehen gekommen ist, bevor ich ausstieg und mit meiner Tasche auf der Schulter Richtung Haustür lieg. Dicht gefolgt von Filip. „Dann wollen wir mal", meinte er optimistisch und zwinkerte mir aufmunternd zu, während ich die Haustüre aufschloss. In der Wohnung war es wie erwartet still. Ich ließ Filip eintreten, bevor ich die Tür hinter ihm schloss. Während wir unsere Schuhe auszogen und die Jacken auf die Gardarobe hingen, versuchte ich mein erstes Mal von Magnus etwas zu hören. „Magnus?", rief ich seinen Namen. Doch wie erwartet keine Antwort. Ich seufzte. „So geht es schon die ganze Zeit", erklärte ich Filip, der nachdenklich nickte. Wir entschieden uns erstmal oben nachzuschauen. Gefolgt von Filip lieg ich die Treppe nach oben. An Lijanas Zimmer vorbei. Die Tür stand offen und Filip hatte einen Einblick in ihr Chaos. „Ich dachte mein Zimmer als Kind sah chaotisch aus", meinte Filip lachend. Die Klamotten von ihrem ich weiß nicht was ich anziehen Anfall lagen immer noch teilweise auf dem Boden herum. „Ich muss ihr heute Abend auf jeden Fall mal sagen, dass sie ihr Zimmer aufräumen soll", lachte ich. Wir liefen den Flur entlang. Als nächstes folgte Magnus Zimmer. Verwundert stellte ich fest, dass die Tür angelehnt war. „Magnus?", fragte ich vorsichtig und öffnete die Tür einen Spalt. Ein unangenehmer Geruch kam mir entgegen. Er hat wohl seit Tagen nicht mehr gelüftet. Neugierig hatte sich Filip hinter mich gestellt. Das Zimmer war jedoch leer. Keine Spur von Magnus! „Ich lüfte mal", beschloss ich und tapste mich langsam durch das dunkle Zimmer. Er hatte nicht mal den Rolladen geöffnet. Was denkt Filip nun von uns? Mir war die Unordnung hier drinnen etwas unangenehm. Ich öffnete den Rolladen und kippte das Fenster. Endlich wurde der Raum etwas beleuchtet. Erst jetzt könnte man die Unordnung der letzten Tage erkennen. Auf seinem Bett lag mindestens eine Packung Taschentücher verteilt. Sein Bett war komplett durchfühlt. Ein stechender Schmerz durchfuhr meine Brust. Ich konnte erst jetzt nachempfinden wie sehr er die letzten Tage gelitten haben muss. Filip schaute sich auch besorgt um. Ich spürte wie ich erneut gegen die Tränen ankämpfte. Ich hatte alles kaputt gemacht. Wo steckt Magnus bloß? Ich wollte gerade zurück zur Tür, in wessen Türrahmen immer noch Filip lehnte kehren, da fiel mir etwas auf, das Ähnlichkeiten mit Magnus Handy hatte. Erschrocken hob ich es aus und sah das Zersplitterte Display. Er musste es wohl wutentbrannt gehen die Wand geworfen haben. Überall auf dem Boden lagen irgendwelche Splitter verteilt. „Das ist wohl hinüber", meinte Filip, der sich neben mich auf den Boden gekniet hatte. „Alles nur wegen Franz?", seufzte ich nachdenklich. Filip legte aufmunternd einen Arm um mich. „Wir bekommen das schon wieder hin", meinte er optimistisch. Ich nickte und folgte ihm aus dem Zimmer. „Wir sollten ihn suchen", gab Filip dir Marschroute vor. Aber nur wo? War er abgehauen? War er hier irgendwo noch im Haus? „Ich geb den anderen Bescheid, dass wir womöglich Verstärkung brauchen", schlug Filip vor, der bereits sein Handy gezückt hatte. „Lass uns erstmal das Haus durchsuchen", schlug ich vor. Ich wollte noch nicht Panik schieben. Ich hoffte einfach, dass er hier noch irgendwo im Haus war, weil sonst könnte es schwierig werden ihn zu finden. Was wenn er sich was angetan hat? Ich wand mich an Filip, dass ich  schnell aufs Klo gehe. Ich wollte gerade die Badezimmer Türe öffnen, da zuckte ich erschrocken zusammen. Auf dem Fußboden lag Magnus zusammengekauert. Neben ihn auf dem Boden eine Rasierklinge. „Magnus", schrie erschrocken. Mein Herz pochte wie verrückt. Mit zittrigen Händen kniete ich mich neben meinen kleinen Bruder, der bewusstlos auf dem Boden lag. Filip war hinter mir aufgetaucht und schlug sich erschrocken die Hände ins Gesicht. „Um Himmels Willen, Magnus", schrie er erschrocken. Wir knieten uns beide neben ihn und versuchten ihn verzweifelt wach zu bekommen. Bitte! Betend flehte ich, dass er sich nicht umgebraucht hatte!

So als Entschuldigung heute noch eins: Des nächste kommt dann Donnerstag🥰🤪😂:

Frage:
Habt ihr Pfingstferien und wenn ja fährt ihr weg?
Ja zwei Wochen lang ab dem 08.06 und wir fahren campen an den Gardasee🥰👌🤪. Wie das das mit dem Updaten funktioniert muss ich noch schauen 😂🥰🤪. Gute Nacht jetzt😂❤️

Until I met youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt