Filip:
Verwundert mit einem mulmigen Gefühl im Bauch stand ich vor der Toilettentür, in welcher sich Magnus eingeschlossen hatte und wartete darauf, dass er diese verlässt. Ich hörte das Plätschern des Wasserhahns, was mich vermuten ließ, dass er gleich fertig ist. Tatsächlich öffnete sich kurz darauf die Tür und Magnus kam mit einem aufgesetzten Lächeln heraus. Ich spürte, dass dieses Lächeln dazu diente, seine eigentlichen Gefühle zu überspielen. Noch immer war da dieser sehnsüchtige Blick in seinen Augen. Noch immer waren sie leicht gerötet. Noch immer wirkte er nicht wieder bei alten Kräften. Aber was erwarteten wir. Auch wenn er mittlerweile wieder isst, von jetzt auf nachher wird er nicht wieder der andere sein. Die Spuren seines gebrochenen Herzes waren immer noch deutlich zu erkennen. Wenn ich ehrlich bin, war ich bereits mehrmals kurz davor nach Leipzig zu fahren, um mit Franz Semper zu sprechen. Da wir jedoch eh dieses Wochenende gegen Leipzig spielen würden, könnte ich mir dieses Geld sparen. Ich hatte mir auf jeden Fall zum Ziel gesetzt, dass ich ihn nach dem Spiel auf jeden Fall darauf mal ansprechen werde. Außerdem hatten Alfred und ich gestern entschieden, dass es nicht die beste Idee wäre, Magnus spielen zu lassen, wenn Franz ihm gegenüber steht. Ob Magnus das einsehen wird, ist die andere Frage. Gedankenverloren folgte ich ihm zurück in die Halle und spürte an seiner Körperhaltung, dass er genervt war, dass wir alle ihn ständig überwachten. Verheimlichte er uns etwas? Irgendwas machte ihn ganz nervös. Wir machen uns halt Sorgen nach der gestrigen Aktion. Wir wollen ihn nicht noch verlieren. Als Magnus die Tür zur Halle öffnen wollte, fiel ihm etwas zu Boden, als er seine Hand aus seiner Hosentasche zog. Sofort wollte er sich nach dem Heruntergefallen bücken, doch ich war schneller. Fassungslos und geschockt hielt ich die Rasierklinge in der Hand und schaute in Magnus entsetztes Gesicht. Wortlos lief ich an ihm vorbei in die Halle. ich hatte keine andere Wahl, als es Alfred mitzuteilen. "Filip...warte! Gib das her", schrie Magnus verzweifelt und versuchte mir vergeblich die Klinge aus der Hand zu reißen. Alle Jungs waren stehen geblieben und wir hatten die volle Aufmerksamkeit auf uns gerichtet. "Filip", schrie Magnus verzweifelt und ihm stiegen die Tränen in die Augen. Niklas hatte die Situation sofort erkannt und kam mit hochrotem Kopf auf uns zu gelaufen. Raffi wollte ihn noch zurückhalten doch Niklas ließ sich nicht aufhalten. zu sehr trieb ihn die Wut. "Was hast du getan?", schrie er vorwurfsvoll seinen kleinen Bruder an und riss dessen Ärmel nach oben. Was zum Vorschein kam, ließ uns alle sprachlos. Fassungslos betrachten wir die vielen Kratzer, die überall auf Magnus Unterarm verteilt waren. Keiner sagte ein Wort. Zu geschockt waren wir alle. Niklas und ich wussten bereits, dass er es einmal getan haben, weshalb wir ihn auch nicht mehr alleine Zuhause lassen wollten. Ihm war es trotzdem gelungen sich raus zu schleichen. Wir hatten versagt! Ich hatte versagt. Meine Aufgabe war es gewesen auf ihn aufzupassen. Tiefe Schuldgefühle breiteten sich in meiner Brust aus. Alfred war der erste, der sich wieder gesammelt hatte und versuchte auf Magnus einzureden, doch es war zwecklos. Man hatte das Gefühl als würde man gegen eine Wand reden. Ich fühlte mich wieder genauso hilflos wie gestern, als er nicht essen wollte. Wieso musste er so einen Sturkopf haben? Wie hatte Lion es geschafft ihn dazu zu bringen, etwas zu essen. Er hatte mir gesagt, dass er ihm seine Geschichte erzählt hatte. Noch immer stiegen mir Tränen in die Augen, wenn ich daran denken musste, was für eine schwere Kindheit er hatte und war froh, eine so tolerante Familie zu haben. "Magnus wieso tust du das?", Niklas war komplett verzweifelt und dem sonst so abgeklärten Torhüter stiegen Tränen in die Augen. Auch an ihm waren die letzten Tage nicht spurlos vorbeigegangen. Tiefe Augenringe hatten sich unter seinen Augen gebildet und er wirkte, als würde er jeden Moment eine Auszeit gebrauchen. Er hatte es zur Zeit auch nicht einfach. Ich bewunderte ihn für sein Durchhaltevermögen. Bei mir wären bereits die Sicherungen durchgebrannt und ich hätte das Handtuch geworfen. Doch Niklas stand das ganze tapfer durch. Man spürte diese tiefe Verbundenheit zu seinen Geschwistern. Die beiden lagen ihm so am Herzen, dass er die beiden mit seinem Leben beschützen würde. Magnus hatte sich mittlerweile schluchzend zusammengekauert. Nervös zupfte er mit seiner Hand an dem Ärmel herum. Mit einem flehenden Blick schaute er zu mir auf. "Filip bitte! Ich brauch sie", flehte er mich an. "Nein, Magnus! Wir lassen nicht zu, dass du dir das weiterhin antust und das nur wegen diesen blöden Franz! Ich mache den fertig, wenn ich ihn das nächste Mal sehe Er soll leiden dafür was er dir angetan hat", Andi funkelte wütend und ballte seine Hände zu einer Faust. "Ich bin dabei", kam es sofort von Miha, der seine Brust rausstellte und sich auf die Zehenspitzen stellte, um größer zu wirken. "Nein", entfuhr Magnus ein verzweifelter Schrei. "Lasst Franz in Ruhe", vor Angst fing er am ganzen Körper an zu zittern und aus seinen Augen quollen weiter Tränen. Trotz allem was Franz ihm angetan hatte, war sie noch immer da. Diese Liebe! Wie die beiden sich angeschaut haben. Sie waren wie für einander bestimmt und dann das. Wieso meinte das Schicksal es nicht gut mit ihnen: "Jungs Gewalt ist keine Lösung", sorgte Alfred in der aufgebrachten Stimmung wieder für Ruhe. Andi und Miha hatten nämlich bereits einen Racheplan für Franz geschmiedet. Doch Alfred strenger Blick reichte, dass diese verstummten und kleinlaut zu Boden schauten. So kann es nicht weitergehen, so viel stand fest. Aber das sich bereits das nächste Unheil anbahnte, ahnte noch keiner.
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Until I met you
FanfictionSchicksal- vielleicht war es Schicksal, oder sie war einfach zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort? Diese Frage hat sich die 16-Jährige Lijana seit dem Unfall vor einem Jahr, der ihr ganzes Leben auf den Haufen geworfen hat, häufig gestellt. Doch...