Lion:
Leise zählte ich mit, während ich gleichmäßig immer wieder auf Magnus Brustkorb drückte und hoffte ihn wiederbeleben zu können. Ich hatte bisher in meinem Leben noch nie jemanden wiederbeleben müssen. Außer eben diese dumme Puppe im Erste Hilfe Kurs, die eh schon tot war. Verzweifelt drückte ich immer stärker auf seinen Brustkorb ein. Magnus! Bitte, geb nicht auf. Ich will mich nicht umsonst von diese scheiß Brücke gestürzt haben. Ich würde es mir nie verzeihen können, wenn er mir jetzt unter den Händen wegstirbt. Ich hätte ihn aufhalten müssen! Es war alles meine Schuld gewesen! Filip würde mir das nie verzeihen. "Magnus", schrie ich verzweifelt und schlug von der inneren Verzweiflung getrieben mit der Faust auf sein Brustkorb ein. Ich hatte sowas schon oft in Filmen gesehen. Ich hatte keine Wahl, ich musste das Wasser aus seiner Lunge bekommen. Und tatsächlich, vernahm ich ein leises Husten und Röcheln. Aus Magnus Mund lief eine Ladung Wasser. Erschrocken riss er seine blauen Augen auf und rang nach Luft. Ein großer Stein fiel mir vom Herz und ich atmete erleichtert auf. Ich hatte es geschafft. Ich konnte einfach nicht anders und drückte den immer noch sehr schwachen klitschnassen Magnus an mich. Ich hatte es geschafft! "Danke, ich hatte so Angst um dich", hauchte ich ihm in sein Ohr. Die Erleichterung fiel mir von der Schulter ab. Ich will gar nicht wissen, was gewesen wäre, wenn ich es nicht geschafft hätte. Magnus, schien nicht so wirklich zu begreifen, was hier gerade vor sich ging. Verwirrt schaute er schwach zu mir auf. Ich spürte wie schwer es ihm fiel die Augen offen zu halten. Außerdem begann er leicht zu zittern. Auch ich hatte echt Mühe, der Kälte standzuhalten. Bisher hatte ich es geschafft durch das Adrenalin angetrieben. Doch mit dem langsamen Abfall dessen, spürte ich wie mein Körper zur Zielscheibe der Kälte wurde. Ich musste ihn ins Warme bringen, bevor er mir hier draußen erfriert. Magnus hatte bereits wieder die Augen geschlossen und atmete leise vor sich hin. Filip! Er sollte uns abholen! Hektisch durchsuchte ich meine Jackentasche nach meinem Smartphone. Doch Fehlanzeige! Ich musste es wohl bei dem Sprung verloren haben. Da ich keine Zeit hatte den Grund nach meinem Handy abzutauchen, hob ich Magnus schwachen Körper vom Boden auf und trug in die Böschung hinauf, wieder zur Brücke. Er hatte sich ängstlich an mich gekrallt, während ich so schnell es ging den Weg zurück eilte. Auch wenn jeder Muskel in meinem Körper brannte, lief ich weiter. Für Magnus! Ich hatte meine Arme um ihn gelegt und versuchte ihn so gut wie es ging warm zu halten. Ich lief die Straßen entlang. Besser gesagt ich joggte sie halb. Ich lief im Wettlauf gegen die Zeit. Ich wusste nicht, wie lange Magnus Körper das ganze noch durchhalten würde. Ständig war da diese Angst, sein Herz könnte erneut stehenbleiben. Erleichtert atmete ich auf, als ich die Häuser unseres Wohnviertels am Horizont erkennen konnte. Nur noch wenige hundert Meter, dann hatte ich es geschafft. Ich warf einen prüfenden Blick hinunter auf das nasse Bündel in meinem Arm. Er atmete und das war das Wichtigste. Nur noch wenige Meter, dann waren wir beide endlich im Warmen. Ich konnte mittlerweile unser Haus am Ende der Straße erkennen und verschnellerte meinen Gang nochmal. Auch wenn mein gesamter Körper schmerzte und die letzten Meter die reinste Qual waren. Ich wusste, dass ich das Richtige tat. Ich kämpfte für ihn. Nur noch zwei Schritte. Ich lief an Filips Wagen vorbei, welcher nun bereits in der Einfahrt stand. Erleichtert atmete ich auf. Hilfe kündigte sich an. Mit letzter kraft drückte ich meinen Finger in die Klingel. Die Sekunden bis die Tür aufgerissen wurden, die reinste Qual. Es hatte sich angefühlt wie eine halbe Ewigkeit. Nun stand er vor mir. Als er mich mit Magnus auf dem Arm sah, schlug er sofort die Hände über dem Kopf zusammen. "Was ist denn mit euch passiert? Kommt rein, ihr holt euch noch den Tod", schrie er aufgebrachte und drückte mich an sich vorbei in das warme Haus. Ich spürte sofort wie sich die Wärme auf meiner Haut ansammelte und meinen Körper langsam wieder auftaute. Noch immer klebten die eiskalten durchnässten Klamotten an mir. Filip nahm mir Magnus ab und trug ihn wortlos nach oben ins Gästezimmer. "Such schnell nach ein paar trockenen Klamotten von mir und bring sie her und dann steig du unter die warme Dusche, sonst holst du dir noch den Tod", beauftragte mich Filip und ich war froh ihn endlich an meiner Seite zu haben. Er hatte mir gefehlt unten am Wasser. Ich hätte seine Ruhe gebrauchen können. Vielleicht wäre er dann nicht gesprungen. Während ich mir weiter Gedanken darüber machte, wie ich ihn davon abhalten hätte können, zog ich einen dicken Hoodie von Filip und eine Jogginghose aus dem Schrank und kam mit einer Ladung Wäsche zurück ins Gästezimmer. Filip hatte Magnus ins Bett gelegt und begann ihm die nassen Kleidung auszuziehen. "Hol mal noch ein Handtuch", bat mich Filip. Ich ließ die Sachen auf dem Bett liegen und verschwand im Badezimmer und kurz darauf reichte ich Filip ein Handtuch. Wie versteinert und am ganzen Körper zitternd, stand ich nun im Gästezimmer und bewunderte Filips Fürsorglichkeit. Behutsam zog er ihm das nasse Shirt über den Kopf und trocknete ihn ab. Magnus der halb anwesend war, ließ alles über sich ergehen. "Ab jetzt mit dir unter die warme Dusche", scheuchte mich Filip aus dem Zimmer. Ich brauchte noch einen Moment bevor ich mich gesammelt hatte und dann anschließend im Bad verschwand. Wenige Sekunden später prasselte das warme Wasser auf meinen Körper. Ein angenehmes Gefühl! Ich schloss die Augen und ließ die Aufregung für einen Moment vergessen, sondern genoss nur das Gefühl, während das warme Wasser meinen Körper umhüllte.
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Until I met you
FanfictionSchicksal- vielleicht war es Schicksal, oder sie war einfach zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort? Diese Frage hat sich die 16-Jährige Lijana seit dem Unfall vor einem Jahr, der ihr ganzes Leben auf den Haufen geworfen hat, häufig gestellt. Doch...