15. Austin: Jäger-Rebell

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„Ich hoffe, euch ist klar, dass das Freiheitsberaubung ist"

Wir hatten Jaylin an einen Stuhl gefesselt und standen nun um ihn herum verteilt im Wohnzimmer. Obwohl er gerade von uns gefangen gehalten wurde und ziemlich eingeschüchtert sein sollte, saß er einfach nur breitbeinig und großkotzig da, als sei er die Ruhe selbst, während er vor allem Dale immer wieder wütende Blicke zuwarf. Er antwortete auf keine unserer Fragen, sondern beleidigte uns nur. Dieser Mistkerl war einfach nicht klein zu kriegen.

Charlie war zwischenzeitlich schon gegangen, um nicht Gefahr zu laufen, ihn körperlich anzugehen und Boris war ihm gefolgt, um ihn zu beruhigen. Er hatte mir dabei einen undeutbaren Blick zugeworfen, der mich jetzt immer noch verwirrte.

„Ey, Leute, ganz ehrlich, so kommen wir doch nicht weiter. Ich bin dafür, dass ihr mich einfach gehen lasst und wir vergessen das Ganze" Sogar, als Jaylin uns diesen Vorschlag unterbreitete, wirkte er noch so zum Kotzen arrogant dabei.

„Könntest du vielleicht aufhören, jeden zweiten Satz mit „Ey" zu beginnen? Das macht deine Aussagen auch nicht cooler, falls das das Ziel sein soll", brummte Raphael.

Jaylin schnaubte nur grinsend. „So wie ich das sehe, bin ich hier, weil ihr irgendwas von mir wollt. Wahrscheinlich meine Hilfe. Ansonsten wäre einer von euch längst auf meine Provokationen eingegangen und hätte mir eine reingehauen. Also reden wir endlich Klartext, ich muss dann langsam mal kacken"

„Dieser Typ ist einfach unglaublich", murmelte Dale kopfschüttelnd. Er sprach aus, was wir uns alle  dachten.

„Du wurdest vor ein paar Tagen von einem Engel besetzt und hast Chad hier umgebracht.", begann Luzifer und deutete auf den Genannten.

Jay zog die Augenbrauen hoch und musterte Chad. „Also für mich sieht er noch ziemlich lebendig aus."

Chad schnaubte, doch sagte nichts dazu.

„Er ist als Vampir wieder auferstanden..."

„Nicht ihr auch noch!" Jaylin verdrehte die Augen. „Ich kann diesen Vampirquatsch nicht mehr hören."

Jaylin nervte mich nicht nur unglaublich, nein, er verwirrte mich auch.

„Du weißt nichts von Vampiren?" Dale stand auf und ging auf Jaylin zu. Er humpelte etwas dabei, was mir unglaublich leidtat. Wir hätten einige seiner Verletzungen vermeiden können, wenn wir sofort eingegriffen hätten, ohne zu zögern.

„Diese Scheißer gibt es nur in Büchern und Filmen", schnaubte Jaylin. Dale sah ihn dabei eingehend an, ehe er sich an uns wandte. „Er sagt die Wahrheit... Naja, seine Wahrheit. Er hat keine Ahnung von Vampiren"

Ich sah fragend zu Silas, der Dales Aussage bestätigte. Jägerkräfte waren schon echt nützlich...

„Ich werde das Ganze ein bisschen verkürzen", beschloss Silas, stand auf und legte die Hand auf Jaylins Kopf. Er wich zurück, doch Dale hielt ihn fest, während Silas was auch immer tat. Jaylin hörte ziemlich bald auf, sich zu wehren, sondern saß einfach nur noch ruhig da und starrte geradeaus. Was auch immer Silas ihm da zeigte, es schien ihn zu schockieren.

Sobald Silas fertig war, ließ er ihn wieder los und auch Dale ließ von ihm ab.

Ich sah Verwirrung in Jaylins Blick, Unglauben. Er sah jeden einzelnen von uns direkt in die Augen, doch konnte oder wollte nicht begreifen, dass er sein Leben lang so blind gewesen war.

Schließlich schluckte er schwer und räusperte sich. „Vampire, Engel und der Teufel also..." Man sah die Risse in seiner Fassade deutlich, doch er bemühte sich darum, dass sie nicht vollkommen einbrach. Ein Teil von mir bewunderte ihn für seine Hartnäckigkeit. Seine gesamte Weltsicht war gerade auf den Kopf gestellt worden, doch er war nach wie vor stur und entschlossen.

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