„Seien wir mal ehrlich" Uriel, der offensichtlich in Silas' Körper steckte, begann uns zu umrunden und schlenderte dabei lässig vor sich hin, so als mache er einen gemütlichen Frühlingsspaziergang und ließ nicht gerade die Welt untergehen.
„Wir wissen alle, dass ihr verlieren werdet. Also am besten ihr gebt einfach auf und vielleicht verschone ich ein paar von euch."
Seine Worte und sein narzisstisches Auftreten ließen mein Inneres brodeln. Dieser Typ dachte doch nicht ernsthaft, ich würde mich so einfach von ihm unterkriegen lassen.
Er kam direkt auf mich zu, ohne stopp und verwirrte mich dadurch soweit, dass ich sogar beinahe zuließ, dass er mir die Waffe entriss. Doch soweit kam es nicht, denn in dem Moment, als er danach griff, ertönte plötzlich ein lauter Knall und der Himmel verfärbte sich schlagartig gelbrot. Es dauerte nicht mal eine Sekunde, da schoss eine Lichtkugel direkt auf uns zu und kurz bevor sie uns erreichte, wurde sie so hell, dass es unmöglich war, sie weiter anzusehen. Ich kniff die Augen zusammen und taumelte einige Schritte zurück.
Als ich die Augen wieder öffnete, traute ich meinen Augen kaum.
„Luzifer" Ich klang ungläubig, fassungslos, doch extrem glücklich. Genau das war ich in diesem Moment.
Er lächelte mich an, doch sein Blick glitt sehr schnell zu Uriel, der direkt vor ihm stand und verfinsterte sich dabei enorm. „Es ist vorbei, Bruder.", verkündete er dabei.
Uriel lachte ironisch auf. „Es ist vorbei? Ich bin nach wie vor in Überzahl. Deine Menschen sind nicht annähernd so stark..."
„Bist du echt so verblendet oder willst du es nicht sehen?!", unterbrach Luzifer Uriel laut.
„Boris hat gerade die verdammte Zeit zurückgedreht! Aber du bist so gefangen in deiner eigenen Welt, dass du gar nicht mehr mitbekommst, was um dich herum passiert! Ich weiß, was du Vater und Gabriel angetan hast und dafür wirst du deine gerechte Strafe erhalten, glaub mir" Luzifer wurde leiser, je länger er sprach, doch umso bedrohlicher.
„Was willst du mir schon antun?", gab Uriel zurück, deutlich unsicher, doch mit gespieltem Selbstbewusstsein.
Luzifer schüttelte den Kopf. „Nichts. Über dich zu richten ist nicht meine Aufgabe, ich sorge lediglich dafür, dass du zu deinem Urteil erscheinst."
„Was hast du..." Uriel konnte gar nicht weitersprechen, da Luzifer bereits vor ihm stand und ihn durch eine einzige Berührung zum Schreien brachte. Silas' Körper begann hell zu leuchten, doch das Licht schien sich in dieser Stirn zu konzentrieren, da, wo Luzifer ihn anfasste. Schließlich zog der die Hand zurück, formte das Licht zu einer Kugel und warf sie durch eine kleine Bewegung seines Handgelenks enorm schnell nach oben. Parallel dazu klappte Silas einfach zur Seite, doch Luzifer fing ihn noch rechtzeitig ab und legte ihn sanft auf dem Boden ab. Sofort war Raphael da, um sich um ihn zu kümmern.
„Was ist los mit ihm?", fragte er Luzifer ängstlich.
„Sein Körper ist nur erschöpft, aber er wird es schaffen. Der Kleine ist stärker als er aussieht"
Ich sah Raphaels Dankbarkeit in seinem Blick, ehe er sich wieder Silas zuwandte.
„Was hast du getan?", fragte Michael Luzifer und ging auf ihn zu. „Was hat er getan? Was verdammt ist hier überhaupt los?!"
Luzifer ging Michael entgegen. „Uriel hat dir, sowie uns allen auch etwas vorgemacht. Vater hat diese Erde niemals verlassen. Uriel hat ihn über Jahre stark geschwächt und in der Hölle weggesperrt, daher ist sie damals beinahe zerbrochen. Er hat Gabriel seine Energie entzogen, um sie dir zu geben, er hat Engel im Himmel gefoltert und sie getötet..." Luzifer schüttelte den Kopf und mir lief ein kalter Schauer durch den gesamten Körper, als ich ihm zuhörte und bemerkte, wie sehr ihn all diese schrecklichen Taten trafen. „Die meisten der Engel sind von ihm so manipuliert, dass sie nur noch auf seinen Befehl hören..."
Während er das erzählte, bemerkte ich, dass die besagten Engel immer weniger wurden. Entweder die lösten sich einfach auf oder sie flogen nach oben, schienen dabei kein bestimmtes Ziel zu haben.
„Vater muss alle von ihnen umbringen, um das wieder in Ordnung zu bringen und eine Chance zu haben, Gabriel wiederherzustellen. Wenn du nicht einer von ihnen sein willst, solltest du das Gespräch zu ihm suchen. Du hast genug Engelsenergie in dir, um in den Himmel aufsteigen zu können. Aber egal, was du jetzt vorhast, du gehst mir am besten ganz schnell aus den Augen."
Michael schluckte, als Luzifer das sagte, setzte an, etwas zu sagen, doch Luzifer hob schneiend zu Hand. „Ich will nichts mehr von dir hören, Michael. Von alle dem, was du mir bisher angetan hast, war, mir vorzuspielen, dass du mich liebst und wirklich einmal für mich da sein willst, das schlimmste. Ich habe dir vertraut und du hast das getan" Er deutete mit einer Handbewegung auf Briana, Austin und Jay, die nach wie vor regungslos dalagen, tot.
„Ich will deine Rechtfertigungen nicht hören. Du hattest sehr wohl eine Wahl, aber du hast die falsche getroffen." Luzifer schien nach dieser Aussage mit Michael fertig zu sein und das bemerkte auch dieser. Sein Körper löste sich langsam auf und verschwand in einer Mischung aus schwarzem Rauch mit goldenen Pigmenten. Sobald er weg war, ließ Luzifer den Kopf hängen und schüttelte ihn leicht.
Ohne groß nachzudenken, ging ich auf ihn zu, wollte einfach nur bei ihm sein; ihn vor mir zu haben, so nah, so erreichbar, schien die Erlösung für mich zu sein. Er war das Licht für die Dunkelheit in mir, die mich immer weiter zu zerfressen schien.
Als ich bei ihm ankam, nahm ich seine Hand, spürte diese wohlige Wärme durch meinen Körper strömen und begann zu lächeln. Luzifer hob den Kopf und erwiderte meinen Blick. Auch er lächelte, doch er wirklich unfassbar traurig dabei.
„Es tut mir so unglaublich leid", hauchte er beinahe nicht hörbar und ließ dabei die Stirn an meine sinken.
„Was denn? Du hast uns gerade alle gerettet"
Luzifer schloss die Augen und schüttelte leicht den Kopf. „Nein, Silas hat euch gerettet, indem er Uriel so lange zurückgehalten hat. Boris hat euch gerettet, indem er die Zeit zurückgedreht hat, du hast sie gerettet, indem du für sie gekämpft hast... Aber ich habe euch verlassen, für nichts"
„Du hast dein Licht nicht gefunden?"
Er schüttelte den Kopf. „Es gab kein Licht zu finden. Michael hat mich belogen und ich bin darauf reingefallen, wahrscheinlich, weil ich es einfach gerne glauben wollte. Dabei hat er das nur gesagt, um mich aus dem Weg zu räumen... Ich habe euch alleine gelassen und dafür wärt ihr alle gestorben"
„Das tut mir leid", murmelte ich bedauernd, wusste genau, wie enttäuscht Luzifer deswegen war. Er sah mich ungläubig an. „Es tut dir leid? Ich habe euch im Stich gelassen. Ich habe versprochen, auf dich aufzupassen, und ich habe versagt" Seine Augen wurden feucht und er wollte sich von mir abwenden, doch ich ließ die Klinge in meiner Hand einfach fallen und legte meine Hände auf seine Wangen, um seinen Kopf zurück zu mir zu drehen. Ich wusste nicht, was ich sagen konnte, es war im Moment einfach alles unglaublich viel und ich hatte Angst, ich würde durch meine Worte alles nur noch schlimmer machen. Daher tat ich das einzige, was sich richtig anfühlte und legte meine Lippen auf seine.
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Only We
Fantasy-Ich erkannte in seinem Blick, dass da noch so viel mehr war. So viel mehr, das er mir sagen und bewusst machen wollte, doch er stand einfach nur knapp vor mir und sah mich intensiv an, sodass es sich so anfühlte, als entfachte er ein wärmendes Lage...