47. Austin: Annäherung

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„Du weißt genauso gut wie ich, dass das niemals passieren wird" Jay sah mich todernst an, aber ich grinste und schlang meine Arme um seinen Hals, als wir an der Haustür ankamen und ohnehin stehen bleiben mussten.

Ich sah ihn schmollend an. „Ach komm schon, Jayjay! Sei nicht so verklemmt."

Ein Grinsen schlich sich auf seine Lippen. Er mochte es sehr, wenn ich ihn so nannte, vor allem, wenn ich es vor seinem Vater tat und dieser dann mehr als unzufrieden schnaubte. Manchmal instrumentalisierte Jay mich, um seinen Dad zu provozieren, doch von Jay ließ ich mich gerne benutzen. So wie Jeremy mit seinem Sohn umging, hatte er es meiner Meinung nach nicht anders verdient.

Gerade war dieser aber weit und breit nicht in Sicht. Jay und ich standen vor meiner Haustür herum, nachdem wir vom See kamen und ich versuchte, ihn davon zu überzeugen, dass es eine grandiose Idee war, wenn wir jetzt gleich zusammen duschten. Er blieb jedoch stur der Überzeugung, dass das nicht passieren würde.

„Okay, Kompromiss", seufzte er, nachdem ich ihn eine Weile mit meinem Schmollmund angesehen und dabei seine Haare gekrault hatte. „Du gehst zuerst duschen. In der Zeit esse ich etwas. Dann gehe ich duschen und dann kuscheln wir"

Mir entkam ein kleines Quieken vor Freude, ich rief „Deal!" und umarmte ihn fest. Er legte ebenfalls die Arme um mich, ich spürte ihn an meinem Hals lächeln.

Seit wir Frieden geschlossen hatten, waren erst drei Tage vergangen. Ich hatte ihn nachhause gebracht und wir sprachen noch über einiges. Darüber, dass er es langsam angehen lassen wollte zum Beispiel, darüber, dass ich bereit war zu warten, solange er nur nicht wieder so gemein zu mir war. Dann hatte ich sogar bei Jay übernachtet, nur, um seinen Dad zu provozieren. Da hatten wir zum ersten Mal gekuschelt. Ich war überrascht darüber gewesen, dass Jay nach unserem Gespräch so zutraulich geworden war, doch er schien echt einfach nur die Bestätigung gebraucht zu haben, dass er mir wirklich wichtig war und ich ihn nicht verletzten würde. Seitdem hatten wir jeden Tag zusammen verbracht, doch mehr als kuscheln, umarmen und küssen auf die Wange war nicht gelaufen. Ich fand das okay, ich hatte es ernst gemeint, als ich gesagt hatte, ich wollte ihm Zeit geben. Es war einfach schwer für mich, diesem Drang nach ihm zu widerstehen, daher versuchte ich ihn immer wieder zu mehr zu verführen, doch er wusste, er konnte mich jeder Zeit zurückweisen, wenn ihm etwas nicht passte und das tat er auch. Diesmal jedoch sanfter und ohne mich dabei zu verletzen. Sowie der Kompromiss zum Duschen zum Beispiel.

Ich ließ langsam wieder von Jay ab, drückte ihm einen Kuss auf die Wange und grinste ihn noch einen Moment an, als ich erkannte, dass er leicht rot wurde. Okay, vielleicht war es auch ein Sonnenbrand, aber ich durfte es mir doch zumindest einreden, dass er meinetwegen errötete oder?

Kurz danach gingen wir zusammen ins Haus, legten unsere Sachen im Flur ab. Jay warf mir noch ein Lächeln zu, als er in die Küche abbog und ich die Treppe hochging, um duschen zu gehen. Ich hatte mich dabei noch nie so sehr beeilt, aber ich konnte es eben kaum erwarten, Jay nahe zu sein.

Nachdem ich fertig war, huschte ich schnell in mein Zimmer, zog mir Boxershorts und eine kurze Hose an, doch ließ das Oberteil weg. Es war verdammt heiß, das konnte mir also keiner übel nehmen. Es war angenehmer, meine Haare lufttrocknen zu lassen, statt sie zu föhnen oder gewalttätig trocken zu rubbeln, daher wuschelte ich sie mit dem Handtuch nur etwas durch und ging dann runter, um Jay mitzuteilen, dass ich fertig war.

Er war noch am Essen, also setzte ich mich mit einem Blutshake zu ihm und wir grinsten uns dämlich an, bis er hochging, um ebenfalls zu duschen.

Kurz, nachdem er oben verschwunden war, klingelte es an der Tür und ich schlenderte mit meinem Shake in der Hand hin, um aufzumachen. Mein Essen war mir jedoch ziemlich schnell ziemlich egal, als ich Dale sah. Sofort zog ich ihn in meine Arme.

Zuletzt hatte ich ihn bei dem Vorfall mit den Vampiren gesehen. Ihm war es nicht gut gegangen seitdem und er hatte Abstand gebraucht. Ich hatte mir große Sorgen gemacht, doch wollte ihm Zeit geben, um klar zukommen. Jedoch war ich jetzt sehr froh, dass er es wieder auf die Beine geschafft hatte.

„Freut mich, dich zu sehen", teilte ich ihm mit.

Er lächelte. „Ich konnte euch meine bereichernde Anwesenheit ja nicht ewig vorenthalten"

Lachend bat ich ihn herein. Wir setzten uns aufs Sofa, ich gab auch Chad Bescheid, dass sein Bruder hier war und er kam sofort runter, um mit uns zu reden.

„Ich hab' mit meiner Freundin Schluss gemacht und sie aus meiner Wohnung geworfen. Sie war der Meinung, ich stelle mich zu sehr an, was meinen Job angeht... Ich kann niemanden gebrauchen, der behauptet, mich zu lieben und mich dann weder versteht, noch es überhaupt versucht.", erzählte Dale, als ich ihn fragte, was es denn Neues gab.

„Ich konnte sie eh nie leiden" Chad zuckte bloß mit den Schultern und Dale schmunzelte: „Ich weiß"

Lange dauerte es nicht, bis ich die Treppe knarzen hörte und kurz darauf Jay im Raum stand, nur mit einem Handtuch um die Hüften. „Können wir..." Er wirkte vorfreudig, doch das verging ihm ganz schnell, als er Dale erblickte. Er stoppte mitten im Satz.

„Du kannst dir was von mir zum Anziehen nehmen", meinte ich zu Jay.

Er sah mit finsterem Blick auf Dale herab, der diesen ebenso erwiderte.

„Kommst du mit hoch?", fragte Jay schließlich an mich gewandt. Es klang mehr nach einem Befehl.

„Wir waren eigentlich gerade dabei, uns zu unterhalten", wandte Dale ein. „Zieh dir doch was an und setz dich zu uns"

„Nein danke", schnaubte Jay und sah mich auffordernd an.

„Geh schon mal hoch"

Er kniff die Augen zusammen, tat jedoch, was ich gesagt hatte. Ich blieb noch einen Moment sitzen und lächelte breit, beinahe stolz.

„Was hat das denn zu bedeuten? Läuft da was?" Dale musterte mich kritisch.

Ich grinste. „Noch nicht, mein Lieber. Noch nicht" Mit diesen Worten ging ich ebenfalls nach oben.

Jay hatte sich nicht angezogen, sondern saß noch immer im Handtuch bekleidet, auf meinem Bett. Er hob den Blick, als ich reinkam und die Tür hinter mir schloss. Jedoch war die Freude gänzlich aus seinem Gesicht gewichen.

„Was ist denn jetzt los?", fragte ich ihn etwas überrascht, aber auch besorgt.

„Ich kann gerne gehen, wenn du lieber bei ihm bist. Du musst dich nicht mit mir abgeben", schnaubte er.

„Woher kommt das denn jetzt?" Verblüfft sah ich ihn an.

Er schnaubte, stand auf und verschränkte die Arme. „Ich lasse mich nicht von dir verarschen, Austin. Entweder ich bin der einzige für dich oder wir beenden das ganze jetzt und hier. Aber ich werde sicherlich nicht einer von vielen sein"

„Das bist du nicht", versicherte ich ihm sofort und ging einen Schritt auf ihn zu. Es versetzte mich beinahe in Panik, dass er so dachte.

„Wieso habe ich dann jedes Mal das Gefühl, dass zwischen Dale und dir was läuft? Allein, wie er dich ansieht..." Jay schüttelte den Kopf, seine Hände ballten sich zu Fäusten.

„Jayjay..."

„Nenn mich nicht so!", unterbrach er mich laut. „Nicht jetzt!" Er wurde etwas leiser, nachdem ich aufgrund der Lautstärke seiner Stimme merklich zusammengezuckt war. „Du weißt genau, dass ich dir dann nicht böse sein kann"

Mit einem unsicheren Lächeln ging ich auf ihn zu und legte die Hände an seine Seiten. Sofort wurde mir ganz warm, doch es war nicht wie diese unangenehme Sommerhitze, sondern eher ein wohliges Kribbeln in meinem Inneren. „Du bist der einzige für mich und das wirst du auch bleiben. Das verspreche ich dir"

Jay seufzte, und sah mich an, erkannte dabei meinen eindringlichen Blick und nickte schließlich. „Okay, dann beweis es"

„Wie?", fragte ich sofort, bereit, alles zu tun. Mit seiner Forderung hatte ich jedoch nicht gerechnet:

„Schlaf mit mir"

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