41. Luzifer: Bett

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Nachdem Dale und ich sichergestellt hatten, dass sich um die Leichen der Vampire gekümmert wurde und der Tatort sauber war, fuhr er mich nachhause. Ich fragte ihn, ob er noch mit rein kommen wollte, doch er meinte, er bräuchte jetzt etwas Zeit für sich. Ich versicherte ihm erneut, dass er getan hatte, was nötig war, doch es änderte nichts daran, dass es ihn sehr belastete.

Schließlich stieg ich aus und ging ins Haus. Mittlerweile hatte ich auch einen Schlüssel und konnte somit reinkommen, ohne die anderen zu stören. Ich hörte Stimmen aus dem Wohnzimmer, als ich daran vorbeilief und spähte hinein. Raphael und Silas lagen auf dem Sofa, der Fernseher lief, doch beide der Jungs schliefen. Ich schmunzelte, schaltete den Fernseher ab und warf den beiden eine Decke über, ehe ich nach oben ging. Ich wollte mir Klamotten holen, um dann duschen zu gehen, da ich nicht stinkend und blutverschmiert nach Chester sehen wollte. Jedoch wurde aus meinem Plan so nichts.

Ich hielt stockend inne, nachdem ich die Tür zu meinem Zimmer aufgemacht hatte und meinen Bruder auf Briana liegen sah... Auf ihr und in ihr.

Briana entdeckte mich und riss geschockt die Augen auf, sodass Michael innehielt und ebenfalls zu mir sah. Er war total überfordert mit der Situation, das sah ich ihm an.

„Äh, lasst euch nicht stören", meinte ich bloß und verließ das Zimmer sofort wieder. Nachdem ich die Tür geschlossen hatte, atmete ich tief durch und hörte Briana aus dem Inneren lachen. Michael stimmte leicht mit ein.

Irgendwie brachte mich das zum Schmunzeln. Er hatte sich schon die ganze Zeit seltsam verhalten in ihrer Nähe, doch jetzt gerade schien er glücklich zu sein und das freute mich.

Kaum zu glauben, dass mein Spießer-Bruder mal so eine hübsche junge Frau wie Briana aufreißen würde...

Ich musste mir jetzt von irgendwem anders Klamotten leihen. Die meisten meiner Sachen hatten die Jungs mir gegeben. Ich passte eher in Charlies Klamotten rein, doch ihn um diese Uhrzeit zu stören kam mir ein bisschen Lebensmüde vor. Da Raphael schon unten mit Silas schlief, bediente ich mich einfach an seinem Schrank. Zwar würde er mich umbringen, wüsste er davon, doch er musste es ja nicht erfahren.

Ich genoss eine warme Dusche und brauchte dafür auch etwas länger als nötig. Der Tag war verdammt anstrengend gewesen. Ich war fertig mit den Nerven und ich wollte mich endlich hinlegen und Zeit zum Verarbeiten haben. Ich unterdrückte bereits, seit ich Chester blutverschmiert dort liegen sehen hatte, alles, was irgendwelche Gefühlsregungen zulassen würde. Ich hatte meinen Verstand gebraucht. Doch hier war ich zuhause, sicher. Ich konnte loslassen, sobald ich nach Chester gesehen und mich versichert hatte, dass es ihm gut ging.

Ich zog mir Raphaels Sachen an, rubbelte meine Haare weitestgehend trocken und machte mich dann auf den Weg zu seinem Zimmer. Auch wenn ich nicht erwartete, ihn so vorzufinden wie Michael und Briana, klopfte ich diesmal an.

Das „Ja?" von ihm war beinahe nicht hörbar.

Chester lag bereits im Bett, nur in Unterwäsche. Ich hatte ihn schon öfter so vorgefunden, als ich mich nachts zu ihm geschlichen hatte, weil ich seine Nähe gebraucht hatte, doch jedes mal löste dieser Anblick wieder etwas in mir aus.

„Lu", hauchte Chester, als er mich erkannte und richtete sich leicht auf. Ich schloss die Tür hinter mir und setzte mich auf seine Bettkante. „Ich konnte mich nicht schlafen legen ohne mir zu versichern, dass es dir gut geht", gestand ich leise.

Er griff nach meiner Hand. „Danke... Für alles" Dabei lächelte er leicht und ich wusste, dass er sowohl meine Besorgnis um ihn meinte als auch meine schnelle Hilfe heute Mittag.

Ich erwiderte sein Lächeln leicht, doch konnte jetzt einfach nicht damit anfangen, dass er eigentlich längst hätte tot sein müssen, als ich eingetroffen war. Für heute war einfach Schluss für mich. Ich wollte mich nur noch hinlegen, zusammenrollen und versuchen, alles für einen Moment zu vergessen.

„Brauchst du irgendwas?", fragte ich ihn nach einer kurzen Zeit, in der wir uns nur angesehen hatten.

Er schüttelte den Kopf.

„Okay" Ich lächelte nochmal. „Dann gute Nacht" Ich stand wieder auf und wollte mir ein freies Bett suchen, doch stoppte, als Chester: „Warte, bitte!", sagte.

Fragend drehte ich mich zu ihm um.

„Möchtest du heute bei mir schlafen? Wenn nein, ist es total okay, ich... Ich würde jetzt einfach ungern allein sein" Chester schien seine Bitte unangenehm zu sein, doch er hatte keine Ahnung, wie glücklich er mich dadurch machte.

„Sehr gerne", lächelte ich und schlüpfte zu ihm ins Bett, unter die Decke.

Wir lächelten uns an. Das ganze Drama heute, der Stress, die Angst waren verschwunden, als ich mich in den Tiefen seiner braunen Augen verlor.

„Was denkst du, hat es zu bedeuten, dass ich nur dein Blut will?", hakte Chester nach einer Weile nach, biss sich dabei unsicher auf die Unterlippe.

„Ich weiß es nicht", gestand ich. „Aber irgendwie finde ich es schön"

„Ich auch", hauchte er kaum hörbar und rutschte so nah zu mir auf, dass er seine Wange in meine Hand legen konnte, die vor meinem Gesicht herumlag. Er schloss dabei die Augen und legte seine Hände um meinen Arm, so als wolle er mich festhalten.

Schmunzelnd betrachtete ich ihn, legte meine Hand an seinen Kopf und begann, ihm leicht die Locken zu kraulen.

„Luzifer?", murmelte er nach einer Weile und öffnete die Augen wieder leicht. Jedoch sah ich ihm an, wie schwer ihm das fiel, da er bereits sehr müde war. Es wunderte mich ohnehin, dass er nicht schon geschlafen hatte, als ich gekommen war.

„Ja?"

„Kannst du mich bitte festhalten?"

„Natürlich", hauchte ich und löste meine Hand vorsichtig unter seinem Kopf, damit ich die Arme um ihn legen und ihn zu mir ziehen konnte. Er kuschelte sich an meine Brust, krallte seine Hand in meiner Schulter und flüsterte: „Danke"

„Du musst dich nicht bei mir bedanken", gab ich leise zurück. „Ich bin froh um alles, was ich für dich tun kann und darf"

„Trotzdem sollst du wissen, dass ich es sehr wertschätze" Er stützte sich an meiner Brust ab, um mich anzusehen. „Ich wäre heute fast gestorben, Luzifer...", hauchte er leise, seine Hand fuhr zu meiner Wange und sein Daumen strich sanft darüber. „...und das einzige, woran ich denken konnte, warst du" Er wirkte leidend bei diesen Worten, beinahe verzweifelt, doch ich begann zu lächeln. 

„Ich hätte nicht zugelassen, dass dir was passiert. Nicht nochmal", versicherte ich ihm. Er bettete den Kopf wieder auf meine Brust, ich vergrub die Hand in seinen Locken, die ich beruhigend kraulte. „Solange ich auf dieser Welt bin, wird dir nichts passieren."

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