„Ich kann einfach nicht glauben, dass ich auf den Teufel höre", murmelte ich ungläubig vor mich hin, als ich in meine Kleidung schlüpfte.
Luzifer hatte uns in meine Wohnung gebeamt, sodass ich nicht nackt hatte durch die komplette Stadt laufen müssen und hatte mir dann auf mein Erstaunen hin erstmal einiges erklärt: Wer er war, dass er nicht mehr der Teufel war, sondern ein Engel, dass es einiges gab, was er mir nicht erzählen durfte, weil das sehr gefährlich werden konnte und, dass mein Tod wohl sowas wie eine Kettenreaktion ausgelöst hatte, wodurch die Welt in 21 Jahren bereits untergegangen sein würde.
Ich verstand die Logik dahinter nach wie vor nicht ganz, jedoch hatte Luzifer mich erstmal duschen geschickt, da ich wohl ein paar Tage Tod gewesen war und auch dementsprechend roch. Ich war nun damit fertig und auch wieder angezogen, als es an meine Tür klopfte.
„Ja?"
Luzifer kam herein und musterte mich. Ich fühlte mich, als würde er mich durch seinen Blick kontrollieren, ehe er schließlich zufrieden nickte und meinte: „Du solltest ein paar Sachen packen, nur das Nötigste. Klamotten können wir kaufen, aber irgendwelche Gegenstände, die dir was bedeuten" Er nickte zum Nachtkästchen, in dem sich eine aus Holz geschnitzte und mit Silber übergossene Halskette befand, die Dale für mich gemacht hatte, als ich 16 geworden war. In Jägerfamilien war das ein ziemlich großer Tag, weil sich von da an die Kräfte zeigten sollten, doch für mich war es ein Tag gewesen wie jeder andere auch. Nur Dale hatte meinen Geburtstag zu würdigen gewusst und mir ein Geschenk gemacht. Diese Kette bedeutete mir unglaublich viel. Doch woher wusste Luzifer das?
Ich ging an ihm vorbei zum Nachtschrank und holte die Kette heraus. Als ich den Anhänger anfasse, ließ ich sie aber sofort fallen und wich zurück, während ich auf meine Hand starrte, wo ich mich verbrannt hatte. Ich formte sie zu einer Faust, als sich für einen Moment jeder Muskel in meinem Körper anzuspannen schien. Ich hasste dieses Vampirsein. Als hätte mich meine Familie nicht schon genug verabscheut, als ich noch ein Mensch gewesen war, nun verkörperte ich alles, worauf sie jagt machten. Ich konnte nicht mal Dales Geschenk anfassen, geschweige denn am Körper tragen. Das machte mich alles so wütend, doch am meisten verzweifelte ich daran, dass ich es nicht ändern konnte. Ich war ein Vampir, es gab kein Zurück mehr, egal, wie sehr ich es wollte.
Ich sah, wie Luzifer das Schmuckstück aufhob und in ein Bandana von mir wickelte, ehe er es mir hinhielt. Er sah mich dabei mit so viel Zuversicht und Verständnis an, dass ich mich von alleine wieder entspannte und es an mich nahm.
„Danke...", murmelte ich, verstaute das kleine Päckchen in der Hosentasche. „Woher wusstest du, dass es da ist... Dass es überhaupt existiert?"
Luzifer lächelte leicht. Seine Hand bewegte sich zu meiner, doch kurz bevor er sie berührte, machte er einen Rückzieher und seine Mimik veränderte sich, beinahe so als habe ich ihm ein Stoppschild vor das Gesicht gehalten. Dabei hatte ich doch gar nichts getan. Ich war nur dagestanden und hatte ihn abwartend angesehen, neugierig.
„Dass du mich nicht kennst, bedeutet nicht, dass ich dich nicht kenne, Chester", sagte er dann ernst, wobei er dennoch einfühlsam klang, so als wolle er mir eine schlimme Nachricht schonend überbringen. „Mehr kann ich dir leider nicht sagen."
Ich stöhnte frustriert auf. „Toll. Könnten wir dann bitte wenigstens darüber sprechen, warum du überhaupt wolltest, dass ich wichtige Sachen packen soll?"
Luzifer nickte und sah mich so an, als wüsste er, dass es mir nicht gefallen würde, was er gleich sagen würde. „Ich bringe dich zu ein paar Leuten, die uns mit Sicherheit helfen werden. Es ist besser, wenn alle aus deinem früheren Leben nicht wissen, dass du wieder auferstanden bist. Du solltest eine Weile untertauchen, sonst stehst du ganz schnell auf der Abschussliste deiner eigenen Familie..."
Meine Augen öffneten sich weit. „Sie würden doch nicht..."
Er schüttelte den Kopf. „Tut mir leid, Chester, aber du weißt genauso gut wie ich, dass sie bei dir keinen Unterschied machen werden."
Natürlich wusste ich das. Schon, als ich noch menschlich gewesen war, hätten sie mich am liebsten beseitigt, doch nun als Vampir hatten sie wenigstens einen berechtigten Grund, mich umzubringen und sich als Helden darzustellen. Selbstverständlich nur in ihren Kreisen, denn für die Außenwelt sollte es ja weiterhin so aussehen, als seien die Jäger, die nicht ausgestorben waren, an keinem weiteren Krieg interessiert.
Obwohl alles in mir gerade nur noch schreien und weinen wollte, begann ich zu lachen und über diese Abstrusität den Kopf zu schütteln.
„Was ist so lustig?", fragte Luzifer mich verwirrt.
Ich schnaubte belustigt. „Diese ganze Situation. Für mich ist es keine 5 Stunden har, da war ich noch ein ganz normaler Typ, jetzt bin ich gestorben, ein Vampir, der Teufel verspricht mir Hilfe und ich muss Undercover leben, damit mich meine fanatische Familie nicht umbringt... Mein Leben ist... der schlechteste Witz, den ich jemals gehört habe"
Luzifer sah mir an, dass mir eigentlich gar nicht nach Lachen zu Mute war. Ich sah so viel Mitleid in seinem Blick, dass ich beinahe darin schwimmen konnte, was das Ganze noch seltsamer machte. Der Teufel war also ein armes missverstandenes Wesen, das nur alles richtigmachen wollte? Der Teufel stand hier mit mir herum und wollte mir helfen?
„Wieso ich?", fragte ich ihn das, was mich eigentlich am Meisen interessierte. „Wieso sollte ausgerechnet ich als Vampir zurückkommen?"
„Du bist vor deiner Zeit ermordet worden.", erklärte Luzifer mir. „Das Dasein als Vampir gibt dir die Möglichkeit, deine Bestimmung zu erfüllen. Du bist auferstanden, weil du eine zweite Chance verdient hast. Du bist wichtig für diese Welt" Er ging einen Schritt auf mich zu und nahm meinen Blick in seinem gefangen. „Du bist etwas Besonderes."
Er war nicht der erste, der versuchte, mir das klarzumachen, doch ihm glaubte ich. Er wirkte so überzeugt davon, dass ich ihm einfach glauben musste. Ich erkannte in seinem Blick, dass da noch so viel mehr war. So viel mehr, das er mir sagen und bewusst machen wollte, doch er stand einfach nur knapp vor mir und sah mich intensiv an, sodass es sich so anfühlte, als entfachte er ein wärmendes Lagerfeuer in meinem Inneren, wo bisher nur kalte, dunkle Nacht gewesen war.
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Only We
Fantasy-Ich erkannte in seinem Blick, dass da noch so viel mehr war. So viel mehr, das er mir sagen und bewusst machen wollte, doch er stand einfach nur knapp vor mir und sah mich intensiv an, sodass es sich so anfühlte, als entfachte er ein wärmendes Lage...