26. Austin: Wahres Ich

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Es war still, während ich neben Jay herlief. Er fand es unnötig, dass ich darauf bestanden hatte, ihn nachhause zu bringen, jedoch hatte er es eingesehen, nachdem ich argumentiert hatte, dass er keine Ahnung hatte, wie er von hier überhaupt zu sich kam. Seitdem schlenderten wir durch die Gegend, doch obwohl keiner von uns etwas sagte, genoss ich es doch irgendwie. Ich mochte seine Gesellschaft, ich mochte seine Blicke, ich mochte das Gefühl, das er in mir auslöste. Wenn er aber anfing zu reden, wollte ich ihn am liebsten mit dem Gesicht voraus die Toilette runterspülen. Ich war mir sehr sicher, dass wie er sich gab, nicht seine wahre Art war und irgendwie machte es mich wütend, dass er diese so krampfhaft unterdrückte. Ich wollte Jay kennenlernen, den wahren Jay, den, den ich entdeckt hatte, als ich ihm in die Augen gesehen hatte. Er schien jedoch nicht so an mir interessiert zu sein, denn er machte ziemlich deutlich, dass er mich nicht leiden konnte. Doch das ließ sich bestimmt ändern.

„Als du heute Mittag von Problemen mit deinen Eltern gesprochen hast, was meintest du da?" Neugierig sah ich ihn an, dann auffordernd, als er mich musterte, so als wolle er feststellen, ob ich ihm durch diese Frage irgendwie schaden wollte.

„Hausarrest hauptsächlich" Jay vergrub die Hände in seinen Hosentaschen, als er erzählte. „Außerdem haben sie mich über dich ausgefragt und meinten, ich soll mich von dir fernhalten."

„An beides hast du dich vorbildlich gehalten, wie man sieht", schmunzelte ich.

Auch er begann leicht zu grinsen. „Immer doch." Kurz darauf schüttelte er den Kopf. „Ich frage mich echt, wie meine Eltern noch auf die Idee kommen, dass Verbote für mich sinnvoll sind. Ich habe mich noch nie daran gehalten und jetzt, ein Jahr vor der Freiheit, werde ich sicherlich nicht damit anfangen." Ich hörte Wut aus seiner Stimme heraus, doch auch ein Stückchen Traurigkeit.

„Was ist das Problem zwischen euch?"

Schnaubend sah Jay mich an. „Sag mal, bis du jetzt Familienberater oder was?" Es klang angreifend und war mit Sicherheit auch so beabsichtigt, damit ich aufhörte, Fragen zu stellen, doch so leicht wurde man einen neugierigen Austin nicht los.

„Ich interessiere mich einfach für dich."

Jay wirkte komplett perplex, nachdem ich das gesagt hatte als sei es nicht außergewöhnlich. Natürlich war ich nervös, doch das ließ ich mir nicht anmerken.

Nach einem weiteren kurzen Blickduell, kniff Jay die Augen zusammen und schaute mich herablassend an. „Hat gar nicht so gewirkt, als du mir vorhin klargemacht hast, dass ich nicht zu euch gehöre, obwohl ihr mich ausnutzen wollt"

Er spielte wohl auf die Sache mit Dale an. Ich bereute es nicht, was ich da gesagt hatte, da Dale sich zu einem guten Freund entwickelt hatte und ich meine Freunde beschützte, doch meine Wortwahl Jay gegenüber war vielleicht nicht ganz korrekt gewesen.

„Wenn du willst, dass andere nett und respektvoll mit dir umgehen, solltest du ihnen dasselbe gegenüberbringen. Du hast Dale durch deine Aussage absichtlich verletzt. Du kannst nicht erwarten, dass ich dir dafür applaudiere..."

Ich hatte eine ganze Moralpredigt in meinem Kopf, doch stoppte, als Jay stehen blieb und abwehrend die Hand hob, um mich dadurch zum Verstummen zu bringen.

„Jetzt sei mal ganz ehrlich, Austin. Zu mir und zu dir selbst. Ist da was zwischen Dale und dir, das über Freundschaft hinausgeht?"

Er wirkte nicht neugierig, als er das fragte, nicht so als wolle er sich über mich lustig machen, sondern eher angespannt.

Ich schüttelte den Kopf, ehe ich antwortete: „Nein. Er ist einfach nur ein Freund, mehr nicht." Dabei sah ich Jay so intensiv in die Augen, dass ich die Erleuchtung in seinem Inneren deutlich sehen konnte, selbst, wenn er nach außen hin so tat, als sei es ihm egal.

Ohne noch etwas dazu zu sagen, gingen wir weiter. Ich überlegte, wie ich ein Gespräch aufbauen konnte, doch bevor ich zu einem Schluss kommen konnte, fing Jay an zu sprechen.

„Meine Eltern haben mich bekommen, als sie ziemlich jung waren. Es hat ihnen an Unterstützung gefehlt und sie hatten große Angst, dass sie das mit mir nicht packen. Sie sind schon immer sehr überfürsorglich und streng, aber bei meinem Dad artet das richtig in Kontrollsucht aus, sodass wir uns regelmäßig streiten, bis einer den Raum verlässt, bevor es eskaliert. Ich weiß, dass er eigentlich nur das Beste für mich will, aber er versteht einfach nicht, dass ich bald erwachsen bin und alleine Entscheidungen treffen kann. Das ist mein Leben und obwohl er es mir ermöglicht hat, hat er kein Recht, darüber zu bestimmen. Je strenger er wird, desto ungehorsamer werde ich, ist quasi ein ungeschriebenes Gesetz bei uns"

Ich war überrascht davon, dass er mir das erzählte, nein anvertraute, aber es freute mich auch. Ich wollte mehr über sein wahres Ich erfahren und das hatte ich.

„Macht dir das Spaß? Deinen Vater zu provozieren und so?"

Jay zuckte mit den Schultern. „Meistens ja. Aber wenn ich dann sehe, wie schlecht es ihm deshalb geht, würde ich es am liebsten rückgängig machen." Er seufzte leicht, sah zu Boden. „Mein Dad ist kein schlechter Mensch. Er hat nur Angst, mich zu verlieren, aber er checkt nicht, dass er mich durch sein Verhalten einfach erdrückt. Zu flüchten und ihn von mir zu stoßen, ist meine einzige Chance zu überleben"

„Hast du ihm das denn jemals gesagt?", fragte ich einfühlsam, doch kannte die Antwort bereits.

„Wozu?", schnaubte Jay. „Er hört doch eh nicht zu"

„Das kannst du nicht wissen, wenn du es nicht versuchst", widersprach ich.

Er sah mich an, ich erwartete eine Beleidigung, doch er seufzte nur: „Du klingst wie meine Mum"

„Eine schlaue Frau" Ich tat so, als würde ich sie seit Ewigkeiten kennen und sah Jay beteuernd an. Er lachte darüber leicht, schüttelte den Kopf, doch sah schließlich wieder zu mir.

„Ohne diesen Dale bist du gar nicht so übel, Austin. Absolut nicht" Es klang beinahe nach einem Kompliment aus seinem Mund und dass er mich dabei auch noch so ansah, als würde er ein kleines Stückchen Zuneigung für mich empfinden, ließ mich innerlich strahlen.

Ich lächelte Jay an, er lächelte mich an, doch gerade, als unsere Blicke wider dabei waren zu verschmelzen, sah er räuspernd weg und meinte: „Also als sympathisch würde ich dich jetzt trotzdem nicht bezeichnen, aber es ist auszuhalten..."

Er hörte auf zu reden, als ich ihn empört wegschubste. Es war nicht sehr stark gewesen, daher lief er nur eine kleine Schlangenlinie, ehe er sich näher bei mir wieder einreihte und dabei lachte. Ich sah ihn lächelnd an, spürte, wie unsere Hände hin und wieder zusammenschlugen und genoss es einfach nur, in seiner Nähe zu sein.










Hei, ich nochmal :)

Was sagt ihr denn zu unserem "neuen" Jay?

Passt er so noch zu Austin?

Glaubt ihr, sie kommen trotzdem noch zusammen?

Steht Dale wirklich zwischen ihnen?

Und allgemein: findet ihr es schade, dass das Leben unserer Freunde quasi "verloren" gegangen ist? Oder seht ihr es als Chance, vieles besser zu machen?

Ich werde in nächster Zeit vielleicht etwas häufiger Fragen stellen, einfach damit ich weiß, wie es bei euch ankommt. Ihr habt euch einen weiteren Teil gewünscht und ich habe sehr viel Spaß daran, ihn zu schreiben, doch ich bin mir sicher, so habt ihr euch das nicht vorgestellt. Seid ihr enttäuscht?

Danke für dir Antworten auf die letzten Fragen, das freut mich immer und hilft mir auch weiter.

Viel Spaß beim Lesen :)

Cati

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