„Was ist denn mit dem Wetter los?", fragte ich mich auch für Jaylin hörbar und sah dabei aus dem Fenster. Es war Herbst, doch innerhalb von wenigen Minuten war es draußen stockfinster geworden und es wollte einfach nicht mehr aufhören zu donnern. Ziemlich zeitgleich hatte Jay angefangen sich über Gliederschmerzen und Kopfschmerzen zu beschweren und schien seitdem sehr unruhig zu sein.
Seine Eltern waren besorgt deswegen, doch sie erreichten weder zuständige Pfleger noch das Krankenhaus übers Telefon, also hatte Jeremy beschlossen, ins Krankenhaus zu fahren. Er war nun schon eine halbe Stunde weg und wir hatten seitdem nichts mehr von ihm gehört. Alina kochte einfach trotzdem das Abendessen, wohl, weil sie sich nicht eingestehen wollte, wie seltsam all das war, und Briana chillte mit Jay und mir.
„Ich erreiche niemanden", brummte sie frustriert. „Das kann doch nicht normal sein"
Jay gab einen schmerzerfüllten Laut von sich und presste sich nah an mich. Ich fühlte mich so hilflos, doch legte trotzdem die Arme um ihn und küsste immer wieder seine Stirn. Doch je panischer ich es versuchte, desto weniger schien meine Kraft zu funktionieren. „Es tut mir so leid", murmelte ich, schämte mich dafür, dass ich nicht mal mehr das hinbekam. Jay hatte jemand viel Besseren verdient.
„Ist okay", presste er hervor, zuckte dabei aber leicht zusammen, ehe er murmelte. „Irgendwas ist hier los, Austin... Und das ist sicherlich nicht das Wetter"
Ich schluckte, nickte und seufzte durch.
Was sollte ich denn antworten? Ich wusste selbst nicht, was hier los war, ich hatte selbst Angst.
Gerade, als ich mit mir haderte, ob ich Jay alleine lassen konnte, um bei den anderen nach dem Rechten zu sehen, ertönte die Türklingel und Alina rief nach mir.
Ungern ließ ich Jay hier alleine im Bett liegen, doch trotzdem ging ich runter, um nachzusehen, wer bei Jay zuhause nach mir suchte. Wen ich an der Tür sah, überraschte mich.
„Gerti, was machst du denn hier?"
„Ach, Austin, der Boris und der Charlie waren eben bei mir, im Vampirreich ist wohl ganz schön was los" Sie warf Alina einen kleinen Blick zu und nickte dann hinter sich, wo Chris mit Callum in einem Maxikosi in der einen Hand und Chloe an der anderen Hand stand.
„Sie wollte uns nicht alleine lassen", erklärte Chris mit einem Nicken zu Gerti.
Bevor ich noch viel dazu sagen konnte, bat Alina Gerti und die Kinder rein, damit sie sich keine Erkältung holten und bot ihnen allen einen Tee an. Während die Kinder am Esstisch Platz nahmen, blieb Gerti mit mir im Flur und klärte mich auf.
„Weißt du, wer dieser Eric ist?"
Ich schüttelte den Kopf. „Ich bin zu jung, um ihn zu kennen. Über die verstorbenen Kinder des Königspaars zu reden war nie erlaubt, deshalb höre ich grade das erste Mal von ihm, aber Sinn macht es schon... Bist du dir sicher, dass sie mich im Kampf nicht brauchen?"
Gerti nickte. „Pass lieber auf deinen Jaylin auf, sein Kampf wird auch über unseren entscheiden."
Ich nickte verstehend, sofort schoss mir eine Idee in den Sinn. „Glaubst du, wir sollten uns doch jetzt verbinden, um ihn stärker und resistenter zu machen?"
Gerti dachte nicht lange nach, ehe sie nickte. „Ich denke, Raphael wird es dir nachsehen, dass du ihn unter diesen Umständen nicht eingeweiht hast."
Sie übergab mir eine Sporttasche, in der es ganz schön schepperte. „Hier sind ein paar Waffen drin, ich bin mir aber sehr unsicher, ob sie euch bei einem Kampf gegen Engel wirklich viel bringen, falls es dazu kommt. Aber es ist besser als nichts"
Ich nickte zustimmend und bedankte mich bei Gerti, ehe ich ins Esszimmer ging und Alina fragte, ob es okay wäre, wenn meine Bekannten hierbleiben würden. Ohne mich richtig aussprechen zu lassen, versicherte sie mir, dass sie niemanden in dieses Unwetter schicken würde.
Ich ging wieder hoch zu Jay und überlegte, wie ich ihm am besten erklärte, was los war. Dass er nicht nein zur Verbindung sagen würde, war mir klar, doch ich wollte ihm keine Angst einjagen, indem ich ihm klarmachte, dass nicht nur das Wetter verrücktspielte, sondern der Weltuntergang, auf den wir uns so lange vorbereitet hatten und doch irgendwie gar nicht, nun vor der Tür stand.
Als ich allerdings in sein Zimmer kam, wurde mir klar, dass das überflüssig war. Jay wälzte sich im Bett herum, verkrampfte dabei und presste Dinge hervor wie: „Nein, nein, nein, geh weg, lass mich in Ruhe!" Briana versuchte ihn festzuhalten, doch wirklich half es nicht. Er strampelte sogar mit den Füßen, was für mich ein eindeutiges Zeichen war, dass nicht mehr nur er seinen Körper kontrollierte.
„Lass mich zu ihm... und halt ihn fest!", befahl ich Briana, ohne groß nachzudenken, ging zu Jay und fixierte seine Arme kraftvoll neben seinem Kopf, ich versuchte ihn festzuhalten und ihn zeitgleich zu beißen. Das war weniger kompliziert, als mich zusätzlich noch zu schneiden und ihm mein Blut irgendwie zuzuführen. Letztendlich presste ich seine Hände auf seinen Bauch und setzte mich halb darauf, während ich ihm befahl, mein Blut zu trinken. Der Großteil von ihm selbst schien noch anwesend zu sein, denn er tat, was ich gesagt hatte und je ruhiger er wurde, umso besser konnte ich noch etwas von ihm trinken. Als er schließlich keinen Widerstand mehr leistete und sich einfach gar nicht mehr bewegte, klappte ich erschöpfte neben ihn und genoss dieses Gefühl von Ruhe und Schutz, das sich gerade in mir ausbreitete.
„Austin?", fragte Briana mich vorsichtig und rüttelte mich an der Schulter. „Alles klar bei dir?"
Sie wirkte unsicher und besorgt, doch ich lächelte nur, während ich spürte, dass all meine Wunden heilten.
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Only We
Fantasy-Ich erkannte in seinem Blick, dass da noch so viel mehr war. So viel mehr, das er mir sagen und bewusst machen wollte, doch er stand einfach nur knapp vor mir und sah mich intensiv an, sodass es sich so anfühlte, als entfachte er ein wärmendes Lage...