88. Jay: Verrat

384 44 3
                                    

„Ich kann es einfach nicht glauben!" Austin sah mich so glücklich an, dass er sogar Tränen in den Augen hatte, während ich schon lange heulte wie ein kleines Kind.

„Du kannst laufen!", kreischte auch Briana und hüpfte mit mir im Kreis herum.

„Wir sind Gefährten!", teilte ich unnötigerweise mit und fiel Austin um den Hals. Er hielt mich fest, drückte mich an sich und atmete mit der Nase an meinem Hals tief ein.

„Du machst mich so glücklich", murmelte er dabei.

Ich löste mich langsam von ihm, lächelte ihn an. Er erwiderte es. „Du hast mich geheilt", hauchte ich, legte dabei die Hände auf seine Wangen und strich darüber.

Austin aber schüttelte den Kopf. „Unsere Verbindung hat dich geheilt, das hat nichts mit meinen Kräften zu tun"

So richtig verstand ich diese Logik nicht, aber im Moment war es mir auch egal. Ich konnte laufen, ich war gesund und ich fühlte mich so gut wie noch nie zuvor. Und das alles nur Dank Austin. Er war mir so nahe und ich fühlte mich beinahe so als seien wir eine Person, ich wollte nichts lieber, als ihm auch körperlich so nahe zu sein, wie es nur ging, doch zum einen war Briana noch im Zimmer und zum anderen klingelte Austins Handy, bevor ich meine Lippen auf seine pressen konnte.

„Das ist Dale", teilte uns Austin mit, nachdem er kurz drauf gesehen hatte, löste sich von mir und nahm ab.

Ich tauschte einen Blick mit Briana aus, der ihr deutlich machte, wie sehr ich diesen Mann verfluchte, doch sie schien mich durch ihren Blick beruhigen zu wollen, kam zu mir und erinnerte mich daran, dass um uns herum nach wie vor die Hölle auf Erden los war.

„Ja, verstehe", hörte ich von Austin. „Jay und ich haben uns verbunden und es scheint geklappt zu haben, das heißt, er ist vollständig geheilt, auch der Engelsschutz, doch für die nächsten Stunden wird er gegen so ziemlich alles immun sein, das auf ihn zukommt. Uriel wird sich eine andere Hülle suchen oder noch warten müssen... Ja, klar komme ich trotzdem, schick mir eure Position... Okay, bis dann... Und Dale, passt auf euch auf."

Austin legte auf und drehte sich wieder zu Briana und mir. Er klärte uns auf und meinte, dass er losmusste, doch ich weigerte mich, ihn alleine gehen zu lassen. „Sieh' mich an, ich kann laufen, ich kann kämpfen und ihr braucht jede Hilfe, die ihr kriegen könnt", argumentierte ich.

„Bitte, Jay, ich will dich in Sicherheit wissen..."

„Während du es nicht bist? Vergiss es, Austin. Das hier ist unser Kampf. Ich lasse nicht dich ihn für uns führen. Außerdem hast du selbst gesagt, dass mir jetzt erstmal nichts passieren kann..."

„Na schön!", unterbrach Austin mich. „Aber nimm den Bogen mit und lass dich nicht auf Nahkämpfe ein, falls es soweit kommt, wir wissen alle, dass du darin grottig bist"

Ich verdrehte nur die Augen, schmunzelte aber und wühlte in der Tasche herum, die Gerti mitgebracht hatte. Die Einzelteile für den Bogen waren dabei, ich musste ihn nur noch zusammenstecken und das würde ich unterwegs hinbekommen. Briana bestand darauf, Michael darüber zu informieren, wo wir hingingen und, dass wir Unterstützung gebrauchen konnten. Um ehrlich zu sein, glaubte ich nicht daran, dass er eine wirklich große Hilfe wäre, denn wenn er wirklich hatte kämpfen wollen, wäre er doch schon längst aufgetaucht. Briana machte sich deshalb Sorgen, während ich einfach nur misstrauisch war.

„Wir müssen los!", verkündeten wir drei, als wir im Wohnzimmer ankamen, wo Mum mit Gerti und Silas' Möchtegern-Kindern saß.

„Jaylin!", stieß meine Mum entsetzt aus und kam schnell auf mich zu.

„Ich weiß, Mum", lächelte ich und legte beruhigend die Hand auf ihre Schulter. „Ich erklärte dir alles, wenn ich wieder zurückkomme, aber jetzt brauchen mich meine Freunde"

Only WeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt