„Was sollen wir jetzt tun?!"
„Das Gewitter wird stärker!"
„Luzifer!"
Der Wind peitschte uns um die Ohren, das plötzliche Auftreten und die Intensität des „Gewitters" versetzten meine Verbündeten in Panik. Sie wollten Anweisungen, Hilfe. Doch ich stand einfach nur da und wartete. Wartete darauf, dass sich, wer auch immer dafür verantwortlich war, mir zeigte.
Ich scannte den Raum aufmerksam ab, bemerkte dabei, wie es um mich herum ruhiger wurde. Der Sturm ging langsam zurück, der Regen hörte auf und die Wolken verzogen sich. Nach wenigen Moment wirkte es, als sei niemals etwas passiert. Einzig die zerbrochenen Fensterscheiben und die verstörten Menschen zeugten noch von dem Geschehnis.
Meine Freunde erkundigten sich beieinander, ob alles in Ordnung war, doch an mir zog das komplett vorbei, als ich Michael vor mir stehen sah. Meine Aufmerksamkeit galt ausschließlich ihm.
„Hallo, Bruder" Er wirkte ruhig. Viel zu ruhig dafür, dass er meinetwegen in die Hölle verbannt worden war.
Ich trat etwas weiter vor, um die anderen vor ihm abzuschirmen und versuchte in seiner Präsenz herauszufinden, was er hier wollte. Jedoch erkannte ich sie kaum wieder. Sie war so düster geworden, dunkel, trostlos. Es war nichts mehr von dem starken Führer Gottes himmlischer Heerscharen übrig. Die Hölle hatte ihn verändert. Ich musste nicht mal mit ihm sprechen, um das zu begreifen.
„War dieser große Auftritt wirklich nötig?", fragte ich ihn und deutete um mich, um ihn darauf hinzuweisen, dass er es übertrieben hatte.
Michael schnaubte leicht. „Es war nicht einfach, die Sphären ohne Flügel zu durchqueren und dabei noch alle freien Seelen zu komprimieren" Michael hielt mir eine Kugel hin. Sie schien aus Glas zu bestehen, doch ich wusste, dass kein Glas dieser Welt dazu in der Lage war, Billiarden von Seelen in sich gefangen zu halten.
Ich schluckte schwer, als ich begriff, was er da in der Hand hielt. Die pure Macht.
Seelen waren nichts Anderes als Energie. Je reiner eine Seele war, desto energiereicher. Die Seelen aus der Hölle waren zwar verunreinigt, doch diese Menge reichte aus, um sehr großen Schaden anzurichten, würde man sie freilassen. Davon, sie zu absorbieren, musste ich gar nicht erst anfangen...
„Was willst du jetzt hier? Dich rächen?", fragte ich meinen Bruder weiter, obwohl er keinerlei Anstalten machte, mir wehzutun. „Bitte, mach doch. Aber lass meine Freunde in Ruhe"
Wieder schnaubte Michael, doch diesmal klang es belustigt. „Uriel hatte Recht. Du bist verweichlicht. Du bist schwach... Menschlich" Er blickte hinter mich, musterte die Personen, die sich dort befanden, bis sein Blick an einer haften blieb.
Auch ohne mich umzudrehen wusste ich, wen er da so anstarrte und das schürte eine ungeheure Wut in mir.
„Hör auf, ihn so anzusehen!", knurrte ich und trat noch einen Schritt hervor. Chester würde zwar nie wieder zu mir gehören, doch dennoch wollte ich ihn mit allem, was ich hatte, vor meinem Bruder beschützen. Es war mir egal, dass er gerade die Kraft eines Gottes in der Hand hielt.
„Ich bin nicht hier, um euch zu schaden, Luzifer" Michael sah mich wieder an. Er warf mir die Kugel, gefüllt mit den Seelen aus der Hölle zu, als sei es nichts. „Ich will dir helfen"
Ich lachte bitter vor Ironie. „Natürlich. Wieso solltest du das wollen?"
Michael zuckte mit den Schultern. „Es gibt Krieg und ich stehe nun mal gerne auf der Gewinnerseite."
Ich sah ihn weiterhin fragend an, doch konnte mein Gespräch mit ihm nicht weiterführen, da Chester zu sprechen begann. Er stellte sich neben mich, sah Michael an, doch seine Hand lag auf meiner Schulter, beinahe so, als wolle er mir versichern, dass er mir trotz dem, was zwischen uns passiert war, vertraute.
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Only We
Fantasy-Ich erkannte in seinem Blick, dass da noch so viel mehr war. So viel mehr, das er mir sagen und bewusst machen wollte, doch er stand einfach nur knapp vor mir und sah mich intensiv an, sodass es sich so anfühlte, als entfachte er ein wärmendes Lage...