„Briana, jetzt warte doch mal!" Meine Cousine war einfach aus dem Haus gestürmt und rannte weg. Sie hatte Trainingssachen an, daher sah es für alle anderen so aus als würde sie nur joggen gehen, doch in Wahrheit floh sie.
Ich fluchte und wollte ihr sofort hinterher, jedoch kam ich nicht weit, da mich jemand am Handgelenk festhielt und energisch zurückzog. „Lass sie"
Ich stieß wütend die Luft durch die Nase aus und riss mich von Austin los. „Was? Willst du jetzt einen auf besorgten Vater machen, nachdem du dir die letzten Tage mit angesehen hast, wie Michael mit ihr umgeht? Du bist so eine Witzfigur!"
„Nicht ich bin hier die Witzfigur, Jay" Austin schüttelte den Kopf und schloss ruhig die Tür, ehe er sich davorstellte, sodass ich nicht mehr rauskam. „Michael hat seine Gründe, warum er sich so benimmt. Er tut sein Bestes. Briana ist abgehauen, weil du aller Welt verkünden musstest, dass sie mit ihm geschlafen hat. Du hast sie bloßgestellt, also schieb keinem anderen die Schuld dafür in die Schuhe, dass sie weggelaufen ist"
„Hättest du früher eingegriffen, wäre das nicht passiert!", argumentierte ich sauer.
Ich machte mir doch bloß Sorgen um meine beste Freundin. Sie hatte so gestrahlt, als sie mir von ihrer Nacht mit Michael erzählt hatte und ich hatte ihr jedes Mal angesehen, wie weh es ihr tat, wenn er so fies zu ihr war. Sie hatte auch schon das Gespräch zu ihm gesucht, doch er hatte sie mit den Worten abgewiesen: „Ich wüsste nicht, was wir zu besprechen hätten"Sie hatte mir selbst unter Tränen mitgeteilt, dass sie sich von ihm ausgenutzt fühlte, aber dass sie wusste, dass Michael wirklich etwas für sie empfand. Sie verstand nicht, warum er sich so verhielt und es tat ihr verdammt weh. Ich hatte es einfach nicht eingesehen, dass sie sich länger so behandeln ließ. Mir egal, ob sie in ihn verknallt war, meine Briana ließ sich nicht fertigmachen.
„Briana ist erwachsen, ich mische mich nicht in ihre Angelegenheiten ein, außer sie bittet mich darum" Austin sah mich an, überzeugt davon, dass es total reif und richtig war, was er da von sich gab.
„Natürlich nicht", schnaubte ich. „Du interessierst dich doch gar nicht für sie. Du interessierst dich nur für dich!" Ich wusste, dass das nicht stimmte, aber ich war sauer auf Austin und es kotzte mich einfach an, dass er so zufrieden mit sich selbst war. Es machte mit verrückt!
Austin lachte auf, doch es klang angespannt. „Wäre das wirklich so, hätte ich schon lange darauf geschissen, dass du mich nicht willst" Er ging auf mich zu. Je näher er mir kam, desto kleiner fühlte ich mich. Ich war es nicht gewohnt, dass er so eine Selbstsicherheit ausstrahlte, ich konnte nicht damit umgehen. „Du weißt ganz genau, dass ich was für dich empfinde, aber du gibst einen Scheiß auf meine Gefühle. Du gehst schlimmer mit mir um als Michael es jemals mit Briana tun würde und trotzdem machst du ihm Vorwürfe und schlägst ihn sogar. Du nennst mich einen Egoisten? Sieh dich an" Noch nie zuvor hatte ich mich wertloser unter Austins Blick gefühlt. Er war enttäuscht von mir, aber vor allem: verletzt. „Und trotzdem wagst du es nach wie vor, mir die Schuld in die Schuhe zu schieben. Ja, okay, das mit dem Kuss damals war scheiße von mir. Ich hätte meine Kraft nicht als Vorwand nehmen sollen, dich küssen zu dürfen und vor allem nicht so, aber wenn du da bist, verliere ich einfach die Kontrolle. Mein Hirn schaltet ab und mein Herz übernimmt" Austin griff nach meiner Hand, ich wollte sie losreißen, aber er hielt sie fest und presste sie auf seine Brust, wo sein Herz so kräftig pumpte, dass ich ihn nur aus großen Augen ansehen konnte und aufhörte, mich zu wehren.
„Ich weiß doch auch nicht, was mit mir los ist. Aber ich bin so verknallt in dich, dass ich sicher bin, es bringt mich um, wenn das so weitergeht" Seine Stimme wurde leiser, sein Blick verzweifelter. „Ich verzehre mich nach deiner Nähe, aber du weist mich immer wieder ab und ich kann nicht aufhören, mich zu fragen wieso. Wieso bist du so zu mir? Hab' ich das wirklich verdient? Habe ich dir etwas derart Schreckliches angetan? Wirke ich wirklich so abstoßend auf dich? Verabscheust du mich so sehr? Sag es mir, Jay. Sag mir, woran es liegt, dass du dich weigerst einzusehen, dass du zu mir gehörst. Ich weiß, dass du dasselbe gefühlt hast bei unserem Kuss. Aber wieso tust du mir das dann an? Hast du eine Ahnung, wie sehr ich darunter leide? Interessiert es dich überhaupt?"
Als ich die aufkommenden Tränen in seinen Augen sah, blickte ich beschämt weg und hauchte: „Hör auf... bitte"
Sofort verstummte Austin, doch er sah mich weiterhin sehnsüchtig an und presste meine Hand auf seine Brust, obwohl ich gar nicht mehr die Anstalten machte, sie wegzuziehen.
„Du tust mir weh, Jay", setzte Austin leiser fort. „...und ich will, dass das endlich aufhört. Also entweder sagst du mir endlich, was dein Problem ist und wir finden zusammen eine Lösung, oder du sagst mir jetzt und hier, dass du nichts für mich empfindest, damit ich damit abschließen kann. Aber bitte quäl mich nicht weiter"
Ich schluckte fest bei seinen Worten und sah zögerlich in sein Gesicht. „Ich fühle nichts für dich.", war, was ich sagen wollte. Was ich sagen sollte. Doch obwohl ich viel log und wirklich gut darin war, konnte ich einfach nicht. Nicht bei Austin. Nicht, wenn er mich so ansah. Nicht bei diesem Thema.
„Ich habe Angst, Austin." Ich erkannte meine eigene Stimme nicht bei diesen Worten. So leidend, sehnsüchtig, weich. Doch ich wusste, das war ich. „Ich will mich nicht in dich verlieben, wenn du es nicht erwiderst oder ich dich je wieder gehen lassen muss." Ich lachte, schüttelte den Kopf dabei, doch auch meine Augen füllten sich mit Tränen. „Aber so wies aussieht habe ich keine Wahl. Du hast dich in mein Herz geschlichen und willst dich einfach nicht mehr verpissen"
Austin lachte deshalb leicht, strich sanft über meine Hand, die sich in sein Shirt geklammert hatte. „Du musst keine Angst haben. So schnell wirst du mich nicht mehr los"
Das brachte auch mich zum Lächeln. Es war nicht gehässig, es war nicht schadenfroh, es war nicht ironisch, es war nicht böse. Es war ein ehrliches Lächeln, das direkt von Herzen kam. „Versprochen?"
Austin nickte, er legte eine Hand auf meine Wange und stellte sich näher an mich heran, ehe er „Versprochen" flüsterte und seine Lippen auf meine Wange legte.
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Only We
Fantasy-Ich erkannte in seinem Blick, dass da noch so viel mehr war. So viel mehr, das er mir sagen und bewusst machen wollte, doch er stand einfach nur knapp vor mir und sah mich intensiv an, sodass es sich so anfühlte, als entfachte er ein wärmendes Lage...