"Wie geht es dir?", erklang seine für mich hässlich klingende Stimme weiter hinter mir.
"Hast du mich schon vermisst?", säuselte er mir weiterhin ins Ohr, während ich noch überlegte wie ich am besten aus diesem Schlamassel herauskam.
"Ich habe schon gehört, dass du gute Entwicklungen gemacht hast. Meinst du, dass du schon soweit bist, um etwas herumzuspielen?", fragte er und ich hörte sein raues Lachen, das seinen Worten folgte.
"Ich bin bereit, um Ihnen endlich den Arsch zu versohlen", spuckte ich grimmig zwischen meinen Zähnen hervor. Ich würde mich nicht noch einmal von ihm zu irgendetwas zwingen lassen. Da würde er definitiv auf Granit beißen.
Seine Antwort war ein erneutes, raues Lachen, sodass ich mich zu ihm umdrehte und ihn herausfordernd ansah. Seine Augen funkelten und er schien sich über den Anblick, den ich ihm bot, lediglich fürchterlich zu amüsieren.
"Glauben Sie nicht, dass ich in der Lage wäre Ihren Hintern zu versohlen?", fragte ich ganz höflich, was ihn offensichtlich nun doch etwas nervte.
"Nicht mal im Ansatz", antwortete er und lachte, als ich gerade auf ihn losgehen wollte und dabei allerdings von hinten festgehalten wurde. Meine Arme wurden schmerzhaft verdreht und umklammert und ich versuchte mich so schnell wie möglich loszureißen. Valentin dagegen schien diesen Anblick durchaus zu genießen.
"Power dich richtig aus, Averie, dann bist du später besser zu händeln", meinte er grinsend und ließ sich von nichts in dieser Szene stören. Ich verstand noch immer nicht, warum uns die anderen Menschen nicht sahen oder hörten. Ich versuchte nach Hilfe zu rufen, aber auch das brachte mir nur ein sehr beherztes Lachen von Valentin ein.
"Sie können dich weder sehen noch hören, Averie. Tekin hat eine Kugel über uns gestülpt, die beide Sachen verhindert und die Menschen gleichzeitig praktisch durch uns durch laufen lässt. Es ist etwas komplizierter und es hat eine ganze Weile gedauert, bis er endlich raushatte wie es funktioniert", erklärte Valentin, was meine letzte Hoffnung irgendwie auslöschte.
Ich atmete tief durch, bevor ich mit meinem Bein die Weichteile des einen Kreismitglieds traf, der mich daraufhin loslies und ich den frei gewordenen Arm nutzte, um dem anderen auf den Solarplexus zu schlagen. Danach setzte ich gezielte Schläge in die Augen und die Knie, was ihn zu Boden gehen lies. Allerdings hatte mein Erfolg zwei weitere Kreismitglieder auf den Plan gerufen, die sich nun in den Kampf mit mir begaben.
Ich versuchte mich mit den Kampftechniken und Taktiken, die ich im Institut bei Jace, Alec, Izzy und Clary gelernt hatte, wacker zu schlagen, aber inzwischen hatte sich der erste wieder aufgerichtet, weshalb es immer schwieriger wurde mich gegen sie zu behaupten. Ich kämpfte unnachgiebig, bis ich zwei beseitigt hatte und nur noch einer vor mir stand. Ich dachte noch gar nicht daran aufzugeben, obwohl meine Muskeln bereits brannten und ich wusste, dass mich einer von ihnen mit einer Klinge erwischt hatte.
Plötzlich fiel er um und ich sah einen Pfeil aus ihm herausstecken. Sofort sah ich mich um und entdeckte Alec, der bereits den nächsten Pfeil eingelegt hatte und neben mich zielte. Augenblicklich veränderte ich meinen Fokus und sah einen sich wieder aufrichten, den ich allerdings durch einen gezielten Schlag erneut ins Land der Träume schickte.
Als ich mich wieder aufrichtete, war Valentin nirgends mehr zu sehen und lediglich Alec kam auf mich zugelaufen. Ich fühlte mich eigenartig, als er schließlich vor mir zum Stehen kam. Allerdings zog er mich sofort in eine Umarmung und fragte:
"Geht es dir gut?"
"Ja, danke für deine Hilfe", antwortete ich und löste mich dann wieder aus der Umarmung. Ich wollte nicht seine Nähe spüren, weil ich noch immer mit meinen Gedanken und Gefühlen zu kämpfen hatte.
"Komm, wir sollten schnell zu Magnus verschwinden", sagte er und gemeinsam machten wir uns auf den Weg. Die ganze Zeit über war es verdächtig ruhig und ich wusste nicht genau, ob ich lieber die Stille brechen sollte oder nicht. Und wenn worüber könnten wir überhaupt reden?
"Es tut mir wirklich leid, dass ich diese Dinge zu dir gesagt habe, Averie. Ich wollte dich nicht verletzten. Wirklich nicht", brach Alec plötzlich die Stille und überrumpelte mich dabei etwas mit seiner Entschuldigung.
"Ist schon gut", sagte ich so dahin, weil ich nicht wollte, dass er wusste, dass er einen wunden Punkt bei mir getroffen hatte. Allerdings lies er sich so leicht nicht abschütteln.
"Nein, ist es nicht. Ich hätte die Freude, die ich empfunden habe, als ich dich lebendig vor mir stehen gesehen haben, zeigen sollen, anstatt sofort daran zu denken, wie ich dich am besten zu Magnus und ins Training bei ihm kriegen könnte. Ich habe nicht meine Gefühle berücksichtigt, weshalb ich mir auch über deine keine Gedanken gemacht habe. Es tut mir wirklich leid, Averie", sprach er nun wie ein Wasserfall und hatte mich angehalten, sobald er angefangen hatte. Offenbar wollte er, dass ich seinen Worten die maximale Aufmerksamkeit schenkte.
Ich atmete tief durch und sah in seine Augen, die so offensichtlich seine Trauer und sein Bedauern ausdrückten, sodass ich mich schlecht fühlte. Ich nickte und sagte dann:
"Es ist ok, Alec. Deine Worte haben mich verletzt, aber ich denke, dass das schlimmste einfach war mit allem zurecht zu kommen und nicht das Gefühl zu haben, dass meine Rückkehr dich überhaupt gefreut hat. Die ganze Zeit über habe ich mir so gewünscht endlich wieder zu euch zurückkehren zu können und dann als dieser Moment endlich kam, da wurde er mir mit kalten Fingern entrissen", erklärte ich und sah, dass er mir ganz genau zuhörte und offensichtlich versuchte so viel aus diesem Gespräch mitzunehmen wie er konnte.
"Es tut mir leid. Ich tue mich manchmal sehr schwer meine positive Zuneigung für jemanden zeigen zu können und daran sollte ich definitiv arbeiten. Ich bin fast gestorben, als du verschwunden bist und mein Herz hat Freudensprünge gemacht, als du wieder unter uns warst. Bitte verzeihe mir und ich verspreche dir, dass ich versuchen werde, meine Gefühle dir gegenüber offener zu zeigen", versprach er und sah mich aus seinen Augen beruhigend an. Ich nickte und lächelte ihn an, bevor wir uns weiter auf den Weg zu Magnus machten.
Als wir schließlich endlich bei ihm ankamen, schien er schon ganz ungeduldig gewartet zu haben. Sobald wir klopften, riss er die Tür auf und zog mich in eine feste Umarmung, von dir ich wieder einmal etwas überrumpelt wurde.
"Wie konntest du mir nur so einen Schrecken einjagen", flüsterte er mir zu, aber ich spürte, dass er bereits wieder schmunzelte.
"Tschuldige, Magnus. Ich wollte dir keine Sorgen bereiten", antwortete ich und löste mich kurz darauf von ihm. Er stockte und sah auf meinen Unterarm, der noch blutig war, an dem allerdings nur noch eine kleine Wunde zu sehen war. Offensichtlich war mein Körper fit genug, um mich schnell wieder zu heilen.
"Gut, dass du sie gefunden und gerettet hast, Alec", sagte Magnus und zog uns mit ins Wohnzimmer.
"Ich musste sie nicht retten, Magnus. Das hat sie schon ganz allein hinbekommen", meinte Alec und zwinkerte mir heimlich zu, als ich überrascht ihn ansah. Geholfen hatte er mir ja, aber dennoch war ich dankbar, dass er so positiv von mir sprach.
"Ach wirklich. Na da scheinst du ja deine innere Kämpferin gebändigt bekommen zu haben", scherzte Magnus und wollte mir über den Kopf streicheln, als ich in eine Kampfposition sprang und er dadurch zu lachen begann. Auch das Lachen von Alec erklang und auch meine Lippen hatten sich bereits längst zu einem Lächeln verzogen.
Als wir uns etwas beruhigt und auf den Sofas Platz genommen hatten, fielen mir allerdings die Geschehnisse bei Joana wieder ein, weshalb ich nun ernst sagte:
"Es mag sein, dass ich meine innere Kämpferin gebändigt bekommen habe, aber das hier", ich zeigte auf meinen Kopf, "habe ich noch längst nicht unter Kontrolle"
Ich spürte wie beide mich verwirrt anblickten, sodass ich begann ihnen von dem zu erzählen, was ich angestellt hatte. Hoffentlicht konnten sie mich in die richtige Richtung bringen, was das betraf. Aber bei den beiden war ich mir ziemlich sicher, dass es so sein würde.
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Hunter
FanfictionAverie Clark ist eine 19-jährige Waise, die nach Brooklyn gezogen ist, um hier ihr Jurastudium zu absolvieren. Sie lebt für Gerechtigkeit und den Schutz für Opfer, da ihre Eltern in ihrem Kindesalter ermordet wurden. Jedoch wandelt sich ihr Leben sc...