Der Tag zog völlig teilnahmslos an mir vorbei, während ich die meiste Zeit in den Gedanken des Kreismitgliedes verbrachte. Seine immer gleichen Gedanken hatten mich schläfrig gemacht, aber ich wollte keine Pause machen, um keine eventuelle Änderung in dieser Tatsache zu verpassen.
Magnus und Alecs Mutter hatten uns schon lange verlassen und nur Alec harrte noch immer neben mir aus. Seine Versuche mich aus dem Keller zu bringen, waren bisher auf taube Ohren gefallen, aber als Jace schließlich aus der Zelle zurückkehrte, regte sich etwas in mir. Es war, als ob das nun das Ende für diese Schicht heute bedeudete und ich mich nicht mehr so schuldig fühlen würde, wenn ich mir eine kurze Pause zugestand.
"Kommt, ich denke hier ist heute nichts mehr zu holen", erklärte Jace erschöpft und strubbelte sich einmal über sein zerzaustes Haar. Ihm war deutlich die Anstrengung der vergangenen Stunde anzusehen.
Ich warf noch einen letzten Blick in die Gedanken des Kreismitglieds, bevor ich das Ventil ausgelaugt schloss und mich gemeinsam mit den anderen beiden auf den Weg nach oben machte. Mein Körper wollte einfach nur noch Ruhe und nichts anderes mehr.
"Ich geh schlafen", murmelte ich, als ich abbog. Die anderen beiden sagten nichts dazu, weshalb ich mich in mein Zimmer schleifte und mich dort erschöpft auf die Laken fallen lies. Meine Gedanken schwebten noch einige Zeit um das Kreismitglied, das in dem Keller auf uns wartete, aber nach und nach schaffte ich sie weiter in den Hintergrund zu schieben und langsam einzunicken.
Ich schoss aus meinem mehr als leichten Schlaf wieder hoch, als ich ein Klopfen an der Tür wahrnahm. Sofort waren meine Augen auf der Suche und fanden endlich den Schuldigen, als Alec ins Zimmer hereinlugte. Ich bezweifelte, das er sonderlich viel sehen konnte, da das Licht aus dem Flur nur minimal in mein Zimmer drang und er flüsterte:
"Schläfst du schon?"
Ich stemmte meinen Körper hoch und machte die Lampe an, sodass er sich eingeladen fühlte und schnell durch die Tür schlüpfte. In seiner Hand hatte er einen Teller und eine Flasche mit Wasser hatte er sich unter den Arm geklemmt.
"Ich wollte nicht, dass du ganz ohne zu essen zu Bett gehst, nachdem du so einen anstrengenden Tag hinter dir hast", erklärte er, während er weiter auf mich zukam und mir dann schließlich den Suppenteller reichte und die Flasche Wasser neben mir ablegte.
"Vielen Dank, Alec", bedankte ich mich kurz, bevor ich die Gemüsesuppe probierte. Sie war noch sehr warm, weshalb ich mich dazu entschloss, einen kurzen Moment zu warten. Alec hatte sowieso gerade angefangen ein Gespräch aufzubauen.
"Ich hoffe, dass ich dich nicht geweckt habe"
"Ach nein, alles gut. Es ist sehr umsichtig von dir, mir etwas mitzubringen. Also vielen Dank", antwortete ich und machte ihm platz, sodass er sich auf mein Bett setzen konnte.
"Wie fühlst du dich jetzt? Vorhin sahst du ziemlich erschöpft aus", erkundigte er sich.
"Schon besser, aber ich denke, dass ich vermutlich noch einige Stunden Schlaf brauche", erklärte ich und stellte ihm dann die gleiche Frage.
"Ach, ich hab doch heute nicht viel gemacht", winkte er ab.
"Zwischen dem was man gemacht hat und dem wie man sich fühlt, besteht allerdings nicht immer ein Zusammenhang", schmunzelte ich und versuchte ihn dadurch etwas aufzuheitern.
"Wie war es heute bei ihm? Konntest du etwas hören?", wechselte er offensichtlich schnell das Thema, was mir nur wieder zeigte, wie seine Auffasung von seiner Aufgabe war. Er war ein Arbeitstier durch und durch und ich hoffte, dass er das vielleicht irgendwann etwas ablegen konnte, damit er sich selbst nicht über die Arbeit definierte.
"Ich habe noch ein paar Ideen, aber dafür muss ich am besten in Ruhe mit ihm sein", erklärte ich und begann nun die Suppe zu kosten, da sie nicht ganz so warm mehr war.
"Das kriegen wir bestimmt hin. Wie wäre es morgen früh, wenn du ausgeschlafen hast?", schlug er vor und ich allerdings schüttelte sofort grinsend den Kopf.
"Meinst du wirklich, dass dann keine anderen Leute da sind? Ich dachte eigentlich eher an heute Nacht", gestand ich und sah ihn aufmerksam an, um herauszufinden wie er dazu stand. Seine Miene verzog sich für eine kurze Zeit gar nicht, in der er wohl die Vor- und Nachteile gegeneinander abwegte, aber schließlich stimmte er etwas zögerlich zu.
"Ok, ab 1 Uhr ist keiner mehr auf einem Aktivposten auf dem Weg zum Keller. Sagen wir dann um 1 Uhr hier bei dir?"
Ich nickte zustimmend, woraufhin schließlich doch ein Lächeln zu seinem Gesicht durchbrach. Er schien es noch aufhalten zu wollen, allerdings hatte es sich schon lange zuvor angebahnt.
"Wie ist das eigentlich, also hast du deine Fähigkeiten schon einmal auf uns angewandt?", erkundigte er sich schließlich, als er sich wieder gefangen hatte.
"Nein, naja, Magnus wollte, dass ich an ihm das Öffnen und Schließen übe, aber davon abgesehen würde ich euch niemals die Integrität eurer Gedanken stehlen. Das Öffnen und Schließen habe ich inzwischen soweit drauf, dass ich mein Ventil geschlossen halten kann, wenn ich in eurer Nähe bin. Ich würde euch nicht einfach so in den Kopf schauen", antwortete ich etwas bestürzt über seine Frage. Natürlich hatte er jedes Recht dazu diese Frage zu stellen, aber ich konnte ihm eben nichts als meine Versicherung dafür geben. Es gab keinen zweiten wie mich, der die Ehrlichkeit meiner Gedanken lesen konnte. Und selbst wenn, wer würde seine Aussage auf dessen Richtigkeit überprüfen können.
"Einfach so nicht, aha. Aber mit Grund schon?", hakte er nun halb lachend und halb todernst nach.
"Man Alec, nimm mein Wort bitte so wie es ist. Ich möchte es niemals anders, aber ich kann es auch nicht garantieren. Keiner kann wissen in welche Situationen wir mal in der Zukunft kommen mögen und dafür würde ich mir die Möglichkeit aufsparen wollen", flüsterte ich mehr und biss mir dann auf die Zunge, weil ich Angst vor Alecs Reaktion auf meine Worte hatte.
"Alles gut. So, leg dich jetzt am besten für die nächsten fünf Stunden noch einmal ins Bett, damit wir für später fit sind", meinte er und blickte mich mit seinen so funkelnden Augen an, bevor er aus meinem Zimmer verschwand und ich mich wieder schlafen legte bis um 1 Uhr nachts er plötzlich neben meinem Bett kniete und mich vorsichtig weckte.
Sofort machten wir uns leise auf den Weg in den Keller, in dem nun fast völlige Dunkelheit lauerte. Ich schlich mich so leise wie möglich an das schlafende Kreismitglied an und öffnete nun problemlos das Ventil, sodass ich in seine Gedanken blicken konnte, die sich offensichtlich gerade in einem Traum befanden.
"Ihr müsst sie dazu bekommen, verstanden. Wer auch immer von euch bei ihnen landen wird. Gebt ihr einige Hinweise, aber wissen tut ihr die Wahrheit ja nicht. Ihr kennt nur die Hinweise. Gebt sie ihr und lasst sie darüber rätseln, sodass wir genug Zeit bekommen"
"Noch etwas?"
"Sie wird vermutlich näher zu euch wollen, wenn sie sich noch nicht sicher ist mit ihren Fähigkeiten, also versucht einmal den Kontakt aufzunehmen, damit wir sie tracken können. Tekin hat sich mit diesem Zauber erneut übertroffen und sobald sie dann das Institut verlassen sollte, haben wir sie"
"Ok"
Gebannt hörte ich ihm zu, während Alec ganz ruhig neben mir stand und offensichtlich versuchte meine Konzentration nicht zu stören. Ich atmete tief durch und versuchte die Informationen bereits zu verarbeiten, während ich immer und immer mehr in meinen Kopf strömen lies.
"Ach und macht euch keine Sorgen. Wir holen euch da wieder raus"
Gerade als dieser Satz in meinem Gehirn zur Verarbeitung gelandet war, ging der ohrenbetäubende Alarm los, sodass ich zusammenschreckte und die Verbindung mit dem Kreismitglied trennte. Machte Valentin dieses Versprechen, das er seinen Mitgliedern gemacht hatte, jetzt wahr?
Ab jetzt werde ich leider nur noch jeden Montag und Freitag ein neues Kapitel hochladen können, da ich es zeitlich anders nicht mehr schaffe. Ich hoffe trotzdem, dass ihr mit dabei bleibt und dass ihr bisher viel Spaß beim Lesen hattet. Bleibt gesund.
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Hunter
FanfictionAverie Clark ist eine 19-jährige Waise, die nach Brooklyn gezogen ist, um hier ihr Jurastudium zu absolvieren. Sie lebt für Gerechtigkeit und den Schutz für Opfer, da ihre Eltern in ihrem Kindesalter ermordet wurden. Jedoch wandelt sich ihr Leben sc...