(7) Training, Training, Training

1K 32 0
                                    

Clary kam sofort zu mir und half mir beim Aufstehen.

"Was war das denn bitte gerade?", fragte sie und ich zuckte nur mit den Schultern. Ich verstand es selbst nicht. Für einige Minuten schien sich zwischen uns etwas Freundschaftliches zu entwickeln, aber dann stieß er mich wieder einfach so von sich. Wer diesen Mann verstehen konnte, der hatte definitiv einen Doktortitel verdient.

Nachdem ich eine kurze Pause gemacht hatte, forderte mich Jace heraus ihm etwas von meinen neu erlernten Künsten zu zeigen. Ich fühlte mich schon besser als zuvor, aber ansatzweise mithalten konnte ich noch lange nicht.

"Hey, das Training mit Alec hat sich ja echt gelohnt", meinte er, nachdem wir uns wieder eine anstrengende Schlacht geliefert hatten. 

Ich bedankte mich für ihre Hilfe, bevor ich von Clary auf ein Zimmer gebracht wurde, in das ich von nun an ziehen würde und dort unter die Dusche stieg. Das kalte Wasser war unfassbar erfrischend und ich fühlte mich schon nicht mehr allzu ausgelaugt, als ich mich danach wieder anzog und mich kurz ins Bett fallen lies.

Müdigkeit ergriff sofort meinen Körper, die mich sanft in meinen immer wiederkehrenden Albtraum trug, der den Schlaf nicht sonderlich erholsam machte, egal wie lange man auch schlief. Das schlimmste daran war, dass ich außer dem vielen rot, was ich als Blut interpretierte und den Schreien nichts wirklich erkennen konnte. Ich hatte es nicht gekonnt und nach all den Monaten konnte ich es noch immer nicht.

In den folgenden Tagen trainierte ich sehr viel mit Jace, Izzy, Clary und Alec, wobei letzterer sich sonderbar verhielt. Irgendetwas schien sich verändert zu haben und er spielte ein "heiß und kalt" Spiel mit mir. Mal war er gut drauf und wir stichelten uns gegenseitig an, aber mal war er einfach nur ein absoluter Trottel und ich könnte ihn für seine Bemerkungen auf den Mond schießen. 

"Komm, letzte Runde", sagte Jace, bevor er wieder auf mich zuschritt und dabei versuchte mich zu Boden zu stoßen. Meine Verteidigung war schon besser geworden, aber an Mithalten war noch nicht zu denken.

"Hey ihr zwei, genug trainiert für heute. Macht euch schnell fertig. Wir sollen zu Magnus", sprach plötzlich Izzy, die den Raum betrat und uns lächend ansah. Ihre Haare fielen ihr gelockt über die Schultern und ihre Lippen waren zu einem verschmitzten Grinsen gekräuselt, sodass ich mich fragte woran sie wohl gerade dachte.

"Alles klar, Izzy", entgegnete Jace, während er sich seine Flasche nahm und einige Schlucke draus trank. Schweißtropfen liefen ihm übers Gesicht und er wischte sie sich weg, bevor er sich mir zuwandte: "Das war schon viel besser, Averie. Ich denke, dass wir auf einem sehr guten Weg sind"

Ich nickte und lächelte dankend, bevor ich schnell in mein Zimmer eilte, unter die Dusche sprang und kurze Zeit später im Zentrum des Institus wieder auf Izzy stieß, die bereits auf mein Eintreffen gewartet hatte. 

"Gut, da bist du ja. Dann können wir jetzt ja los", meinte Izzy und wollte schon loslaufen, als ich sie aufhielt.

"Was ist mit den anderen? Kommen die nicht mit?", fragte ich etwas verwirrt über ihr Fehlen. Hatte Izzy im Trainingsraum nicht noch davon gesprochen, dass wir zu Magnus sollten. Natürlich hatte sie nicht spezifisch Jace und mich erwähnt, aber ich hatte damit gerechnet, dass er dabei sein würde. Ich hatte mich durch die vielen gemeinsamen Trainingsstunden bereits gut mit ihm angefreundet, weshalb ich gehofft hatte, dass er dabei wäre.

"Die anderen müssen Dämonen jagen, aber Magnus wollte mit uns sprechen, weshalb wir beiden jetzt gleich zu ihm gehen werden, also komm", sagte sie, ergriff meine Hand und zog mich mit sich aus dem Gebäude heraus. Den ganzen Weg über erzählte sie mir von einigen bisherigen Abenteuern, die die vier gemeinsam bestritten hatten. Meine Gedanken waren allerdings nicht immer so auf ihre Erzählungen fokussiert, da ich immer wieder darüber nachdachte, was Magnus uns zu erzählen haben könnte. Ich hoffte einfach, dass das Rätsel endlich gelöst werden konnte.

Als wir bei Magnus ankamen, empfing er uns bereits an der Tür und geleitete uns ins Wohnzimmer, in dem bereits ein anderer Mann saß. Seine Kleidung war simple und seine braunen, leicht lockigen Haare, standen ihm zu allen Seiten ab. Seine grünen katzenartigen Augen funkelten mich an, während auf seinen Lippen ein leichtes Lächeln lag. 

"Hallo", begrüßte er uns, während Izzy und ich uns ihm gegenüber auf einem Sofa niederließen und den freundlichen Gruß erwiderten. Dann kam endlich Magnus in den Raum mit langen schwebenden Schritten und einem Cocktail in der Hand, den auf dem Wohnzimmertisch abstellte und uns dann fragend anblickte.

"Darf es für euch etwas zum Trinken sein?", fragte er und sah zuerst mich und dann Izzy an.

"Nein danke", antworteten wir beide kurz nacheinander, sodass er sich neben dem fremden Mann setzte und seinen Cocktail wieder ergriff.

"Danke, dass ihr gekommen seid. Ich wollte euch Tekin vorstellen. Er und sein Vater sind besonders gut mit außergewönlichen Menschen vertraut und besitzen unfassbar viele Bücher dazu. Zudem ist er ein langjähriger Freund von mir, den ich in diesen Belangen um Hilfe gebeten habe", begann Magnus zu erzählen.

"Magnus hat bereits erzählt, dass du ein Muttermal am linken Handgelenk hast. Dürfte ich das einmal betrachten?", fragte er und lehnte sich etwas mir entgegen.

"Ja, natürlich", antwortete ich etwas verwirrt und hielt ihm mein Handgelenk entgegen. Seine flinken Finger griffen danach und fuhren darüber, was mich irgendwie etwas unwohl fühlen lies. Aber wenn Magnus ihm vertraute und Izzy Magnus vertraute, dann sollte ich das vermutlich auch tun.

"Interessant", murmelte er, bevor er mein Handgelenk nach seiner Inspektion wieder loslies und ich es wieder an meinen Körper heranzog.

"Kennst du das Muttermal?", fragte Magnus interessiert und blickte seinen Freund an.

"Es kommt mir bekannt vor, aber ich muss mich vorher nochmal durch meine Bücher wühlen, damit ich es wieder in Verbindung setzen kann", erklärte er und lies seinen Blick von Magnus zu mir schweifen.

"Wäre es möglich, wenn ich in einigen Tagen einmal im Institut vorbeischaue, um mir ein besseres Bild der gesammten Situation machen zu können und vielleicht Ansätze von Fähigkeiten zu sehen, die du selbst übersiehst?", fragte er an Izzy und mich gewand. Seine Augen funkelten dabei und ich blickte ebenfalls schnell zu Izzy, da sie diese Entscheidung treffen musste. Ich war schließlich auch nur ein Gast im Institut.

"Das sollte möglich sein", antwortete sie und setzte sich dabei etwas auf.

"Gut", murmelte Tekin, woraufhin Izzy fragte:

"Was genau ist denn deine Vermutung. Vielleicht kann ich ja irgendwie helfen zu sagen, ob sie bestimmte Ansätze besitzt oder nicht"

"Das sollte ich vorerst selbst abklären, bevor ich euch das mitteile, nicht dass dann falsche Hoffnungen oder Ängste geschürt werden", antwortete er und sah Magnus an, der bestätigend nickte.

"Sie kann sich allein schnell heilen", sagte Magnus und fügte hinzu: "Aber das habe ich dir ja bereits erzählt. Alles weitere könnt ihr dann ja bei deinem Besuch im Institut besprechen. Vielen Dank, dass ihr hier wart und grüßt mir die anderen schön"

Mit diesen Worten wurden wir wieder aus seiner Wohnung geleitet, verabschiedeten uns noch schnell von beiden, bevor wir den Heimweg antraten. Ich war mir noch nicht so ganz sicher, ob dieser Ausflug uns jetzt so wirklich weiter gebracht hatte, aber einen Vorteil hatte er auf jeden Fall gebracht: Ich hatte endlich eine Pause vom ständigen Training. Wer weiß wie sehr uns Tekins Hilfe schließlich wirklich voranbringen konnte. Und wer weiß, was für Folgen jede Erkenntnis haben konnte.





HunterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt