(61) Plan-Gewissen

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Nachdem Alexander mir etwas zu essen besorgt hatte, wollte ich mich zurückziehen und mir einen Plan überlegen wie ich die ganze Situation am besten bewältigen konnte. Aber meine einzige Idee war die Gewinnung ihres Vertrauens und dann die gezielte Veränderung der Gedanken. Aber ob das so allein auf weiter Flur erfolgreich funktionieren würde, bezweifelte ich noch. Deshalb fand ich es nicht so einfach Schlaf zu finden. Schlussendlich schien ich es allerdings geschafft zu haben.

"Wach auf, wach auf, Schätzchen", erklang plötzlich eine laute Stimme im Zimmer, weshalb ich hochschreckte. Die Nacht war wirklich nicht so ruhig verlaufen wie ich es mir gewünscht hatte. Immer hatte es irgendwo Lärm gegeben und scheinbar gab es keine Stunde am Tag, in der Valentins Truppen nicht arbeiteten. Woran auch immer.

"Der Tag ist bereits angebrochen und du liegst hier noch so faul herum. Auf auf! Die anderen warten schon sehnsüchtig darauf endlich deine Fähigkeiten bestaunen zu können", fuhr er fort, als er mir die Decke wegzog und sie in die andere Ecke des fensterlosen Zimmers schmiss. Wie viel würde ich gerade für einen kurzen Blick nach draußen geben, aber Alexander schien meine verträumte Art nun endgültig zu nerven, weshalb er sich meinen Arm schnappte und mich aus dem Bett riss. 

Erschrocken zog ich die Luft ein und wollte mich gegen seinen Griff wehren, aber er sah mich nur herausfordernd an und schien auf genau diese Reaktion zu warten, weshalb ich mich zur Geduld anhielt. Es würde vielleicht noch einen Moment länger dauern, aber irgendwann würde ich schon noch hier heraus kommen. Da konnte auch er mich nicht von abhalten. 

Genervt schleifte er mich im schnellschritt hinter sich die Gänge lang und Treppen hoch, während er vor sich hin zu fluchen schien. 

"Hat man dich bei den Shadowhuntern nicht gelehrt, was man in einer solchen Situation zu tun hat? Dein Verhalten solltest du lieber erneut überdenken, bevor du dich damit in Situationen begibst, in die du nicht kommen möchtest", appellierte er schließlich genervt an mich, während ich noch weiter in seinem Griff verweilte. 

"Manche Situationen können nicht mal die besten von uns vorhersehen", antwortete ich ruhig und dachte dabei bereits an den hoffentlich bald in Erfüllung gehenden Plan.

Er stoppte kurz, betrachtete mich mit einem scharfen Blick, bevor er schließlich sagte:

"Du solltest schlauer sein, als zu versuchen, etwas auszuhecken. Das würde dich nur deinen Kopf kosten"

"Das wäre immerhin besser als für Valentin arbeiten zu müssen", entgegnete ich ihm kühl, was ihm ein schiefes Lächeln abluchste.

"Du bist ja schon ganz schön makaber dafür, dass wir noch gar nicht begonnen haben"

Seine Aussage sendete mir einen kalten Schauer über den Rücken, aber ich versuchte mir die Unsicherheit nicht groß anmerken zu lassen, weshalb ich ihm ein ähnlich schiefes Lächeln zuwarf, bevor ich meinen Blick nach vorne richtete und möglichst selbstbewusst erneut in den großen Raum zurückkehrte, an dem ich am vorherigen Abend so freudig empfangen worden war.

"Da bist du ja endlich", begrüßte mich Valentin mit den gleichen Worten wie am Abend zuvor, was in mir ein eigenartiges Gefühl hervorrief. Schnell schüttelte ich es ab und betrachtete ihn genau. Wenn ich ihn vor meinem Bewusstsein über die Schattenwelt kennengelernt hätte, hätte ich ihm ein solches Imperium nicht zugetraut. Zwar hatte er ein brodelndes Feuer in den Augen, aber nur deshalb hätte ich längst nicht ihm eine solche Boshaftigkeit unterstellt. Wie gut, dass ich es jetzt besser wusste.

"Wir wollen mal sehen, wie weit du schon bist und wie viele Stunden Tekin eventuell noch mit dir erledigen muss", erklärte er und lies mich zu einem Stuhl führen, der mich sehr an die Liege bei meinem ersten Besuch bei Valentin erinnerte und abseits von dem regen Betrieb in dem Trainingsraum stand.

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