Meine Gedanken spielten mir nun durchgehend irgendwelche Szenarien vor, die mir nicht unbedingt dabei halfen mich auf das Wesentliche im Moment zu konzentrieren. Seine Gedanken hingegen schienen absolut überzeugt von seinen Worten zu sein und er wiederholte diese immer und immer wieder, wobei er nur noch emotionaler wurde.
"Stürmen wir den Raum einfach?", erkundigte sich ein Kreismitglied, als wir schließlich nur noch wenige Schritte von der Tür zu ihm entfernt standen. Es war noch immer ruhig. Vielleicht etwas zu ruhig für mein eigenes Wohlbefinden, aber Valentin war für eine solche Beobachtung zu aufgedreht.
"Ja, sie sind geschwächt. Das sollten wir ausnutzen", erklärte er deshalb selbstbewusst und machte die letzten Schritte auf den Raum zu, woraufhin Alexander erwiderte:
"Ich bleibe hier draußen mit Averie. Wenn die Luft rein ist, dann können wir sie reinbringen. Wir wollen doch kein unnötig großes Risiko eingehen, nicht wahr?"
Augenblicklich drehte sich Valentin zu uns um und kam wieder zu uns zurück. Er begutachtete mich mit scharfen Blicken, bevor er schließlich grinsend schwatzte:
"Du musst noch viel lernen, Alexander. Eine solche Waffe wie sie ist in jeder Situation gut. Auch dann, wenn sie nur als menschliches Schutzschild dient"
Nachdem er seine kurze Ansprache beendet hatte, griff er mich und zog mich zur Tür hin. Mein Herz schlug mir nun endgültig bis zum Hals und die Anspannung machte mich extrem wachsam.
Sobald er die Tür geöffnet hatte, zog er mich vor sich und schob mich in den Raum rein. Es war dunkel. Ein wenig Licht kam durch die hohen Fenster herein, da die Plätze außerhalb der Gebäude noch hell erstrahlten.
Meine Augen wanderten über meine direkte Umgebung. Im Raum befanden sich lediglich fünf Personen, die sich seit unserem Eintreffen an der gegenüberliegenden Wand zusammengekauert hatten. Allerdings waren die Ausmaße dieses Raumes so enorm, sodass er eher eine kleine Halle war als ein gemütliches Hinterzimmer. Ein gemütliches Hinterzimmer, in das mich sich in einer solchen Situation verstecken würde. Nein, das hier war definitiv eine Falle für Valentin und er schien auch eben in diesem Moment zu begreifen.
"Kommt!", rief er nach draußen zur Tür, durch die nun ein Dutzend Kreismitglieder kamen. Vermutlich hatten sie sich auf seinen Befehl hin hier sammeln sollen. Hatte ich das verpasst? War ich so sehr in meinen Gedanken gefangen gewesen?
Sie bauten sich hinter uns auf. Einer nach dem anderen kamen sie mit ihren Schwertern und anderen Waffen an unsere Seite und versuchten damit die fünf Leute auf der anderen Seite einzuschüchtern. Ob das allerdings mit dieser geringen Belichtung funktionieren würde, bezweifelte ich.
"Schließt die Tür und sorgt dafür, dass sie uns nicht aus dem Hinterhalt angreifen können", machte er weiter Anweisungen, während ich mich in die Gedanken der fünf Personen einlas.
Es wird alles gut werden, Averie. Wir schaffen das. Keine Sorge
Bleib ruhig und versuche in Alexanders Nähe zu bleiben
Alles läuft nach Plan
Ihre Worte schafften es wirklich mir etwas die Nervosität und Anspannung zu nehmen ohne mich völlig leichtsinnig zu machen. Ich suchte sofort nach Alexander, der allerdings ein ganzes Stück von mir entfernt zwischen den Kreismitgliedern verweilte. Unsere Blicke trafen sich und seine Gedanken sagten mir sofort:
Bleib wo du bist. Sobald es losgeht, komme ich zu dir und bringe dich hier weg
Verwirrt schüttelte ich meinen Kopf. Ich würde die anderen nicht im Kampf gegen Valentin allein lassen. Vielleicht hatte ich nicht so viel Erfolg darin seine Gedanken zu verändern, aber ich konnte es immer noch bei den anderen Kreismitgliedern versuchen. Und selbst wenn das nicht funktionieren würde, könnte ich noch gegen sie kämpfen. Ich musste mich nur soweit durchbeißen, dass ich irgendwann eine Waffe hatte, damit es einfacher wurde.
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Hunter
FanfictionAverie Clark ist eine 19-jährige Waise, die nach Brooklyn gezogen ist, um hier ihr Jurastudium zu absolvieren. Sie lebt für Gerechtigkeit und den Schutz für Opfer, da ihre Eltern in ihrem Kindesalter ermordet wurden. Jedoch wandelt sich ihr Leben sc...