(67) Fährten legen - Fährten lesen

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"Sie scheint kein so großer Fan von deiner Idee zu sein", erwiderte Valentin, nachdem ich keine Antwort hervorgewürgt hatte. Es war sowieso keine Frage gewesen, sondern ihre Aussage hatte erneut nur zur Provokation gedient und darauf wollte ich mich nicht mehr einlassen. 

"Na gut, wenn Averie nicht in der Stimmung zum Plaudern ist, sollte ich wohl mal lieber zurück. Kann ich mir vorher noch ein bisschen Blut besorgen, damit ich mich soweit für die Rückkehr ins Institut präparieren kann. Dann seh ich mal kurz vorbei, ob die Jungs ihre Arbeit gemacht haben und dann nehme ich die restlichen Leute im Institut unter die Lupe. Wenn ich noch mehr Abtrünnige finge, dann sage ich Bescheid", erklärte sie, woraufhin Valentin sofort bestätigte:

"Mach das. Vielen Dank für deine gute Arbeit und wir hören voneinander, wenn es in die nächste Phase geht"

Beide wechselten einen Blick, bevor Elyssia mir zuwinkte und dann verschwand. Valentin wandte sich nun mir zu und stierte mir unnachgiebig in die Augen. Es herrschte Stille und keiner im Raum schien sich in diesem Moment zu regen.

"Ich finde Elyssia hat Klasse bewiesen mit dem Vorschlag. Wir sollten Magnus herbringen. Tekin, könntest du bitte Kontakt zu ihm aufnehmen", bat er schließlich und wandte sich währenddessen von mir ab, sodass ich tief durchatmeten konnte.

"Er hatte bereits versucht Kontakt zu mir aufzubauen, aber ich habe es nicht beantwortet. Wie soll es jetzt laufen? Welche Nachricht soll ich ihm schreiben?", schien Tekin bereits sofort involviert zu sein.

Magnus hatte also Tekin geschrieben. Aber warum? Wusste er, dass ich nicht im Institut war und wollte deshalb versuchen über Tekin herauszufinden wo genau ich mich befand?

"Schreib ihm doch einen guten Platz am Wasser als Treffpunkt. Hierher kommen könnt ihr ja immer noch", erklärte er und weiste mich dann dazu an mich um die nächsten Personen zu kümmern. Jetzt sollte ich bereits zwei Personen gleichzeitig langfristig beeiflussen. Ich sollte die Gedanken beider, obwohl die Menschen und Persönlichkeiten dahinter so unterschiedlich waren, beide gleich verändern. Es fühlte sich nicht richtig an, noch immer solche Handlungen durchzuführen, aber ich hatte keine Wahl. 

Meine Tante hatten sie inzwischen in Einzelhaft gesteckt, aber ich konnte immer sofort sehen wie es ihr ging, wenn ich neben mich auf einen Bildschirm blickte. Sie war nicht allein in der Zelle. Ein Kreismitglied, groß wie breit, trohnte drohend über ihr. Bereit dazu jederzeit einen vernichtenden Schlag zu setzen. Ich hatte Angst. Immernoch oder schon wieder. So richtig sagen konnte ich es nicht. Aber zumindest trainierte mich Valentin, auch wenn mir die Menschen leid taten, in deren private Gedankenwelt ich eintauchte und sie veränderte. Aber solange ich dadurch Valentin hoffentlich schlussendlich besiegen konnte, musste ich das wohl so hinnehmen. 

Nachdem ich leicht schwitzend die beiden erledigt hatte, warf ich erneut einen Blick in Valentins Gedanken. Das hatte ich bei jeder Gelegenheit getan, aber dieser Mann war nicht unvorsichtig. Er lies seine Gedanken in meiner Nähe niemals etwas offenbaren. Aber wenn ich nur noch etwas wartete, machte er vielleicht doch noch einen Fehler.

"Zwei scheint für dich ja kein Problem mehr zu sein. Wie wäre es mit drei? Du musst ja für Alicante fit sein", stellte er eine rhetorische Frage, bevor er drei Personen hereinbringen lies. Nicht wirklich bei der Sache wanderten meine Augen sie kurz ab, bevor ich mir einen kurzen Überblick über ihre Gedanken verschaffte und schließlich mit dem Einweben der neuen Gedanken began. Aber drei Menschen war extrem schwierig. Ich versuchte die Konzentration bei mir zu behalten, damit ich die Fäden sanft einfügen konnte, allerdings entglitt mir hin und wieder einer, was die ganze Situation nicht einfacher machte. 

 "Wirst du jetzt schon müde? Wir haben doch noch gar nicht angefangen", spottete er, während ich krampfhaft versuchte die richtigen Schritte einzuleiten, damit ich seine Anforderung erfüllen konnte. Sie nahmen es dankenswerter Weise an, sodass ich nicht bei einem der drei nachjustieren musste. Damit hätte ich noch mehr Energie verloren. 

"Gut, wie wäre es nun mit vier? Ich weiß, dass du.."

Valentin wurde unterbrochen, als Elyssia erneut kam. Sie hielt einige Bücher in der Hand und sah noch genauso aus wie zuvor. Allerdings trug sie nun ein Packet Blut in ihrer Jackentasche. Dass beulte die Jackentasche so aus, dass die Knopfleiste hervorstach. Und bei dieser Knopfleiste fehlte ein Knopf. Hatte sie ihn verloren? Hier oder im Institut? Sofort waren meine Gedanken wieder sortiert. Valentin hatte von Alicante gesprochen. Würde er mich dorthin bringen? Sollte ich die Gedanken der Clave verändern? Könnte ich das überhaupt? Nein, der Plan klang viel zu verrückt. Aber es war immer noch Valentin.

"Die Bücher, die du aus der Bibliothek noch haben wolltest", erklärte sie und überreichte ihm diese.

"Danke, Elyssia. Dann mach dich mal daran das Blut gut zu verwenden und.. warte hat vorhin dein Knopf auch schon gefehlt?", machte Valentin die gleiche Beobachtung. Elyssia sah sich die Knopfleiste an und schnaubte einmal genervt auf:

"Dieser Vollidiot Alec hat mir meine Jacke kaputt gemacht. Naja, den kann ich leider dafür nicht mehr zusammenstauchen"

Ein verschmitztes Lächeln zierte ihre Lippen, bis plötzlich ein Mann reingerannt kam, der nicht mehr so gut aussah. Seine Lippe war aufgeplatzt und es schien kaum einen Ort an seinem Körper zu geben, der nicht voller Blut war. 

"Sie sind uns entwischt. Es tut mir leid", stieß er kraftlos aus, bevor er zu Boden sank. Seine Worte lösten sofort hektik im Raum aus, die ich blitzschnell nutzte, um mich aus den Fesseln zu lösen, eine Seite aus einem der Bücher zu reißen, darauf folgende Worte zu schreiben und den Zettel auf die Liege zu packen, bevor ich von jemanden in ein Portal gerissen wurde:

Alicante, Orange



Alecs p.o.v.

"Alec, aufwachen", erklang eine Stimme, die mich sofort hochschrecken lies.

"Wo ist Averie?"

Die Worte kamen mir automatisiert aus dem Mund, was für einen Schrecken bereitete. Lag es daran, dass ich verzweifelt war? Das es Averie und somit ein Teil unseres Teams war? Machte ich mir einfach Sorgen?

"Wir finden sie. Kannst du aufstehen?", erkundigte sich Izzy, die neben mir hockte. Genauso wie Magnus, der mich nun mit einem Glitzern in den Augen ansah.

"Ja, geht schon. Danke", erwiderte ich und richtete mich vorsichtig auf. Wir waren in Magnus Wohnung. Er hatte uns wohl vom Ort des Geschehens vorsichtshalber weggebracht.

"Haben wir irgendeinen neuen Hinweis?", erkundigte ich mich bei den beiden.

"Tekin hat mir geantwortet, aber es ist sicherlich eine Falle. Ich würde das Risiko ungern einfach so eingehen", erklärte Magnus nachdenklich.

"Elyssia könnte bei Averie und Valentin sein, aber sie wird ja sicherlich ihre Rune aktiviert haben, sodass wir sie nicht tracken können", meinte Izzy, sodass mir der Knopf in meiner Hosentasche wieder einfiel. Den hatte ich ihr unabsichtlich abgerissen, aber das schien vielleicht jetzt unser Glück zu sein.

"Versuchen können wir es doch", murmelte ich, während ich in meiner Tasche nach dem Knopf suchte.

"Ja, aber wir haben doch nichts von ihr hier, mit dem wir sie finden könnten", entgegnete Izzy.

"Doch. Zum Glück haben wir das", sprach ich aus, während ich endlich den Knopf in meine Finger bekam und ihn aus der Tasche ziehen konnte. 

"Woher hast du den? Gehört er ihr?"

"Ja, hab ich in meiner Wut ihr abgerissen. Dann können wir jetzt nur hoffen, dass es auch funktioniert. Eigentlich müsste sie ja keine Befürchtungen haben und könnte deshalb die Rune nicht aktiviert haben", sprach ich meine Hoffnung laut aus, bevor ich sie versuchte durch den Knopf zu tracken. Ich brauchte eine Sekunde länger als sonst, aber schließlich war ich da. Ich wusste wo sie war. Und hoffentlich befand sie sich gerade bei Averie, dann konnten wir endlich Valentin stellen. Dafür bräuchten wir nur noch Verstärkung. 



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