Ich hasste es, dass ich erneut mit meinen Tränen kämpfen musste. Sie würden sich nicht unterkriegen lassen. Sie würden nicht sterben. Darauf hoffte ich zumindest verzweifelt.
"Averie. Wie geht es dir nach deinem kleinen Nickerchen?", erkundigte sich Valentin sofort freudig, als ich den Raum erneut betrat.
"Großartig, auch wenn das Nickerchen nicht ganz freiwillig war. Aber man nimmt schließlich was man kriegen kann. Nicht wahr?", spuckte ich sarkastisch aus und hatte dabei ganz die Pläne hinten über geworfen. Im Moment war ich sowieso viel zu emotional aufgewühlt als das ich wirklich den Plan produktiv hätte verfolgen können.
"Da hast du wohl recht. Aber dennoch können wir jetzt sicherlich fortfahren. Schließlich musst du für deinen Einsatz bestens vorbereitet sein, damit alles perfekt klappen wird", fuhr er fort, während seine Zähne in einem Lächeln aufblitzten. Wie ich es doch hasste, wenn er lächelte. Wenn es meine Tante nicht ihr Leben kosten könnte, würde ich ihm in diesem Moment gerne eine verpassen. Aber dafür würde es sicherlich später noch genügend Möglichkeiten geben. Hoffentlich.
Sie schnallten mich wieder auf dem Stuhl fest und brachten mir Menschen deren Gedanken ich langanhaltend verändern sollte. Scheinbar war das meine Aufgabe in der Mission, aber warum genau? Wessen Gedanken wollte er verändern? Egal welche ich verändern würde, es würden doch nicht alle gleichzeitig davon beeinflusst werden. Und was hatte er vor, wenn es Aufruhr gab? Einfach sich aller Kritiker entledigen? Naja sehr demokratisch waren seine Ansichten ja noch nie gewesen.
"Wenn ich wüsste, worauf ich besonders achten soll, dann könnte ich sicherlich besser üben", probierte ich etwas mehr an Infos aus ihm heraus zu kitzeln. Wo? Wann? Wie? Was? Und vor allem wer?
"Du weißt genug, um deine Aufgabe richtig angehen zu können. Die Umsetzung ist sowieso deine Sache", erklärte er, als plötzlich eine weitere Person den Raum betrat.
"Oh, Elyssia, hat alles soweit gut funktioniert?", wandte sich Valentin ihr zu und lächelte sie an.
"Natürlich. Die anderen Kreismitglieder sollten sie in dieser Minute erledigen. Dann können wir uns auf die nächsten Schritte vorbereiten", antwortete sie ihm entspannt.
"Weiß Magnus Bescheid?", bohrte Valentin weiter nach Informationen.
"Ich denke schon. Also sollten wir vielleicht ihn noch herholen, damit Averie an ihm üben kann. Die emotionale Verbindung zu ihm wäre doch sicherlich noch eine gute neue Herausforderung, findest du nicht?", adressierte sie nun mich. Ging auf mich zu und lächelte mich freundlich an. Wie hatte ich ihr nur vertrauen können.
Alecs p.o.v.
Meinem Kopf war die bevorstehende Bedrohung bereits bewusst, als ich etwas in meiner Hand wahrnahm. Ein Knopf. Schnell verstaute ich diesen in meiner Hosentasche und zog meinen Bogen hervor.
"Lass es uns nicht so schwierig machen", grummelte das eine Kreismitglied, während ich mit langen, bewussten Schritten auf Izzy und mich zu stolzierte.
"Dann solltet ihr wohl lieber schnell verschwinden", stichelte Izzy gegen an und trug dabei ein selbstsicheres Grinsen, dass selbst ich ihr in dieser Situation nicht abkaufte. Sonst strotzte sie vor Selbstbewusstsein, aber in dieser Situation konnte einen zu viel Selbstbewusstsein von der richtigen Beurteilung der Gefahr abhalten und einen dadurch in große Schwierigkeiten bringen. Zum Glück wusste ich, dass sie erfahren genug war, eben dies nur so scheinen zu lassen, damit wir als geringer wertiges Ziel aufgefasst wurden. Wenn man mit größerer Wahrscheinlichkeit unterlegen als überlegen war, dann musste man eine andere Taktik verwenden. Ganz simpel.
"Ach Püppchen", begann er, aber Izzy ließ sich das nicht gefallen und erwischte ihn sofort mit ihrer Peitsche am Hals und brachte ihn dadurch zum Würgen. Das war auch ein Weg wie man einen Kampf in die Wege leiten konnte. Gut gemacht kleine Schwester. Wofür auch eine Strategie verfolgen, wenn man sie zwei Sekunden später sowieso wieder über den Haufen wirft.
Genervt von ihrem Handeln stürzte ich ihr hinterher in den Kampf. Zwar waren wir klar numerisch unterlegen, aber deshalb sich frühzeitig aufzugeben, würde nicht in die Moral eines Shadowhunters passen. Wir gaben nicht auf. Zumindest nicht ohne einen Kampf.
Aus der Distanz konnte ich nur für einen kurzen Moment mit meinem Bogen etwas anfangen, bevor ich ebenfalls wie Izzy in den Nahkampf übergehen musste. Meine Seraphklinge leistete mir dennoch gute Arbeit.
"Alec", schrie Izzy plötzlich hysterisch, bevor ich einen zermürbenden Schmerz in meinem Lendenbereich spürte, der mich kurzzeitig auf die Knie zwingen wollte. Allerdings musste ich meinen Angreifer davon abhalten mich wirklich endgültig zu erledigen, weshalb ich mich so schnell wie möglich ihm zuwandte und ihn mit einigen gezielten Schwertschlägen außer Gefecht setzte. Zu meinem Glück schien sein erster Treffer wohl Glück gewesen zu sein, sodass ich mich ihm entledigen konnte.
Allerdings bekam ich keine Pause und musste mich gegen den Nächsten durchsetzen, während ich im Augenwinkel auch immer versuchte Izzy zu behalten, damit ich in etwa abschätzen konnte wie es um sie stand. Sie hüpfte noch immer agil umher und kümmerte sich im Eiltempo um alle Angreifer in ihrer Nähe. Damit blieben dann nur noch meine beiden, die sich knurrend vor mir aufbauten. Knurrend?
Mit schwerer werdenden Gliedern versuchte ich sie schnellstmöglich zu erledigen, damit ich mich ausruhen konnte, aber meine Reaktionszeit wurde immer schlechter. Scheinbar verlor ich gerade zu viel Blut, das mein Körper allerdings vehement einforderte.
Ein weiterer Schmerz durchzog meine Körper, sodass ich zu Boden sank. Meine Atmung war flacher als zuvor noch und jeder Versuch wieder auf die Beine zu kommen war vergebens. Diese Wunde war nun zu viel für mich.
"Ihr seid sowas von tot", erklang Izzys wütende Stimme, die sich auch weiter entfernt anhörte als sie es vermutlich war. Es rauschte und fiepte um mich herum und ich versuchte nun irgendwie an meine Stele zu kommen, damit ich meine Heilungsrune aktivieren konnte, aber auch das gelang mir nicht.
"Alec, hey, hörst du mich noch?", erklang plötzlich die sanfte Stimme von Izzy. Sofort wollte ich sie ansehen und ihr antworten, aber mein Körper schien meinen Befehlen keine Folge mehr leisten zu wollen.
Erleichtert stellte ich allerdings fest, dass Izzy sofort meine Heilungsrune aktiviert hatte und mich nun seicht auf die Seite ablegte.
"Ich hole Magnus, ok?", erklärte sie mir, bevor sie fortfuhr: "Keine Sorge, das wird schon wieder"
Ich nickte, obwohl ich mir nicht ganz sicher war, ob diese minimale Bewegung überhaupt für jemanden sichtbar war. Dann schloss ich meine Augen und wartete auf die Heilung der Wunden. Wann hatte ich nur so verlernt zu kämpfen? Waren es einfach nur zu viele? Auf jeden Fall war das dann wohl eine Nummer zu groß für mich.
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Hunter
FanfictionAverie Clark ist eine 19-jährige Waise, die nach Brooklyn gezogen ist, um hier ihr Jurastudium zu absolvieren. Sie lebt für Gerechtigkeit und den Schutz für Opfer, da ihre Eltern in ihrem Kindesalter ermordet wurden. Jedoch wandelt sich ihr Leben sc...