Als Izzy und ich wieder zusammen ins Institut kamen, schien dort die Hölle ausgebrochen zu sein. Alle rannten wild umher und keiner schien die Zeit zu haben zum Eingang zu gucken, durch den wir beide gerade eingetreten waren.
"Was ist denn hier los?", hörte ich Izzy leise zu sich selbst sagend. Offenbar war sie so verwirrt und überrascht wie ich selbst es war.
"Isabel", erklang plötzlich eine Stimme hinter uns und schlagartig schien das Geschehen im Raum einzufrieren und ich spürte alle Blicke auf uns. Obwohl weniger auf uns als mehr auf der Person, die hinter uns sein musste und Izzys Namen gesagt hatte. Diese drehte sich um und ich folgte ihrem Beispiel, sodass ich eine große Frau und einem eng anliegenden, hochwertigen Kleid und schwarzen, langen Haaren, die in einem strengen Zopf steckten und einem kühlen Blick sah.
"Hallo Mama", antwortete Izzy, woraufhin ich überrascht zu ihr sah und dann wieder zurück zu der Frau, die noch vor uns stand. Die Verwandtschaft war definitiv nicht abzustreiten, aber irgendwie schien diese kalte Atmosphäre zwischen ihnen mich etwas aus der Bahn zu werfen. Ich wusste, dass nicht jeder eine so innige Beziehung zu seinen Eltern haben musste, wie ich es gehabt hatte, aber die Kälte, die mir nun entgegen schlug, war doch eine Spur heftiger, als ich es mir je hätte vorstellen können.
"Schön dich wiederzusehen", schob Izzy nun hinterher und lies ein leichtes Lächeln ihre Lippen umspielen. Ihr Gegenüber schien kurz eine Ecke der Lippen anzuheben, bevor wieder der kalte, abgeklärte Gesichtsausdruck die Kontrolle übernahm.
"Wo sind die anderen?", fragte nun Misses Lightwood und blickte erst Izzy und dann mich an, bevor sie hinterherschob: "Und wer bist du?"
Mein unsicherer Blick huschte zu Izzy, die allerdings sofort einsprang und antwortete:
"Ich weiß nicht genau was die anderen so treiben und das ist Averie Clark. Wir versuchen noch mit der Hilfe von Magnus herauszufinden was ihre Kräfte zu bedeuten haben"
"Aha", meinte sie nur, wand ihren Blick von uns beiden ab und stiefelte an uns vorbei, wobei sie zu keinem Zeitpunkt ihre Haltung oder ihren Ausdruck im Gesicht verlor. Auf mich hatte sie einen negativen Eindruck gemacht und ich wusste nicht, wie ich am besten in der Zukunft auf sie zugehen sollte, wenn ich es einmal musste.
"Tut mir leid, sie ist so", erklang Izzys Stimme neben mir, was meinen Blick sofort zu ihr wandern lies.
"Alles gut. Da kannst du ja nichts für", antwortete ich, woraufhin sie erwiderte:
"Komm, lass uns die anderen finden. Wenn sie hier ist, dann gibt es eine Aufgabe für uns"
Ich folgte Izzy durchs Institut, das mir jetzt schon viel heimischer vorkam als noch vor wenigen Tagen. Vielleicht begann ich endlich so wirklich die Situation zu realiseren und mich damit abzufinden. Ich konnte sie schließlich nicht ändern. Und dass ein verrückter Mann hinter mir her war, wieso auch immer, war schon gar nicht mehr allzu präsent in meinem Kopf.
Als wir die anderen drei fanden, war Miss Lightwood bereits bei ihnen. Sie schien sich intensiv mit ihnen zu unterhalten. Izzy und ich näherten uns, sodass wir verstanden, worüber Alec und seine Mutter sich stritten.
"Aber wieso sollte Clary diesen Auftrag machen, wenn ich doch viel mehr Erfahrung habe. Sie ist noch zu schwach und unerfahren dafür oder willst du, dass sie abgeschlachtet wird", sagte Alec offensichtlich aufgebracht.
"Wir diskutieren nicht darüber, Alec. Clary, Izzy und Jace übernehmen den Auftrag, während du hier die Stellung hälst. Das Institut braucht jemanden, der die Führung kurzfristig übernehmen kann", erklärte sie, was Alec scheinbar etwas versöhnlich stimmte.
"Also jetzt stellt euch nicht so an. Das sind die Befehle. Jace und Clary, sammelt Isabell ein und macht euch auf den Weg. Ihr solltet in ein paar Tagen zurück sein und du Alec, hälst hier die Stellung, alles klar?", sagte sie in einem Ton, der keinen Widerspruch dulden würde, weshalb auch alle bloß nickten und mit gesenktem Kopf den Trainingsraum verließen. Izzy verabschiedete sich von mir ebenso wie die anderen auch. Dann verschwanden sie zusammen mit Miss Lightwood und nur Alec und ich blieben zurück.
Nervös spielte ich an meinen Fingern herum. Ich wollte etwas sagen und ihn aufmuntern, aber es fiel mir nichts gescheites ein, was auch nur im geringsten trostspendend und aufmunternd war. Die Entscheidung wurde mir schlussendlich auch abgenommen, als er einfach ohne etwas zu sagen fluchtartig den Raum verlies und mich somit allein zurück lies.
Ich entschied mich dazu noch etwas zu trainieren, weshalb ich mich schnell wieder umzog und mich dann am Boxsack zu schaffen machte. Meine Arme waren immer noch zu schwach und mein Rumpf und meine Beine konnten die schnellen kraftvollen Bewegungen noch nicht immer so gut abfangen.
"Deine Deckung ist schwach", erklang plötzlich eine Stimme hinter mir und sofort drehte ich mich zu ihm um. Allerdings stand er bloß einen Schritt hinter mir, weshalb ich überrascht über seine Nähe und seine allgemeine Anwesenheit etwas zurück taumelte. Ich brauchte einen Moment bis ich mich gesammelt hatte und sagte:
"Die Deckung ist bei einem Boxsack doch gar nicht so wichtig. Die Wahrscheinlichkeit, dass der in einen Gegenangriff übergeht, ist nun wohl sehr überschaubar"
Seine Augen glitzerten bei meiner Aussage und seine Lippen schienen sich etwas amüsiert zu kräuseln, bevor er antwortete:
"Ja, aber in einem richtigen Kampf kämpfst du auch nicht gegen Boxsäcke, sondern richtige reale Menschen. Und die werden sich schon wissen zu verteidigen und anzugreifen"
Unsere Blicke schienen sich ineinander zu verhaken, während ich noch versuchte herauszufinden wie ich diese Situation und seine Aussagen gepaart mit seiner Körpersprache interpretieren sollte.
"Na komm, darf ich dir als Testobjekt dienen?", fragte er und nun schienen sich seine Lippen wirklich zu einem leichten, unterschwelligen Lächeln zu verziehen. Sofort nahm ich das Angebot an, weshalb er uns zwei lange Stöcke besorgte, mir einen zuwarf und sich dann in eine Ausgangsposition stellte. Ich machte es ihm nach, bevor er in den ersten Angriff ging.
Ich wusste, dass er angreifen würde und dennoch schaffte ich es nicht schnell genug meine Verteidigung aufzubauen, weshalb er mich in kürzester Zeit entwaffnet und bewegungsunfähig gemacht hatte. Zuvor hatte ich diese Situationen immer als etwas unangenehm empfunden, aber inzwischen hatte sich diese Einstellung etwas gewandelt. Ich hatte das Gefühl, dass ich die Person Alexander Lightwood endlich etwas besser verstehen würde. Zumindest zu einem Grad, wo ich mich noch sicher fühlte.
Wir spielten einige Runden durch und dennoch hatte ich nicht das Gefühl, dass ich einen Schritt vorwärts machte. Nicht einmal einen halben. Die Ergebnisse meines Trainings scheinten zu stagnieren, was mich ärgerte und gleichzeitig beschämte. Alle um mich herum schienen trotz ihrer guten Kampfskills sich jeden Tag noch weiter zu verbessern. Und ich konnte mich noch nicht einmal wirklich verteidigen. Meine Stimmung sank immer weiter, sodass ich mich irgendwann bei Alec bedankte und in mein Zimmer verschwand. Ich hatte genug Rückschläge für heute erlebt.
DU LIEST GERADE
Hunter
FanficAverie Clark ist eine 19-jährige Waise, die nach Brooklyn gezogen ist, um hier ihr Jurastudium zu absolvieren. Sie lebt für Gerechtigkeit und den Schutz für Opfer, da ihre Eltern in ihrem Kindesalter ermordet wurden. Jedoch wandelt sich ihr Leben sc...