(68) "Tötet sie nicht!"

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Die neue Umgebung erschlug mich fast, als wir auf der anderen Seite des Portals ankamen. Die Bäume ragten hundert Meter über uns in die Wolken hinein und hatten dadurch zugleich etwas Magisches wie auch etwas Bedrohliches. Es war zwar noch hell genug, um sich seiner Umgebung durchgehend bewusst zu sein, aber es würde auch die nächste Nacht kommen, in der dann dieser Faktor nicht mehr ziehen würde. Kurz gesagt bekam ich nicht unbedingt die Möglichkeit ein Gefühl von Sicherheit aufzubauen. Traurigerweise schien ich mich daran allerdings bereits genug gewöhnt zu haben, um keinen inneren Panikanfall zu bekommen.

"Komm", meckerte mich jemand plötzlich von der Seite an, der seine Finger in meinen Arm bohrte und mich damit sofort zu einer Kampfreaktion drängte. Ich wirbelte herum und schaffte es somit kurzzeitig dem Griff zu entkommen und die Hacken in den Waldboden zu hauen. Ich brachte gute zweihundert Meter hinter mich, bevor ich zu Boden geworfen wurde, wobei sich ein Gegenstand schmerzhaft in meinen Bauch bohrte. Ein erstickter Schrei verließ meinen Hals, allerdings waren die Schmerzen vom Adrenalin noch so unterbunden, dass ich kaum etwas spürte. Nur der Blick auf mein sich mit Blut durchtränkendes Oberteil verriet, dass das nun nicht gut gewesen war.

"War das wirklich nötig gewesen?", erklang die Stimme des Mannes, der neben Alexander einige Zeit im Institut verbracht hatte. Er drückte mir lieblos ein Stück Stoff auf die Wunde, bevor er meine Hände hinter meinem Rücken zusammenband und dann mich mit der einen Hand auf dem Stück Stoff auf der Wunde und der anderen Hand, die meinen Unterarm wie im Schraubstock gesichert hatte, zurück zu unserem Ursprungsort brachte. 

"Ach, Averie", erklang Valentins tadelnde Stimme, die sich mir von vorne näherte. 

"Was machen wir nur mit dir, wenn du jetzt aufmüpfig werden willst, mhh? Was machen wir nur mit dir? Du musst noch etwas durchhalten, ok?", sprach er wie mit einem kleinen Kind mit mir. Ich hasste es, aber es war besser als seinem Zorn ausgesetzt zu sein. 

"Wie schlimm ist es?", erkundigte er sich bei meinem Verfolger, der noch immer Druck auf die Wunde ausübte.

"Das wird schon. Sie soll doch relativ schnell heilen. Dann sollte das nicht mehr als ein Kratzer in einigen Stunden sein", erklärte er.

"Ok. Dann werden wir wohl das Training für eine Stunde aussetzen müssen. In der Zeit kümmere du dich bitte soweit um sie, dass sie nicht noch einmal abhauen kann. Wenn Tekin ihre Tante bringen sollte, dann lass den beiden ruhig einige Minuten zusammen, damit sie sich ihrer Aufgabe und der Auswirkung bei der Abwesenheit ihrer Leistungen bewusst wird", fuhr er schließlich fort, bevor seine Schritte ihn wieder zurück zu den anderen Kreismitgliedern führten, die im ersten Portal von Tekin mitgekommen waren. 

Also würde Tekin sich noch weitere aus dem Team besorgen, bevor wir die nächsten Schritte angehen würden. Interessant, dachte ich mir, während er mich zu einem Unterschlupf im Wald brachte und mich dort zu Boden drückte.

"Du solltest etwas schlafen, damit deine Wunde schneller heilt und du gleich wieder einsatzbereit bist", erklärte er kalt und wich einige Schritte zurück, damit ich es mir irgendwie bequem machen konnte. Mit einer Wunde im Bauch, aus dem noch immer Blut quillte und hinter dem Rücken verbundenen Händen war das nur nicht ganz so einfach. Aber ich befand mich eben immer noch bei Valentin. Da konnte ich mehr als mein Überleben vorerst nicht erwarten.

Ich döste einige Zeit vor mich hin, in der ich spürte wie es mir von Minute zu Minute bereits wieder etwas besser ging. Meine Kraft und mein Willen kehrten wieder mit voller Stärke zurück. Ein Hauch von Erschöpfung hatte sich allerdings zu ihnen gesellt. Wenn ich also hier lebend herauskam, würde ich erstmal zwei Wochen Ferien brauchen.

"Averie", erklang die panische Stimme meiner Tante und kurz darauf spürte ich wie jemand sanft an mir rüttelte. 

"Averie, kannst du mich hören?", sprach sie ohne Pause weiter, sodass ich meine Augen einen Spalt breit öffnete und ihr versicherte:

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