(78) "Das Leben ist ein ständiger Kampf"

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Stille. Pure Stille umgab mich als ich meiner wieder bewusst wurde. Meine Glieder waren kaum wahrnehmbar. Das Gewicht, das meinen gesamten Körper in den Boden zu pressen schien, wurde mit jeder Sekunde schwerer, während ich versuchte eine ruhige Atmung zu behalten. Ich war nicht tot. Zumindest hoffte ich, dass das hier nicht schon das Leben nach dem Tod war.

Wirklich religiös war ich nie gewesen, weshalb meine Gedanken sich selten um diesen Moment gedreht hatten, aber nun da er vielleicht gekommen war, packte mich die Angst. Aber nicht nur deshalb, sondern auch aus Angst um die Situation bei den Clave. Hatte ich meine Aufgabe erfüllt? Würde ich das je erfahren können, wenn ich nicht zurückgehen konnte? Würde ich wirklich aus den Wolken hinabsehen können und meinen Freunden bei der Arbeit zusehen? Was würde aus ihnen werden? Aus Jace und Clary? Aus Izzy? Aus Alec?

Ein Nebelschleier zog auf einmal über meine Gedanken und wollte sich auf ihnen festsetzen. Verzweifelt wollte ich ihm entkommen, aber wusste nicht so recht wie. Was passierte hier gerade? Fühlte sich so das Sterben an?

Nach und nach trübte auch mein Bewusstsein immer weiter ein. Jegliche Erinnerung daran wo ich eigentlich gerade war, mit wem ich dort war und warum, wollte aus meinem Gehirn entschwinden, aber ich klammerte mich mit all meiner Kraft an sie. Es fühlte sich an, als ob das sonst eine endgültige Handlung wäre, wenn ich nichts dagegen unternahm. 

Nach und nach bekam ich diese Erinnerungen und Gedanken aus den Klauen des Vergessens gerissen und kämpfte mich nun auch gegen die Nebelschleier auf meinen Gedanken durch. Ich musste hier raus und zurück zu den anderen. Auch wenn der Kampf extrem anstrengend war und ich mich einfach fallen lassen könnte, wollte ich das jetzt noch nicht. Meine Zeit war noch nicht gekommen, weshalb ich alles tun musste, damit es nicht dazu kam.

Minuten der absoluten Anstrengung vergingen, ohne das ich mich physisch einen Zentimeter bewegt hatte. Dann schließlich hatte mich vollends von den Kräften lösen können, die meinen Geist in Anspruch nehmen wollten und spürte wie ich immer leichter wurde. Meine Gliedmaßen wurden nicht mehr durch tonnen schwere Gewichte in den Boden gedrückt, sondern fühlten sich immer mehr wie vorher an. Vorher, in der Zeit, in der noch alles anders war.

Mittlerweile erlangte ich auch ein gewisses Maß an Bewusstsein für meine Umwelt wieder. Um mich herum wackelte es etwas. Menschen sprachen. Es waren Geräusche von Metall auf Metall laut, die mir verdeutlichten, dass ich mich nun wieder in der Realität befand. Nur der letzte Schritt fehlte noch, damit ich vollends wieder zurück zu ihnen konnte. 

Meine Augen waren allerdings noch immer wie verklebt. Ich hatte keine Chance sie zu bewegen, weshalb ich mich vorerst auf meine Finger konzentrierte. Mit ihnen konnte ich einen Stoff erfühlen, auf dem sie lagen. Auf dem vermutlich mein ganzer Körper lag. Also waren wir nicht mehr bei den Clave? Wo befand ich mich?

"Wir sollen uns sofort melden, wenn sich ihr Zustand verändert", vernahm ich nun den ersten vollen Satz, seitdem ich wieder zurück war. Kam er von Magnus? Von Alec? Von Jace? Genau heraushören wer es war, konnte ich zwar noch nicht, aber ich war über jeglichen Fortschritt unfassbar dankbar. Bis hierhin hatte ich es soweit relativ unbeschadet geschafft, dann würde ich den Rest auch noch hinbekommen. 

Nach und nach zog ich jeweils meine Finger etwas zu meiner Hand, um durch die Aktivität und durch die minimal stärkere Durchblutung irgendwie aktiver werden konnte. Meiner unnachgiebige Neugier was alles passiert war und durch Wunsch noch immer zu unterstützen, trieben mich durchweg an Fortschritte zu machen. Es war wie bei meiner Gabe, bei der ich auch vorsichtige kleine Schritte gemacht hatte, um ans Ziel zu kommen. 

"Ich bleibe bei ihr. Ihr solltet euch ausruhen, damit wir in wenigen Stunden, wenn sie hoffentlich wach wird, mit den Clave sprechen können", erklang erneut eine männliche Stimme, die dann nach kurzer Pause hinzufügte:

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