(3) Neuer Tag - Neues Leben

1.3K 42 0
                                    

"Sie kann nicht hier bleiben. Das können wir nicht verantworten", erklang eine laute Stimme, die mich abrupt aus dem Schlaf riss. Ich schlug vorsichtig die Augen auf und hörte, dass sich zwei Männer vor der Tür zu streiten schienen.

"Du kannst sie aber auch nicht wegschicken. Wenn der Kreis und Valentin hinter ihr her sind, dann ist sie weiterhin in Gefahr", erklärte jemand deutlich und ich konnte Jaces Stimme erkennen. Aber wer war der zweite Mann?

"Das mag sein, aber wir wissen nichts über sie. Wir kennen weder ihre Vorgeschichte noch irgendetwas anderes, das uns die Möglichkeit geben würde, die Gefahr für uns und die anderen abschätzen zu können"

"Es geht sicher keine Gefahr von ihr aus. Nur sie ist in Gefahr und ich bitte dich, dass du ihr noch einige Tage hier gibst. Zumindest bis sich wieder alles aufgeklärt hat", bat Jace nun mit gedämpfter Stimme.

"Jace, Alec, was geht hier vor sich?", erklang auf einmal Izzys Stimme hinter der Tür. Ich würde zu gerne wissen, was dort gerade genau vorging. Ich konnte zwar alles hören, aber sehen konnte ich es nicht, obwohl ich es doch zu gerne würde. So viele Fragen wirbelten durch meinen Kopf und hinterließen nur noch mehr Verunsicherung und weitere Fragen.

"Alec will Averie rausschmeißen", erläuterte Jace die Situation kalt.

"Das ist doch wohl nicht dein Ernst, oder? Du kennst sie doch gar nicht", brachte Izzy leicht aufgebracht ein, doch Alec fiel ihr ins Wort, bevor sie noch irgendetwas weiteres sagen konnte: "Genau das ist der Punkt, Izzy. Wir kennen sie nicht. Vielleicht ist sie eine Waffe von Valentin, die er eingeschleust hat, um an den Becher zu kommen. Schon einmal diese Idee in Betracht gezogen?"

"Das ist doch völlig absurd. Sie scheint ein super nettes Mädchen zu sein, dass versucht mit dieser neuen Situation umzugehen. Mit Clary hast du dich doch inzwischen auch abgefunden, oder nicht? Dann gib ihr doch bitte auch die Chance dir zu beweisen, dass sie ein gutes Herz hat", erklang erneut Izzys Stimme. Jetzt hatte ich genug. Ich warf die Decke auf die Seite, schlüpfte aus dem Bett und schritt auf die Tür zu. Kurz bevor ich dort ankam, wurde sie jedoch geöffnet und Izzy kam herein. Ihre Gesichtszüge waren hart und schienen sich perfekt an ihre Stimmlage angepasst zu haben.

"Oh du bist ja schon wach", gab sie nun verwundert von sich und augenblicklich wurde ihr Blick heller und sie lächelte mich freundlich an.

"Ja, ich bin gerade aufgewacht und wollte mir nun etwas die Beine vertreten", meinte ich und sie sah mich prüfend an. Vermutlich dachte sie eher, dass ich wegen ihrem Streit aufgewacht war, aber sie teilte ihre Zweifel nicht, sondern schritt nur weiter auf mich zu.

"Wie geht es dir heute?", fragte sie stattdessen und betrachtete mein Bein, dass durch das große Schlafshirt nicht wirklich verdeckt wurde. Das war mir zuvor nicht wirklich aufgefallen. Aber meine Kleidung konnte ich nirgendwo erkennen.

"Gut. Wo sind meine Sachen? Ich müsste jetzt wirklich dringend in mein Apartment zurück. Meine Freunde werden bestimmt schon völlig durchdrehen, weil ich nicht nach Hause gekommen bin", meinte ich und blickte demonstrativ suchend durch das Zimmer.

"Sie waren völlig von deinem Blut und dem Dämonengift durchtränkt, deshalb mussten wir sie leider entsorgen, aber ich kann dir etwas von meinen Sachen ausleihen oder ich kann auch Clary fragen ob sie dir was ausleihen würde. Aber davon abgesehen werden wir das Ganze vermutlich erst mit der Institutsleitung absprechen müssen", erklärte sie mir.

"Ja, das wäre großartig wenn das ginge. Könnte ich dann in der Zwischenzeit mein Handy bekommen, damit ich ihnen wenigstens schon einmal eine Nachricht zukommen lassen kann. Es wird sicherlich auch nicht so lange dauern", versuchte ich es weiter. Ich musste ihnen einfach sagen, dass es mir gut ging, bevor sie noch die Polizei einschalteten und unnötige Energie für einen vermissten Menschen aufgebracht wurde, der auf dem Weg nach Hause war. Das sollte ich ihnen besser ersparrt lassen.

"Du hattest kein Handy bei dir als wir dich gefunden haben. Aber das können wir alles noch klären, wenn du dich umgezogen hast. Warte kurz hier, ich hole dir etwas zum Anziehen", meinte sie und verschwand kurz danach schon aus dem Zimmer. Abwartend setzte ich mich zurück aufs Bett und dachte über meine Situation nach, in die ich so hereingerutscht war. Was war das wohl hier für ein Ort? Izzy und auch Jace hatten von einem Institut gesprochen, aber was für eins? Und warum hatten alle, die ich bisher hier gesehen hatte, solche sehr ähnlichen aber für außenstehende seltsam wirkenden Tätowierungen am Körper? Gehörten sie zu einer Sekte oder einem Kult? Und was hatte dieser Valentin mit der ganzen Geschichte zu tun? Doch auf die Antworten müsste ich wohl noch warten.

Izzy brachte mir nach einiger Zeit eine Jeans und ein T-shirt, mit denen ich mich bekleiden konnte. Und dann nahm sie mich mit um mir das Institut näher zu zeigen. Unsere Führung wurde allerdings durch mein schlechtes Gewissen meinen Freunden gegenüber, die sicherlich noch auf mich warteten und einem Kampf im Institut frühzeitig beendet. Es herrschte Aufrur in der Zentrale des Instituts, als wir hier angelangten.

"Izzy, es gab einen Angriff auf das Institut ein Foresaken hat es durch die Schutzzauber geschafft und hat Hodge und Alec angegriffen", kam ein Mann aufgeregt auf uns zu.

"Alec? Was? Wie geht es ihm? Wo ist er?", fragte Izzy sofort völlig aufgebracht.

"Er hat es mit einigen Verletzungen überstanden. Er wird gerade behandelt", ergänzte der Mann seine Vorherige Aussage. Scheinbar um Izzy zu beruhigen, aber das tat es nicht. Scheinbar sorgte sie sich sehr um Alec.

"Geh zu ihm, Izzy. Er braucht dich jetzt", bestärkte ich sie in dem, was sie nun tun sollte. Ich würde schon alleine klar kommen und sie müsste sich beruhigen, damit sie nicht vor Sorgen irgendetwas unüberlegtes tat.

"Wirklich? Danke, Averie. Ich bin bald zurück und du rührst dich in der Zeit bitte nicht von der Stelle. Conner, kümmere du dich bitte um sie", meinte sie noch, bevor sie rennend in einem Gang verschwand.

So schnell kann es gehen. Und schon stand ich in einem mir fremden Gebäude mit einem mir ebenso fremden Mann zusammen und versuchte zu überlegen, was ich selbst nun am besten tun sollte. Conner schien ebenso mit der Situation überfordert zu sein wie ich selbst es war und blickte sich suchend im Raum um, in dem es immer noch hektisch ablief.

"Conner, du brauchst dich nicht um mich zu kümmern. Es ist so viel hier los, dass es am besten wäre, wenn du den anderen hilfst", schlug ich ihm vor und konnte sofort in seinem Blick den Zwiespalt erkennen, den er gerade warnahm. Er wollte sicherlich lieber den anderen helfen, aber dennoch nicht seine Pflicht, auf mich aufzupassen, missachten, sodass es einige Sekunden dauerte, bis er diesen Zwiespalt überwunden hatte.

"In Ordnung. Soll ich dich vorher noch auf dein Zimmer bringen?", fragte er und wanderte mit seinem Blick wieder von mir zu den Geschehnissen im Raum, sodass ich in erst wieder auf mich aufmerksam machen musste, bevor er meine Antwort wirklich hörte:

"Nein danke. Ich habe sowieso noch etwas zu klären", erklärte ich und sah, dass ihm diese Antwort nicht gefiel, aber da er gerade zum wiederholten Male von einem anderen jungen Mann gerufen wurde, beließ er es dabei, nickte und verschwand in die Richtung, aus der sein Namen zuvor immer wieder gerufen worden war.

Nun musste ich dem ganzen auf den Grund gehen. Ich wollte nicht nur meinen Freunden Bescheid geben, dass es mir gut ging, sondern auch meine Tante anrufen um sie etwas über meine Geschichte auszuquetschen, denn die Worte von Professor Smith, die mir noch im Kopf erhalten geblieben waren, machten mir nicht nur Angst, sondern ließen auch Neugier in mir sprießen. Ich musste einfach wissen, was vor sich ging und vor allem, was ich selbst und meine Gesichte damit nur zu tun haben könnten.


HunterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt