(6) "Kämpfen hat etwas von zusammen tanzen"

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Clary und Isabelle hatten die Anweisungen von Magnus befolgt und mich ins Institut gebracht, in dem Jace und Alec bereits auf uns warteten. Clary hatte ihnen sofort mitgeteilt, dass wir wieder auf dem Weg zurück waren.

"Wie ist es gelaufen?", fragte Jace als er uns ins Zentrum des Instituts kommen sah.

"Naja wie man es sieht, aber er hat uns genau gesagt, was wir machen sollen bis er wieder da ist um etwas zu überprüfen", erklärte Clary und schritt auf die beiden näher zu. Alec hatte seine Arme vor seiner Brust verschränkt und blickte durch seine Größe bedingt etwas auf mich herunter.

"Und was sollen wir tun?", fragte er mich musternd und blickte dann von mir zu Izzy.

"Wir sollen mit ihr trainieren. Sie muss lernen sich ordentlich verteidigen zu können", erklärte diese und zog mich rasch in den Trainingsraum. Die anderen folgten uns.

"Das wichtigste ist erst einmal die Haltung und dein Stand. Du musst einen festen Stand auf den Beinen haben, aber dennoch schnell genug sein, um auf Attacken zu reagieren. Die Haltung macht dich stark und ist entscheidend über Sieg oder Niederlage", erklärte sie und plötzlich warf mir jemand einen Stab entgegen. Überrascht konnte ich ihn gerade noch fangen, als ich sah wer ihn geworfen hatte: Alec.

"Na dann wollen wir doch mal sehen wie groß das Übel ist", meinte er und lehnte sich dabei an eine der Säulen. 

Izzy hatte inzwischen auch schon einen Stab in der Hand und setzte zum ersten Angriff an, dem ich nur ganz knapp entkommen konnte. Ein zweites Mal schwang sie den Stab und erwischte mich dieses mal am Arm. Sofort entschuldigte sie sich, aber von Alec kam nur die Bemerkung:

"Nicht zu stark, Izzy. Sie soll sich doch nicht jetzt schon verletzen"

"Alec, wenn du nichts schlaues beizutragen hast, dann halt einfach deine Klappe", fauchte Izzy ihn an, als sie sah wie verletzend die Worte für mich waren. Und dennoch versuchte ich es immer und immer weiter und mit der Hilfe von Izzy und Jace wurde es auch immer besser. Doch plötzlich wurden die drei von einem Mann gerufen, sodass Izzy, Clary und Jace fluchtartig den Raum verließen.

"Du bleibst bei ihr. Und sei gefälligst nett", befahl Izzy, bevor sie ganz verschwand. 

Na toll. Nun hatten wir den Salat. Alec und ich sahen uns an und sofort meinte er:

"Komm, noch einmal von vorne. Versuche nicht die Spannung im Rumpf zu verlieren. Dadurch wirst du schwach und hast keine Chance mehr dich ordentlich zu verteidigen"

Ich nickte stumm und versuchte seine Tipps bei seinem nächsten Angriff besser umzusetzen, aber scheiterte kläglich. Die Bewegungsabläufe waren einfach noch nicht drin und da ich nie zuvor irgendeine Art von Kampfsport gemacht hatte, hatte ich keinerlei Erfahrung von der ich zehren konnte.

"Versuch dich noch mehr darauf zu konzentrieren", meinte er und sah mich an, während ich nach Luft rang und mich versuchte bereit zu machen für den nächsten Angriff. Warum genau musste ich nochmal mit ihm zusammen trainieren? Er schien immer so kalt und emotionslos, während in mir doch im Gegensatz die Emotionen stets brannten.

"Ich versuche es", entgegnete ich kämpferisch und brachte mich wieder in eine abwehrende Haltung. Sofort griff Alec wieder an, wobei ich Mühe hatte, überhaupt mich wehren zu können. Immer wieder trafen mich Schläge am Körper, aber ich versuchte sie zu ignorieren und mich stattdessen darauf zu konzentrieren weitere zu verhindern. 

Nach wenigen Minuten machten wir eine kleine Pause. Der Schweiß lief mir inzwischen über mein Gesicht und ich bereute es, dass ich mir keine Sportkleidung angezogen hatte. Mein Mund war trocken, weshalb ich mich suchend nach einer Flasche Wasser umsah, bis mir Alec plötzlich mit den Wort "Hier" eine zuwarf. Ich fing sie auf und bedankte mich, bevor ich gierig die kühle Flüssigkeit meine Kehle hinunterlaufen lies.

"Das war schon besser. Komm lass es uns gleich nochmal probieren", meinte er und ich sah endlich einmal eine kleine Regung in seinem Gesicht. Besaß er etwa doch Emotionen?

"Ok", meinte ich und lies umbewusst ein kleines Lächeln meine Mundwinkel umspielen. Irgendwie machte es mir gerade Spaß mit ihm zu trainieren. Auch wenn ich nicht genau wusste, warum das so war.

"Dann leg mal los", meinte er schmunzelnd und sah mich dabei auffordernd an.

Ich nickte und machte die ersten Bewegungen auf ihn zu, um ihn zu treffen, allerdings wehrte er meine Versuche entspannt ab und ging in den Gegenangriff, was mich dezent überforderte. Allerdings biss ich meine Zähne zusammen und versuchte mit seiner Geschwindigkeit mithalten zu können. Wir bewegten uns durch den ganzen Raum und ich versuchte mich nicht allzu schnell abschütteln zu lassen. Nein Alec Lightwood würde irgendwann nochmal von mir den Arsch versohlt bekommen.

"Sehr gut. Komm weiter", sagte er plötzlich, was mich so aus dem Konzept brachte, sodass ich bei meinem Ausweichmanouver die Balance verlor und fiel. Allerdings machte ich dabei keine Bekanntschaft mit dem Boden, sondern wurde blitzschnell aufgefangen.

"Bringen dich Komplimente so aus dem Konzept", fragte er schmunzelnd, was mir die Farbe in die Wangen trieb. Ich hatte mit einem Kompliment von ihm keinesfalls gerechnet, weshalb es mich so sehr verwirrt hatte.

"Komplimente an sich nicht, aber Komplimente von jemanden wie dir schon", murmelte ich und hatte irgendwie nicht mehr viel von der starken Ausstrahlung, die ich eigentlich mal zeigen wollte. So wurde das nichts mit dem Arschversohlen.

Er schmunzelte nur und fragte dann: "Jemanden wie mir?"

"Ja, jemanden wie dir, der seine Emotionen unter Betonböden vergräbt", meinte ich und sah ihm in seine Augen, die so sehr funkelten und mir in diesem Moment so nah waren, wie nie zuvor. Ich war noch immer in seinen Armen, aber versuchte mich nun etwas daraus zu lösen. Er allerdings lies das nicht zu, sondern bewegte mich so, dass wir schließlich ohne Musik einige Tanzschritte machten. Ich sah ihn verwirrt an, aber er sagte nur, während er mich nun loslies und sich mit einem Handtuch den Schweiß von der Stirn wischte:

"Weißt du, kämpfen hat etwas von zusammen tanzen. Es besteht bei beiden eine Dynamik, die bei wenigen anderen Dingen so vorhanden ist. Die Reihenfolge von Schritten und die zeitlich perfekte Ausführung entscheiden über Erfolg und Misserfolg, über Sprünge und Stürze"

Ich sah ihn musternd an und übersah nicht den Fakt, dass er einfach über meine vorherige Bemerkung hinweggeschaut hatte. Oder vielleicht war das gerade auch seine Antwort auf meine vorherige Aussage. So richtig durchschaubar war Alec Lightwood für mich noch nicht.

Wir blickten einander tief in die Augen und ich merkte gar nicht, dass die anderen bereits den Raum wieder betreten hatten, weil wir nur auf uns beide achteten. Für eine Millisekunde fuhren seine Augen zu ihrer Seite, bevor er kalt sagte:

"Und das wichtigste ist Konzentration" und damit zog er mir ein Bein weg und ich landete hart auf dem Boden. Ich stöhnte kurz auf und blickte zu ihm, der wieder seine eiskalte Miene aufgesetzt hatte. Sein Schmunzeln und das Funkeln in den Augen war verschwunden und geblieben war nur der alte gefühlskalte Alec.

"Konzentration, Averie. Ohne sie bist du aufgeschmissen", meinte er, bevor er den Trainingsraum einfach verließ. Was war denn das jetzt wieder für eine Aktion von ihm?

HunterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt